Alfinger, Ambrosius

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Ambrosius, Sohn von Hans(en) und Ursula (in spanischen Quellen als Ambrosio de Alfinguer und Ambrosio del Ehingen genannt) fuhr 1526 mit seinem Bruder Georg/Jörg (Bruder Heinrich stand nach Konrad Haebler auch in Beziehung zur Welserischen Gesellschaft in Saragossa; auch ein Ulrich Ehinger ermittelte er, konnte aber eine Verwandschaft nicht einwandfrei belegen) nach Santo Domingo (heute Ciudad Trujillo), um dort für die Welser eine Faktorei zu errichten. 1528 von diesen zum künftigen Gouverneur von Venezuela ernannt, gründet er dort die beiden ersten Städte Neu-Augsburg (Coro) und Neu-Nürnberg (Maracaibo). Auf einer Strafexpedition gegen die Eingeborenen wurde er durch Pfeilgift tödlich verwundet.

Ambrosius Alfinger (auch: Ehinger, Dalfinger, Talfinger; Lebensrune.png vor 1500 in Konstanz oder Thalfingen, ggf. auch in Elchingen bei Ulm; Todesrune.png 31. Mai 1533 bei Chinácota auf dem Gebiet des heutigen Kolumbien) war ein deutscher Gouverneur des heutigen Venezuelas, Gründer der Stadt Neu-Nürnberg (Maracaibo) und der erste Statthalter der dortigen deutschen Welser-Kolonie. Der Vizegouverneur Nikolaus Federmann erhielt 1530 von ihm die Vollmacht über das deutsche Gebiet. Ehinger gab mit seinen Brüdern den Anstoß zu den Venezuela-Unternehmungen der Welser. Er war Kolonisator und erster Statthalter der Welser in Venezuela. Ambrosius entstammt dem Ulmer Patriziergeschlecht der Ehinger.[1]

Leben

Ambrosius Alfingers Zug nach Neu-Granada[2]

Die Welser aus Augsburg, die zum Bankhaus des spanischen Königs und späteren Kaisers Karl V. aufgestiegen waren, finanzierten die umfangreichsten Gold-Expeditionen dieser Zeit, angeführt von Ambrosius Alfinger. Kaiser Karl V. überließ 1528 die Nutzung Venezuelas dem Augsburger Handelshaus der Welser für gewährte Kredite.

Im August 1529 unternahm Ambrosius Alfinger von Coro aus seine erste Expedition nach Osten zum Maracaibo-See und gründete 1529 Neu-Nürnberg an der Stelle des späteren Maracaibo. Vor seiner Rückkehr nach Spanien übergab er am 30. Juli 1530 seinem Stellvertreter Nikolaus Federmann die Vollmacht über Venezuela. Am 1. September 1531 unternahm er seine zweite Expedition zu einem sagenhaften Goldland im Westen. Erst nach langer Reise, am Ufer des Sees Tamalameque, fiel Alfinger ein Schatz von über 400 Kilogramm Gold in die Hände. Zudem gründete er den Ort Silos (Kornkammer) und traf auf seinem Weitermarsch nach Süden eine tragische Entscheidung. Auf einem Bergkamm in 4.000 Metern Höhe beim Ort Servita ließ er seine Männer Halt machen. Alfinger kehrte kurz vor seinem Ziel um. Keine 100 Kilometer Luftlinie vom Goldreich entfernt. Hinter einigen weiteren Bergketten lag Sogamoso, Hauptstadt des sagenhaften Reichs der Suamox- und Chibcha-Indios und ein alter Umschlagplatz für das Gold der Berge. Ambrosius Alfinger wurde von den Spaniern mit Gift ermordet, da er das Gebiet rechtmäßig für Deutschland in Besitz genommen hatte:

[…] hat Ambrosius Dalfinger von Ulm erfunden und im Nahmen der Herren Welser verwaltet die grosse und reiche Landschafft Venezuelam, oder Valentiolam, an den Gräntzen Peru, welchen die Hispanier daselbst hernach umbgebracht haben. Zu ihme kam Anno 30. der Welser Diener Niclas Federman von Ulm; so befand sich auch an selbigen Orten ihr der Herren Welser Verwalter Sebastian Rentz von Ulm. Und obwoln folgender Zeit Keyser Carl deß gedachten Talfingers Todt scharff gerochen So ist doch im Jahr 1555 ihnen den Herren Welsern am Spanischen Hoff das besagte sehr gross Reich abgesprochen worden.[3]

Auch Nikolaus Federmann, Georg Hohermuth von Speyer und Philipp von Hutten unternahmen weite Expeditionen ins Land.

