Schorlemer-Lieser, Clemens Freiherr von

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Staatsminister Major der Reserve Dr. jur. Dr. h. c. Clemens August Michael Hubertus Antonius Aloysius Maria Freiherr von Schorlemer-Lieser, 1917

Clemens August Michael Hubertus Antonius Aloysius Maria Freiherr von Schorlemer(-Alst), seit 1893 inoffiziell Freiherr von Schorlemer-Lieser (Lebensrune.png 29. September 1856 auf Haus Alst bei Horstmar; Todesrune.png 6. Juli 1922 im St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin) war ein deutscher Offizier, Jurist, Verwaltungsbeamter und Politiker. Er war Königlicher Landrat des Kreises Neuß, Mitglied des Preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit, von 1905 bis 1910 Oberpräsident der Rheinprovinz sowie Königlich Preußischer Staatsminister und Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Leben

Schloß Lieser; Nach dem Tod des Großindustriellen und Reichstagsabgeordneten Eduard Puricelli Ende 1893 (seine beiden Söhne sind früh verstorben) kam das Ehepaar von Schorlemer in den Genuß des beträchtlichen Erbes, zu dem unter anderem das Schloß Lieser an der Mosel gehörte, das dann der Wohnsitz der Familie wurde und sie zugleich im Rheinland dauerhaft verwurzelte. Der seitdem geführte Namenszusatz Lieser war inoffiziell; erst in den 1990er Jahren wurde er amtlicher Bestandteil des Familiennamens.

Im Schloß spielten auch die Kinder der Tochter Maria Katharina, verheiratet Gräfin von Kageneck, die oft zu Besuch war. U. a. Enkel August Graf von Kageneck wurde im Schloß geboren. Auch die Enkel Clemens-Heinrich Graf von Kageneck und Erbo Graf von Kageneck, die beide im Zweiten Weltkrieg mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurden, erlebten hier wunderschöne Jugendtage.

Kaiser Wilhelm II. war 1906, 1911 und 1913 zu Besuch auf Schloß Lieser. Auch Kronprinz Wilhelm und Prinz Oskar waren dort mehrmals Gäste.

Das Schloß litt nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich und mußte 1981 verkauft, eigentlich verscherbelt werden. Auch die neuen Besitzer waren kaum in der Lage, das leerstehende Gebäude zu sanieren. Als 1990 die letzte Eigentümerin der Familie, Marliese Rheinen, verwitwete Freiin von Schorlemer-Lieser, verstarb, wurden die Wirtschaftsgüter des Schlosses (Weingüter, Waldbesitzungen und Häuser in der Umgebung von Trier) aufgeteilt und der Schloßbetrieb verlor seine wirtschaftliche Grundlage. Schließlich kaufte die Gemeinde das inzwischen denkmalgeschützte Schloß, ließ es aber bis auf die Nutzung beim alljährlichen Schloßfest leer stehen.

2007 kauften Piet (niederländischer Unternehmensberater) und Nellie Killaars mit ihren drei Söhnen Ron, Jeroen und Ruud das Schloß, investierten Unsummen von Geld und machten aus dem Märchenschloß direkt am Moselufer ein Fünf-Sterne-Luxushotel.
Notgeld Quakenbrück 1921, 50 Pfennig mit „Eiserner Burgmann“ und Ortswappen; Hindenburgfeier 1917: „Am 30. September 1917 fand im Rathaus zu Quakenbrück die Nagelung des ‚Eisernen Burgmanns‘ statt, den Frontsoldaten auf Veranlassung des Majors Clemens Freiherr von Schorlemer 1916 geschnitzt hatten. Der Osnabrücker Bildhauer Wulfertange gab ihm den ‚letzten Schliff‘. Es konnten Nägel von 25 Pf bis 100 Mark erworben werden, der Erlös ging an das Rote Kreuz und den Vaterländischen Frauenverein. [...] im Sockel den Satz aus dem Quakenbrücker Sachsenspiegel: ‚Eigennutz und heimlicher Haß, die verderben beide, Bürger und Stadt.‘“[1]

Clemens (zuweilen auch Klemens) Freiherr von Schorlemer wurde am 1856 als Sohn des katholischen Rittergutsbesitzers und „Westfälischen Bauernkönigs“ Dr. h. c. Burghard Franz Ludwig Johann Maria Freiherr von Schorlemer-Alst (1825–1895) und seiner Frau Gräfin Anna von Imbsen zu Wewer, verwitwete von Droste zu Vischering (1820–1891), auf Haus Alst bei Horstmar, Kreis Burgsteinfurt, geboren.

