Eichberger, Willy

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Willy Eichberger (1902–2004)
Willy Eichberger (1902–2004)

Willy Eichberger, englisches Pseudonym Carl Esmond (Lebensrune.png 14. Juni 1902 in Wien als Carl Cäsar Willy Simon; Todesrune.png 4. Dezember 2004 in Brentwood, Kalifornien), war ein deutscher Film- und Theaterschauspieler.

Leben

Daß sich in dem jungen Eichberger schon der Drang zur Bühne regte, war kein Wunder: Schauspielerblut floß in seinen Adern. Zwei Großväter und ein Urgroßvater waren bekannte Sänger in Deutschland: einer der Urgroßväter war Josef Eichberger. Willy Eichbergers Vorfahren stammen teils aus der Steiermark, teils aus Sachsen. Seine Mutter war in Elberfeld, sein Vater in Nordböhmen geboren; er selbst kam in Wien zur Welt.[1]

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war Willy Eichberger Gymnasiast. Gern wäre er mit ins Feld gezogen, aber er war noch zu jung. So blieb nur übrig, sich zum freiwilligen Hilfsdienst zu melden; er tat Dienst als Helfer auf Bahnhöfen, beim Ausladen von Verwundeten und wo man sonst junge Kräfte brauchte. Nach Kriegsende machte er sein Abitur, im letzten Jahr hatte er schon nebenbei privaten Schauspielunterricht genommen, und nun wollte er Schauspieler werden. Aber die Eltern waren dafür, daß er etwas praktisches lernte und gaben ihn auf eine Bank in die Lehre; in seiner Freizeit durfte er die Staatliche Akademie für Musik und darstellende Künste besuchen. Es ist begreiflich, daß er, da die Tätigkeit bei der Bank ihm wenig Freizeit ließ, sich diese selbst verschaffte. So erfand er alle möglichen Leiden, um der Arbeit fernbleiben und während der Zeit studieren zu können; Überstunden machte er grundsätzlich nie, was ihm der Prokurist, der seiner Abteilung vorstand, natürlich sehr verübelte.

Dann war er ein eifriger Sportsmann; er ging fechten, schwimmen, reiten, aber nur angeblich; in Wirklichkeit waren auch die Stunden, die er dadurch von der Bank frei bekam, dem Rollenstudium gewidmet. Als der Prokurist einmal dahinterkam, daß er gar nicht fechten gegangen war, wurde er in eine andere Abteilung versetzt. Hier hatte er eine Prokuristin, die schon lange in der Bank tätig war, als Vorgesetzte, und die schwärmte fürs Theater und alle Künste. Bei ihr fand er Verständnis, und sie ließ ihn öfter früher weggehen. Dafür mußte er ihr alles vom Theater und der Kulissenwelt erzählen. Seine Begabung für das Bankwesen war nicht groß, und als er sich einmal wieder für langere Zeit krank gemeldet hatte, um Proben beiwohnen zu können, war das Maß voll, und er wurde entlassen.

Zwei Monate später – er war jetzt Vollschüler der Akademie – suchte der damalige Direktor des Burgtheaters, Paulsen (bekannter ist er unter den Namen Peter Petersen) Pagen für die Aufführung des Stückes „Der Prinz von Hornburg“. Er wählte drei große Kerle aus den Akademieschülern aus; unter diesen war auch Eichberger. So war er, wenn auch zunächst nur in einer unbedeutenden Aufgabe, Burgtheater-Schauspieler geworden, ein Ziel, das jedem österreichischen Schauspieler wegen der Bedeutung dieser Bühne lockt. Sein temperamentvolles Spiel gefiel, und er wurde zum Probesprechen aufgefordert. Probesprechen in der „Burg“ – das war ein aufregender Tag! Der Theaterteufel, der schon so manchen Schauspieler geneckt hatte, spielte ihm einen bösen Streich: Ausgerechnet am Tage des Versprechens wurde er stockheiser und brachte kaum einen Ton hervor.

Eine Katastrophe schien bevorzustehen. Er sah sich schon durchgefallen und aller Hoffnungen beraubt; aber die Prüfer konnten auch eine heisere Stimme werten, und er wurde für gut befunden und engagiert.

