Euler, August

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Insgesamt produzierte Euler rund 500 Flugzeuge, die meisten während des Ersten Weltkriegs für die Fliegertruppe. 1919 wurden die Eulerwerke von der Entente beschlagnahmt. Der Prozeß über die Abfindung vor dem Reichswirtschaftsgericht zog sich bis 1926 hin. Das Fluggelände beim Werk, das Euler 1911 von der Stadt Frankfurt erworben hatte, verkaufte er an diese zurück. Im Alter von 50 Jahren stellte sich Dr.-Ing. E. h. Euler 1919 noch einmal einer neuen Aufgabe. Im Rang eines Unterstaatssekretärs übernahm er die Leitung des damals neu gegründeten Reichsamtes für Luftfahrt und Kraftfahrzeugwesen, das bald dem Reichsverkehrsministerium zugeordnet wurde. In seiner Amtszeit wurden die Grundlagen zur gesetzlichen Regelung der zivilen Luftfahrt gelegt; außerdem nutzte er seinen Einfluß im Interesse der durch den Versailler Schandvertrag stark behinderten deutschen Flugzeugindustrie. Differenzen mit den jeweiligen Reichsverkehrsministern, vor allem offenbar mit Gustav Bauer (SPD), führten 1920 bis 1922 schrittweise zu Eulers Rückzug ins Privatleben.

August Heinrich Reith, zeitweise Euler-Reith, seit 1931 offiziell Euler (Lebensrune.png 20. November 1868 in Oelde; Todesrune.png 1. Juli 1957 in Feldberg im Schwarzwald), war ein deutscher Ingenieur, Luftfahrt- und Flugpionier, Alter Adler Nr. 1 (noch vor Hans Grade) sowie Staatssekretär im Reichsluftamt.

Leben

Das Flugzeugführerzeugnis (Flugschein Nummer 1) von August Euler vom 1. Februar 1910 vom Deutschen Luftschiffer-Verband (DLV); auch Flugpionier erhielt an diesem Tag seinen Schein, allerdings mit der Nummer 2. Dies lag daran, daß Euler kurz vor ihm im Dezember 1909 alle geforderten Bedienungen erfüllt hatte.
Euler, August II.jpg

Euler wurde als ein direkter Nachfahre des Mathematikers Leonhard Euler geboren und besuchte die Schulen von Oelde, Köln und Aachen. Von 1885 bis 1888 diente er bei der Preußischen Armee. Zuerst als technischer Kaufmann und Ingenieur tätig, wurde er dann Automobilkonstrukteur bei Seidel und Naumann in Dresden und anschließend Direktor der „Peter's Union Pneumatic A. G.“ in Frankfurt am Main.

Von 1890 bis 1900 widmete er sich vor allem der Verbreitung des Fahrrades und war anschließend Automobilist, wobei er sich auch an den ersten Autorennen beteiligte, und von 1908 bis 1918 Flugtechniker und Flieger. Er gründete dann die Euler-Flugzeugwerke in Griesheim bei Darmstadt als erste deutsche Flugzeugfabrik und baute dort Flugzeuge eigener Konstruktion. Nach vielen Versuchen führte er dann im Sommer 1909 auf der Internationalen Luftfahrtausstellung in Frankfurt a. M. die ersten Flüge vor und gewann den Preis für den längsten Tagesflug.

Karl Jatho, der sechs Jahre zuvor am 18. August 1903 den zweiten Motorflug der Menschheitsgeschichte nach dem ersten Gustav Weißkopf mit einem Flugzeug absolviert hatte, mußte an diesem Tage wegen einer Verletzung erfolglos aufgeben. Seine Flugzeugwerke verlegte August Euler dann 1912 nach Frankfurt-Niederrad, wo er in den folgenden sechs Jahren mehr als 500 Flugzeuge produzierte.

