Cramer, Ernst

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Ernst Cramer (* 28. Januar 1913 in Augsburg; † 19. Januar 2010 in Berlin) war ein in überwiegend Deutschland lebender Jude und publizistischer und politischer Intimus des Verlegers Axel Cäsar Springer und dessen Axel-Springer-Verlags-Imperiums und war bis zu seinem Tode Vorstandsvorsitzender der Axel-Springer-Stiftung.

Werdegang

Herkunft

Ernst Cramer wurde am 28. Januar 1913 in Augsburg geboren und entstammte einer jüdischen Familie. Sein Vater war Kaufmann, zeitweise Weinhändler in Bingen, später Zigarrenhändler in Augsburg. Er war den schönen Künsten und der Literatur zugetan und gründete zusammen mit Bert Brecht und einer Germanistikstudentin die „Literarische Gesellschaft“, die bis 1933 zahlreiche Vortragsveranstaltungen namhafter deutscher und ausländischer Schriftsteller in Augsburg organisierte. Seine Mutter entstammte einer alteingesessenen Augsburger Familie, die sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen läßt.[1]

Martin Cramer - der Vater von Ernst Cramer - gründete in den 1930er-Jahren, zusammen mit Bertolt Brecht, die Augsburger Literarische Gesellschaft.

Ausbildung

Ernst Cramer besuchte in Augsburg ein Gymnasium. Im Jahre 1933 war er Mitbegründer des (nicht-zionistischen) „Bundes deutsch-jüdischer Jugend“. Hier engagierte er sich und brachte es bis zum bayerischen Landesleiter. Da seine Eltern in der Wirtschaftskrise von 1929 das Schulgeld für ihn nicht mehr aufbringen konnten, verließ er vorzeitig die Schule und absolvierte ab Januar 1930 eine kaufmännische Lehre. Ab 1934 arbeitete er in einem Augsburger Warenhaus. Im September 1937 begann er - in dem Bewußtsein, daß er das nationalsozialistische Deutschland würde verlassen müssen - ein landwirtschaftliches Volontariat im jüdischen Auswandererlehrgut im schlesischen Groß-Breesen. 1938, zwei Tage nach der sogenannten „Reichskristallnacht“ wurde Cramer verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald interniert. Cramer durfte wegen seiner Ausbildung in Groß-Breesen im August 1939 Deutschland verlassen und wanderte über Holland und England in die VSA aus. In den Vereinigten Staaten arbeitete Cramer zunächst auf Farmen und begann dann im Sommer 1941 ein Agronomiestudium an einer Hochschule im VS-Bundestaat Mississippi, meldete sich dann aber im Dezember des Jahres - nach der japanischen Bombardierung von Pearl Harbor - als Freiwilliger zum Kriegsdienst und erlebte als GI die letzten Kriegsmonate in Europa.[1] Im Mai 1945 kehrte Cramer als amerikanischer Offizier und mit VS-Staatsbürgerschaft ausgestattet, nach Deutschland zurück,[2] wo er im Kontroll- und Lizenzwesen der Besatzungsmacht wirkte.[3]

Nachkriegszeit in Deutschland

Cramer arbeitete zunächst in der amerikanischen Militärverwaltung in Bayern.[1] Von 1948 bis 1954 war Cramer stellvertretender Chefredakteur der Neuen Zeitung in München, eines deutschsprachiges Blattes der VS-amerikanischen Besatzungs- und Umerziehungsmacht. „Das Blatt war stilbildend für die heutigen deutschen Qualitätszeitungen“.[4] Ab 1954 arbeitete er der dann für die US-Nachrichtenagentur United Press.

Die Unterstützung Israels war für den Großverleger Axel Cäsar Springer, der im Dritten Reich absolut systemtreu publizistisch gewirkt hatte, ein Hauptanliegen. Über viele Jahre war Ernst Cramer sein engster Vertrauter („Lizenzgeber“).[5]

1957 berief ihn Springer in die Chefredaktion der „Welt". 1958 wurde er vom Axel Springer Verlag angestellt, u. a. als stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“. Bis zum Tode Axel Springers im Jahre 1985, galt Cramer als dessen engster politischer und publizistischer Mitarbeiter und Ratgeber. Von 1981 bis 1993 stieg Cramer zum Herausgeber der „Welt am Sonntag" auf. Von 1983 bis 1999 war er Mitglied, stellvertretender Vorsitzender, des Aufsichtsrats des Verlages. Seit 1981 ist Cramer Vorsitzender des Vorstands der Axel-Springer-Stiftung und nach dem Tode des Medienmoguls dessen Testamentsvollstrecker.

