Bismarckturm (Stuttgart)

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Bismarckturm in Stuttgart
Bismarckturm in Stuttgart.jpg
Daten
Zustand: Existiert
Turmart: Aussichtsturm (zwischenzeitlich Wasserturm)
Land: Deutsches Reich
Gau: Baden-Württemberg
Stadt: Stuttgart
Standort: Gähkopf
Höhe: 20 m
Kosten: 40.000 RM
Grundsteinlegung: 14. November 1902
Einweihung: 16. Juli 1904
Baumeister : Heinrich Nagel

Der Bismarckturm der Stadt Stuttgart in Baden-Württemberg ist ein zu Ehren des 1890 entlassenen ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck errichtetes Bismarck-Denkmal. Der Bau des Bismarckturmes wurde Anfang des Jahres 1899 von der Stuttgarter Studentenschaft (Technischen Hochschule und Kgl. Tierarzneischule in Stuttgart) initiiert.

Bauplanung

Es wurde ein Bauausschuß gewählt (den Vorsitz hatte der Student Schäfer von der Technischen Hochschule Stuttgart). Als Bauplatz entschied man sich am 30. Mai 1899 für den Gähkopf (409 m über NN) mit guter Aussicht auf das Stuttgarter Stadtgebiet und guter Fernsicht in alle Himmelsrichtungen. Das Grundstück wurde den Studenten von der Stadt Stuttgart kostenlos zur Verfügung gestellt, nachdem Baumeister H. Nagel den Platz als „für geeignet“ befunden hatte. Der Bauauschuß entschied sich für den von der deutschen Studentenschaft preisgekrönten Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis. Finanziert wurde der Turmbau durch Spenden. Die Studentenschaft veranlasste Geldsammlungen und organisierte Schauspiele und Vorträge. Einige namhafte Stuttgarter Firmen spendeten Geldbeträge für das Bauwerk. Eine größere Einzelspende erfolgte durch den Geheimer Kommerzienrat Adolf Kröner. Doch erst im Jahr 1904 waren genug Geldmittel vorhanden, um den Bau zu auszuführen, obwohl man bereits am 14. November 1902 den Grundstein gelegt hatte.

Bauarbeiten

Als Bauleiter des Turmbaus war Architekt und Regierungsbaumeister Karl Heim aus Stuttgart (Fa. Heim & Früh) tätig. Die Bauausführung oblag Baumeister Heinrich Nagel aus Stuttgart. Als Baumaterial verwendete man grauen Sandstein (Keupersandstein).

Turmbeschreibung

Als Basis des Aussichtsturmes mit Feuerschale dient ein zweistufiges quadratisches Podest. Die untere Podeststufe ist 14,20 m x 14,20 m und die zweite Stufe 11,40 m x 11,40 m breit. Beide Stufen sind jeweils 0,8 m hoch.

Auf dem zweistufigen Podest erhebt sich der quadratische Turmsockel (Höhe 2,30 m) mit einer Kantenlänge von 8,60 m x 8,60 m. Es schließt sich der eigentliche Turmschaft an. Die vier Kanten des Schaftes bestehen - wie bei dem Entwurf „Götterdämmerung“ typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit dreistufigem Oberbau zusammengehalten werden. Die Mauerstärke des Turmes beträgt 1,13 m. Eine 2,50 m breite Treppe mit 10 Stufen auf der Eingangsseite (Nord) führt mittig über die beiden Podeststufen zum leicht zurückgesetzten Eingangsportal des Turmes. Über eine Treppe mit 92 Stufen ist die Aussichtsplattform auf dem Turmkopf erreichbar. Auf dem 4,20 x 4,20 m breiten Turmkopf (lichte Breite) wurde eine quadratische Feuerschale mit abgerundeten Ecken von 2,50 m Seitenlänge (Tiefe 0,40 m) aufgesetzt. Diese Feuerschale war mit fünf Durchlüftungsrohren versehen (Durchmesser jeweils 0,20 m). Die Feuerschale ruhte auf einer schmiedeeisernen Tragkonstruktion (Gesamthöhe mit Feuerschale 1,50 m) und wurde von der Aktiengesellschaft für Eisen- und Bronzegießerei vormals Cark Flick, Mannheim gefertigt. In dieser Feuerschale wurde ein Gemisch aus Teer und Petroleum verbrannt. Dem Feuer wurde durch ein ausgeklügeltes Röhrensystem Luft zugeführt, was zu einer Flammenhöhe von 3-5 m führte. Am Säulenschaft der Stadtseite (Südseite) wurde ein steinernes Reichadlerrelief angebracht. Am Sockel unten wurde die Inschrift

AUSGEFUEHRT/
VON DEM BAUGESCHAEFT/
H. NAGEL“

in den Stein gehauen.

