1931

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Januar 1931

  • 12. Januar: Als Folge der Annahme des Youngplanes wird die Interalliierte Militärkommission endgültig aufgelöst.

Fortschritte des Nationalsozialismus

In Bremen erzielen die Nationalsozialisten bei den Bürgerschaftswahlen einen großen Erfolg. In seiner Auswirkung wird am 16. Januar ein Nationalsozialist Präsident der Bremer Bürgerschaft (Volksvertretung). Zur gleichen Zeit etwa werden ein nationalsozialistisches Kraftfahrkorps unter Major v. Hühnlein sowie nationalsozialistische Juristen-, Ärzte-, Studenten- und Schülerbünde gebildet. Dr. Otto Dietrich wird Reichspressechef. Der Bau des „Braunen Hauses“ (Reichsgeschäftsstelle in München) wird vollendet. Vom Frühjahr 1931 an führen die SA-Standarten die Nummern der Regimenter des alten Heeres, um deren ruhmgekrönte Tradition zu bewahren.

Februar 1931

10. Februar: Sensation im Reichstag.

Hier wird eine neue Geschäftsordnung beschlossen, die für die Rechtsparteien nachteilig ist.
Daraufhin verlassen 107 Nationalsozialisten, 41 Deutschnationale und drei Landvolk-Abgeordnete demonstrativ den Sitzungssaal und erklären, vorläufig nicht zurückzukehren. Die Linke sieht sich jetzt gezwungen – damit die Geschäfte überhaupt weitergeführt werden können –, dem Wehretat, dem Bau neuer Panzerschiffe und einigen Notverordnungen zuzustimmen, zu denen sie aus taktischen Gründen sonst ihre Einwilligung kaum gegeben hätte.

März 1931

  • 4. März: In Indien stellt Gandhi vorläufig seinen Ungehorsamsfeldzug ein. Für den Herbst wird eine neue Indienkonferenz in London in Aussicht gestellt.
  • 21. März: Bekanntgabe des Planes einer deutsch-österreichischen Zollunion.
Nach dem Börsenkrach in Neu York (28. Oktober 1929) war die Weltwirtschaft fast überall ins Stocken geraten. Die Staaten trachteten jetzt danach, ihre Wirtschaftsräume durch besondere Abkommen zu vergrößern. Dieses Drängen zum „Großraum“ führte in den baltischen Ländern, im agrarischen Südosteuropa, im britischen Empire, im französischen Kolonialreich, an der holländisch-belgischen Nordseegrenze zu besonderen wirtschaftlichen Vereinbarungen. Auch Deutschland sieht, seine Handelsbasis zu erweitern und hofft, dies durch ein Zollabkommen mit Österreich zu erreichen. Dieses soll zugleich zu einem politischen Erfolg ausgestaltet werden; man glaubt, der französischen Mitteleuropapolitik die Spitze abbrechen zu können. So erklärt die Regierung: „Wir werden mit Hilfe der Zollunion aus dem Schützengraben der Außenpolitik herauskommen. Endlich, nach langen Jahren des Wartens, wird auch hier wieder zum Bewegungskrieg übergegangen werden können.“
Sofort erheben aber Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei auf den heftigsten Einspruch gegen diesen Plan, der einen Verstoß gegen den Versailler Vertrag darstelle. Einst hatte die Wilsonbotschaft vom 8. Januar 1918 in Punkt 3 „Wirtschaftsfreiheit als Grundlage eines Weltfriedensprogrammes“ verkündet. Jetzt betonen die obengenannten Mächte, daß es Deutschland und Österreich nicht gestattet sei, derartige Verträge untereinander abzuschließen. Schließlich befaßte sich im Mai 1931 der Völkerbunderat eingehend mit dieser Frage. Großbritannien empfahl hierbei, die Angelegenheit dem Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu unterbreiten. Dieser entschied im Juli mit 8 zu 7 Stimmen gegen den deutsch-österreichischen Plan.

April 1931

  • 14. April: Umschwung in Spanien – Flucht des Königs. Auch die neue Regierung konnte in Spanien keine Ruhe schaffen. Dauernde Unruhen. Schließlich entschloß sich König Alfons XIII. im März 1931, die Wahl eines Parlamentes auszuschreiben. Aber schon die Gemeindewahlen bringen den Linksparteien einen so überwältigenden Sieg, daß Alfons am 13. April 1931 das Land verläßt. – In Spanien wird die Republik ausgerufen.

