Charakter (Titel)

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Charakter war die Bezeichnung von unbesoldeten Ehrentiteln. Im Königreich Preußen und im Deutschen Kaiserreich konnten Freiberufler und Beamte mit „Charaktern“ geehrt – charakterisiert – werden. Wenn man den Charakter eines Dienstranges bei der Verabschiedung oder später verliehen bekam, so handelte es sich dabei um einen Dienstrang im Sinne eines Titularranges, für den es weder ein entsprechendes Kommando noch eine entsprechende Besoldung gab.

Preußen

Zivil

„Wo eine Beförderung nicht mehr in Frage kam, belohnte der Monarch seinen Diener mit dem Titel (charakterisierter) Geheimrat. Auch ergoß sich laufend ein Ordenssegen auf die ältere Beamtenschaft als sichtbares Zeichen der Belohnung für treu geleistete Dienste. Daneben erhielten ergraute Anwälte und Ärzte den Charakter Justizrat bzw. Sanitätsrat. Der Charakter Professor stand im Allgemeinen jedem Oberlehrer zu, wenn er eine Reihe von Dienstjahren aufweisen konnte, während der Mediziner nur in besonderen Fällen Professor wurde, ohne Vorlesungen zu halten.“[1]

Militär

Nach dem Ersten Weltkrieg erhielten Offiziere der Kaiserlichen Armee die (auch den) Charakter des nächsthöheren Dienstgrades verliehen (Charakter-Erhöhung des letzten Dienstgrades), wenn sie z. B. besonders verdienstvoll gedient haben, allerdings keine angemessene Dienst- oder Planstelle frei war. Ein dienender Charakter-Hauptmann wurde zuweilen auch Stabskapitän genannt, sie rangierten vor den Leutnanten, jedoch hinter den „wirklichen“ Hauptmännern. Insbesondere die Stellen für Stabsoffiziere eines Regiments (Major, Oberstleutnant, Oberst) waren begrenzt, weshalb z. B. der Charaktermajor ein häufig verliehener Dienstgrad war. Die oft sehr lange Wartezeit auf den tatsächlichen Dienstgrad eines Majors nannte man beim deutschen Militär scherzhaft die Majors-Ecke.

Ein solcher Charakter-Offizier hatte dann z. B. das Anrecht darauf, Hauptmann oder Major genannt zu werden, bekam jedoch das Ruhegehalt eines Oberleutnants bzw. Hauptmanns.

Beispiele eines Charaktertitels

  • Sanitätsrat – niedergelassene Ärzte
  • Geh. Sanitätsrat – Kliniker
  • Kanzleirat – mittlere Beamte, z. B. Sekretäre
  • Professoren – Oberlehrer, Gymnasiallehrer
  • Geh. Regierungsrat – Verwaltungsbeamte
  • Geheimrat mit dem Rang der Räte 3. Klasse
  • Wirkl. Geh. Oberregierungsrat mit dem Rang der Räte 1. Klasse
  • Geh. Kriegsrat
  • Geh. Baurat – bedienstete Ingenieure und Architekten
  • Hauptmann der Landwehr – häufige Ehrung akademischer Kriegsteilnehmer (1870/71)

Chargiert

Chargiert (nicht mit Inhaber der studentischen Charge zu verwechseln) ist ein in der Marine gebräuchlicher Terminus technicus (Fachausdruck) für einen ehrenhalber verliehenen Rang. Ein „chargierter Admiral“, z. B., hatte den Rang eines Admirals und das Recht, die entsprechenden Rangabzeichen zu tragen, ohne jedoch die Aufgaben oder Bezüge eines Admirals zu haben. Beispielsweise wurde Konteradmiral Ludwig von Reuter 1939 zum „chargierten Admiral“ ernannt. Die Wehrmacht verwendete erstmals dann die Bezeichnung „chargiert“ z. T. auch für andere Waffengattungen anstatt der traditionellen Bezeichnung „Charakter“.

Abschaffung

In der Weimarer Republik gab es weder Geheimräte noch Justiz- oder Sanitätsräte in den freien Berufen. In der Unterrichtsverwaltung wurden aus Oberlehrern Studienräte. Auch der Charakter Professor wurde nicht mehr in der alten Weise verliehen.

Drittes Reich

In der Wehrmacht wurden Oberste und Generäle zum Teil mit dem nächsthöheren Rang in den Ruhestand verabschiedet, so daß z. B. ein Generalmajor die Charakter eines Generalleutnants verliehen bekam.[2] Eine besondere Stellung der Charakteroffiziere hatten die Tannenberg-Generäle innen. Charakterverleihungen wurden durch Führerbefehl vom 4. Dezember 1940 auf Kriegsdauer eingestellt.

Ostmark

In Österreich gibt es noch eine Art Charakter Professor als Berufstitel. Es handelt sich dabei um eine Auszeichnung für besondere Leistungen und Verdienste im künstlerischen und kulturellen Bereich verliehen wird – weder Studium, Promotion noch Habilitation sind Voraussetzung.

Fußnoten

  1. Siegfried Schindelmeiser: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51 und Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970–1985). Erstmals vollständige, bebilderte und kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden mit einem Anhang, zwei Registern und einem Vorwort von Franz-Friedrich Prinz von Preußen, herausgegeben von Rüdiger Döhler und Georg von Klitzing, München 2010, ISBN 978-3-00-028704-6
  2. Charakter (zeno.org.)