9. November 1918

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Am 9. November 1918 kam es durch die Novemberrevolution zur Beseitigung der Monarchie in Deutschland. Reichskanzler Maximilian von Baden verkündete eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und betraute Friedrich Ebert mit den Amtsgeschäften. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann rief gegen 14 Uhr vom Reichstagsgebäude aus die „deutsche Republik“ aus. Zwei Stunden später verkündete der Spartakist Karl Liebknecht vom Berliner Stadtschloß aus die deutsche Räterepublik.

Historische Bewertung des Umbruchs

Wenn Historiker von jenem deutschen Staat sprechen, der am 9. November 1918 untergegangen ist, wird oft die unüberbrückbare Spannung zwischen Überkommenem und Modernem hervorgehoben, die das Kaiserreich letztlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt hätte. Auf Seiten des Fortschritts stehen dabei die Industrialisierung, die wissenschaftlichen Leistungen und bei manchen, dem Kaiserreich wohlgesonnenen Autoren, auch die sozialen Sicherungssysteme. Als rückständig hingegen werden das Dreiklassenwahlrecht in Preußen, die mangelnde parlamentarische Verantwortung von Kaiser und Reichskanzler sowie die gesellschaftlichen Verhältnisse in industriellen Ballungszentren und in Ostelbien genannt. Die politische Absicht von Historikern, die diesen Gegensatz zeichnen, liegt dabei auf der Hand: die Erbringung des Beweises, daß Deutschland nach Beseitigung der 'rückständigen' Elemente seines Staatswesens im Rahmen des langen Weges nach Westen früher oder später die liberalen, angelsächsischen Vorstellungen über Politik und Gesellschaft annehmen müßte, was durch die Gründung der Bundesrepublik dann auch geschehen ist.

Fakt ist, daß im Deutschland des Jahres 1914 nicht nur das liberale Bürgertum, sondern auch die Arbeiter recht gut in den monarchischen Staatsaufbau integriert waren. Auf politischer Ebene war das Budgetrecht des Parlaments eine wirksame Waffe, um die Exekutive zu kontrollieren. Der uniformierende Fraktionszwang war mit Ausnahme der Sozialdemokraten kaum ausgeprägt, was parlamentarische Debatten auf intellektuell weit höherem Niveau als in heutigen Tagen ermöglichte. Die oftmals heraufbeschworene Zensur durch staatliche Behörden war weit harmloser als die heutige Selbstzensur aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung. Nie war die Meinungsfreiheit in Deutschland so groß wie zwischen 1871 und 1918. Auf gesellschaftlicher Ebene verhinderte die damals noch ernstgenommene christliche Soziallehre kapitalistische Auswüchse. Eine Selbstkontrolle durch Unternehmer und Grundbesitzer war in viel höherem Maße gegeben als im Zeitalter der anonymen Aktiengesellschaften und Konglomerate. Im Verbund mit den von Regierungsseite erlassenen Gesetzen ermöglichte dies die Schaffung eines im Vergleich zu europäischen Nachbarn relativ hohen Lebensstandards der ärmeren Schichten. Freilich war das deutsche System, an dessen Spitze der Vater des Vaterlandes stand, weitaus paternalistischer ausgerichtet als der angelsächsische Liberalismus. In Deutschland gab es nicht das Recht auf soziale Leistungen, es herrschte eher eine Art freiwillige Selbstverpflichtung derjenigen, die geistig oder materiell begütert waren, einen Teil dieser Güter zum Wohle aller einzusetzen.

Wenn das Kaiserreich wirklich nur militaristische Gewaltherrschaft zur Aufrechterhaltung bestehender Verhältnisse gewesen wäre, hätten doch seine Erfolge – die Versöhnung des Bürgertums mit der Monarchie, die sozialen Standards, die Meinungsfreiheit – eigentlich gar nicht existieren dürfen, wenn man die Thesen der gängigen Historiker konsequent zu Ende denkt. Deswegen ist der 9. November 1918 keine deterministische Konsequenz aus den Ungereimtheiten der politischen Verfassung des Kaiserreichs. Es ist vielmehr, daß Parlamentarier keine anderen Götter neben sich dulden und die Haltung gerade der US-amerikanischen Regierung 1918 unbedacht und vorschnell ein eigenständiges System zerstörte, das Deutschland viel Leid hätte ersparen können, wäre es erhalten worden.

Literatur