Selchow, Bogislav von

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Dr. phil. Bogislav Freiherr von Selchow
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Werner Heinrich-Bogislav Freiherr von Selchow (Lebensrune.png 4. Juli 1877 in Köslin in Pommern, Todesrune.png 6. Februar 1943 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine und der Reichsmarine, zuletzt Fregattenkapitän sowie Freikorpsführer und vaterländischer Schriftsteller.

Leben

Die Geschwister Bogislav, Ehrengard und Anni (1885–1958) im Jahre 1895; Karoline Hedwig Ehrengard Freiin von Selchow (Lebensrune.png 7. Dezember 1882 auf Gut Carolinenthal) wurde Lehrerin und arbeitete zeitweilig in Santiago de Chile, später in Berlin.

Heinrich-Bogislav war Sohn des später verarmten königlich preußischen Leutnants und Gutsbesitzers Friedrich Wilhelm Otto von Selchow, Ritter des Eisernen Kreuzes II. Klasse beim Pommerschen Husaren-Regiment „Fürst Blücher“ (Todesrune.png 24. Oktober 1914) und dessen Frau Hedwig Johanna Wilhelmine, geb. Kratz (Todesrune.png 6. Februar 1943 in Berlin) aus Carolinenthal bei Lauenburg in Pommern. Sein Großvater war Werner von Selchow (1862 bis 1873 preußischer Landwirtschaftsminister). Er hatte drei Schwestern: Ehrengard, Anna „Anni“ Klementine Elsbeth Hedwig und Hedwig Elisabeth (1879–1887), die jedoch früh starb.

Mit fast 10 Jahren kam von Selchow Ostern 1887 in die Quinta des Königlichen Gymnasiums in Köslin. 1895 wechselte er als Unterprimaner an das Kaiserin-Augusta-Gymnasium (heute Ludwig-Cauer-Grundschule) in Berlin-Charlottenburg.

Nach dem Abitur am 16. März 1897 trat von Selchow am 7. April 1897 (Crew 97) in die Kaiserliche Marine ein und wurde zum Offizier ausgebildet. Er war an zahlreichen Seefahrten beteiligt (unter anderem an Bord der SMS „Hertha“). Er nahm aktiv am Ersten Weltkrieg teil.

Am 1. April 1913 kam er als Erster Offizier auf das Seekadetten- und Schiffsjungen-Schulschiff SMS „Victoria Louise“, zum Kriegsbeginn auf Feindfahrt gegen Rußland, ohne jedoch mit dem Feind in Berührung zu kommen. Sein Vater fiel als Kriegsfreiwilliger in den Anfangstagen des Krieges und wurde am 27. Oktober 1914 auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt.

Im November 1914 wurde von Selchow auf eigenen Wunsch als Bataillonskommandeur nach Flandern versetzt. Vom 1. August 1917 bis Kriegsende November 1918 war er als Korvettenkapitän bei dem Admiralstab der Marine in Berlin.

