Vorsteher, Carlheinz

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Hier soll es sich um Carheinz Vorsteher handeln, nach anderen Quellen jedoch um Heinrich Lehmann-Willenbrock.

Carlheinz Vorsteher (z. T. auch Carl-Heinz und falsch Karl-Heinz; Lebensrune.png 1. Juni 1916 in Witten; Todesrune.png 11. Juni 1988 in Glücksburg) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Kapitänleutnant der Kriegsmarine sowie Flottillenadmiral der Marine der Deutschen Bundeswehr und oberster Stabsplaner der Marine in Bonn.

Werdegang

Am 8. April 1934 trat Carlheinz Vorsteher der Reichsmarine als Offiziersanwärter bei.

Zweiter Weltkrieg

Ende 1941 / Anfang 1942 wurde Oberleutnant zur See Vorsteher zum Kapitänleutnant befördert. Er war u. a. vom 11. März 1943 bis 15. April 1943 Kommandant des Zerstörers „Hans Lody“ (m.W.d.G.b) sowie Kommandant des Torpedobootes „TA 15“, das bis zum Fall „Achse“ der Kleine Zerstörer „Francesco Crispi“ der italienischen Marine war. Von Herbst 1943 bis Herbst 1944 führte er Seekrieg in der Ägäis mit Geleitfahrten, Angriffen alliierter Flugzeuge und Unterseeboote. Immer mehr anwachsende Verluste bis zum Ende des Kampfes im September 1944 prägten sein Gedächtnis dieser 12 Monate, aber auch die schicksalhafte Fahrt des „Oria“-Geleits.

Der erste Einsatz für TA 15, zu diesem Zeitpunkt noch als TA 17 bezeichnet, war die Landung auf Leros vom 11. auf den 14. November 1943 (u. a. eroberten Küstenjäger der der Division „Brandenburg“ gemeinsam mit Fallschirmjägern und der Kampfgruppe „Müller“ die Inselfestung Leros.[1])

Im Februar 1944, wenige Monate nach dem siegreichen deutschen Dodekanes-Feldzug, befand sich die „Oria“ im Geleit der Torpedoboote „TA 16“, „TA 17“ und „TA 19“ auf einer Reise mit 4.046 italienischen Militärinternierten, die Verrat am deutschen Waffenbruder begangen hatten, 90 deutschen Soldaten (die Dienst taten oder Richtung Heimat reisten) und 13 Griechen an Bord von Leros beziehungsweise Rhodos nach Piräus. Als alliierte U-Boote angriffen, mußte der Dampfer den Kurs verlassen und versuchen zu entkommen. Am 12. Februar 1944 strandete das einst norwegische Schiff im Sturm an der Felsenküste nahe Kap Sounion und brach auseinander. Erst einen Tag darauf erreichten erste deutsche Rettungsfahrzeuge den Ort der Havarie, konnten aber nur wenige Schiffbrüchige retten: 21 Italiener, sechs Deutsche und einen Griechen. 4.074 Männer blieben auf See.