Mai 1931

  • 11. Mai: Zusammenbruch der Österreichischen Kreditanstalt. Bei den Erörterungen aber die reichsdeutsch-österreichische Zollunion hat sich die schwierige Lage der Österreichischen Kreditanstalt, des größten Bankunternehmens des Landes, herausgestellt. Das Vertrauen in den Geldmarkt dieses kleinen künstlichen Staatsgebildes, das wirtschaftlich von Natur aus lebensunfähig ist, verliert sich mehr und mehr. Die Auslandsgläubiger rufen ihre Kredite zurück, es entstehen Verluste von 140 Millionen Schilling. Wohl gelingt es internationalen Sanierungsversuchen, einen regelrechten Bankrott abzuwehren; aber die Weltbörsen stehen unter der Parole „Flucht aus Österreich!“.
  • 13. Mai: Paul Doumer wird der 13. Präsident der französischen Republik. Er ist Nachfolger von Gaston Doumergue, der am 13. April 1924 Millerand gefolgt war.
  • 30. Mai: 12. Reichsfrontsoldatentag des „Stahlhelms“ in Breslau. 150.000 Teilnehmer.

Juni 1931

  • 5. Juni: Notverordnung Brünings zur Sicherung der Finanzen. Die österreichische Finanzkrise greift Anfang Juni auch auf Deutschland über. Man weist darauf hin, daß Deutschlands internationale Verschuldung eigentlich noch viel größer sei als diejenige Österreichs. Das war an sich richtig, aber es war in der Hauptsache eine Folge des Versailler Vertrages:
Ohne die politischen Tributzahlungen belief sich damals die deutsche Verschuldung auf etwa 8,2 Milliarden Mark. Da sie durch langfristige Kredite hätte gedeckt werden können, war sie nicht allzu drückend. Hierzu kommt aber noch für die Zahlungen von Reparationen ein Verschuldungsüberschuß von 10 Milliarden, dem nur kurzfristige Kredite gegenüberstehen. Diese beginnt das Ausland, namentlich die französischen Banken, jetzt zurückzuziehen. Beispiellose Panik der Geldverleiher. Jeder versucht, so schnell wie möglich aus Deutschland „auszusteigen“.

Drohender finanzieller Zusammenbruch Deutschlands

Amerika erkennt, daß seine in Deutschland angelegten Gelder in Gefahr sind: In der ersten Junihälfte haben die ausländischen Banken über eine Milliarde in Gold und Devisen zurückgezogen. Das Reich steht vor dem Bankrott. Reichspräsident von Hindenburg entschließt sich, den amerikanischen Präsidenten Hoover in einem vertraulichen Handschreiben um Unterstützung zu bitten. Dieser schlägt daraufhin in einer diplomatischen Kundgebung ein „Weltfeierjahr“ vor: Vom 1. Juli 1931 bis zum 30. Juni 1932 sollen alle Zahlungen ruhen, die aus Kriegsverpflichtungen stammen. Während dieses Jahres verzichtet Amerika auf sämtliche Ansprüche, verlangt aber, daß seine Schuldner ihren eigenen Schuldnern denselben Aufschub einräumen.
Außerordentlicher Eindruck dieser Botschaft in der ganzen Welt. Nur Paris macht hiergegen schwere Bedenken geltend. Man will vermeiden, daß Deutschland allzu rasch vom Youngplan loskommt. Aber auch im Reich ist man bald enttäuscht: Die Geldabzüge halten an, und man beginnt zu erkennen, daß das Moratorium nur erlassen wurde, um dem gefährdeten privaten Kapital Amerikas die Möglichkeit zu geben, sich ohne allzu große Verluste aus Deutschland zurückziehen zu können.