1546 fiel das Gebiet wieder unter die Oberhoheit Spaniens. Mit der Ermordung Philipp von Huttens durch spanische Befehlshaber war die deutsche Herrschaft praktisch beendet. Den Welsern wurde 1556 die Kolonie vom Spanischen Hof abgesprochen und Spanien einverleibt, ohne die Schulden zurückgezahlt zu haben. So ging nach kaum 27 Jahren die erste deutsche überseeische Kolonie elend zu Grunde. Der günstige Augenblick, in Amerika festen Fuß zu fassen, war unwiederbringlich verloren.[4] 1577 kam das Land endgültig unter spanische Verwaltung.

Allgemeine Deutsche Biographie

Ambrosius D., ein geborener Ulmer […] befand sich im Anfange des 16. Jahrhunderts als Geschäftsträger des Hauses Welser am Hofe Karls V. zu Madrid. — Die mannigfachen Verbindlichkeiten, welche Karl V. gegen das Haus Welser wegen verschiedener Anlehen in baarem Gelde eingegangen hatte, veranlaßten ihn, diesem die Nutznießung des neuentdeckten Landes Venezuela und ihren Stellvertretern die Statthalterschaft zu überlassen. Im letzten Jahre des 15. Jahrhunderts hatte Alonzo de Hajeda in Begleitung der gelehrten Steuermänner Juan de la Cosa und Amerigo de Vespucci die Küste von Venezuela entdeckt und bald darauf die Stadt Coro am Halse der Halbinsel Paraguana gegründet. Der mit den Welsern geschlossene Vertrag lautete nun dahin, sie sollten Schiffe ausrüsten, Mannschaft und außerdem 50 deutsche Bergleute werben, Niederlassungen an der Küste und im Innern des Landes nebst drei Festungen gründen. Dafür sollten sie alle Gerechtsame auf den Handel haben und außerdem 4 Procent des ganzen Gewinnes, der an den König gelangen würde. Zur schweren Arbeit sollten sie 4000 Negersclaven kommen lassen. Es sei ihnen aber auch erlaubt, die Indianer, wenn sie sich nach vorhergegangener Warnung nicht fügen, zu Sclaven zu machen. Zur Ausübung aller dieser Rechte für das Haus Welser und zur Uebernahme der Statthalterschaft wurde Ambrosius D. bestimmt, der nach seinem Ehrgeiz, seiner Habsucht und Abenteuerlust sich würdig an die spanischen Conquistadoren anschließt.
Kaum waren die Jahrhunderte verflossen, in welchen der Drang nach Abenteuern, die Sucht ein Fürstenthum, eine Herzogskrone sich zu erkämpfen, Ritter und Krieger aller Nationen nach den Küsten des Mittelmeers, insbesondere nach der Levante hinführte. Dort lockte ein Fürstenhut und kriegerischer Ruhm, jetzt, nachdem über die Schätze der neuen Welt so fabelhafte Gerüchte verbreitet waren, war es der Dorado, jener gepriesene Goldmann, der täglich in Goldstaub sich baden sollte, welcher die Phantasie, Abenteuerlust und Habsucht aufregte. Mit 3 Schiffen, 400 Mann und 80 Pferden verließ D. im J. 1528 den Hafen von Sevilla und landete in Coro. An der Stelle dieser Stadt baute er auf Felsen im Meere Venezuela; auch soll er den Grund|zu Maracaibo gelegt haben. Mit weiteren Niederlassungen aber gab er sich nicht ab, sondern folgte seinem Drange nach Erforschung des Innern und Ausbeutung der geträumten Schätze, indem er im J. 1530 eine Expedition in das Gebiet des Rio grande da Maddalena antrat; er drang hier vor bis zum 7. Grad nördl. Breite. Mit äußerster Strenge unterwarf er eine Reihe von Indianerstämmen und plünderte viele ihrer Dörfer aus, ohne aber viel des gewünschten Goldes zu erhalten. Im Mai 1530 kehrte er nach Venezuela zurück und ging seiner angegriffenen Gesundheit wegen einige Zeit auf die Gesundheitsstation nach San Domingo, während Nikolaus Federmann, der ihm von den Welsern zur Unterstützung nachgesandt war, für ihn die Statthalterschaft führte.
D. kehrte jedoch bald zurück und machte im J. 1532 in das Land südlich vom See von Maracaibo einen neuen Zug, auf welchem er dem Val Ambrosio seinen Namen gab und über die Gebirge nach Neugranada eintrat, immer dem fabelhaften Goldlande des Dorado nachstrebend. Nicht unbedeutende Mengen Goldes erpreßte er von den Indianern, kam aber bald in die kälteren Gebirgsregionen und fand hier bei den kriegerischen Stämmen energischen Widerstand. In einem heftigen Treffen gegen dieselben erhielt er einen Pfeilschuß in den Hals, was ihn zum Rückzug nach Coro veranlaßte. Im selben Jahre aber noch erlag er seiner Wunde. Von den spanischen Schriftstellern wurde er nach seinem Tode sehr hart beurtheilt, während seines Wirkens in seiner Statthalterschaft aber hatte er von den Spaniern, welche die Einmischung und Herrschaft der Deutschen sehr ungern sahen, viele Anfeindungen und Widerwärtigkeiten erfahren. Sein Nachfolger im Amte war Nikolaus Federmann.[5]