Chronologischer Militärwerdegang

Fregattenkapitän Bogislav von Selchow
  • 7. April 1897 Einstellung als Kadett der Kaiserlichen Marine (Crew 97)
  • Mai 1897 Kadett an Bord von SMS „Stein“
  • 6. Dezember 1897 Teilnahme an der Belagerung des Hafens von Port au Prince auf Haiti mit SMS „Stein“
  • 27. April 1898 Beförderung zum Seekadetten
  • April 1898 bis September 1900 in verschiedenen Funktionen an Bord von SMS „Moltke“, „Hela“, „Mars“ und „Blücher“
  • Januar–März 1900 Gehirnhautentzündung, Marinelazarett Kiel
  • 23. September 1900 Beförderung zum Leutnant zur See
  • November 1900 – November 1901 an Bord von SMS „Sachsen“, ab Oktober 1901 als „Adjutant“; am 4. September 1901 Kollision mit SMS „Wacht“ bei Rügen, das daraufhin sinkt
  • November 1901 – September 1902 Adjutant an Bord von SMS „Kaiser Wilhelm der Große“
  • 15. März 1902 Beförderung zum Oberleutnant zur See
  • Oktober–Dezember 1902 Wachoffizier an Bord von SM Torpedoboot „G 109“
  • Januar–April 1903 Kompanieoffizier der zweiten Kompanie der I. Torpedoabteilung, im April Funkkursus auf SMS „Neptun“
  • April–September 1903 Wachoffizier an Bord von SM Torpedoboot „G 109“
  • Oktober/November 1903 Ausreise als Passagier nach Ostasien an Bord von SS „König Albert“
  • November 1903 – Mai 1905 Wachoffizier an Bord von SMS „Hertha“ (→ Ostasiatisches Kreuzergeschwader) im asiatischen Raum mit Heimreise nach Kiel über Afrika und das Mittelmeer
  • Juni–September 1906 Kommandant von SM Torpedoboote „S 29“, „S 25“ und „S 30“ sowie Dienste in der Minenkompanie und als Erster Offizier der Minensuchreservedivision
  • Oktober 1906 – Juni 1907 Marineakademie
  • 6. April 1907 Beförderung zum Kapitänleutnant
  • Juli 1907 Dienst an Bord von SMS „Kurfürst Friedrich Wilhelm“
  • August–September 1907 Dienst an Bord von SMS „Yorck“
  • Oktober 1907 – Juni 1908 Marineakademie
  • Juli–September 1908 Sprachurlaub in England
  • Oktober 1908 Ausreise als Passagier nach Westafrika auf SS „Lucie Woermann“
  • November 1908 – November 1909 Erster Offizier an Bord von SMS „Sperber“
    • In den Jahren 1908 und 1909 nahm der Kreuzer eine Neuvermessung der Küste Togos vor. Im Februar 1909 wurden die Ruinen der durch Brandenburg erbauten kolonialen Festung Groß Friedrichsburg besucht. Darüber hinaus erfolgten weitere Vermessungsarbeiten an den Küsten der Kolonien Kamerun und Deutsch-Südwestafrika.
  • November/Dezember 1909 Rückreise als Passagier nach Deutschland auf SS „Lucie Woermann“
  • Dezember 1909 – Januar 1911 Dienst beim Admiralstab der Marine
  • Januar 1911 – März 1913 Adjutant der Nordseestation
  • April 1913 – November 1914 Erster Offizier an Bord von SMS „Victoria Louise“
  • 22. März 1914 Beförderung zum Korvettenkapitän
  • 10. November 1914 – 30. Juni 1915 Kommandeur des I. Btl. des Matrosen-Artillerieregiments III (10.–25. November 1914); II. Btl. des Matrosen-Artillerieregiments I (26. November – 31. Dezember 1914); I. Btl. des Matrosen-Artillerieregiments II (1. Januar – 4. Februar 1915); des III. Btl. des Matrosenregiments 4 (5. Februar – 10. Mai 1915); des III. Btl. des Matrosenregiments 5 (11. Mai – 30. Juni 1915); Einsatzgebiet: Flandern (→ Marinekorps Flandern)
  • 1. Mai 1915 Verwundung bei Het Sas/Belgien durch Granatsplitter in Kopf, rechte Schulter, rechten Arm und rechtes Bein
  • August–Dezember 1915 Erster Offizier an Bord von SMS „Freya“
  • Januar–März 1916 Reservelazarett Liebenstein
  • April 1916 – Juli 1917 Erster Offizier an Bord von SMS „Hannover“, in dieser Funktion Teilnahme an der Schlacht am Skagerrak am 31. Mai / 1. Juni 1916
  • 14. September 1916 Neurasthenie als Kriegsdienstbeschädigung anerkannt durch das Kommando von SMS „Hannover“
  • Juli 1917 – Kriegsende Admiralstab der Marine
  • 1918 Veröffentlichung der Propagandaschrift „Weltkrieg und Flotte"
  • 16. November 1918 – 20. August 1919 Dezernent im Reichsmarineamt
  • 20. August 1919 Beförderung zum Fregattenkapitän

Zwischenkriegszeit

Nach seiner Verabschiedung aus der Marine begann Bogislav von Selchow ein Studium der Geschichte in Marburg und wurde zugleich von der Reichswehr-Brigade 11 in Kassel (Generalkommando XI. Armeekorps Kassel) mit der Bildung einer Freiwilligenformation aus Marburger Studenten zum Schutz der jungen Republik beauftragt. In Marburg gründete er das Freikorps „Studentenkorps Marburg“ (StuKoMa). Bogislav von Selchow, Fregattenkapitän a. D., hatte den Befehl über die StuKoMa. Das Freikorps wurde von der Kasseler Brigade der Reichswehr ausgerüstet und war auch dieser angegliedert. Das Bataillon bestand aus mehreren Kompanien. Jede dieser Kompanien wurde von Studenten bestimmter Studentenverbindungen gebildet, so beispielsweise aus dem Corps Hasso-Nassovia Marburg, dem von Selchow als Korporierter angehörte.