Juli 1931

  • 7. Juli: Zusammenbruch des Nordwolle-Konzerns. des größten deutschen Textilunternehmens. Verluste von vielen Millionen. die vor allem auch die Danat- und die Dresdner Bank betreffen.
Die großen deutschen Privatbanken waren mehr und mehr die Hauptträger des internationalen Kreditverkehrs geworden. Sie liehen sich die Gelder von Amerika, England, Holland, der Schweiz und gaben sie mit entsprechendem Zinsgewinn im Inland weiter. Als der Strom der langfristigen Auslandsanleihen zu versiegen begann, blieb noch immer die Aufnahme kurzfristiger Gelder. Dies war damals verhältnismäßig leicht, weil die internationalen Finanzinstitute noch immer eine große Geldflüssigkeit aufwiesen. Wenn ein ausländischer Gläubiger Rückzahlung verlangte, so konnte man ohne große Schwierigkeiten bei einem anderen weiterborgen. Niemand dachte an einen allgemeinen Abzug der Leihgelder aus Deutschland. Auch verstand es die Reichsbank, immer wieder mit ihren Reserven das Gleichgewicht herzustellen.
Im Mai und Juni 1931 ändern sich diese Verhältnisse aber grundlegend. Auch die Reichsbank muß jetzt ihre Hilfe versagen. Vergeblicher Versuch des Reichsbankpräsidenten Hans Luther, durch eine Reise im Flugzeug in Europa eine Anleihe aufzutreiben. In Paris gibt man ihm zu verstehen, daß für weitere Kredite lediglich die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich ausschlaggebend seien. Frankreich hält jetzt den Zeitpunkt für gekommen, Deutschland finanziell in die Knie zu zwingen. Anfang Juli werden täglich etwa 50 bis 100 Millionen Auslandsgelder aus Deutschland abgezogen. Im ganzen sind es bereits 3 Milliarden innerhalb weniger Monate.
Am stärksten hatte sich in den vorausgegangenen Jahren die Danat-Bank mit diesen Spekulationen befaßt. Jetzt wird sie am schwersten getroffen. Am 13. Juli schließt sie ihre Schalter. Neben dem großen Börsenkrach in Neu York (28. Oktober 1929) wird dieser Tag zum Schreckensbegriff der Weltfinanz.
  • 14. Juli: Das Reich greift in die deutsche Bankenkrise ein. Es übernimmt die Geschäftsaufsicht über die bankrotte Danat-Bank und garantiert den Anlegern ihre Gelder. Gleichzeitig werden Bankfeiertage eingeschoben, die bis zum 5. August (!) währen. Vollkommenes Chaos im inneren Zahlungsverkehr. Privatleute erhalten zunächst überhaupt kein Geld, dann kleine Teilbeträge. Der Zinsfuß steigt vorübergehend auf 15 %. Die Gehälter werden in Wochenraten gezahlt, in Industrie und Handel reißt überall eine Borgwirtschaft ein, welche die Schuldnermoral vollständig untergräbt. Wertpapiere werden nur in der „Schwarzen Telephonbörse“ mit „gesprochenen“ Kursen gehandelt. Zahlreiche wirtschaftliche Unternehmungen gehen zugrunde und werden vom Reich nur da aufrechterhalten, wo öffentliche Interessen auf dem Spiel stehen. Als nach vielen Wochen endlich die Börsen wieder eröffnet werden, sind die Effektenkurse durchschnittlich um 13 ihres Wertes gesunken.
  • 17. Juli: Brüning und Curtius versuchen in Paris noch einmal, eine Anleihe aufzunehmen, aber die Bedingungen sind für Deutschland untragbar: Die Franzosen verlangen nicht nur eine deutsche Zollgarantie, d. h., das Reich soll als Sicherheit seine Zölle an Frankreich verpfänden, sondern es soll auch Deutschland verboten sein, die Ausrüstung seiner Wehrmacht zu erneuern. Im besonderen soll Deutschland keine neuen Panzerschiffe bauen.
  • 20.23. Juli „Sieben-Mächte-Konferenz“ in London. Inzwischen hat MacDonald die wichtigsten Mächte zu einer Wirtschaftskonferenz eingeladen, denn auch das englische Pfund fängt an zu wanken. Brüning und Curtius begeben sich zu Laval nach London, aber auch hier scheitern Anleiheverhandlungen. Jetzt erklärt Deutschland, es wolle auf neue Anleihen verzichten und den Weg der „Nationalen Selbsthilfe“ beschreiten.