„Der Februar 1944 wurde ein Unglücksmonat. Am 1.2. deckten TA 14, TA 15 und TA 16 die in Leros gebliebene ‚Leda‘ auf dem Weg nach Samos. Beim darauffolgenden Marsch nach Iraklion ging die mit Munition beladene ‚Leda‘ schon bald nach dem Auslaufen bei Patmos durch Bombenvolltreffer verloren. TA 15 ging noch bei der brennenden ‚Leda‘ längsseits, um die Besatzung abzubergen, TA 14 erhielt einen Raketentreffer (eine erstmals in diesem Seegebiet eingesetzte Waffe!) in einen Kesselraum. Nach Rückkehr nach Piräus waren beide Boote wieder einmal im Zustand ‚aKB‘, bei TA 14 dauerten die Reparaturen bis zum 15. Mai. Am 7.2. liefen TA 16, TA 17 und TA 19 nach Rhodos aus, um den Dampfer ‚Oria‘ von dort nach Piräus zurückzugeleiten. Am 11. abends lief das Geleit von Rhodos aus und marschierte trotz schlechten Wetters nach Piräus. Direkt vor dem Zielhafen, bei der Ansteuerung von Kap Sounion, geriet die ‚Oria am Abend des 12.2. bei der kleinen Insel Gaidharonisou auf Grund und ging mit mehr als 4000 unter Deck eingesperrten italienischen Militärinternierten an Bord verloren. Die nach Verbrauch fast allen Kraftstoffs instabilen Torpedoboote konnten wegen des Wetters keine Hilfe leisten, TA 19 vermied nach Ruderversager und einer schweren Verletzung des Kommandanten beim Krängen des Bootes mit Mühe ein Kentern. In der zweiten Februarhälfte scheiterten drei Versuche, ein Versorgungsgeleit nach Kreta durchzubringen. Nach zweimaliger Umkehr wegen Schlechtwetters gelangte ein Schiff, ‚Lisa‘, zumindest bis Milos. Beim Weitermarsch erfolgte nördlich des Zielhafens Heraklion ein schwerer Luftangriff durch etwa 20 Beaufighter mit Torpedos und Bordkanonen, nachdem der deutsche Luftschutz mit Me 109 durch einen Scheinangriff geschickt weggelockt worden war. TA 15 konnte 2 Torpedos ausweichen und 2 Flugzeuge abschießen, erhielt aber Treffer in die Brücke, ‚Lisa‘ erhielt einen Lufttorpedotreffer und sank nach vielen im Seegang vergeblichen Abschleppversuchen am Morgen des 23.2. Die Rettungsbemühungen der Kommandanten von TA 15 und TA 17 wurden durch eine kriegsgerichtliche Untersuchung ‚belohnt‘, bei der sie freigesprochen wurden. [...] Am 7.3. liefen TA 15 und TA 19 nach Santorin, um die Sicherung eines Geleits für Kreta zu verstärken, und unter Führung der 21. U-Jagd-Flottille mit den Dampfern ‚Agathe‘ und ‚Susanne‘ weiter nach Heraklion. Beim Rückmarsch nach Piräus wurde TA 15 noch vor Heraklion von Flugzeugen angegriffen und schon beim 1. Angriff von 3 Raketen getroffen. Eine Rakete brachte mittschiffs und achtern Munition zur Explosion. Das Boot sank kurze Zeit später, die Personalverluste blieben zum Glück gering. TA 19 lief von Heraklion nach Monemvassia, um von dort die Dampfer ‚Sabine‘ und ‚Anita‘ nach Suda zu geleiten.“[2]

9. Torpedoboot-Flottille

Am 4. Oktober 1943 wurde die 9. Torpedobootsflottille in Athen von Fregattenkapitän Riede aufgestellt, um die von der italienischen Marine nach der Kapitulation Italiens übernommenen Boote in Dienst zu stellen. Das waren die beiden mehr als 15 Jahre alten Zerstörer „Turbine“ und „Francesco Crispi“ und die vier 20 Jahre alten Torpedoboote „Calatafimi“, „Castelfidardo“, „San Martino“ und „Solferino“. Stabsquartier war Triest. Sie waren dem Führer der Zerstörer unterstellt, truppendienstlich und einsatzmäßig dem Kommandierenden Admiral Ägäis abgezweigt. Ihr Einsatz bestand aus Geleitdienst sowie Aufklärungs- und Minenunternehmungen in der Adria. Aufgelöst wurde die Flottille im Oktober 1944, dann im Februar 1945 neu aufgestellt unter Umbenennung der 1. Geleit-Flottille.

Fregattenkapitän Riede, der zuvor Kommandant des Zerstörers Theodor Riedel gewesen war, konnte froh sein, aufgrund einer sehr energischen Personalverfügung des Führers der Zerstörer über erfahrene Offiziere als Kommandanten der Boote zu verfügen. Die fünf Kapitänleutnante Dehnert, Düwelius, Quaet-Faslem, Schmidt und Vorsteher waren alle schon kurze oder längere Zeit Kommandanten von Torpedobooten des Typs 1935/37 gewesen.

