Ballooning

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Unter Ballooning versteht man das massive Einbringen von Propagandamaterial durch Staaten oder Organisationen in fremdbeherrschte Gebiete mit Hilfe verschiedenster Ballonkonstruktionen.

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Neben Aktionen während des Zweiten Weltkrieges haben sich vor allem die Kampagnen des Senders Radio Free Europe (RFE), der CIA und der Exilrussen um den Bund der russischen Solidaristen e.V. (Narodno-Trudowoj Sojus /NTS) im Kalten Krieg in das historische Gedächtnis eingebrannt.
Die ersten Ballons antikommunistischer US-Organisationen wurden im August 1951 gesandt. Der Hauptstartplatz war das bayrische Tirschenreuth, Hauptziele waren Polen, die Tschechoslowakei und Ungarn. Im gleichen Jahr begann auch der NTS mit seinem Ballon-Programm von Westberlin aus. Bereit gestellt wurden die Ballons von Frank Wisner der als OPC-Chef (Office of Policy Coordination), eine Abteilung des Außenministeriums/der CIA zur psychologischen Kriegsführung, über Lager voller Wetterballons verfügte. Als offizieller Initiator trat bei den ersten Starts die US-Organisation Crusade for Freedom auf.[1] Um die Effektivität zu erhöhen wurden ab 1953 die Ballonstarts mit den Übertragungen von Radio Free Europe in Kampagnenform koordiniert.
Mit der Operation PROSPERO von RFE und der Free Europe Press (FEP) des Free Europe Committee/National Committee for a Free Europe sollten die Arbeiter in der Tschechoslowakei unterstützt werden, die schon Anfang Juni 1953 mit Zentrum Pilsen gegen Rotfront aufbegehrten. In den Flugblättern wurde die verhaßte Währungsreform angesprochen, über den Arbeiteraufstand in Deutschland berichtet und eine Münze mit der Freiheitsglocke im Rathaus Schöneberg beigelegt. In den vier Kampagnentagen wurden 60 000 Ballons gestartet.[2] In der letzen Nacht wurden noch Laternen angebracht um die Dramatik zu steigern. Die Regierung in Prag antwortete mit zu schnellen MIG-Jagdflugzeugen, mit langsameren und damit treffsicheren Messerschmitt, Flak und sammelnden Milizstreifen am Boden. Die nächste Operation, VETO, zielte auf die Parlaments-, Kommunal- und Gewerkschaftswahlen von 1954 in der Tschechoslowakei ab. Die letze Kampagne war die Operation FOCUS mit Ziel Ungarn.[3] In der Operation FOCUS von Oktober 1954 bis Anfang 1955 wurden im Zusammenhang mit den Novemberwahlen in Ungarn 16 Millionen Flugblätter und Aufkleber (Abziehbilder?) losgeschickt. RFE sandte dazu über den Sender in Lissabon ein tägliches zwanzig Stundenprogramm der Voice of Free Hungary. Den Erfolg der Operationen bewertete RFE v.a. durch die öffentlichen Reaktionen in den Zielländern. Dazu gehörten im schlechtesten Fall kaum zählbare Reaktionen, im besten Fall wurde mit der Luftwaffe Jagd auf die Ballons gemacht oder fuhren Polizeiwagen durch die Straßen Prags um vor der Aufnahme von Flugblättern zu warnen. Während seit dem ersten ungarischen Programm im Oktober 1951 und dem Beginn von FOCUS nur 19 ungarische Medienangriffe gegen die Voice of Free Hungary gezählt wurden, waren es schon in der ersten Oktoberwoche 1954 20 Angriffe.[4] Um eine irgendwie kontinuierliche Belieferung Polens, der Tschechoslowakei und Ungarns mit Periodika der FEP zu gewährleisten wurden von 1954 bis 1956 größere Ressourcen z.B. für tschechische Svoboda Evropa (Freies Europa) aufgewendet. Dazu gehörte auch die Lieferung von zensierter Literatur wie George Orwells Animal Farm.