August 1931

  • 10. August: Anfang des Freiwilligen Arbeitsdienstes
  • Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung verordnet, daß alle Arbeitsämter für diejenigen Fürsorge- und Krisenunterstützungsempfänger bis zu 21 Jahren, die sich freiwillig melden, einen Arbeitsdienst einzurichten haben. Er soll in gemeinnützigen zusätzlichen Arbeiten bestehen wie Aufforstungen, Anlegen von Wegen, Abbruch- und Aufräumungsarbeiten und sportlicher Ertüchtigung. Die Reichsanstalt erhöht die Unterstützung für jeden im Freiwilligen Arbeitsdienst stehenden jungen Mann auf täglich 2,- RM.
  • 19. August: Stillhalteabkommen in Basel
Zur Behebung der Weltkrise und um insbesondere die deutsche Verschuldung zu untersuchen, wurde in Basel ein Sachverstandigenausschuß unter Führung des Finanzexperten Layton eingesetzt. Zum erstenmal wird jetzt von den Ententezmächten die deutsche Finanzstatistik anerkannt: Deutschland erhält nunmehr auch ein „privatwirtschaftliches Auslandsmoratorium“. Das in Basel getroffene Stillhalteabkommen soll zunächst bis zum 28. Februar 1932 gelten. Inzwischen erläßt das Reich eine scharfe Devisensperre.
In der Folgezeit werden die gegenseitigen Besuche der Staatsmänner fortgesetzt. Zunächst besucht MacDonald Berlin. Dann fährt Brüning nach Rom, um die Lage mit Mussolini zu besprechen. Schließlich kommen Ministerpräsident Laval und Briand als Außenminister nach Berlin. Das Mittel zur wirklichen Beruhigung Europas aber wird bei diesen Zusammenkünften nicht gefunden.
  • 24. August: Die Reichsregierung erläßt eine Notverordnung, um die Haushalte der Länder und Gemeinden zu sichern.

September 1931

Gandhi, von seinen Anhängern „Mahatma“ („Große Seele“) genannt, wurde als Sohn eines indischen Ministers 1869 geboren. Er studierte von 1888 bis 1891 in London die Rechte und wurde dann Advokat in Bombay. 1893 ging er nach Südafrika, wo er der politische Führer der dort eingewanderten Inder wurde. Im Burenkrieg leitete er ein indisches Lazarett. Später wurde der Führer der nationalen Bewegung Indiens und wurde oftmals von den Engländern zu Gefängnisstrafen verurteilt. Um Indien von der britischen Textilindustrie unabhängig zu machen, regte er seit 1921 das häusliche Spinnen der Inder an und ging darin mit eigenem Beispiel voran.
Als Politiker hat sich Gandhi nicht durchzusetzen vermocht. Die von ihm erstrebte Beseitigung der religiösen Gegensätze zwischen Hindus und Mohammedanern ist nicht erfolgt. Seine Hauptbedeutung liegt in dem moralischen und geistigen Einfluß, den er in der Bekämpfung sozialer Rückstände seines Landes, wie der Lage der Witwen und der niederen Kasten, ausübt, und in dem persönlichen Ansehen, das er überall wegen seiner menschlichen Lauterkeit genießt.
Auf der großen Indienkonferenz vermochte er sich nicht mit den Engländern endgültig zu einigen.