Ambrosius Alfinger (Gedicht)

Der Dichter und Offizier Oberst Adolf Friedrich von Seubert (1819–1880) schrieb das Gedicht „Ambrosius Alfinger“:

Wem haben Cortez’ und Pizarro’s Thaten
Die junge Seele feurig nicht bewegt?
An Abenteuern ward die Luft erregt,
Es flog der Geist nach jenen Goldkorn staaten/
Der Rühmsten Einer, der sie einst durchfegt
Ein Schwabe war’s! Er und die Seinen traten
Zuerst den Grund vom Reiche der Granaten;
mit seinem Herzblut hat er ihn belegt./
Er kämpfte dort mit wilder Schwabenkraft,
War er sich gleich des Zieles nicht bewusst,
Für Deutschlands Sache—ein vergess’ner Held./
Doch wo er pflanzte seiner Lanze Schaft,
Wo ausgeblutet seine tapfre Brust,
Erwuchs ein Recht uns an die neue Welt.

Literatur

  • Carl Klunzinger: Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerika, oder Abenteuer des A. Dalfinger und des N. Federmann, beider von Ulm, des G. Hohemut von Speier und des fränkischen Ritters P. von Hutten unter der Herrschaft der Welser von Augsburg in Venezuela (1857) (PDF-Datei)
  • Das Thal des Amazonenstromes und seine deutschen Erforscher in: „Der Deutsche Pionier. Erinnerungen aus dem Pionierleben der Deutschen in Amerika“, Band 9, 1877
    Teil 1 S. 283ff., Teil 2 S. 299ff., Teil 3 S. 339ff., Teil 4 S. 379ff., Teil 5 S. 446ff., Teil 6 S. 469ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Arnold Federmann: Deutsche Konquistadoren in Südamerika. Mit einem Nachdruck der „Indianischen Historia“ des Nicolaus Federmann des jüngeren von Ulm, 1938
  • Otfrid von Hanstein: Auf der Jagd nach dem goldenen Kaziken. Die erste deutsche Kolonie der Welser in Venezuela 1527 - 1555 und die Eroberungszüge des Ambrosius Dolfinger, Nikolaus Federmann, Georg Hohermut von Speier und Philipp von Hutten, nach den alten Berichten des Antonio de Herrera, Bartolomé de Las Casas und Hieronymus Bentzon von Meyland und den Forschungen neuerer Gelehrter, 1929

Fußnoten

  1. Ambrosius Ehinger (ca. 1500–1533)
  2. Quelle: Franz Otto Spamer: „Das Buch berühmter Kaufleute“, 1868 (PDF-Datei)
  3. Martin Zeiller: „Chronicon Parvum Sueviae, Oder Kleines Schwäbisches Zeitbuch: Darinnen die vornehmsten, und bekantisten Geschichten, und Sachen, so sich, nach Ankunfft der Schwaben, in das heutige Schwabenland, in demselben, biß auf das jetzund angehende 1653. Jahr, begeben haben: Auß Felice Fabri, Vadiano, Bruschio, Crusio, Annalibus Augustanis, Gulero, und vielen andern Autoribus... Kürtzlich zusamen getragen, und verfertiget“, 1653, S. 93 (PDF-Datei)
  4. Kurt Hassert: „Deutschlands Kolonien. Erwerbungs- und Entwickelungsgeschichte, Landes-und Volkskunde und wirtschaftliche Bedeutung unserer Schutzgebiete“, 1899, S. 9 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  5. Dalfinger, Ambrosius, in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 710–711