Agnostiker

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Ein Agnostiker ist ein Mensch, der grundsätzlich die Existenz einer übergeordneten göttlichen Wesensart in Frage stellt, jedoch eine solche transzendente Eventualität nicht völlig ausschließt. Agnostizismus[1] ist eine philosophische Weltanschauung, die insbesondere die prinzipielle Begrenztheit menschlichen Wissens betont, weshalb die hypothetische Möglichkeit von Gottheiten, das Vorhandensein einer anderen Wirklichkeit und einer unsichtbaren Ordnung hinter allen Dingen bedingt eingeräumt wird.

Die moderne Behauptung, die Anschauung von Agnostikern sei mit den Überzeugungen von Theisten und Atheisten zu vereinbaren, bleibt in der akademischen Welt strittig. Agnostizismus ist jedoch eng verbunden mit dem philosophischen Skeptizismus, gewisse Parallelen finden sich auch zum Pantheismus.[2]

Stark vereinfachte Weltanschauung der Agnostiker

Kritik

Gegner der Agnostiker werfen ihnen vor, sie entzögen sich auf bequeme Weise der geistigen Auseinandersetzung, indem sie „alles für möglich halten“. Agnostiker erwidern zu Recht, daß nur die Einbeziehung aller Horizonte die Schwäche des religiösen und ideologischen Dogmatismus mildert und eine metaphysische Grenzenlosigkeit[3] des Geistes gewährleistet.

Da es sich bei den fraglichen Problemen jedoch nicht um technische oder Geschmacksfragen handelt, sondern vielmehr alle Prinzipien der Lebensführung direkt betroffen sind von der Art, wie die metaphysischen Fragen beantwortet werden, muß immer auch nach den lebensweltlichen Auswirkungen einer spirituellen Positionierung gefragt werden. Für alle Belange der Lebenswelt – Kindererziehung, persönliche Lebensbilanz, normative Präferenz – bedeutet Agnostizismus real die Propagierung eines totalen Sinnverzichts. Kinderlose, skeptische, nicht-wehrhafte und prinzipiell-tolerante Agnostiker können faktisch nicht beweisen, daß ihre Theorie lebensfähige Gemeinschaften hervorbringt (oder daß diese Theorie, innerhalb einer lebensfähigen Gemeinschaft, jemals etwas anderes als ein Luxusphänomen von Entpflichteten sein könnte).

Zitate

  • „Der Glaube – und das trifft mindestens auf die drei Monotheismen zu – will nicht wissen. Das Wissenwollen ist aber Grundlage des Denkens. Glauben heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist [...]“Friedrich Nietzsche in „Der Antichrist
  • „Als reine Theorie erscheint er höchst einleuchtend, aber Agnostizismus ist seinem Wesen nach mehr als Theorie – die Praxis des Lebens steht dabei zur Frage. Und wo man ihn in dieser seiner wahren Reichweite zu ‚praktizieren‘ versucht, entgleitet er wie eine Seifenblase; er löst sich auf, weil der Wahl nicht zu entrinnen ist, die er gerade vermeiden möchte. Vor der Frage nach Gott ist dem Menschen Neutralität nicht eingeräumt. Er kann nur Ja oder Nein sagen und dies jeweils mit allen Konsequenzen bis in die kleinsten Dinge des Lebens hinein.“Joseph Ratzinger (emeritierter Papst) zum Agnostizismus[4]
  • „Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach der Art desjenigen, den wir an uns selbst erleben, kann ich mir nicht einbilden. Auch ein Individuum, das seinen körperlichen Tod überdauert, mag und kann ich mir nicht denken; mögen schwache Seelen aus Angst oder lächerlichem Egoismus solche Gedanken nähren.“Albert Einstein in „Mein Weltbild“