Vorgeschichte des Konfliktes in Ostasien

Im Jahre 1911 hatten sich einige südliche Provinzen von China getrennt und Sun Yat Sen zu ihrem Präsidenten ernannt. Schließlich aber war es durch den Marschall Yuanschikai zu einer Verständigung gekommen, in deren Verfolg die Mandschu-Dynastie – das seit dem Jahre 1644 regierende Herrscherhaus – zurücktreten mußte. An ihrer Stelle machte sich Yuanschikai zum Regenten und wurde bald darauf erster Präsident der chinesischen Republik. Er starb 1916. Im folgenden Jahre machten sich die südlichen Provinzen abermals selbständig und erkoren Sun Yat Sen von neuem zu ihrem Präsidenten.
Am Ersten Weltkrieg nahm China an der Seite der Westmächte teil, hatte aber keinen Gewinn davon: Die Entente sah Japan als erste Macht in Ostasien an. Dieses hatte bald nach Ausbruch des Krieges Kiautschou und einen erheblichen Teil des chinesischen Gebietes von Schantung besetzt. Damit erwachen alte Streitigkeiten aus der Zeit des Japanisch-Chinesischen Krieges (1894/95), in dem es Japan gelungen war, durch einen raschen Sieg den langjährigen Streit zu seinen Gunsten zu entscheiden. Damals aber war Japan durch den Widerspruch Rußlands großenteils um die Früchte seiner Anstrengungen gekommen und hatte sich mit Formosa und einigen Nebeninseln begnügen müssen. Erst der siegreiche Feldzug gegen Rußland (1904/05) brachte dem rasch aufstrebenden Inselreich den vollen Gewinn Koreas, wozu es nun auch das südliche Sachalin, Liautung und Port Arthur einverleiben konnte. Neben diesem Landgewinn war aber Japans wichtigster Zuwachs der nunmehr beginnende wirtschaftliche Einfluß auf die Mandschurei, dieses reiche und mit ungeheuren Bodenschätzen gesegnete Land.
China war nach dem Kriege durch seine schlechte soziale Lage und durch die politische Umwälzung in Rußland immer mehr in kommunistisches Fahrwasser geraten. Einige Provinzen hatten sich als selbständige Sowjetrepubliken erklärt, wobei es zu ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den südlichen und den nördlichen Gebieten dieses riesigen Reiches kam. Nur langsam gelang es der chinesischen Zentralregierung nach dem Tode von Sun Yat-sen, die Loslösungsbestrehungen der südlichen Republiken einzudämmen; endlich – im Jahre 1928 – kam es unter Tschiang Kaischek zu einer nationalen Einigung Chinas und zu einem Erwachen des Nationalbewußtsein. Ein gewisser Erfolg blieb nicht aus: Nach Ansicht führender Chinesen war der Herd aller Unruhen Chinas die immer mehr steigende Abneigung gegen die Fremden in den sogenannten „Vertragshäfen“. Hier wurde tatsächlich die Arbeitskraft des chinesischen Volkes von den Weißen in rücksichtsloser Weise ausgenutzt; denn durch die vielen – wirklich einseitigen – Verträge über Konzessionen im Im- und Export ohne Zollentrichtung, über Schifffahrtsabkommen ohne Hafengebühren usw. hatte China nur Lasten übernehmen müssen, ohne an dem Ergebnis der Geschäfte beteiligt zu werden. Der neuen nationalen Regierung gelang es, allmählich einen Teil der „ungleichen“ Verträge zu beseitigen.
Die mandschurischen Eisenbahnen:
Nur wenige Schienenstränge führen von Sibirien an den pazifischen Ozean. In der Hauptsache ist es die ostchinesische Bahn über Charbin (Mandschurei), die in drei weiteren Strecken ausläuft, welche in Wladiwostok, Dairen und Schanghai über Peiping (das frühere Peking) enden. Daneben hatte die Sowjetunion auf ihrem eigenen Gebiet eine besondere Umgehungslinie nach Wladiwostok gebaut; dennoch war es auch auf der mandschurischen Linie Aktionär geblieben und beschäftigte hier russisches Personal.
In der Folgezeit entbrennt zunächst ein Kampf um die in Charbin abzweigende Linie über Mukden, die von hier aus einerseits nach Dairen und Peiping, andererseits in das japanische Korea führt. Die Besitzverhältnisse an dieser Bahn waren für Rußland, China und Japan gleich wichtig. Dazu kam die gewaltige Bevölkerungszunahme Japans, für die das Inselreich viel zu klein geworden war: Die 64 Millionen verlangten gebieterisch nach Ausdehnungsmöglichkeiten. Sie waren ihnen jedoch nach Osten – nach den Vereinigten Staaten zu – verschlossen, da hier 1923 eine Einwanderungssperre für alle Japaner ausgesprochen war. Auch Kanada und Australien schlossen sich gegen Japan ab. Es blieb also zunächst nur die Mandschurei, wo Japan sowohl politisch wie wirtschaftlich immer stärker vordrang. Diese erhöhte Aktivität Japans beantwortete das neu erwachende China an seinen Gamsen mit dem Boykott der japanischen Waren. Die Ereignisse folgen nun rasch aufeinander:
Im Juni 1931 lehnt China den neuernannten japanischen Generalkonsul für Charbin ab; gleichzeitig ermorden Soldaten des chinesischen Generals Tschang den japanischen Hauptmann Nakamura auf mandschurischem Gebiet. Im Juli 1931 erhält die Boykottbewegung gegen Japan in allen großen Städten Chinas ein offizielles Gepräge.
Im August 1931 wird der Patriotenklub der Japaner in Tsingtau von Chinesen attackiert, wobei Blut fließt.
Im September 1931 werden die Gleise der südmandschurischen Bahn, die für den japanischen Wandel geradezu eine Lebensnotwendigkeit bedeuten, von chinesischen Truppen gesprengt, worauf es zu kriegerischen Zusammenstößen kommt. Der japanische General befiehlt den Vormarsch zum Schutz der japanischen Siedler in der Mandschurei und der Bahn. Am 19. September 1931 besetzt Japan den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Mukden. Die chinesischen Truppen ziehen sich zurück: China protestiert beim Völkerbund.
  • 21. September: England verläßt den Goldstandard, um auf dem internationalen Wirtschaftsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Nicht zuletzt ist diese Maßnahme gegen die beginnende Einfuhr billiger japanischer Waren erforderlich. Die nordischen Länder, im besonderen Schweden, Dänemark und Norwegen, schließen sich diesem Vorgehen an.