Bereits vor dem Kapp-Aufstand teilte von Selchow Korpsstudenten ein, öffentliche Gelder für die Putschisten zu beschlagnahmen und in Marburg jüdische Banken zu besetzen. Daneben organisierte sich von Selchow in der patriotischen Organisation „Escherich“ (Orgesch), die er im westdeutschen Raum zeitweise führte. Die Organisation legte geheime Waffenlager für einen erwarteten Kampf gegen den Bolschewismus an.

Von Selchow stand im Mittelpunkt der Ermittlungen im Fall der Erschießungen in Mechterstädt – der blutigen Ereignisse vom 25. März 1920, als in der Nähe des westthüringischen Ortes Mechterstädt 15 als Aufrührer verdächtigte und in Haft genommene Arbeiter von einem Kommando zeitfreiwilliger Marburger Studenten auf der Flucht erschossen wurden. Die Tatbeteiligten, Angehörige des mehrheitlich aus Verbindungsstudenten bestehenden Marburger StuKoMa, das unmittelbar nach dem Kapp-Aufstand am 13. März 1920 und in Zusammenarbeit mit der Reichswehr zur Bekämpfung spartakistischer und rätedemokratischer Umtriebe in Thüringen eingesetzt war, wurden noch 1920 in zwei Gerichtsprozessen u. a. vom Vorwurf des „Totschlags unter rechtswidrigem Waffengebrauch“ freigesprochen. Die Urteile erregten Abscheu und Protest in der demokratischen Öffentlichkeit der Weimarer Republik, wobei der schon bald aufkeimende Verdacht einer „Klassenjustiz“ zugunsten der angeklagten Studenten später von der Forschung bestätigt werden sollte.

Nach den Freisprüchen durfte von Selchow Geschichte und Philosophie weiterstudieren. Er wurde am 24. Januar 1923 promoviert. Auch nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit im Jahr 1922 blieb er, wie seine Aufzeichnungen zeigen, in seiner Grundhaltung auch als in Berlin lebender Dichter, Schriftsteller und Geschichtsphilosoph immer Soldat.

Obwohl judenkritisch eingestellt und leidenschaftlicher Nationalsozialist, war von Selchow niemals Parteimitglied. Er gehörte aber zu den 48 „bekannten Persönlichkeiten“, die nicht der NSDAP angehörten und 1933 öffentlich und medienwirksam zur Wahl von Adolf Hitler aufforderten. 1936 wurde er Namensgeber der NS-Studenten-Kameradschaft „B. von Selchow“ der vormaligen Marburger Burschenschaft Germania.

Nachwirken

In der heutigen Zeit werden seine Gedichte hauptsächlich von nationalen Kreisen veröffentlicht und rezipiert. Das Musikprojekt „Arische Jugend“ von volkstreuen Liedermachern vertonte 12 Gedichte von Selchows.

Vaterländisches Gedicht

Ich bin geboren, deutsch zu fühlen,
Bin ganz auf deutsches Denken eingestellt.
Erst kommt mein Volk und dann die andern Vielen,
Erst meine Heimat, dann die Welt.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Weltkrieg und Flotte, 1918
  • Deutsche Gedanken, Gedichte, 1920
  • Um Trotz um Treue, Gedichte, 1921
  • Der Ruf des Tages, Gedichte, 1922
  • Unsere geistigen Ahnen. Ein Weltbild, 1927
  • Wächter der Schwelle Gesammelte Gedichte, 1930
  • An der Schwelle des vierten Zeitalters, 1931
  • Die Not unseres Rechts, 1932
  • Der Glaube in der deutschen Ich-Zeit. Ein Zeitbild, 1933
  • Der Deutsche Mensch. Zwei Jahrtausende Deutscher Gedichte, 1933
  • Der bürgerliche und der heldische Mensch, 1934
  • Das Namensbuch, 1934
  • Der unendliche Kreis. Lebensroman des Nikolaus von Cues. Ein Zeitwendebild, 1935
  • Deutsche Köpfe im Zeitalter Friedrichs des Großen, 1936
  • Hundert Tage aus meinem Leben. Erinnerungen , 1936
  • Worte und Werke / Bogislav von Selchow. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Hans Weicker, 1938
  • Frauen großer Soldaten, 1939 (Kleine Wehrmacht-Bücherei)

Gedichte

Literatur