Wiederum zwei Monate später bekam er seine erste Rolle. Diese war eine eigenartige: in der Komödie „Die Frau von vierzig Jahren“ spielte er den einzigen Mann inmitten einer Unzahl von Frauen. Als für ihn der große Augenblick gekommen war und er zum erstenmal allein auf der Bühne stand, war er sehr aufgeregt. Er sollte Bücher aus einem Bücherschrank nehmen, und vor Aufregung vergaß er, daß in dem Bücherschrank die Glasscheiben nur gedacht waren, und so griff er einfach durch die Schranktür, ohne sie aufzuschließen, und holte die Bücher durch das „Glas“ heraus. Aber um übrigen machte er seine Sache so gut, daß er einen Vertrag für vier Jahre am Burg-Theater erhielt.

Als Paulsen nach drei Jahren „die Burg“ verließ, bat Eichberger um Lösüng seines Vertrages und fuhr nach Berlin. In Deutschland zu spielen war schon lange sein Wunsch gewesen, und es glückte ihm. In Berlin spielte er mit Käthe Dorsch am Deutschen Künstlertheater in dem Stück „Die Damen vom Maxim“. Auf der Suche nach einer Stätte, an der er ein reichhaltiges Repertoire spielen könnte, fand er Engagement in Chemnitz; dort war er zweieinhalb Jahre und spielte Charakterrollen, Helden und Komiker. In Hamburg hatte er weniger Glück; kurze Zeit, nachdem er dort unter Roebbeling ans Deutsche Schauspielhaus engagiert worden war, endete diese Direktion, und er kehrte nach Berlin zurück.

Ein Erfolg im Rose-Theater in dem Lustspiel „Der Vulkan“ lenkte die Aufmerksamkeit der Filmleute auf ihn, und im „Kaiserwalzer“ erschien er neben Paul Hörbiger, Fritz Kampers, Martha Eggerth und Hansi Niese zum erstenmal auf der Leinwand.

Durch seinen Erfolg in „Liebelei“ von 1933 wurde man in England auf ihn aufmerksam; man suchte dort für den Film „Blossom times“ („Blütenzeit“) einen Darsteller für die Rolle eines österreichischen Offiziers. Aber man war sich über sein Englisch nicht im klaren. Da er im Augenblick nicht von Berlin abkommen konnte, die Besetzung der Rolle in England aber drängte, kam er auf einen guten Gedanken: Er besprach in Berlin einige Schallplatten und schickte seine Stimme mit der Post zur Prüfung nach London.

Die Platten gefielen, und man wartete, bis er hinfahren konnte; als auch die Probeaufnahmen dann zufriedenstellend ausfielen, wurde er engagiert. Bei den Aufnahmen ergab sich ein Sprachkuriosum: Die Handlung des Films spielt in Wien; der Film wurde auch zum Teil in Wien gedreht; da es ein Werk einer englischen Produktionsfirma war, wurde er natürlich in englischer Sprache aufgenommen. Und so kam es, daß Willy Eichberger in diesem Film als österreichischer Offizier in seiner Vaterstadt Wien englisch sprechen mußte.[2] Auf „Blottom Times“ folgte ein zweiter Londoner Film: „Evensong“ („Abendlied“).

Der Name Eichberger spricht sich auf englisch schwer aus. Daher legte man ihm nahe, sich einen anderen Namen, der sich dem englischen Filmpublikum leichter einprägen könnte, zuzulegen. Aber Willy Eichberger weigerte sich und wollte auch „Evensong“ unter seinem richtigen Namen spielen.

In den Briefen, die er nach der Aufführung von „blossom Times“ erhielt, war sein Name allerdings meist verstümmelt; die Post fand ihn aber doch. Als Eichberger aber einmal als Mister Eisberg angeredet wurde, war sein Widerstand gegen die Umbenennung gebrochen, denn man sagte ihm, daß ein Liebhaber doch unmöglich „Eisberg“ heißen könne. Daher spielte er in „Evensong“ unter einem anderen Namen, und zwar nannte er sich Karl Esmond. Den Vornamen Karl wählte er, weil die Engländer damit die Vorstellung eines Deutschen verbinden; Esmond ist der Name eines Ritters aus einem vielgelesenen englischen Roman.

Der Zufall wollte es dann einmal, daß in Budapest beide Filme zugleich liefen; so konnte man ihn in einem Lichtspielhaus als Willy Eichberger in „Blossom Times“ und in einem anderen als Karl Esmond in „Evensong“ sehen. Nach Beendigung der beiden englischen Filme spielte er wieder in Deutschland, und zwar in dem Film „Blutsbrüder“ („Bosniaken“), zu dem die Außenaufnahmen auf dem Balkan gedreht wurden.