Oktober 1931

  • 1. Oktober: Zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise richtet die Reichsregierung jetzt sogenannte Stadtrandsiedlungen ein. Jede Stelle umfaßt etwa 1.000 qm Gartenland, halb für Kartoffeln, halb für Gemüse und Obstbau bestimmt. Das Siedlungshäuschen muß durch Selbst- und Nachbarhilfe für RM. 2.500,- erbaut und für Kleinviehhaltung eingerichtet werden. Das Baukapital wird vom Reich vorgeschossen (48 Millionen) und vom Siedler verzinst und amortisiert. Bis Mai 1932 wurden insgesamt etwa 19.200 Stadtrandsiedlungen errichtet und hier ca. 96.000 Menschen untergebracht. Die Siedelstellen an den Stadträndern sollten einen zusätzlichen Lebensunterhalt bei halbwöchiger Berufsarbeit ermöglichen.
  • 9. Oktober: Brüning bildet sein Kabinett um: der linke Flügel des Zentrums unter Wirth scheidet aus. Reichswehrminister Groener übernimmt nun auch das Innenministerium. Dadurch wird die politische Machtstellung der Reichswehr nach außen hin stark unterstrichen, dieser droht allerdings nun auch die Gefahr, in die Krise des Staatssystems verwickelt zu werden.
  • 10. Oktober: Adolf Hitler wird vom Reichspräsidenten zum erstenmal empfangen. An dieser Aussprache, die Staatssekretär Meißner angeregt hatte, und die eine Dreiviertelstunde dauert, nimmt auch Göring teil. Hindenburg äußert nach dem Besuch, daß eine grundlegende Trennungslinie zwischen ihm und Hitler nicht vorhanden sei. Eines Tages werde Hitler an der Regierung teilnehmen müssen.
  • 11. Oktober: Treffen der Harzburger Front, eines Bündnisses nationaler Organisationen, unter dem Schutz des Landes Braunschweig
Hier vereinigen sich die Nationalsozialisten, Deutschnationalen und der „Stahlhelm“ als „Nationale Opposition“ zu einer gewaltigen Kundgebung. Sie fordern, daß Macht und Verantwortung in ihre Hände zu legen sei.
  • 13. Oktober: Zusammentritt des Reichstages: Hierbei sagt Brüning der „Harzburger Front“ scharfen Kampf an. Diese Stellungnahme benutzt die preußische Regierung, um gegen die ihr sehr unbequem gewordenen nationalen Kräfte schärfer vorzugehen; sie erläßt ein Uniformverbot; auch die übrigen Länder folgen – bis auf Braunschweig. Hier wird daher am 18. Oktober 1931 ein großes und SS-Treffen mit 100.000 Teilnehmern abgehalten. Bis zur braunschweigischen Grenze müssen die SA- Männer in „Zivil“ fahren. Eine ausländische Zeitung schreibt bei dieser Gelegenheit: „Brüning ist nicht mehr Deutschland, Deutschland ist Hitler. Diese Hunderttausende sind eine politische Macht!“ Es folgen viele Monate eines sehr unerquicklichen inneren Kampfes. Er artet bei den Behörden vielfach in Schikanen aus und wird auch auf der anderen Seite mit großer Erbitterung geführt.
  • 17. Oktober: Die englischen Wahlen ergeben einen großen Sieg der konservativen Partei.
MacDonald muß sein Kabinett umbauen.