Er erhielt zunächst Hausunterricht, besuchte das Gymnasium Dionysianum in Rheine, legte dort am 27. Juli 1874 die Reifeprüfung ab und studierte von 1874 bis 1877 Rechtswissenschaften in Würzburg und Göttingen. In Würzburg wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.St.V. Walhalla Würzburg im KV. Am 8. März 1878 wurde er mit einer von Prof. Dr. Rudolf von Ihering (1818-1892) betreuten Dissertation „Die Anerkennung eines nichtigen Testamentes von Seiten des berufenen Intestaterben in ihrer Wirkung für den nachberufenen Interstaterben und den heres scriptus“ in Göttingen promoviert. Nach Ablegung der ersten Juristischen Prüfung wurde er am 30. November 1878 als Gerichtsreferendar vereidigt und absolvierte den juristischen Vorbereitungsdienst in Osnabrück, Göttingen und Celle.[2]

Im März 1884 bestand Freiherr von Schorlemer die Große juristische Staatsprüfung und wurde am 29. März zum Gerichtsassessor ernannt. In der Folgezeit wurde er als Hilfskraft bei den Staatsanwaltschaften in Bonn und Düsseldorf verwendet, bis er am 29. Dezember 1886 als Regierungsassessor in die allgemeine Staatsverwaltung übernommen und der Regierung Magdeburg zugeteilt wurde. Am 18. März 1888 wurde er zum kommissarischer Landrat des Kreises Neuss ernannt und ab 1. Dezember 1888 definitiv bestallt.

Militär

Vom 1. Oktober 1878 bis 30. September 1879 leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger bei der reitenden Abteilung des in Münster und Minden garnisonierten 1. Westfälischen Feldartillerie-Regiments Nr. 7. Am 16. November 1880 wurde er zum Seconde-Lieutenant der Reserve ernannt.

