Berkéwicz, Ulla

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ulla Berkéwicz (geb. 5. November 1948 in Gießen als Ursula Schmidt) ist eine jüdische Schauspielerin, Schriftstellerin, Übersetzer und Verlegerin.

Werdegang

Ulla Unseld-Berkéwicz (geb. Ursula Schmidt) wurde den meisten Quellen und ihrer eigenen Angabe zufolge am 5. November 1951 — nach anderen Informationen drei Jahre früher[1] — in Gießen als Tochter der Schauspielerin Herta Stoepel und des Arztes, Wissenschaftlers und Schriftstellers Professor Werner Schmidt (* 1913; † 2007) geboren. Den Namen Berkéwicz, eine Ableitung aus dem Namen ihrer jüdischen Großmutter „Berkowitz“, habe sie gewählt, weil er für eine Schauspielerkarriere geeigneter schien als der Name „Schmidt“.[2][3] Nach dem Abitur studierte sie an der Frankfurter Hochschule für Musik Schauspiel und Gesang.

Wirken

1970 begann Ulla Unseld-Berkéwicz als Schauspielerin bei Peter Palitzsch am Staatstheater Stuttgart. Es folgten Engagements bei Hansgünther Heyme an den Städtischen Bühnen Köln und bei August Everding an den Kammerspielen München, wo sie u. a. die Katharina in Wedekinds „Liebestrank“ spielte. In Walter Felsensteins Inszenierung von Schillers „Wallenstein“ am Residenztheater München spielte sie die Thekla. 1972 holte Ivan Nagel sie ans Hamburger Schauspielhaus, wo sie unter der Regie von Claus Peymann, Wilfried Minks und anderen in großen klassischen Rollen wie Goethes „Stella“ zu sehen war. Daneben spielte sie bei Peter Zadek am Schauspielhaus Bochum und an der Freien Volksbühne Berlin. Benjamin Heinrichs urteilte über Berkéwicz: „Sie war (…) eine Schauspielerin, die stets bedingungslos aufs Ganze ging (...), als agierte sie für ein Theater, das es nicht mehr (oder noch nicht) gab.“[4] Zu jener Zeit hatte sie schon mit Übersetzungen aus dem Englischen und Spanischen auf sich aufmerksam gemacht.

Nach einer ersten Ehe mit dem Bühnenbildner und Regisseur Wilfried Minks heiratete sie 1990 den Verleger Siegfried Unseld. Nach dessen Tod im Jahre 2002 wurde sie in die Geschäftsführung des Suhrkamp Verlags aufgenommen. Im Oktober 2003 übernahm sie den Vorsitz der Geschäftsführung. Berkéwicz’ Scheidungsanwalt Heinrich Lübbert wurde auch zu Unselds Testamentsvollstrecker und ist von ihr als Mitglied im Stiftungsvorstand und als Justitiar des Suhrkamp Verlags eingesetzt worden.

Gesellschafterstreit beim Suhrkamp-Verlag: Der Hamburger Medienunternehmer Hans Barlach hatte im September 2011 Klage gegen die Geschäftsleitung um Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz eingereicht. Er wirft ihr vor, ihre Kompetenzen überschritten und Gelder veruntreut zu haben. Barlach hält 39 Prozent der Suhrkamp-Anteile; Ulla Unseld-Berkéwicz 61 Prozent. Beide Seiten liegen seit langem im Streit; ein Strafverfahren wegen übler Nachrede Barlachs wurde 2008 eingestellt. Der Medienunternehmer versucht seit längerem, größeren Einfluss auf das Verlagsgeschehen zu bekommen.

Familie

Joachim Unseld ist ein Stiefsohn von Ulla Unseld-Berkéwicz.[5]

Auszeichnungen

Sie erhielt als Schriftstellerin folgende Auszeichnungen:

Mitgliedschaften

Ulla Berkéwicz ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland.

Werke

  • 1982: Josef stirbt (Erzählung). Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1984: Michel, sag ich. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1987: Adam. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1988: Maria, Maria (3 Erzählungen). Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1991: Nur wir (Theaterstück). Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1992: Engel sind schwarz und weiß (Roman). Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1995: Mordad. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1997: Zimzum. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1999: Der Golem in Bayreuth (Musiktheaterspiel). Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 1999: Ich weiß, daß du weißt (Roman). Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 2002: Vielleicht werden wir ja verrückt: eine Orientierung in vergleichendem Fanatismus. Suhrkamp, Frankfurt am Main.
  • 2008: Überlebnis. Suhrkamp, Frankfurt am Main.

Literatur

  • Tilmann Moser: Literaturkritik als Hexenjagd. Ulla Berkéwicz und ihr Roman „Engel sind schwarz und weiss“. Eine Streitschrift. Piper, München u. a. 1994, ISBN 3-492-11918-2, (Serie Piper 1918).

Fußnoten

  1. Süddeutsche Zeitung, 20./21. Dezember 2003
  2. Süddeutsche Zeitung, ebda.
  3. Ihr bürgerlicher Name lautet Ursula Unseld. Berkéwicz wurde später ihr Künstlername.
  4. in der ZEIT, 11. Februar 1983
  5. Suhrkamp-Erbstreit: Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hatte im November 2011 entschieden, daß der Verlegersohn Joachim Unseld von der Witwe [Ulla Unseld-Berkéwicz] nicht mehr als den Pflichtanteil bekommt — rund 800.000 Euro. Das ist etwa ein Drittel dessen, was er fordert. Eine Unterbeteiligung an einer Stiftung, die der Verleger zu Lebzeiten an seine Frau übertragen hatte, muss laut Urteil nicht beim Erbe berücksichtigt werden. Es ging um einen Streitwert von rund 640.000 Euro.