November 1931

  • 24. November: Von den sozialdemokratischen Gewerkschaften und dem Reichsbanner wird die „Eiserne Front“ gegründet. Demgegenüber gelingt es der NSDAP, bei den hessischen Landtagswahlen die Mandate zu verdoppeln. In der Bevölkerung erkennt man jetzt deutlich, wohin die Dinge treiben.
Adolf Hitler richtet im Kaiserhof in Berlin – gegenüber den Amtsräumen der Regierung in der Wilhelmstraße – sein Quartier ein.
In der Zeit vom 15. November bis zum 19. Dezember 1931 führt England seine 50%igen Wertzölle ein, „um die übermäßige Einfuhr von Fertigwaren abzudämmen". Die übrigen Staaten folgen mit Hochschutzzöllen, Kontingentierungen in der Einfuhr, Wertzollerhöhungen, kündigen von Handelsverträgen usw.

Dezember 1931

  • 1. Dezember: Im Hinblick auf die Gestaltung der Handelsbeziehungen mit dem Ausland erläßt die Reichsregierung auch ihrerseits eine Notverordnung zur Regelung der Zölle.
Aufkeimende Gefahr für Europa durch eine Verbindung zwischen Japan und dem Islam.
Während die europäischen Staaten sich nicht zu einigen vermögen, beginnen die Völker des Ostens immer mehr zu erstarken. Die Türkei unter Kemal Pascha gesundet zusehends und weist jede Bevormundung seitens fremder Staaten von sich. Das gleiche gilt von Persien unter Risa Chan. Hier ist inzwischen ein durchaus moderner Staat entstanden, der wehrhaft seine eigene Politik treibt. Auch die Bildung eines unabhängigen Reiches Arabien unter Ibn Sound hat um diese Zeit gewaltige Fortschritte gemacht. Dieser weitblickende König streckte nach der Vereinigung seines wahabitischen Stammlandes mit dem Emirat von Assir jetzt seine Hände nach dem Jemen-Gebiet aus, das dicht vor den Toren Adens liegt. Einst hatte er mit finanzieller Unterstützung der Engländer sich eine moderne Armee mit Flugzeugen und Tanks geschaffen; jetzt bedroht er durch seine Eroberungen die Verbindung Englands mit Indien und erweitert auch in religiöser Beziehung seinen Einfluß. – Weiter im Osten ist um die Jahreswende 1931/32 Japan im Begriff, sein erstes Ziel – die Bildung eines Vasallenstaates Mandschukuo – zu erreichen. Schon beginnt es, über die Mongolei und Ostturkestan durch wirtschaftliche Verknüpfung den mohammedanischen Völkern die Hand zu reichen.
Das Jahr 1931 schließt für die Welt, im besonderen aber für Deutschland, schlecht ab. Das Anwachsen der innerpolitischen Spannungen zeigt die steigende Zahl derjenigen, die den Tod für die nationalsozialistische Bewegung erlitten:
1924 – 4
1925 – 5
1926 – 4
1927 – 5
1928 – 5
1929 – 9
1930 – 17
1931 – 42
1932 – 84
Die Zahl der Verletzten aus den Reihen der NSDAP belief sich im Jahre 1931 auf 6.000 bei einer Zahl von etwa 800.000 Mitgliedern.
Die Arbeitslosen waren am Ende des Jahres auf fünf Millionen angestiegen, d. h. auf weit über ein Viertel der gesamten Arbeiterschaft.

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