Athanarich

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Athanarich (gest. 21. Januar 381 in Konstantinopel; lat. Athanari[c]us) war ein Anführer der Terwingen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Er wurde besonders bekannt wegen des Krieges gegen den Kaiser des römischen Ostreiches Valens und seiner entschiedenen Gegnerschaft zum Christentum. Er ist der erste gotische Herrscher, über den eine ganze Reihe von Details bekannt ist, aus denen sich ergibt, daß er ein standhafter Vertreter des alten germanischen Götterglaubens und jener gotischen Ehrgesetze war, unter denen die Stämme seit ihrer skandinavischen Auswanderung standen und die ihnen auch in der Fremde Kraft, Zusammenhalt und Heimatgefühl vermittelten.

Wirken

Die Terwingen, wie die Westgoten zu dieser Zeit genannt wurden, siedelten seit Ende des 3. Jahrhunderts in Dakien außerhalb des römischen Reiches. War die Lage an der Donau bis dahin relativ ruhig, begannen sich ab 365 die Konflikte zwischen Römern und Terwingen zu verschärfen.

Während Valens sich auf einem Feldzug befand, usurpierte in Konstantinopel der Gegenkaiser Procopius den Thron. Dieser forderte von den Goten vertragsgemäß Truppen an. Als gotische Soldaten 366 in Konstantinopel ankamen, war Procopius allerdings bereits tot. Dem neuen Usurpator Marcellus verweigerten die Goten die Unterstützung und zogen wieder ab. Auf dem Rückweg werden sie von römischen Truppen in Thrakien festgesetzt. Als Valens, zurück in Konstantinopel, Marcellus entmachtet hatte, nahm er die gotische Unterstützung als Anlass zum Krieg zu rüsten.

Herrscherjahre

Der gotische Stammesrat wählte Athanarich zum „Richterkönig“, kindins. Der Richterkönig war ein Monarch auf Zeit, der das Herrschaftsgebiet des Stammes nicht verlassen durfte. Seine Aufgabe war die Abwehr äußerer Bedrohung. Möglicherweise gehörte er zu der Sippe der Balthen. Auch späterhin verbot Athanerich den Römern, ihn König zu nennen und wollte nur als iudex[1], also als der (oberste) Richter der Westgoten, bezeichnet werden[2].

367 begann der Krieg. Im Frühjahr rückten römische Truppen über die Donau nach Dakien ein. Athanarich wich einer direkten Konfrontation ständig aus, die Römer verwüsteten das Land. Sie zogen Ende 367 wieder ab. Im Jahr 368 kam es zu einer katastrophalen Überschwemmung, die zwar die Fortführung des Krieges verhinderte, aber die Versorgungslage der Goten dramatisch verschlechterte. Die Römer überschritten 369 erneut die Donau, Athanarich wich wieder aus. Schließlich unterbreitete er den Römern ein Friedensangebot, dem die Römer zustimmten. Der ausgehandelte Vertrag stellte die Goten etwas schlechter als der bis dahin gültige Vertrag von 332.

Bis 372 kam es auf Befehl Athanarichs zu systematischen Gewaltmaßnahmen gegen die starke christliche (arianische) Minderheit. Die Opposition formierte sich unter Fritigern, der zum Arianismus übertrat und damit die Unterstützung von Valens gewann. Zwischen den Jahren 372 und 376 kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, bei denen Athanarich vorerst die Oberhand behielt.

Ab 376 begann Athanarich mit Verteidigungsmaßnahmen gegen die Hunnen, möglicherweise mit einem Wallbau. Die Hunnenangriffe wurden jedoch immer heftiger und erfolgreicher. Athanarich verlor zunehmend sein Mandat, große Teile der Terwingen liefen zu Fritigern über. Dieser führte sie dann mit Erlaubnis der Römer in das Reichsgebiet. Athanarich und seine Anhänger gingen in das Caucaland; für die nächsten vier Jahre existieren keinerlei Nachrichten über Athanarich.

Während seiner Abwesenheit kam es wegen der logistischen Probleme der Römer bei der Versorgung der Goten immer wieder zur Revolten und militärischen Konflikten während des Jahres 377. Sie mündeten schließlich in der Schlacht bei Adrianopel 378, bei der die Römer vernichtend geschlagen wurden (Tod des Valens).

380 wurde Athanarich unter unbekannten Umständen vertrieben und traf am 11. Januar 381 in Konstantinopel ein. Valens war mittlerweile tot, Athanarich wurde von Theodosius I. ehrenvoll empfangen. Schon zehn Tage später, am 21. Januar 381, starb Athanarich überraschend (möglicherweise durch Vergiftung seitens seiner christlichen Feinde) und erhielt ein glanzvolles Staatsbegräbnis.

Im Jahre 382 erhielten die Goten den epochalen Föderatenvertrag, der richtungweisend für die zukünftige Barbarenpolitik des Reiches wurde.

Literatur

  • Peter J. Heather: Goths and Romans 332-489, Oxford 1991.
  • Herwig Wolfram: Gotische Studien I. Das Richtertum Athanarichs, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung (MIÖG) 83, 1975, S. 1ff.

Fußnoten

  1. Auch der römische Historiker Ammianus Marcellinus (27,5,9) nennt Athanarich einen iudex gentis, „Richter des Volkes“
  2. Hermann Schreiber: Auf den Spuren der Goten, S. 87, 2. Aufl., München 1977, ISBN 3 471 78912 X