Bülow, Vicco von

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Honorarprofessor[1] Dr. h. c. Vicco von Bülow

Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow, bekannt unter seinem Künstlernamen Loriot (auch: Bernhard Victor Christoph-Carl;[2] Lebensrune.png 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel; Todesrune.png 22. August 2011 in Ammerland in Münsing am Starnberger See), war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberleutnant des Heeres im Zweiten Weltkrieg, Schauspieler, Regisseur, Autor und Karikaturist.

Werdegang

Loriot als Kind

Abstammung

„Vicco“ Christoph Carl von Bülow, ev., wurde am 12. November 1923 in Brandenburg als Sohn des Polizeileutnants Johann-Albrecht Wilhelm von Bülow (1899–1972) und Charlotte Mathilde Luise, geb. von Roeder (1899–1929), Tochter Otto von Roeders (1876–1943), in Brandenburg/Havel geboren. Seine Eltern ließen sich 1928 in Gleiwitz scheiden.

Er entstammte einer alten preußischen Offiziersfamilie. Von Bülows Vater war Polizeioffizier, zuletzt im Rang eines Majors. Ab 1927, nach der Trennung der Eltern und dem Tod der Mutter zwei Jahre später, wuchsen er und sein jüngerer Bruder bei der verwitweten Großmutter und Urgroßmutter Bülow in Berlin auf. 1933 kehrten die Brüder zu ihrem Vater zurück, der ein Jahr zuvor in zweiter Ehe Annemarie Ehrhorn geheiratet hatte.

Vicco von Bülow ist mit Andreas von Bülow verwandt.

Ausbildung

Leutnant von Bülow im Dezember 1942
Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow (Wehrmacht-Personalakten).jpg
Nazi-Darsteller“ von Bülow in „Die Brücke
Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow (1923-2011).jpg

Von Bülow besuchte von 1934 bis 1938 das Humanistische Gymnasium in Berlin-Zehlendorf und dann das Gymnasium in Stuttgart. Sein ausgeprägtes Zeichentalent fiel schon in der Schule auf. Mimische Qualitäten stellte er in zahlreichen Statistenrollen an der Stuttgarter Staatsoper und als Komparse beim Film unter Beweis.

Zweiter Weltkrieg

„Einmal wachte ich im Schützengraben auf, als meine Hand ein Ohr berührte. Es war das Ohr eines toten Kameraden.“ — von Bülow in seinen Nachkriegserinnerungen

Nach dem Notabitur trat von Bülow am 1. August 1941 in das Heer ein – als Schütze beim Panzer-Grenadier-Ersatz-Bataillon 3. Von diesem wurde er am 15. April 1942 zum Panzer-Grenadier-Regiment 3/3. Panzerdivision versetzt und damit zum Dienst an der Ostfront. Als Fahnenjunker-Unteroffizier wurde er im Oktober 1942 zum Offiziers-Anwärter-Lehrgang nach Krampnitz kommandiert, wurde am 1. Dezember 1942 zum Leutnant befördert und als solcher im Januar 1943 wiederum zum Offiziers-Lehrgang nach Zossen kommandiert, um schließlich weiter im Rahmen seines Regiments an der Front verwendet zu werden.

Von Bülow war eingesetzt als Zugführer, Ordonnanz-Offizier, Führer des Bataillons-Stabes und zuletzt wieder als Zugführer. 1944 wurde er Oberleutnant. In seiner Wehrmachtsakte, die nach seinem Tode freigegeben wurde, steht über den fähigen, wenn auch nicht außerordentlichen Zugführer vom April 1943 u. a.:

„Er ist charakterlich ein nur schwer erkennbarer Mensch. Er ist leicht überheblich, übt gern Kritik, auch an Vorgesetzten. [...] Bestimmend für sein Wesen ist seine ausgesprochen mimische und darstellerische Begabung. [...] Er ist geistig beweglich und verfügt über eine gute Auffassungsgabe. Schlank und groß, zäh. [...] Im Kameradenkreise ist er sehr beliebt. Allgemein schließt er sich wenig an und beansprucht, etwas darzustellen. Er ist ein hervorragender Unterhalter. [...] Seine Befehlsgebung ist klar und durchdacht, in der Führungstechnik fehlt ihm die Praxis. Vor der Front tritt er straff auf. [...] Bei vollem Einsatz seiner Fähigkeiten könnte er im Dienst mehr erreichen.“

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg, besonders seit den 1960er Jahren, trat er als Karikaturist einen Siegeszug durch die deutschen Medien an. Der Künstlername „Loriot“ ist das französische Wort für Pirol, das Wappentier seiner Familie. Bekannt sind sein namenloses Knollennasenmännchen und der Hund Wum. In etlichen Fernsehsendungen profilierte er sich als Parodist. Aus dieser Zeit sind zwei Zitate von ihm überliefert. So ist sein Vorbild: „Ein Herr, auf dessen Namen ich mich nicht mehr besinne“ und sein Wahlspruch: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Auch seine Kinofilme „Ödipussi“ und „Pappa ante portas“ begeisterten Millionen Menschen. Unter Kollegen wurde Loriot hoch geachtet wegen seiner sehr gründlichen, zeitaufwendigen Arbeitsweise, die als konsequente Oppositionshaltung gegen Wegwerfökonomie, gegen oberflächliche Unterhaltung und gegen minderwertige, anspruchslose Gebrauchskunst aufgefaßt wurde. Loriot wurde mit zahlreichen Film- und Fernsehpreisen ausgezeichnet.