Zu der Zeit kam ein Antrag aus London, der nicht leicht zu erfüllen war, aber lockte: Er sollte auf der Bühne in der Operette „Ein Walzertraum“ spielen. Er wagte es, vervollkommnete sich während der Probenzeit noch so gut es ging und stand mit dreifachem Lampenfieber auf den Brettern. Hinzu kommt, daß es im englischen Theater keinen Souffleur gab; wenn man Glück hatte, rief einem der Inspizient aus den Kulissen den Text zu, falls man stecken bleib – vorausgesetzt, daß der Inspizient nicht gerade hinter der Bühne Wichtigeres zu tun hatte. Trotz aller Hemmungen klappte aber alles, und es wurde ein schöner Erfolg. Darauf spielte er in seinem dritten englischen Film „Aufforderung zum Tanz“; Lilian Harvey war seine Partnerin.

Von England ging es 1935 wieder aufs europäische Festland zurück und spielte als Willy Eichberger in den UFA-Filmen „Die Pompadour“ (1935), „Der Postillon von Lonjumeau“ (1935) und „Burgtheater“ (1936). Danach ging er erneut nach London, wo er als Prinz Albert in dem Bühnenstück „Victoria Regina“ einen großen Erfolg feierte. In dieser Paraderolle wurde er noch im selben Jahr von MGM-Boß Louis B. Mayer gesehen und mit fabelhaften Versprechungen nach Hollywood gelockt. Im selben Jahr lernte er auch Ruth Taub kennen, die er später in Hollywood wiedertraf und heiratete.

Im Januar 1938 siedelte er schließlich, nachdem mit Paul von Hernried ein Nachfolger für seine Rolle in London gefunden worden war, nach Hollywood über. Dort angekommen, dauerte es Monate, bis er endlich eine Rolle als Flieger im Ersten Weltkrieg in „Dawn Patrol“ (1938) annehmen konnte, da die zuerst für ihn vorgesehenen größeren Rollen als Graf Axel Fersen in „Marie Antoinette“ und als Johann Strauss in „The Great Waltz“ bereits mit anderen Schauspielern besetzt worden waren.

Im März 1938 wurde er in Hollywood von der Nachricht des Beitritts Österreichs überrascht. In der Folge wurde Eichberger oft die Rolle als Deutscher für Propagandafilme angeboten, in denen er einen „Nazi“ spielen sollte. Um weiterhin über ein gesichertes Einkommen zu verfügen, mußte er dennoch einige Rollen annehmen. In diesen bemühte er sich jedoch darum, ein differenzierteres Bild seines Charakters abzuliefern, als plumpe Klischees und Feindbilder. Dies konnte er beispielsweise in Fritz Langs Mystery-Thriller „Ministerium der Angst“ (1943) sehr gut ausleben, da seine Rolle als Nazi-Offizier darin erst gegen Ende des Filmes sein „wahres“ Gesicht zeigt. Erst viele Jahre nach Kriegsende gelang es ihm, in Hollywood seine Vielseitigkeit als Schauspieler beweisen zu können und sich als Charakterdarsteller zu etablieren.

Höhepunkt seiner Filmkarriere war für Esmond der dokumentarische Spielfilm „Resisting Enemy Interrogation“, der 1944 für die amerikanische Luftwaffe zur Aufklärung über feindliche Spionagetaktiken im Falle der Kriegsgefangenschaft gedreht wurde. Bis auf einen Kommentar zu Beginn und zum Schluß des Filmes war der Film professionell als Drama inszeniert. Esmond spielte darin einen deutschen Abwehroffizier. Der Film erhielt 1944 eine Oscar-Nominierung als bester Dokumentarfilm.

Nach Kriegsende versuchte er in der BRD an seine früheren Erfolge anzuknüpfen, doch bot die von seichten Unterhaltungsfilmen dominierte Filmindustrie keine interessanten Rollen für ihn. Er kehrte daher wieder in die Vereinigten Staaten zurück, deren Staatsbürger er seit 1943 war. Nur 1955, als er von Max Ophüls’ Lola-Montez-Verfilmung in München hörte, spielte er noch einmal eine Rolle – Lolas Arzt – in Deutschland.

Ab 1965 erhielt Esmond keine Filmangebote mehr. Er hatte seither in unzähligen Fernsehfilmen und -serien gespielt und zahllose Auftritte in Werbespots und Fernsehshows absolviert.

Filmographie

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 27, 5. Juli 1936
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 28, 12. Juli 1936