Chronologie

  • März 1884 Zweites Staatsexamen; Ernennung zum Gerichtsassessor
  • Erwerb des Weingutes Lieser bei Bernkastel
  • 1886 Berufstätigkeit in den Staatsanwaltschaften in Bonn und Düsseldorf
  • Dezember 1886 Ernennung zum Regierungsassessor in Magdeburg (bis Ende 1887)
  • April 1888 kommissarischer Landrat in Neuss
  • 1. Dezember 1888 Wahl zum Landrat durch den Kreistag von Neuss
  • 1889 Initiative für die Ferienkolonien
  • 1889 bis 1890 nach manchen Quellen war er schon zu diesem Zeitpunkt Oberpräsidialrat in Breslau, ist jedoch historisch strittig
  • 1890 Gründung des Vereins für Gemeinwohl (seit 1891 Neusser Gemeinnützige Bauverein)
  • 1890 kandidierte er für den Reichstag als Unabhängiger, unterstützt von der Deutschsozialen Partei (DSP)
    • er war, wenn auch zuweilen Gegenteiliges behauptet wird, kein Mitglied des Reichstages, sein Vater dagegen schon: 1870 bis 1871, 1874 bis 1885/1887 (1871–1885 Mitglied im Fraktionsvorstand der Zentrumspartei) und 1890[3]
  • 1892 Gründung der Neusser Prämiensparkasse
  • 1892 suchte während einer Cholera-Kranke auf im Neußer Hafen ankernden Schiffen auf. Dieser Besuch beruhigte die allgemeine Stimmung und half eine Panik unter der Neußer Bevölkerung abzuwenden.
  • 1893 Gründung der Volksbadeanstalt AG in Neuss
  • 1893 Schützenkönig in Neuss
  • 1. März 1894 Gründung der Neusser Krawatten-Fachschule
  • 1894 Einweihung des Kreisständehauses in Neuss
  • Dezember 1897 Oberpräsident der Provinz Schlesien in Breslau
    • Ende 1897 übersiedelte Freiherr von Schorlemer nach Breslau, nachdem ihm am 6. Dezember des Jahres vertretungsweise die Verwaltung der Stelle des Oberpräsidialrats in Breslau, also des allgemeinen Vertreters des Oberpräsidenten der Provinz Schlesien, übertragen worden war. Am 29. August 1898 definitiv ernannt, ließ er sich bereits ein gutes Jahr später aus dieser Stellung beurlauben, um sich der Verwaltung des Familienbesitzes und der von seiner Frau ererbten Puricelli'schen Industriebetriebe und Weingüter an der Mosel zu widmen.
  • 1899 Vorsitzender der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz
    • Er war am 16. November 1899 zum Vorsitzenden der neu errichteten Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz (mit Sitz in Bonn) gewählt worden. Dieses Amt hatte er bis zu seiner Ernennung zum Oberpräsidenten 1905 inne.
  • 1900 Verabschiedung
    • Am 26. März 1900 schied er offiziell aus dem Staatsdienst aus und firmierte fortan als Oberpräsidialrat a. D. in Lieser an der Mosel
  • 1901 Berufung zum Mitglied des Preußischen Herrenhauses
    • Kaiser Wilhelm II. berief Freiherr von Schorlemer-Lieser am 18. Januar 1901 „aus besonderem königlichen Vertrauen“ in das Preußische Herrenhaus, in das er am 29. März eintrat
  • 1901 und nochmals 1918 wurde er in den Rheinischen Provinziallandtag gewählt
  • 19. August 1905 Ernennung zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz als erster Katholik in dieser Dienststellung
    • Im Gegensatz zu seinem Vater, der sich für das Zentrum politisch engagiert hatte, stand von Schorlemer dem politischen Katholizismus eher zurückhaltend gegenüber und betätigte sich in der 1908 gegründeten Deutschen Vereinigung, einem Zusammenschluß nationalkatholischer Kreise, die unter anderen den in das Zentrum namentlich vom „Volksverein für das katholische Deutschland“ hineingetragenen sozialpolitischen Reformkurs ablehnte. Treue gegenüber König, Kaiser und Vaterland, Schutz des adligen Großgrundbesitzes und der Landwirtschaft überhaupt waren Säulen seiner politischen Weltanschauung.
  • 1908 als Sonderbotschafter Mitglied einer Gesandtschaft zum 50jährigen Priesterjubiläum Pius X.
  • 18. Juni 1910 Ernennung zum Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Preußen (Königlich Preußischer Staatsminister)
    • Vom Oberpräsidium in Koblenz wechselte er im Juni 1910 nach Berlin, nachdem er am 18. Juni zum preußischen Staatsminister und Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten ernannt worden war; in dieser Eigenschaft war er zugleich einer der 17 preußischen Bevollmächtigten zum Bundesrat. Schwerpunkte der Arbeit als Staatsminister waren die Vollendung des seit 1893 bearbeiteten Wassergesetzes (1913) sowie Landeskultur- und Siedlungsgesetze, die auf einen Interessenausgleich der Landwirtschaft mit der Industrie und der städtischen Bevölkerung gerichtet waren. Während des Ersten Weltkrieges wirkte er bei der Organisation der Kriegsernährungswirtschaft mit, allerdings war es kriegsbedingt nicht möglich, den Hunger des Volkes, aber auch des Deutschen Heeres zu beseitigen.
  • 30. August 1913 Einweihung der Landwirtschaftsschule in St. Wendel
  • 29. Mai 1916 Freiherr von Schorlemer-Lieser schenkte der Stadt Quakenbrück zum Zwecke der patriotischen Kriegsnagelung (Geldspenden für die Kriegslasten) einen deutschen Ritter aus Holz mit einer Rüstung (Kettenrüstung mit Schild und Schwert) aus dem 13./14. Jahrhundert. Der „Eiserne Burgmann“ stand auf einem Podest inmitten des Marktplatzes und später in der Vorhalle des Rathauses (heute im Sitzungssaal). Hergestellt die wertvolle Figur von zwei Soldaten aus von Schorlemers Bataillon im Stammregiment.
  • 6. August 1917 Rücktritt aus dem Ministerium; Freiherr von Schorlemer-Lieser trat im Rahmen der Umbildung von Reichsleitung und preußischem Staatsministerium zurück; die Amtsgeschäfte übergab er einen Tag später an seinen Nachfolger Paul von Eisenhart-Rothe (1857-1923)
  • 1918 erneut Vorsitzender der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz
  • 1918–1922 Vorsitzender des Landkreisverbandes (Präsident) des Deutschen Landkreistages[4]
  • 1919 Präsident des Deutschen Landwirtschaftsrates
    • schon seit 1910 Mitglied des Ständigen Ausschusses des Deutschen Landwirtschaftsrates
    • zugleich arbeitete er bei der Deutsch-Konservativen Partei im Vorstand des Landesverbandes Koblenz-Trier mit
  • April 1920 Kreisdeputierter des Kreises Bernkastel
  • 1920/21 wurde Freiherr von Schorlemer-Lieser nochmals im Staatsauftrag (ehrenamtlicher Vertreter) bei der Festsetzung der deutschen Viehlieferungen gemäß Versailler Vertrag sowie bei der Anerkennung von Besatzungsschäden in Belgien tätig.
  • Seit 1921 bemühte er sich um die Rückkehr des Kronprinzen nach Deutschland, erlebte diese jedoch nicht mehr.