Charakteristik[3]

Durch die militärische Tradition seiner Familie fiel es ihm leicht, sich ein straffes Äußeres zu verleihen. Jedoch konnte er das volle persönliche Vertrauen seines Vorgesetzten nie erringen, da er von diesem als in sich gekehrt beurteilt wurde. So sind seine damaligen politischen Ansichten nicht nach außen gedrungen. Er konnte dies schon damals mit seinem schauspielerischen und komischen Talent überspielen. Zum Kriegsende hin konnte er durch den ständigen Personalmangel einen kleinen Aufstieg nehmen, der dann in der unteren Offizierslaufbahn schloß.

Seine ständige persönliche Verschlossenheit erleichterte es ihm ferner, sich in der Nachkriegsordnung zurechtzufinden. Hier legte er die militärische Tradition seiner Familie ab und wurde Schauspieler. Damit ging einher, daß er Mitwirkender der BRD-Umerziehungsindustrie wurde. So nimmt es dann kein Wunder, daß er sich zu der Frage „Waren Sie ein guter Soldat?“ mit der Antwort „Nicht gut genug, sonst hätte ich am 20. Juli 1944 zum Widerstand gehört. Aber für den schauerlichen deutschen Beitrag zur Weltgeschichte werde ich mich schämen bis an mein Lebensende“ klar verräterisch äußerte.[4]

Auszeichnungen (Auszug)

  • Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
    • 2. Klasse 1943
    • 1. Klasse 1944
  • Panzerkampfabzeichen des Heeres in Bronze, 1944
  • 1973: Adolf-Grimme-Preis in Silber und Goldene Europa
  • 1974: Karl-Valentin-Orden
  • 1974: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 1978: Goldene Kamera
  • 1979: Deutscher Kleinkunstpreis
  • 1980: Bayerischer Verdienstorden
  • 1980: Ehrenmitglied des Art Directors Club
  • 1985: Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor
  • 1986: Telestar, Ehrenpreis für Fernsehunterhaltung
  • 1986: Critici in erba
  • 1988: Bambi
  • 1988: Ernst-Lubitsch-Preis für die beste deutschsprachige Filmkomödie (Ödipussi)
  • 1990: Verdienstorden des Landes Berlin
  • 1992: DIVA-Award
  • 1993: Bambi
  • 1993: Ehrenbürger seiner Heimatstadt Brandenburg an der Havel und seiner Wahlheimat Münsing
  • 1993: Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
  • 1995: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
  • 1996: Ehrenlöwe des Fernsehpreises Der Goldene Löwe
  • 1997: Mitglied der Akademie der Künste (Berlin)
  • 1998: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1999: Weilheimer Literaturpreis
  • 1999: Oberbayerischer Kulturpreis
  • 2000: DIVA-Award
  • 2001: Ehrendoktor der Universität Wuppertal
  • 2003: Staatstheater am Gärtnerplatz, München: Ehrenmitgliedschaft im Ensemble des Gärtnerplatztheaters
  • 2003: Honorarprofessor an der Universität der Künste Berlin
  • 2004: Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache
  • 2007: Wilhelm-Busch-Preis
  • 2007: Platz 1 bei der Wahl zum besten Komiker in der ZDF-Sendung „Unsere Besten“ zum Thema „Komiker & Co.“
  • 2007: Deutscher Comedypreis, Ehrenpreis
  • 2007: Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München
  • 2009: Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie
  • 2009: Stern der Satire in Mainz
  • 2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
  • 2010: Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

Filmbeiträge

Loriot Bundestagsrede
Evelyn Hamann und Loriot – Der persönliche Bunker (1981)
Loriot 1979 über Medien und Politik

Fußnoten

  1. Vicco von Bülow wurde 2003 vom Akademischen Senat der Universität der Künste Berlin zum Honorarprofessor bestellt.
  2. Loriot ist tot
  3. „Er ist ein hervorragender Unterhalter“ – Die militärische Personalakte von Loriot, Bundesarchiv
  4. Zum Tod des großen Loriot. Ein Interview vom 21. Juni 2002, SZ-Magazin, 23. August 2011