„Es waren Männer vom Kaliber August Eulers, die die Fliegerei auf den Weg brachten. In einem Radiogespräch erinnerte sich der 82-Jährige: ‚Das war der Ausgangspunkt, die Liebe zum Erlebnis, zum Neuen, zum Großen, dessen Zukunft man auch sah und sagte: Wir haben jetzt mit der Luft zu tun! Die werden wir erobern und werden sie der Welt dann schenken. Und dann gehen wir. Da gab’s keine Doppelsteuerung, da hing man mit den Beinen in der Luft, und wenn man zu tief und zu schnell heruntergehen wollte, da fiel man raus!‘ Als August Euler am 20. November 1868 in Oelde in Westfalen geboren wurde, lag das Fliegen noch in weiter Ferne. Als junger Mann fuhr er Radrennen, unter anderem im Berliner Sportpalast; später machte er sich als Autorennfahrer einen Namen. Seine technischen und kaufmännischen Kenntnisse eignete er sich im Selbststudium an. Als allein bevollmächtigter Vertreter mehrerer großer Hersteller verkaufte er Fahrräder, Nähmaschinen, Kugellager und Kraftfahrzeuge. Euler reiste in viele europäische und außereuropäische Länder – und verdiente damit gutes Geld. 1904 ließ er sich in Frankfurt mit einer eigenen Automobilteilefirma nieder. 1908 gründete er die erste deutsche Flugzeugfabrik. Euler hat dafür alles riskiert. […] Am 20. August 1909 gelang Euler bei der ILA, der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt, als erstem Deutschen ein offiziell anerkannter Motorflug: In 20 Sekunden flog er etwa 500 Meter weit. Im Oktober schaffte er bereits viereinhalb Kilometer, im Dezember machte er als erster Deutscher einen Pilotenschein. Zwar hatte auch Euler so manche Bruchlandung hingelegt. Aber das kümmerte ihn nicht. ‚Wer das Leben ernst nimmt, hat es Dreiviertel verloren!‘ […] Im Mai 1912 eröffnete Euler in Frankfurt-Niederrad einen eigenen Flugplatz mit einer großen Flugzeugwerft. Wenig später startete von dort, auf Eulers Initiative hin, der erste amtliche Luftpostliniendienst – eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der hessischen „Zentrale für Mütter- und Säuglingsfürsorge“. ‚Diese schnelle und zuverlässige Beförderung der Postsachen läßt schon jetzt erkennen, daß es sich hier nicht um eine Sportspielerei handelt, sondern daß das Flugzeug auch auf diesem Gebiete zu den schönsten Hoffnungen berechtigt‘, schrieb der Flugpionier Oskar Ursinus über die gelungene, von vielen Zuschauern umjubelte Aktion. Euler warb für den Aufbau einer deutschen Luftstreitmacht; während des Ersten Weltkriegs belieferte er das Militär. Nach dem Krieg wurde seine Flugzeugfabrik geschlossen. Euler ging als Leiter des neuen Reichsluftamtes nach Berlin, wo er sich für eine Wiederaufnahme der zivilen Luftfahrt engagierte. 1922, im Alter von 54 Jahren zog er sich ins Privatleben zurück. In Menzenschwand im Schwarzwald, wo er sich ein großes Haus gebaut hatte, genoss Euler – ein passionierter Tennisspieler, Skifahrer, Tänzer und Sänger – seinen Ruhestand.“

In seiner Fliegerschule in Griesheim und Frankfurt am Main, die Weltruf besaß, wurden von 1910 bis 1918 75 Flugzeugführer ausgebildet, darunter u. a. Prinz Heinrich von Preußen. Eulers Weitblick erkannte frühzeitig auch die Bedeutung des Flugzeuges als Kampfmittel für den Kriegsfall, und er entwickelte sein später berühmt gewordenes Patent für das synchronisierte Maschinengewehr. Hierbei ist das Maschinengewehr fest mit dem Flugzeug verbunden, so daß der Flieger mit dem Flugzeug selber zielt. Auch nach Ende des Ersten Weltkrieges gehörte sein Schaffen weiterhin der Luftfahrt.

Unter seiner Leitung als Unterstaatssekretär des neugegründeten Reichsamtes für Luft- und Kraftfahrwesen entstanden die erste Luftverkehrsordnung und das erste Luftverkehrsgesetz als Grundlagen für die Entwicklung eines zivilen Luftverkehrs. Zugleich wurde Euler dann auch die Betreuung des Kraftfahrwesens übertragen und das bisherige Reichsluftamt als Reichsamt für Luft- und Kraftfahrwesen dem Reichsverkehrsministerium eingegliedert. Seit 1922 war er Privatier in Frankfurt am Main, von 1932 bis 1957 hatte er seinen Wohnsitz auf dem Feldberg im Schwarzwald.

„Er lebte zunächst in seiner Villa in Frankfurt, die er später der dortigen Universität geschenkt hat. Wochen- und monatelang hielt er sich auf dem badischen Feldberg auf, wo er sich 1932 auf Dauer niederließ. Sein Haus in über 1000 m Höhe wurde zum Treffpunkt eines großen Bekanntenkreises. Die Namen von Falkenhayn, A. Mendelssohn-Bartholdy, von Opel, Junkers, Messerschmitt, Kienzle, Dinkelacker erscheinen im Gästebuch. Ernst Udet war ein guter Freund. Um 1930 erwog Euler, mit diesem noch einmal eine Flugzeugfabrik zu gründen. 1976 suchte die Gemeinschaft der „Alten Adler“ das Eulerhaus auf, wo von der Familie das Andenken des Erbauers gepflegt wird. Das Verhältnis Euler-Feldberg war nicht ganz reibungsfrei, denn auch hier entwickelte der ideenreiche Westfale kommerzielle Pläne, die zu Differenzen mit der einheimischen Gastronomie und dem Naturschutz führten. Im Rückblick überwiegt der Stolz auf den prominenten Einwohner, dessen Initiative es zuzuschreiben ist, daß der Feldberg 1939 eine selbständige Gebietskörperschaft wurde. 1989 gedachte die inzwischen erweiterte Gemeinde durch ein Volksfest mit fliegerischen Einlagen des Eulerfluges auf der ILA 1909 und ehrte so den Luftfahrtpionier. In der Erinnerung seiner Freunde lebt Euler fort als geselliger Grandseigneur, der fesselnd erzählen konnte, auch dichten und zur Laute singen, Ski laufen und Tennis spielen.“[1]