Turmgeschichte

Am Abend des 16. Juli 1904 wurde die Säule - nach dreimonatiger Bauzeit - eingeweiht. Erstmals wurde das „Höhenfeuer“ auf der Turmspitze entzündet. Anschließend folgte ein Fackelzug der Studenten in die Innenstadt. Bei der Einweihungsfeier wurde das Bauwerk von Architekt Heim an die Stadt Stuttgart übergeben. In den Folgejahren fand bis 1914 jeweils zur Sonnenwende eine studentische Bismarckfeier am Turm statt, bei der die Feuerschale entzündet wurde. Das Bauwerk wurde als Feuersäule und Aussichtsturm genutzt. 1928 erhielt der Bismarckturm eine neue Funktion: Durch Einbau eines Wasserbehälters (Fassungsvermögen: 25 m³, Grundriss-Maße 4,50 x 2,50 m) unterhalb der Aussichtsplattform wurde aus der Feuersäule ein Wasserturm. Nach Informationen von Sieglinde Seele aus Mannheim wurde - vermutlich zu dieser Zeit - an der Stadtseite am Sockel eine Metalltafel mit dem Wappen des Freistaates Württemberg (gültig von 1922-33) und der Inschrift:

„ERRICHTET/
1904/
VON DER/
STUDENTENSCHAFT DER TECHNISCHEN/
HOCHSCHULE STUTTGART./
HÜTTENWERK WASSERALFINGEN“

angebracht. Die Feuerschale samt Tragekonstruktion wurde vor April 1941 entfernt. Im Zweiten Weltkrieg wurde eine Holzkonstruktion auf den Turmkopf gesetzt. In den 1950er Jahren wurde der Bismarckturm verschlossen. Eine erste Außen-Sanierung (Kosten ca. 10.000 DM) wurde im Jahr 1958 durchgeführt. Der Sandstein wurde von Ruß und anderem Schmutz gereinigt und Fugen wurden wieder befüllt. Trotz einer weiteren Sanierung in den 1980er Jahren wurde der Turm weiterhin nicht geöffnet. Im August 1994 waren mehrere über 100 kg schwere Steinbrocken abgestürzt, sodaß ein Metallzaun aufgestellt wurde, um eine Annäherung an den Turm zu verhindern. Die vom Landesdenkmalamt beauftragte Forschungs-Material-Prüfungsanstalt der Universität Stuttgart (FMPA) stellte fest, daß horizontale Stahlträger so stark korrodiert waren, dass der entstandene Rost Steine aus dem Mauerwerk herausgesprengt hatte. Ein Sanierungsvorschlag wurde ausgearbeitet, der die Kosten für die Sanierung auf 1,58 Millionen DM bezifferte. Es wurde geplant, den Turm nach Ausbau des Wasserbehälters wieder für Besucher zugänglich zu machen. Die Sanierung wurde immer wieder verschoben. Der Ausbau des Wasserbehälters erfolgte durch die TWS (Technische Werke der Stadt Stuttgart). Das denkmalgeschützte Bauwerk konnte erst von 2001 bis Sommer 2002 für insgesamt 620.000 saniert werden. Das obere Drittel des Turmes musste abgenommen werden und wurde nach konservatorischer Bearbeitung mit dem Ersatz fehlender Steine wieder aufgesetzt. Der Bismarckturm ist seit dem 18. September 2002 dank des Engagements des Bürgervereins Killesberg u. Umgebung e.V. wieder regelmäßig zugänglich. In den ersten sieben Wochen stiegen über 3.000 Besucher auf den Bismarckturm. Die Feier zum 100-jährigen Turmjubiläum fand von Sa., 17. Juli bis So., 18. Juli 2004 im Rahmen einer Großveranstaltung am Turm statt. Zum Turm-Jubiläum wurden die Illuminierung des Turmes sowie die Beleuchtung der Außenanlagen in Betrieb genommen. In den Jahren 2002 bis Ende 2014 wurde der Turm von über 72.000 Besuchern bestiegen, dazu kamen zahlreiche Sonderöffnungen für Vereine, Wandergruppen u.a. Weiterhin besuchten das Bauwerk ca. 3.300 Personen im Rahmen der Einweihungsfeier im Jahr 2002, zum Turmjubiläum im Juli 2004 und bei den Festen der CDU-Bez.-Beiratsfraktion in den Jahren 2001 bis 2009. Im Jahr 2010 wurde ein Bismarckturm-Flyer mit aktuellen Informationen zum Turm herausgegeben. Zum 111. Jahrestag der Einweihung und zum 200. Geburtstag von Otto von Bismarck fand am 18. Juli und 19. Juli 2015 direkt am Turm ein Bismarckturm-Fest statt.

Verweise

Literatur

  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 374
  • Sieglinde Seele; Mannheim (Archiv Seele): Bismarck-Turm von Stuttgart (Baden-Württemberg)
  • Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 1. Jahrgang 1903 (Nr. 2, S. 2 u. 3; Nr. 3, S. 5), 2. Jahrgang 1904 (Nr. 2, S. 3; Nr. 6, S. 2; Nr. 9, S. 2; Nr. 11/12, S. 9), 3. Jahrgang 1905 (Nr. 8, S. 11), 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „Die Bismarck-Feuersäule“)
  • Valentin von Bismarck, : Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 102 "Bismarck-Feuersäule bei Stuttgart", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
  • Max Ehrhardt: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903: 2. Teil, Nr. 52 „Die Bismarck-Säule (Architekt Kreis) in Stuttgart“
  • Martin Wörner und Gilbert Lupfer: „Stuttgart - Ein Architekturführer“, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1991, S. 169
  • Friedemann Schmoll: „Verewigte Nation“, Stuttgarter Studien Band 8, Silberburg-Verlag, Stuttgart 1995, S. 386-387
  • Axel Kuhn: „Die Einweihung der Stuttgarter Bismarcksäule“, Journal für Geschichte 1 (1979), Heft 5, S. 18-22
  • Hans-Christian Wieder: regelmäßige Informationen zum Turm seit 2002 (Besucherzahlen, Öffnungstermine, Turm-Jubiläum, Fotos usw.)