Kerenski, Alexander

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Alexander Kerenski

Alexander Fjodorowitsch Kerenski (geb. 22. April 1881 in Simbirsk; gest. 11. Juni 1970 in Neuyork) war ein jüdischer Politiker in Rußland. Von Juli bis September 1917 amtierte er als letzter kaiserlicher Ministerpräsident und von September bis November 1917 als Staatspräsident der Russischen Republik.

Herkunft

Alexander Feodorowitsch Kerenski wurde am 22. April 1881 in Simbirsk (heute Uljanowsk), einer Stadt an der mittleren Wolga geboren, die auch der Geburtsort Lenins ist. Sein Vater war Beamter im russischen Schuldienst, zeitweilig Gymnasialrektor. 1889 verlegte die Familie Kerenski ihren Wohnsitz nach Taschkent.

Nach dem Historiker und Hochschullehrer Albrecht Wirth (1866–1936), Verfasser eines Standardwerks zur Geschichte Rußlands, hieß Kerenski eigentlich Kornblum[1]. Systemmedien zufolge war Kerenskis Mutter eine geborene Adler, ihr Vater Alexander Adler Sohn einer Jüdin.[2]

Werdegang

Ab 1899 studierte Kerenski Geschichte, klassische Philologie und Rechtswissenschaften in St.Petersburg, wo er 1904 als Rechtsanwalt zugelassen wurde. Politisch war er schon seit seinen Studienjahren Sozialrevolutionär und Gegner des Zarentums, aber nicht Marxist. 1906 wurde er auf Grund zersetzerischen Schrifttums, das man in seiner Wohnung fand, einige Zeit inhaftiert. Seit dem gleichen Jahr etwa machte er sich einen Namen als Wortführer einer sozialistischen Gruppe (Trudowiki) sowie als Redner und Verteidiger in politischen Prozessen. Ab 1912 vertrat er das Gouvernement Saratow als Führer der sozialistischen Trudowiki in der 4. Duma. 1914 wurde Kerenski noch einmal zu acht Monaten Haft verurteilt und geriet in den folgenden Jahren mehr und mehr unter die Aufsicht der zaristischen Sicherheitspolizei. 1916 verbrachte er eine Zeit in Finnland.

Als am 12. März 1917 (27. Februar nach dem alten russischen Kalender) die Duma nach der sogenannten Februar-Revolte in die Lage kam, nach Abdankung des Zaren eine provisorische Regierung zu bilden, gehörte Kerenski dem Kabinett des Fürsten Lwow zunächst als Justizminister und Vertreter des linken Flügels dieser liberalkonservativen Regierung an, welche dem schwer darniederliegenden Land mitten im Krieg eine neue politische Struktur geben wollte. Diese Aufgabe erwies sich als zu schwer — jedenfalls für diese Politiker. Bei einer Regierungsumbildung im Mai 1917 übernahm Kerenski das Kriegs- und Marineministerium und war im Juli verantwortlich für die letzte große — von den Alliierten geforderte — russische Offensive im Ersten Weltkrieg, in die er eine bereits demoralisierte Armee und ein kriegsmüdes, hungerndes Volk schickte. Dann kam ein gescheiterter Putschversuch der Bolschewiken im Juli 1917. Trotzki wurde verhaftet, Lenin floh vorübergehend nach Finnland. Nach Ausscheiden der Liberalen wurde Kerenski nach Lwows Abgang im Juli 1917 Ministerpräsident, ohne das Kriegsministerium aus der Hand zu geben. Anfang September 1917 mißglückte ein Putschversuch des Generals Kornilow. Die Bolschewisten hatten Kerenski bei dieser Gelegenheit gegen Kornilow geholfen, um zunächst die Rechte scheitern zu lassen. Kerenski übernahm nunmehr auch noch das Amt des Oberkommandierenden der russischen Streitkräfte und betrieb seine Politik der Fortsetzung des Krieges immer lebhafter. Obwohl er nun nominell fast die gleiche Machtfülle in seinen Händen vereinte wie einst der Zar, verlor er zunehmend politisch an Boden. Die Bolschewisten unter Lenin gewannen, begünstigt durch Hunger, Kerenskis Kriegspolitik und die ausbleibende Landreform rapide an Einfluß. Am 6. November 1917 wurde Kerenski und seine Regierung von der Oktober-Revolution hinweggefegt.

Alexander Fjodorowitsch Kerenski entzog sich nach Scheitern militärischen Widerstands der angeordneten Verhaftung, tauchte einige Zeit in Moskau unter und ging im Mai 1918 für immer zu seinen Geldgebern[3] ins Ausland, wo er sich in sozialistischen Emigrantengruppen betätigte. Bis 1940 hielt er sich vor allem in England und Frankreich auf, lebte auch zeitweilig in Deutschland und der Tschechoslowakei und unternahm gelegentlich Vortragsreisen durch die VSA. In den 1930er Jahren gab er in Paris eine Emigrantenzeitung heraus. Seit 1940 war er in den VSA ansässig. Im Zweiten Weltkrieg unterstützte er den Kurs der sowjetischen Kommunisten. Kerenski hat sich in den späteren 1940er und 1950er Jahren um die Organisierung der russischen Emigranten in VSA und Europa bemüht. Ab 1956 beschäftigte er sich an der Stanford Universität in Kalifornien mit russischen Dokumenten; 1965 las er als Gastprofessor am Mills College in Oakland.

Familie

Alexander Fjodorowitsch Kerenski war in erster Ehe mit Olga Baranovsky verheiratet, von der er sich 1939 scheiden ließ. Seine beiden Söhne Oleg und Gleb, beide Ingenieure, leben in England. 1939 heiratete er Lydia Ellen Tritton, die Tochter eines australischen Industriellen.

Fußnoten

  1. Geschichte des russischen Reiches von 600 v. Chr. bis 1920 n. Chr., Verlag Georg Westermann, Berlin 1920; dort S. 191
  2. Auch David Korn berichtet in seinem biographischen Sammelwerk eine jüdische Abstammung Kerenskis: Wer ist wer im Judentum? Lexikon der jüdischen Prominenz. Ihre Herkunft. Ihr Leben. Ihr Einfluß. 2. Auflage, München 1996; dort S. 242.
  3. Alexander Wirth: Geschichte des russischen Reiches von 600 v. Chr. bis 1920 n. Chr., Berlin 1920, S. 192