Varianten des Agnostizismus

„Es gibt höchstwahrscheinlich keinen Gott. Nun hör’ auf, Dich zu sorgen und genieß’ Dein Leben.“ In Großbritannien fuhren 2013 bereits 800 Busse mit einer agnostischen Botschaft durch verschiedene Städte des Landes, vor allem London.
  • Agnostischer Atheismus (die häufigste Variante): Agnostische Atheisten sind atheistisch, weil sie keinen Glauben an die Existenz einer Gottheit haben, und agnostisch, weil sie nicht behaupten zu wissen, daß keine Gottheit existiere.
  • Agnostischer Theismus: Agnostische Theisten behaupten, kein Wissen von der Existenz einer Gottheit zu haben, glauben aber dennoch an eine (oder mehrere) solche.
  • Apatheismus (auch „apathischer“ oder „pragmatischer Agnostizismus“): Die Ansicht, daß die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz Gottes uninteressant und bedeutungslos sei. Selbst falls eine oder mehrere Gottheiten existierten, habe ihre Existenz offenbar keine große Bedeutung für unser Leben.
  • Ignostizismus: Die Ansicht, daß die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz „Gottes“ bedeutungslos ist, solange es keine kohärente Definition des Begriffs „Gott“ gibt. Ein Ignostiker sagt: „Ich weiß nicht, was du mit dem Begriff ‚Gott‘ meinst, und kann daher keine Aussage über dessen Existenz oder Nicht-Existenz machen.“
  • Starker Agnostizismus (auch „harter“, „geschlossener“, „strenger“ oder „permanenter Agnostizismus“): Die Ansicht, daß die Existenz oder Nichtexistenz von Göttern prinzipiell unerkennbar ist, für alle Menschen und für alle Zeiten.
  • Schwacher Agnostizismus (auch „weicher“, „offener“, „empirischer“ oder „temporaler Agnostizismus“): Die Ansicht, daß die Existenz oder Nichtexistenz von Göttern für einen selbst bzw. zur gegenwärtigen Zeit unbekannt ist.
  • Spiritueller Agnostizismus: Hierunter fallen Agnostiker, die auch ohne Gottglauben traditionelle religiöse Praktiken pflegen. Germanische Heiden sind oft spirituelle Agnostiker, sie pflegen die religiösen Traditionen ihrer Ahnen, ohne jedoch tatsächlich an die Götterwelt zu glauben.

Siehe auch

Literatur

  • Horst Herrmann: Agnostizismus – Freies Denken für Dummies, Wiley-VCH Verlag (2008), ISBN 978-3527704262
  • Matthias Roser: Es gibt (k)einen Gott?!: Umfassende Materialien zum Thema Gottesfrage, Atheismus und Agnostizismus, Auer (2013), ISBN 978-3403067269
  • Christopher Hitchens: Der Herr ist kein Hirte: Wie Religion die Welt vergiftet, Heyne Verlag (2009), ISBN 978-3453620360
  • Josef Weichmann: Eselswege: Giordano Bruno und das Geheimnis der Ewigkeit, Dr. Peter Morsbach Verlag (2011), ISBN 978-3937527420
  • Stefan Molyneux: Against the Gods? A Concise Guide to Atheism and Agnosticism, Verlag Freedomain Radio, 2011, Kindle Edition (E-Book), ASIN: B004Z8241G [atheistischer Standpunkt]

Fußnoten

  1. Der Begriff des Agnostizismus wurde maßgeblich von Thomas Henry Huxley (1825–1895) geprägt.
  2. Eine Form des Theismus, die von manchen Richtungen des Agnostizismus akzeptiert wird, ist der Pantheismus, der die Welt, die Natur bzw. das Universum als „göttlich“ bezeichnet, ohne darüber hinausgehende Gottheiten zu postulieren.
  3. Hinterfragen ohne Grenzen heißt Denken.
  4. Ratzinger, Joseph: Agnostizismus – eine lebbare Option? Aus: Ders.: Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe. Herder, Freiburg 1989, S. 16–18, In: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Der Glaube der Kirche. Ein theologisches Lesebuch aus Texten Joseph Ratzingers. Bonn, 2011 (Arbeitshilfen; Nr. 248; [1]), S. 12 (13–14)