Auerswald, Annemarie von

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Stiftsdame von Auerswald

Annemarie von Auerswald (zuweilen auch als Annmarie geführt bzw. publiziert; Lebensrune.png 8. November 1876 in Rinkowken bei Marienwerder; Todesrune.png 3. Mai 1945 in Heiligengrabe, Prignitz) war eine deutsche Stiftsdame (Kanonissen), Prähistorikerin, Erforscherin der Urgermanen, Schriftstellerin und Museumsdirektorin. Sie leitete das „Heimatmuseum für die Prignitz“[1] im Kloster Stift zum Heiligengrabe.

Leben

Annemarie von Auerswald, 1936[2]
„Lebenswerte“, zweite Auflage, 1909

Wirken als Prähistorikerin

Annemarie von Auerswald war ab 1909 Mitarbeiterin[3] unter Paul Quente, Georg Girke und ab 1920 Jörg Lechler und 1923–1945 (nach anderen Quellen erst ab 1933) Direktorin des von ihrem Konvent eingerichteten Prignitz-Museums Heiligengrabe, sie war ebenso Herausgeberin der „Mitteilungen des Heimat- und Museumsvereins in Heiligengrabe“ (1913–1940), in denen sie auch unzählige Artikel schrieb. 1924–1926 war sie Wissenschaftliche Hilfsarbeiterin an der Staatlichen Abteilung des Völkerkundemuseums Berlin (Museum für Vor- und Frühgeschichte). Nach von Auerswald ist der bedeutendste paläontologische Fund der Prignitz benannt, das Xenusion auerswaldae (heute im Berliner Museum für Naturkunde gezeigt).

„Die Sammlung wuchs sehr schnell zu einem höchst wertvollen Denkmal der märkischen, insbesondere der Prignitzer Vergangenheit. Unter der sachverständigen Conventualin Annemarie von Auerswald fanden in der näheren und weiteren Umgebung zahlreiche Ausgrabungen statt, die äußert wertvolle und interessante Funde zeitigten. Urnen, Skelette, Waffen, Schmuckgegenstände usw. aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit kamen ans Tageslicht und fanden in dem Museum den ihnen gebührenden Platz. Auch zahlreiche Erinnerungsstücke an die Schlacht von Wittstock wurden hier untergebracht. […] Unter Beteiligung weiter Kreise der Prignitz wurde im Jahre 1914 ein ‚Heimat- und Museums-Verein in Heiligengrabe‘ gegründet, der die Pflege und Mehrung des Museumsgutes übernahm und ein eigenes Mitteilungsblatt herausgab. […] Es ist höchst bedauerlich, daß die wertvolle Sammlung im Mai 1945 bei der Besetzung durch die Russen restlos vernichtet und ausgeplündert wurde.“[4]

Liste der auszusondernden Literatur

Ein Teil ihrer Werke wurde 1946 auf die Liste der auszusondernden Literatur in der Sowjetischen Besatzungszone gesetzt.

Kloster Stift zum Heiligengrabe

Von Auerswald war Stiftsschülerin des protestantischen Frauenklosters, die das große Wohlwollen der Äbtissin genoß. Obschon unvermögend, wurde sie 1911 Minorin und 1923 Stiftsdame.

Erster Weltkrieg

„Der Lokomotivführer. Die Brüder. Zwei Erzählungen.“
„Die ewige Ordnung – Germanenleben in der Bronzezeit“, Neudruck aus dem Jahre 2013
Nachwort über germanische Vornamen von Annemarie von Auerswald in ihrem Buch „Die ewige Ordnung – Germanenleben in der Bronzezeit“[5]

Gemeinsam mit Schauspielerin und Rot-Kreuz-Schwester Sophie Wachner, die u. a. Sven Hedin rettete, ging Annemarie von Auerswald im Ersten Weltkrieg freiwillig als Krankenschwester an die Osmanische Front im Dienste der deutschen Militärmission, wo sie in Damaskus, Konstantinopel und Palästina eingesetzt wurde. Sie empfand sich, wie sie selbst schrieb, als „Kulturträger im fernen Land“.

