Blinker

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Deutscher Blinkertrupp im Ersten Weltkrieg

Blinker war die Bezeichnung für die Nachrichtensoldaten bzw. „Signalisten“ der 1915 in Jena gegründeten Signal-Ersatz-Abteilung des Deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg.

Erläuterung

Soldaten der Blinkerwaffe in Jena vor dem Volkshaus, 1915
Kavalleristen des Deutschen Heeres werden am Blinkgerät ausgebildet.
Blinkerdenkmal auf dem Jenaer Landgrafen, Ansichtskarte 1925
So sah das Ehrenmal in der DDR aus, wo nur sowjetische Denkmäler des Feindes gepflegt wurden.
Gedenkfeier am Jenaer Blinkerdenkmal zum Volkstrauertag, 2016

Wenn Drahtleitungsbau durch das Gelände erschwert war oder das Drahtnetz durch feindliches Feuer zerstört wurde, wurde das „Blinkgerät“, eine lichtstarke Lampe, zum Geben von Morsezeichen (Blinkzeichen) verwendet. Optische Telegraphie übermittelte somit Nachrichten zwischen Front und Befehlsstand. Die Signalgeräte wurden damals zu einem Großteil bei „Carl Zeiss“ in Jena produziert. Zudem bot die Saalestadt mit ihren Bergen viele Übungsmöglichkeiten für die künftigen Nachrichtenübermittler.

Nicht nur die „Blinkertrupps“ oder „Blinkersignaltrupps“ der Blinkerwaffe leisteten bis Sommer 1917 einen zum Teil schlachtenentscheidenden Dienst an der Kriegsfront, auch alle Waffengattungen der Kavallerie wurden am Blinkgerät ausgebildet, da die Reiterei als Avantgarde und auch hinter den feindlichen Linien im Ersten Weltkrieg nur diese Möglichkeit der Kommunikationen mit den eigenen Linien hatte.

Geschichte

Quelle
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Die Blinkerstadt Jena

Am 21. Juni 1915 begann der bescheidene Anfang der Signal-Ersatz-Abteilung in Jena. Grund dafür war die enge Zusammenarbeit der Firma Carl Zeiss mit dem deutschen Heer, da Zeiss sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg gegen internationale Konkurrenten durchsetzen konnte und die Spiegelsignalgeräte für die Armee lieferte.

Ab Herbst 1914 wurde der Ruf nach den Blinkern immer lauter. Die Westfront versank im Stellungskrieg. Neben der üblichen Datenübermittlung per Kabel mußten Alternativen geschaffen werden, da die Leitungen gegen Granatbeschuß äußerst anfällig waren. Neue Frontabschnitte, beispielsweise im Hochgebirge, verstärkten ab 1915 diesen Umstand zusätzlich, da hier schlicht keine Kabel verlegt werden konnten. Folglich besann man sich auf die vor dem Ersten Weltkrieg nur stiefmütterlich geförderte optische Telegraphie. Um möglichst eine schnelle und gute Ausbildung zu gewährleisten, wählte man Jena und die Nähe zur Firma Carl Zeiss als Ausbildungsort. Auf Initiative des späteren Leutnants Otto Böhme kam es zu einer „Wiedererweckung“ der Blinkerwaffe.

Auf dem Zeiss-Hochhaus

Den zentralen Signalpunkt zu den Signalbergen Landgrafen, Forst, Jenzig, Hausberg, Kernberge, Bismarckturm und Sonnenberg bildete die Sternwarte auf dem Hauptgebäude des Zeisswerkes. Die durchgeführten Blinkübungen hatten nach zeitgenössischen Aussagen bei den Jenaer Bürgern Volksfestcharakter. Insbesondere in den Abendstunden pilgerten ganze Menschenmassen zu den Signalbergen.

Vor der „Kaserne“

Ausbilder und Rekruten kamen für einige Zeit in privaten Quartieren unter. Später wich man auf Massenunterbringungen in den Gasthäusern „Schubertsburg“, „Grüner Kranz“, „Paradies“, „Papiermühle“ oder „Wettiner Hof“ aus. Durch die steigende Zahl der Rekruten mußte bald ein geeignetes Gebäude gefunden werden, welches als „Kaserne“ für die Blinker dienen sollte. Die Carl-Zeiss-Stiftung stellte daraufhin das Volkshaus zur Verfügung, in dem die Ausbildung und Verpflegung der Truppe stattfanden.