Tod

Dr. Dr. h. c. Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser verstarb im Juli 1922 nach längerer Krankheit während eines Besuchs in Berlin im dortigen Hedwigskrankenhaus und wurde am 11. Juli 1922 in der Familiengruft in Lieser beigesetzt. Nach dessen Tod umfaßten die Besitzungen neben der expandierenden Rheinböller Hütte umfangreiche Weingüter in Lieser, Zeltingen, Wintrich, Graach und Brauneberg, neu angelegte Weinlagen bei Serrig und Ockfen, Waldbesitzungen in Winterhauch an der Nahe und bei Merxheim, sowie Grundstücke und Häuser in Trier.

Familie

Weingut Schorlemer in Zeltingen-Rachtig, 2009 noch im Besitz des gleichnamigen Enkels Clemens Freiherr von Schorlemer[5]

Am 28. Januar 1880 heiratete Clemens Freiherr von Schorlemer in Trier seine in Krefeld geborene Verlobte Maria Helena Henrietta Brigitta Puricelli (1855–1936), die einzige Tochter und Erbin des Industriellen und Gutsbesitzers Eduard Puricelli (1826–1893) und seiner Frau Hyazinthe, geborene Reckling (1832–1899). Eduard Puricelli hat unter anderem die Gaswerke in Krefeld und Trier gegründet und zeitweise auch betrieben. Maria Freiin von Schorlemer war während des Ersten Weltkrieges, und noch danach, Vorstandsdame eines Heimes für verwundete Krieger.

Kinder

Aus der Ehe, und hier unterscheiden sich die Quellen erheblich, ist Tochter Maria Katharina entsprossen, oder es sind aus der Ehe sechs Kinder[6] entsprossen, darunter:

  • Helene (1882–1938)
∞ Joseph Franz Freiherr von Fürstenberg (Lebensrune.png 17. April 1868; Todesrune.png 27./28. Mai 1904), Oberleutnant des Garde-Kürassier-Regiments der Preußischen Armee, Adjutant von General der Kavallerie Georg von Preußen; er soll am 27. Mai 1904 mit Helene von der Hochzeitsreise zurückgekehrt sein, fand Erpresserbriefe wegen angeblicher Homosexualität vor, hatte eine Aussprache mit Schwiegervater Clemens Freiherr von Schorlemer und soll in der Nacht zum 28. Mai Freitod gewählt haben, wobei die offizielle Todesursache als Blutsturz deklariert wurde, in dessen Folge Freiherr von Fürstenberg von der Treppe des Schlosses Hugenpoet über das Geländer in den Weiher fiel und ertrank.
∞ Hugo Graf von Montgelas, (Lebensrune.png 23.1.1866 in Biebrich; Todesrune.png 26.10.1916 in Stuttgart), württembergischer Kammerherr, Oberstallmeister und zuletzt Oberstleutnant zur Verfügung des Ulanen-Regiments „König Karl“ (1. Württembergisches) Nr. 19 im Deutschen Heer
  • August (1885–1940) ∞ Maria Elisabeth Kirsch-Puricelli
    • Sohn Burghard Clemens Friedrich Freiherr von Schorlemer-Lieser (Lebensrune.png 11. August 1925 auf Schloß Lieser) fiel an der Ostfront als Unteroffizier am 24. Dezember 1944 nahe Stuhlweisesen
  • Maria Katharina (1888–1959) ∞ Karl Graf von Kageneck (1871–1967), Generalmajor, Flügeladjutant des Kaisers Wilhelms II.; sechs Kinder
  • Friedrich-Leo (1894–1915; als Leutnant im Ersten Weltkrieg)
  • Elisabeth (1898–1979) ∞ Kurt von Oswald (1892–1971) Diplom-Ingenieur, Großindustrieller

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser II.jpg

Ehrungen

  • Ehrenmitglied des Neußer Bürger-Schützenvereins e. V. seit 1892
    • Schützenkönig von 1893 bis 1894
  • Ehrenbürger von Neuß (13. Oktober 1905); erster Ehrenbürger in der Geschichte der Stadt
  • Ehrenbürger von Koblenz (1910)
  • Ehrenbürger von St. Wendel (11. August 1910)
    • Schorlemerstraße in St. Wendel
  • Ehrendoktor; Ehrenpromotion durch die Königliche Tierärztliche Hochschule Berlin am 27. Januar 1911 unter dem Rektorat von Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. phil. Dr. med. Richard Eberlein

Fußnoten