Ihre Arbeit in einem osmanischen Militärhospital in Konstantinopel beschrieb sie in ihrem Buch „Mondnächte in Palästina“ besonders bildlich: Die osmanischen Türsteher und Pfleger befand sie für albern, der osmanische Chefarzt als ungebildet, aber empfand ihre osmanischen Patienten als freundliche und gehorsame Kinder, deren Zigarettengeschenke sie dankend annahm. Als die Rot-Kreuz-Schwestern, zu denen Auerswald gehörte, zum Lazaretteinsatz nach Smyrna (heute Izmir) gesandt wurden, schrieb sie enttäuscht:

„(D)as Abseitige von dem großen Strom der Ereignisse behagte uns wenig, und wir waren unbeschreiblich froh, als der Ruf nach Konstantinopel uns erreichte.“

Als sich die deutschen Truppen an der Palästinafront vor den von Süden kommenden Briten kämpfend zurückziehen mußten, schrieb sie über diese Zeit nie gekannter Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit:

„Wir blieben nicht verlassen zurück, wir gingen mit. Wir waren nicht zuschauend, sondern tätig beteiligt.“

Über eine beschwerliche Etappe des Rückzugs aus Südpalästina schrieb sie:

„Sportfreude! Kühner Spielsinn des Menschen! Ihn reizt das Ungeheure. Nicht Todesnot, sondern Schaffensfreude leistet das Beste.“

Noch im Alter blieben ihre Erlebnisse im Ersten Weltkrieg tief in der Seele verwurzelt:

„Der Abend kam, der keine Wiederkehr mehr brachte. Aber die fernen Bilder sind in die Seele geprägt. […] Gestalten bewegen sich an mir vorüber. Ich grüße sie alle, erkenne sie wieder, lebe mit ihnen.“

Zwischenkriegszeit

1919 trat von Auerswald dem „Bund der Asienkämpfer“ bei, in dessen Zeitschrift sie in den 1920er Jahren publizierte. In der Öffentlichkeit der Asienkämpfer – also der Deutschen, die während des Krieges im Osmanischen Reich lebten, arbeiteten und kämpften – überlebte das aufopferungsvolle Engagement der deutschen Frauen und ihre damit einhergehende soziale Anerkennung nach dem Krieg. Die Heldinnen waren nicht vergessen.

Zweiter Weltkrieg

Das Kloster Stift zum Heiligengrabe unter Äbtissin Armgard von Alvensleben, geb. von Knebel Doeberitz, verkraftete seit Februar bis Ende April 1945 einen ununterbrochenen Strom von Vertriebenen aus Ost- und Westpreußen, Pommern usw. durch Heiligengraben, täglich und nächtlich mußten drei- bis fünfhundert dieser Unglücklichen in der Abtei und im Schulgebäude untergebracht, verpflegt und betreut werden. Dazu kamen seit März 1945 Abteilungen der Wehrmacht, die Unterkunft suchten und noch zwei Schulen aus dem Warthegau und die Hoffbauer-Stiftung aus Hermannswerder bei Potsdam, die im April 1945 nach Heiligengraben verlegt wurden.

Die Stiftsdamen unterstützten die Äbtissin tatkräftig, darunter auch die betagte Annemarie von Auerswald. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verließen immer mehr Schülerinnen das Stift, um zu ihren Familien zu gelangen. Ende April 1945 verließen die Äbtissin (nach Hannover) und die letzten acht Schülerinnen unabhängig voneinander das Kloster vor dem Ansturm der Roten Armee und gingen nach Westdeutschland. Annemarie von Auerswald weigerte sich zu gehen.

Endkampf im Raum Pritzwalk / Kyritz

Teile der 4. SS Polizei-Division zogen in den ersten Maitagen 1945 mit Panzerspähwagen über Pritzwalk in Richtung Wittenberge. Dazu kamen versprengte Wehrmachtsteile. Das Gros der bolschewistischen Stoßgruppen kam von Berlin über Kyritz und zog in Richtung Wittenberge um den flüchtenden Wehrmachtsteilen den Weg zur Elbe abzuschneiden. Hierbei blieb man mit Panzerspitzen auf den Hauptstraßen und verzichtete auf ein breites Vorgehen. In Kyritz sprengte man eine Brücke, um den Vorstoß der russischen Panzer zu verzögern, die nun neben der Brücke durch den Fluß mußten – jede gewonnene Minute zählte.

Vom Trappenberg bei Pritzwalk beschoß man die ersten aus Kyritz kommenden russischen Spitzen mit einem MG, um sich dann sofort zurückzuziehen. Zu sehr schweren Kämpfen kam es erst im Raum Wittenberge. Hier boten vor allem die noch mehr oder weniger intakten SS-Einheiten einen harten Widerstand, um den Übergang auf die andere Seite zu sichern.