Blinker auf dem Landgrafen

Hauptübungsgerät der Blinker zu Beginn des Krieges war, wie hier zu sehen, das Spiegelsignalgerät AS 14 der Firma Carl Zeiss oder das veraltete Linsengerät 03, das im Sommer 1916 endgültig ausgemustert wurde. Die Soldaten betrieben die Geräte mit Karbid oder einem Azetylen-Sauerstoffgemisch, das die Glühblättchen zum Leuchten brachte. Ab 1916 führte die Armee elektrische Blinkgeräte in der Truppe ein, zum Beispiel Großes Blinkgerät (G-Blink 16), Mittleres Blinkgerät (M-Blink 16) und Kleines Blinkgerät (K-Blink 16). Die Energiezufuhr erfolgte durch Batterien oder einen Kurbeldynamo.

Blinker im Einsatz

Die Signalisten wurden zu Blinksignaltrupps zusammengestellt. Die Ausbildungsdauer der Soldaten betrug ca. 6 bis 8 Wochen. Die Einheiten unterschieden sich in Feld-, Festungs- und Gebirgssignaltrupps. Ein Trupp umfaßte 6 Mann, bestehend aus dem Truppführer (Unteroffizier), seinem Stellvertreter (Gefreiter) und 4 Signalisten. Die Aushebung der Rekruten erfolgte vornehmlich im Thüringer Raum, etwa aus Jena, Weimar, Apolda, Erfurt, Eisenach und anderen Städten.

Abschied von Jena

Die Königlich Preußische Signal-Ersatz-Abteilung wurde am 14. Oktober 1916 von Jena nach Königswusterhausen bei Berlin in eine freigewordene Funkerkaserne verlegt. Der Abschied fiel den Männern nicht leicht. Die Bevölkerung säumte die Straßen mit Blumenschmuck, dazu spielte die Kapelle des hiesigen Infanterie-Regiments Nr. 94. Bis zur Auflösung der Königlich Preußischen Signal-Ersatz-Abteilung im Juli 1917 wurden 661 Feld-, 54 Festungs- und 8 Gebirgssignaltrupps an die Front geschickt. Insgesamt konnten so bei der Abteilung 670 Unteroffiziere und 5.200 Signalisten ausgebildet werden. Im Anschluß integrierte man die Blinker in die Telegraphentruppe.

Denkmal für die gefallenen Blinker auf dem Landgrafen

Nach dem Ersten Weltkrieg gründeten ehemalige Signalisten den „Bund ehemaliger Blinker“. Der Bund beschloß, zum Gedenken an die gefallenen Kameraden in der alten Garnison auf dem einstigen Signalberg „Landgrafen“ ein Denkmal zu errichten. Die Mittel dazu brachten die Mitglieder des Bundes selbst auf, die Stadt Jena stiftete eine Baufläche unterhalb des Napoleonsteins. Die Grundsteinlegung erfolgte am 12. September 1920 durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Theodor Fuchs. Wenig später konnte der monumentale Gedenkstein am 29. Mai 1921 eingeweiht werden. Zu diesem Anlaß kamen etwa 160 ehemalige Blinker aus ganz Deutschland nach Jena. Eine Abordnung der Reichswehr und viele Jenaer Bürger nahmen teil. Den Entwurf des Denkmals lieferte das Architektenbüro Schreiter & Schlag. Johannes Schreiter und der Maurermeister Carl Gretscher, der den Bau leitete, waren während des Ersten Weltkrieges selbst Blinker.