Er schrieb regelmäßig für „Welt am Sonntag“ und „Die Welt“ sowie für weitere Zeitungen des Axel-Springer-Verlages. Bis zu seinem Tode war Cramer täglich in der Firmenzentrale anzutreffen, um dort auch ja darauf zu achten, daß nichts nachteiliges über Juden oder Israel, speziell in der Gehirnwaschgazette für den einfach strukturierten Denker, der „Bild-Zeitung“ oder im Blatt der vermeintlich besser gebildeten Stände „Die Welt“, geschrieben wird. Bis zum Schluß verstand er sich als Verteidiger der transatlantischen Werte, wie „Bild“ schrieb: „die Liebe und Solidarität für Amerika und Israel, der Kampf gegen jede Form von Totalitarismus von links wie von rechts und das Einstehen für Meinungsfreiheit und Menschenrechte“.

Auszeichnungen

Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1979), Großes Bundesverdienstkreuz (1988) mit Stern (1993), Bayerischer Verdienstorden (1987), Prof. e.h. der Stadt Berlin (1988), Hon.-Fellow der israelischen Bar Ilan Universität (1988), Ehrenbürger der Universität Augsburg (1991), Ehrendoktorwürde der Bar-Ilan-Universität in Israel (1994) dies als dritte Person - nach Axel Springer und dem Juden Heinz Galinski.

Leo-Baeck-Medaille (1999), Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband (2001), Ehrenbürger der Stadt Augsburg (2003), Heinz-Galinski-Preis (2004), Verdienstorden des Landes Berlin (2008).

2004 schrieb der Verein Internationale Journalisten-Programme (IJP) zu Ehren von Cramer erstmals ein Ernst-Cramer-Stipendium, ein Arbeits- und Reisestipendium für junge deutsche Journalisten in Israel, aus, das ergänzt wurde durch ein nach dem Jerusalemer Altbürgermeister Teddy Kollek benanntes analoges Stipendium für junge israelische Journalisten.[6]

Der Axel Springer Verlag stiftet zu Ehren Ernst Cramers ein für zehn Jahre angelegtes Journalistenstipendium für deutsche und israelische Journalisten.[7]

Seit 2008 verleiht das American Jewish Committee den nach Cramer benannten Ernst-Cramer-Preis. Er soll an Personen und Institutionen verliehen werden, die sich „in besonderer Weise um die Verständigung zwischen amerikanischen Juden und Deutschen verdient gemacht haben“. Bisherige Preisträger sind Werner Michael Blumenthal sowie die Konrad-Adenauer-Stiftung.

Mitgliedschaften

Cramer war Vorstandsmitglied des Neuyorker Leo-Baeck-Instituts und gehört dem Kuratorium des Hamburger Israelitischen Krankenhauses an. Er war Ehrenmitglied des Aspen-Kuratoriums, sowie Mitglied des Amerikanisch-Jüdischen Komitees.

Familie

Am 19. Januar 2010, kurz vor seinem 97. Geburtstag, ist Cramer an den Folgen eines Herzinfarktes in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Er war seit 1948 mit Marianne, geb. Untermayer, verheiratet und hinterließ eine Tochter Claire Barbara und einen Sohn Tom Martin. Cramer, der seinen amerikanischen Paß behalten hatte, wohnte abwechselnd in Berlin, Hamburg, Israel und Neuyork. Er hatte vor dem Tod darum gebeten, auf eine öffentliche Trauerfeier für ihn zu verzichten und dies, wie ihn Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner in seinem Nachruf (WELT, 20. Januar 2010) zitierte, mit dem Schicksal seiner Familie begründet: „'Kein Leichenfest' ist meine letzte, dankbare und wehmütige Verbeugung vor meinen Eltern und meinem Bruder, für die es nicht nur keine Trauerfeier gab, sondern auch keine Beerdigung, keine Ruhestätte, kein Grabmal: ja, an deren Mord ich indirekt dadurch mitschuldig bin, daß ich zu lange geglaubt hatte, das Entsetzliche, der Massenmord, könnte in Deutschland nicht möglich sein; deshalb bin ich viel zu spät ausgewandert und konnte dann die Emigration von Eltern und Bruder nicht mehr bewerkstelligen.“

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 Munzinger-Archiv GmbH, 2010
  2. vgl. dazu auch Cramers Erinnerungen in „Ich habe es erlebt“, Festschrift, 2008
  3. David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  4. 3sat, 19. Januar 2010: Ernst Cramer gestorben
  5. Der frühere Vorsitzende der Axel-Springer-Stiftung, Ernst Cramer, war Intimus des Verlegers Axel Cäsar Springer, sowie seinerzeit der „Lizenzgeber“ zum Grundstein des heutigen Axel-Springer-Verlags-Imperiums.
  6. http://www.bild.de/BILD/news/2010/04/21/ernst-cramer/verein-internationale-journalistenprogramme-schreibt-ernst-cramer-stipendium-aus.html
  7. Berliner Morgenpost, 19. Januar 2010: Nachruf auf Ernst Cramer: Ein Mann, der mit 92 Jahren zu googeln begann