Schicksal der TA 15

Carlheinz Vorsteher (Grabstätte).jpg
  • 1. Mai 1927 in Dienst (i. D.) als Zerstörer (it.: cacciatorpediniere) „Francesco Crispi“
  • 9. September 1943 in Piräus deutsch besetzt
  • 30. Oktober 1943 i. D. als TA 17, Kommandant: Kapitänleutnant Vorsteher
  • 18. November 1943 umbenannt in TA 15
  • 8. März 1944 beim Rückmarsch Heraklion-Piräus nördlich von Heraklion (Kreta) durch drei britische Fliegerraketen irreparabel beschädigt, zwei Gefallene, 14 Vermißte
  • 1944 gehoben, nach Piräus eingebracht, am 12. Oktober 1944 durch Fliegerbomben versenkt

Nachkriegszeit

Nach Krieg, Kriegsgefangenschaft und Zivilleben trat Vorsteher der Marine der Bundeswehr bei und diente bis zum 30. September 1974, zuletzt als Flottillenadmiral.

Dienststellungen der Bundeswehr (Auswahl)

Auf verlorenem Posten. Die 9. Torpedoboot-Flottillen.jpg
  • 3. Oktober 1960 bis 30. Juli 1961 Kommandant des Zerstörers „Z 1“ (Zerstörer 1; Kennung: D-170; erstes Schiff der Klasse 119)
  • Oktober 1961 bis März 1963 Kommandeur des Schulgeschwaders
  • Oktober 1963 bis August 1964 Referatsleiter Verbandsausbildung, Seetaktik, Verbandsübungen, Flottendienst, Alarmmaßnahmen, etc. im FüSt d.M.
  • Oktober 1966 bis September 1969 Referatsleiter Führung, Dislozierung, Alarmplanung / Führungsgrundsätze, militärische Planung, NATO-Zusammenarbeit im FüSt d.M.
  • Oktober 1969 bis März 1971 Unterabteilungsleiter I (Planung) im FüSt d.M.
  • April 1971 bis September 1974 Stabsabteilungsleiter VI (Planung) im Führungsstab der Marine (FüSt d.M.)

Tod

Flottillenadmiral a. D. Carlheinz Vorsteher verstarb 1988 in Glücksburg. Er ruht in einem Gemeinschaftsgrab mit seiner Gemahlin Astrid „Asta“, geb. Dornquast, auf dem dortigen Stadtfriedhof nur wenige Schritte vom Grab des Admirals a. D. Theodor Burchardi entfernt.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke

  • Die spezifisch profilierte Teilstreitkraft, Vortrag auf dem 5. Fortbildungslehrgang im General- und Admiralstabsdienst, 18. März 1970
  • Auf verlorenem Posten – Die 9. Torpedoboot-Flottillen, Motorbuch Verlag (1987), ISBN 978-3613011717
    • Gemeinsam mit Friedrich-Karl Birnbaum; Fregattenkapitän Birnbaum war ab Februar 1945 letzter Chef der 9. Torpedoboot-Flottille.

Fußnoten

  1. Der Transport der Einheiten erfolgte mit Dampfern, Küstenfahrzeugen und Fährprähmen, die Sicherung wurde durch die 9. Torpedoboot-Flottille mit TA 15, TA 14, TA 17 und TA 19 übernommen, außerdem durch das S-Boot „S 55“ und durch die 21. U-Jagd-Flottille mit 5 bis 6 größeren und 8 bis 10 kleineren U-Jägern sowie der 12. R-Flottille mit 10 bis 12 Räumbooten. Die Luftunterstützung erfolgte durch das X. Fliegerkorps, das am ersten Tag 206 Flugzeuge einsetzte. Nach schweren Kämpfen kapitulierte der britische Befehlshaber auf Leros am Nachmittag des 16. November 1943 mit 3.200 britischen und 5.350 italienischen Soldaten.
  2. Urs Heßling: 9. Torpedobootflottille