Nach der Gründung der DDR wurde das Denkmal in den 1950er Jahren „entmilitarisiert“. Man veränderte den Stahlhelm zu einer „Kuppel“, das Eiserne Kreuz wurde begradigt und das Eichenlaub aus den Ecken entfernt. Schließlich wurden auch die Inschriften beseitigt, so daß der einstige Gedenkstein zu einem namenlosen Klotz verkam. Im Laufe der Zeit verwahrloste das Denkmal immer mehr und geriet in Vergessenheit. Erst 2003 trat es im Zusammenhang der Vorbereitungen für den 200. Jahrestag der Schlacht bei Jena und Auerstedt mit dem Vorschlag einer Umwidmung in Erinnerung an die Schlacht gegen Napoleon 2006 wieder in den Fokus des öffentlichen Interesses. Der Vorschlag wurde damals von Stadt und Denkmalschutzbehörde abgelehnt, die grundhafte Sanierung des Denkmals mit einer bewußten Identifizierung als Kriegerdenkmal des Ersten Weltkrieges jedoch befürwortet.

Im Jahr 2008 bekam das Vorhaben tatkräftige Unterstützung durch die Reservistenkameradschaft Jena, die in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen ersten Arbeitseinsatz am Denkmal 2009 organisierte. Im gleichen Jahr erhielt das Denkmal eine grundhafte Sanierung sowie eine erklärende Informationstafel durch die Stadt. Die Inschrift auf dem sockelartigen Podest „Die Deutschen Blinker“ gab dem Gedenkstein seine Identität zurück. Das Denkmal mit Umfeld wird seitdem von der „Reservistenkameradschaft Jena“ im Rahmen einer Patenschaft gepflegt.


Ausstellung 2016

Vom 21. Mai bis 5. Juni 2016 fand eine Ausstellung von Michael Körbs, gemeinsam mit „Jenakultur“, zur Königlich Preußischen Signal-Ersatz-Abteilung und den Blinkersoldaten im Ersten Weltkrieg im Johannistor Jena statt.

Schautafel am Blinkerdenkmal (2012)

Blinkerdenkmal

Das „Denkmal zu Ehren gefallener Blinker“, kurz Blinkerdenkmal, wurde am 29. Mai 1921 eingeweiht, wobei die Feierlichkeiten schon am 28. Mai begonnen hatten. Zu den besonderen Begebenheiten zählten der Kranzabwurf aus einem Flugzeug und das vaterländische Lied „Ich hab’ mich ergeben“, welches stolz und ergreifend aus tausenden Kehlen vom Landgrafenberg aus über Jena erschallte.

„Am 28./29. Mai 1921 reisten aus allen Deutschlands Mitglieder der Vereine ehemaliger Blinker an, um die Anstrengungen zur Finanzierung und Bau des Denkmals mit dessen Einweihung zu krönen. Unter größten Anstrengungen wurden mehrere 10.000 RM aufgebracht. In einer Zeit, wo bei vielen das Geld knapp war. Doch die Heimkehrer aus dem I. Weltkrieg, wollten unter Leitung von Herrn Otto Böhme, Berlin, Bundesvorsitzender der Vereinigung, ein Versprechen einlösen. Sie hatten sich geschworen, den gefallenen Kameraden, einen Platz der Erinnerung zu schaffen. Otto Böhme, der Bundesvorsitzende, auch liebevoll ‚Papa Böhme‘ genannt, hatte immer wieder die Freunde mitgerissen. Nach vielen Standortvorschlägen wurde der jetzige Standort gewählt.“ — Festschrift zur Einweihung (Stadtarchiv Jena)

Schändung des Denkmals

2012, drei Jahre nach der Wiederherstellung und der feierlichen Wiedereinweihung am 17. November 2009, wurde der rund vier Meter hohe monumentale Gedenkstein „zu Ehren gefallener Blinker“ aus Kalkstein von Linksextremisten geschändet, indem sie es großflächig mit roter Farbe besprühten, wie sie es auch 2011 beim Anschlag mit grüner Farbe auf das Burschenschaftsdenkmal (Denkmal für die Urburschenschaft vor dem Hauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität) taten. Davor hatte es schon mehrere kleinere Anschläge gegeben. Ende 2014 wurde das Blinkerdenkmal erneut erheblich geschändet, aber die Reservistenkameradschaft versprach, nicht vor dem feigen Linksterrorismus zu kapitulieren.

Literatur