Zur gleichen Zeit hielten russische Panzerspitzen aus Richtung Wittstock auf Pritzwalk zu. Die SS-Polizeieinheiten kamen mit einigem Vorsprung aus gleicher Richtung. Beim Kloster Stift zum Heiligengrabe kam es zu einem harten Gefecht zwischen SS und russischen Panzereinheiten. Dadurch ging die Bibliothek des Klosters in Flammen auf. Die Bibliothek, deren Inhalt in Sicherheit gebracht wurde, überstand die Verwüstung des Jahres 1945, das archäologische Museum dagegen nicht. Die ur- und frühgeschichtliche Sammlung des Museums wurde fast völlig vernichtet, alles andere von den Russen verschleppt.

Tod

Annemarie von Auerswald verstarb am 3. Mai 1945. Es herrscht Unklarheit darüber, ob während Kampfhandlungen in Heiligengrabe, durch eigene Hand oder durch marodierende und vergewaltigende Soldaten der Roten Armee.

Werke (Auswahl)

  • Lebenswerte, Verlag Friedrich Bahn, Schwerin 1909
  • Der Lokomotivführer. Die Brüder. Zwei Erzählungen, Verlag Friedrich Bahn, 1910
  • Mondnächte in Palästina, Edwin Runge Verlag, Berlin 1916
  • Kloster Heiligengrabe – Seine Geschichte in zwölf Bildern, Pritzwalk, 1921
  • Erinnerungen aus türkischen Lazaretten, in: „Der Asienkämpfer“, 1927
  • Meine Fahrt ins heilige Land, in: „Der Asienkämpfer“, 1929
  • Das Hungertuch von Heiligengrabe, in: „Brandenburgisches Jahrbuch“, Bd. 4 (1929), S. 102-109
  • Arabisches Dorfleben. Erinnerungen aus dem Kriege, in: „Der Asienkämpfer“, 1930
  • Was müssen wir von der Deutschen Vorgeschichte wissen?, C. C. Meinhold & Söhne GmbH, Dresden 1938
  • Sonnwill – Eine erzählung aus der Germanenzeit, C. C. Meinhold & Söhne GmbH, 1938
  • Die ewige Ordnung – Germanenleben in der Broncezeit, Junge Generation Verlag, Berlin 1938
    • mehrere Auflagen; 1941, 1943
  • Das Radkreuz – Eine Erzählung aus der Germanenzeit, 1939
  • Heresgast – Eine Erzählung aus germanischer Vorzeit, Meinhold Verlagsgesellschaft, Dresden 1940
  • Frau aus fremdem Volk, 1941
  • Thomas in Irland, Junge Generation Verlag, 1942
  • Die Tochter vom Gerwartshof, Junge Generation Verlag, 1942
  • Kampf um Irland, H. Eichblatt, Leipzig 1943 (eingeleitet und herausgegeben von Professor Dr. Karl Plenzat)
  • Der Ahnen Sohn, Meinhold Verlagsgesellschaft, 1943

Literatur

  • Werner von Kieckebusch: Chronik des Klosters zum Heiligengrabe – Von der Reformation bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte (2008), ISBN 978-3867320405

Verweise

Fußnoten

  1. Kaiser Wilhelm II. sorgte 1904 für eine neue Ausstattung der Heiliggrabkapelle. 1909 wurde das Kloster nach außen geöffnet. Ein Heimatmuseums für die Prignitz wurde eingerichtet und fand regen Zuspruch.
  2. Zum 60. Geburtstag, in „Mannus. Zeitschrift für Deutsche Vorgeschichte“, Leipzig, Kabitzsch 1936, Heft 3, S. 392–393
  3. Das Museum wurde 1909 von Paul Quente und der Äbtissin Adolphine von Rohr gegründet, es entwickelte sich rasch zu einer anerkannten Plattform prähistorischer und archäologischer Forschung in der Ostprignitz.
  4. Wernervon Kieckersbusch: Chronik Heiligengrabe, S. 468 f
  5. Die ewige Ordnung – Germanenleben in der Bronzezeit, Junge Generation Verlag, 1938; Neudruck 2013 vom Orion-Heimreiter-Verlag, ISBN 978-3890930374