Tocqueville, Alexis de

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Alexis de Tocqueville (Lebensrune.png 29. Juli 1805 in Verneuil-sur-Seine; Todesrune.png 16. April 1859 in Cannes) war ein französischer Politikwissenschaftler.

Leben

Nach dem Studium der Rhetorik und Philosophie wurde er 1826 Untersuchungsrichter. 1831 beauftragte ihn die Regierung, das Rechtssystem und den Strafvollzug in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu studieren. Dazu bereiste er die VSA und verfaßte sein Hauptwerk „Über die Demokratie in Nord-Amerika“ (2 Bände, Paris 1835/1840).

Daneben gewann er jedoch auch tiefe Einblicke in das Wesen und Funktionieren des damaligen VS-amerikanischen Staatswesens. Seine Erkenntnis war, daß die Sitten und Gebräuche der eigentliche Kitt sind, der den freiheitlichen, demokratischen Staat am Leben erhält. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Religion, respektive ihr Surrogat, die Zivilreligion. Diese eint die Bürger im Glauben an ihren Staat und die staatlichen Institutionen. Zwischen 1839 und 1848 gehörte er als Deputierter der gemäßigten Opposition an, war nach der Februarrevolution erklärter Gegner des französischen Sozialismus, der sich damals bereits abzeichnete und stimmte mit der monarchischen Fraktion. Als Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung übernahm er 1849 das Auswärtige Amt und opponierte gegen die Politik des Präsidenten der Republik. Beim Staatsstreich am 2. Dezember 1851 wurde er verhaftet.

Als größtes Risiko für die per­sön­­liche ­Freiheit sah er die totale Bürokratie und den Wohlfahrtsstaat an. Ohne Privateigentum, Dezentralisierung, Selbstregulierung von Provinzen und Gemeinden, Unabhängigkeit der Gerichte, freie Presse und freies Vereinswesen sowie eine Bindung des Volkes in Sippen und überlieferten Traditionen kann es keine Freiheit geben. Über die totalitäre Demokratie prophezeite er, daß die öffentliche Meinung so viel Macht bekommen werde, daß sie einzelne, abweichende Menschen vernichtet.[1]

Zitate

  • „Die Angloamerikaner scheidet ein Gefühl des Hochmutes von allen anderen Völkern. ... Sie haben deshalb von sich selbst eine gewaltig hohe Meinung und sind nicht weit von dem Glauben entfernt, daß sie eine Sondergattung des Menschengeschlechtes darstellen.“[2]

Werke (Auswahl)

  • De la démocratie en Amérique, 1835/1840, 2 Bde., Paris – dt.: Über die Demokratie in Amerika, Fischer, Frankfurt am Main 1956 und öfter
  • Ueber die Demokratie in Amerika
    • Mit einem Anhang, enthaltend die Verfassung der vereinigten Staaten und die Verfassung von Newyork, Band 1 (PDF-Datei)
    • Mit einem Anhang aus „Marie ou l’esclavage aux états unis ...“ par Gustave de Beaumont, Band 2 (PDF-Datei
  • Amerika’s Besserungs-System und dessen Anwendung auf Europa (PDF-Datei)
  • Der alte Staat und die Revolution (PDF-Datei)

Literatur

  • Ausführliche Biographie in: „Historische Zeitschrift“, Band 20 (PDF-Datei)
  • Gottfried Duden: Die nordamerikanische Demokratie und das v. Tocqueville’sche Werk darüber, als Zeichen des Zustandes der theoretischen Politik : nebst einer Aeusserung über Chevalier’s nordamerikanische Briefe, insbesondere hinsichtlich der wahren Ursachen des Bankstreites und der neuesten Unfälle in dem Handelsleben (1837) (PDF-Datei)
  • Alain de Benoist: Aus rechter Sicht. Eine kritische Anthologie zeitgenössischer Ideen. Zwei Bände. Aus dem Französischen übertragen von Patrick de Trevillert, Grabert-Verlag, Tübingen 1983, ISBN 3-87847-065-7 [484 S.]; 1984, ISBN 3-87847-074-6 [501 S.]; darin: Bd. 2, S. 99–104
  • Christoph Heuermann: Der geistige Despotismus der Demokratie. Zwei Typen der „Tyrannei der Mehrheit“ und ihr Zusammenhang bei Alexis de Tocqueville, GRIN Verlag 2012 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)

Verweise

Fußnoten

  1. vgl.: Tocqueville: Der alte Staat und die Revolution
  2. Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika, 1. Teil, 10. Kap.