In der Anfangszeit wurden Gummiballons genutzt, die in einer bestimmten Höhe explodierten. Nachteilig waren die kurze Reichweite und die geringe Verteilung der Flugblätter.[5] Später wurden Helium- oder Hydrogenballons aus Plastik in runder oder Kissenform verwendet. Als Zeitmesser eignete sich Trockeneis. Wenn das Trockeneis in den Umschlägen verdampfte kippten die lose verschlossenen Kartons über und das Propagandamaterial fiel heraus. Um entfernte Regionen zu erreichen wurden Ballons mit einer Traglast von 200 Kilogramm und Steighöhen von 20 000 Metern hergestellt. Die Flugblattpakete waren um das Rad eines Fahrrades befestigt. Mit Hilfe eines Zeitmessers und einer Rasierklinge wurden die Pakete in einem vorher bestimmten Abstand aufgeschnitten. Zur Verbesserung der Flugleistungen wurden Pilotballons (Pfadfinder) losgeschickt die Witterungsbedingungen an die Bodenstation meldeten.[6] Im Januar 1956 wurden in der Tschechoslowakei wegen einer Gefährdung durch die Ballons die Nachtflüge nach Prag eingestellt, einige ausländischen Fluggesellschaften flogen nicht mehr in das Land. Im Februar stürzte dann eine DC-4 ab. Den Absturz brachten die Kommunisten in Verbindung mit einem Ballon. Den Fall vor die UNO gebracht, wollte die Regierung in Prag Entschädigung von der USA. Nachdem die USA keine eigene Untersuchungskommission entsenden dürften und bei Tests zum Ergebnis kamen das kein Ballon so einem Schaden anrichtete sondern eher das Wetter und die schlechte Ostblocktechnik Ursache des Absturzes waren wurde eine Entschädigung abgelehnt.[7]
Von Oktober 1951 bis November 1956 wurden 350 000 Ballons mit 300 000 000 Aufklebern, Broschüren, Flugblättern und Plakaten nach Polen, in die Tschechoslowakei und nach Ungarn gesandt.[8] Zur Einstellung kam es bei dem Ballooning aber nicht wegen einer Luftfahrgefährdung sondern der veränderten internationalen Lage. Der Geist von Genf (Genfer Gipfelkonferenz 1955), die Aufgabe der Befreiungsrethorik durch die US-Regierung und der niedergeschlagene Aufstand in Ungarn führten zu einer Aufgabe der Operationen.[9] Für den Ostblock war das Ballooning keine sinnvolle Methode im Propagandakrieg. Zum einen war das Programm sehr teuer und zum andern reichte die Meinungsfreiheit im Westen soweit, dass es niemanden interessierte ob jemand Marx, Engels und Lenin drucken wollte. Rotfront-Propaganda über teure Luftpost lohnte sich also nicht.

Filmbeitrag

Verweise

Fußnoten

  1. We Tore a Big Hole in the Iron Curtain. In: Puddington, Arch: Broadcasting Freedom - The Cold War Triumph of Radio Free Europe and Radio Liberty. 2000. S. 61-72. hier S. 62.
  2. Puddington. Broadcasting. S. 63.
  3. Puddington. Broadcasting. S. 64.
  4. Cummings, Richard: The Intelligence Underpinnings of American Covert Radio Broadcasting in Germany During the Cold War. In: The Journal of Intelligence History. Heft 2. Jg. 5 (2005) S. 179-193. hier S. 190.
  5. Puddington. Broadcasting. S. 67.
  6. Puddington. Broadcasting. S. 68.; Cummings. Intelligence. S. 188.
  7. Puddington. Broadcasting. S. 70.
  8. Cummings. Intelligence. S. 187.
  9. Puddington. Broadcasting. S. 70.