Verein deutscher Flugtechniker

In Berlin wurde am 10. Februar 1909 der „Verein deutscher Flugtechniker“ gegründet. Initiatoren der Vereinigung waren Fritz Huth (1872–1948), der Luftschiff-Konstrukteur August von Parseval (1861–1942), der Flugpionier und spätere Staatssekretär im Reichsluftamt August Euler (1868–1957) und der Ingenieur und Herausgeber der seit 1908 erscheinenden Zeitschrift „Flugsport“ Carl Oskar Ursinus (1878–1952), die eine Anzahl ernstzunehmender Flugtechniker um sich sammeln. Satzungsgemäßes Ziel des Vereins ist „die Konstruktion von Flugapparaten und die Ausübung des Flugsports zu fördern“. Zum Vereinsvorsitzenden wird Fritz Huth, der Eigentümer der „Flugmaschinen- und Motorengesellschaft mbH“ in Berlin-Johannisthal ernannt.

Im März 1910 wurde der Verein in Frankfurt am Main als „Verein Deutscher Flugzeug-Industrieller“ neu gegründet und damit der erste deutsche Luftfahrtindustrie-Verband ins Leben gerufen. Zu den dem Verband beitretenden Gründungsunternehmen zählten die Albatroswerke GmbH, die Automobil- und Aviatik GmbH, die Dorner Flugzeug-Gesellschaft mbH, die August Euler Flugzeugwerke, die Hans-Grade Flieger-Werke, die Harlan Flugzeugwerke GmbH, der Edmund Rumpler Luftfahrzeugbau und die Flugmaschine Wright GmbH. 1919 erfolgte die Umbenennung in „Verband Deutscher Luftfahrtzeug-Industrieller“ und in den 1920er Jahren in „Reichsverband der Deutschen Luftfahrtindustrie“.

Familie und Namensänderung

August Euler war der Sohn und einziges Kind des Kaufmanns in Oelde, dann Aachen Friedrich Wilhelm August Reith (1836–1920) und dessen Frau, Klara Johanna, geb. Euler (1842–1920), Tochter des Christian Friedrich Euler, Oberförster, und der Aloisia Dorothea von Salm-Salm. Zu den Vorfahren mütterlicherseits gehört Hans Georg Euler (geboren 1573 in Lindau, seit 1594 Bürger von Basel), zu dessen Nachfahren auch Leonhard Euler sowie Hans Karl August Simon von Euler-Chelpin und Ulf von Euler zählen. Am 19. Juli 1901 erfolgte der Namenswechsel von „Euler-Reith“ zu „Euler“ zu Ehren einer seiner Vorfahren, dem Mathematiker Leonhard Euler.[2]

Ehe

Am 21. Juni 1900 heiratete August Euler-Reith seine Verlobte Marie Luise Ripperger[3] (Lebensrune.png 21. Juni 1900 in Frankfurt am Main), Tochter des August Ripperger, Oberförster bei Bethmann-Hollweg. Aus der Ehe sind sechs Kinder entsprossen: Berta, Hanns August (Lebensrune.png 1902; Kaufmann, verheiratet 1939 mit Marianne Pracher aus Aschaffenburg), Lotte Luise, Klara Theodore (Lebensrune.png 1906; verheiratet 1938 mit Oberstleutnant von Osterroht), Kläre Malvine und Karl August.

Verwandtschaft

August Euler ist der Großvater von:

August Euler war der Patenonkel von Karl Ernst August Heinkel, dem Sohn von Ernst Heinkel[4]

Flugzeugproduktion bis 1918

Während des Ersten Weltkrieges führten die Euler-Flugmaschinenwerke in Lizenz Neubau und Reparatur von Flugzeugen aus, versuchten aber auch mit geringem Erfolg eigene Entwicklungen. 420 Flugzeuge waren bis dahin produziert worden.[5]

Vorkriegsmodelle

Unbewaffnete Aufklärer und Schulflugzeuge

Bewaffnete Aufklärer

Jagdflugzeuge

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Ehrenmitglied des Frankfurter Flugmodell-Vereins (gegründet 1913)
  • 1919: Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Braunschweig (als Dr.-Ing. E. h.)
  • 1952: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 1957: Ehrengrab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof, Gedenkstein auf dem Darmstädter Flugplatz
  • 1980: August-Euler-Flugplatz in Darmstadt-Griesheim

Verweise

Fußnoten

  1. Euler, August (August) Heinrich, Landesarchiv Baden-Württemberg
  2. Namensänderung durch Regierungsverfügung Wiesbaden (Pr. I A 6583)
  3. Euler, August Heinrich, Hessische Biografie
  4. Vgl. Jürgen Thorwald (Hg): Ernst Heinkel – Stürmisches Leben, Stuttgart 1953
  5. Ursula Eckstein:August-Euler-Flugplatz Darmstadt. Justus von Liebig Verlag, Darmstadt 2008, S. 49
  6. 6,0 6,1 Karl R. Pawlas: Deutsche Flugzeuge 1914–18. Nürnberg 1976, ISBN 3-88088-209-6