Deutscher Nationalverein

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Deutscher Nationalverein
existierte von 15. September 1859 bis November 1867
Vereinsvorsitzender Rudolf von Bennigsen

Der Deutsche Nationalverein war eine nationalpolitische Organisation des liberalen Bürgertums mit dem Ziel einer deutschen Einigung auf Basis der kleindeutschen Lösung unter Ausschluß der Vielvölkermonarchie Habsburg.

Deutschlands Lage zur Zeit

Das Gothaer Konzept (Gothaer Nachparlament) von 1849 zur kleindeutschen und preußisch bestimmten Einigung Deutschlands wurde 1858 wieder virulent. In Berlin wurden die großdeutschen Brüder Ludwig Friedrich Leopold von Gerlach und Ernst Ludwig von Gerlach durch den Prinzregenten Wilhelm aus der politischen Verantwortung gedrängt. Aus Liberalkonservativen (WB Wochenblattpartei) und Altliberalen (AL) wurde die Regierung Hohenzollern-Sigmaringen gebildet und der Anschein einer Revolution von oben zur Einigung Deutschlands erweckt (Neue Ära). In Oberitalien erlagen die Armeen der Habsburger am 4. Juni bei Magenta und am 26. Juni 1859 Solferino den französischen und sardischen Truppen. Vorausgegangen war eine Neutralitätserklärung Rußlands zugunsten Frankreichs. Eine Einkreisung Preußens war in Sicht.

Die Gründungszeit

In Eisenach trafen sich am 16/17. Juli 1859 ca. 30 Liberale um ein verfassungsgebende Nationalversammlung und eine Zentralregierung unter preußischer Führung zu fordern. In Hannover kamen am 19. Juli Abgeordnete des Landtages (Rudolf von Bennigsen) und Weitere zusammen um ein Reform der Bundesverfassung zu fordern. Dazu hieß es ua.:
Österreich ist dazu außerstande. Seine Interessen sind keine rein deutschen, können es auch niemals werden …
Nach einem Treffen der Thüringer und Hannoveraner am 14. August in Eisenach gründete sich am 15/16. September 1859 in Frankfurt/Main den Nationalverein zur Unterstützung einer nationalen Partei. Im frühem Vereinsschrifttum wurde einige Male der Begriff Partei statt Verein angewendet. Vorbild dieses Unterstützervereins war die Società Nazionale von 1856 zur Einigung Italiens unter Führung von Piemont-Sardinien. Trotz einiger Abschwächungen zur Vorherrschaft Preußens in der Vereinssatzung traten nur wenige süddeutsche Demokraten und Liberale bei. Südlich der Mainlinie wurden nur in Baden und Hessen-Darmstadt viele Mitglieder gewonnen. Da das preußische Vereinsgesetz von 1850 in §8 und das Bundesvereinsgesetz von 1854 in §4 Verbindungsverbote für Vereine vorschrieben, gab es keine Zweigvereine/Ortsgruppen. Man galt als auswärtiges Mitglied und hielt Kontakt über Agenten für die Mitgliedergruppen (369 Agenten für 1865). Als der Senat von Frankfurt/Main der Vereinszentrale die Ansiedlung verwerte, wurde diese als Deutscher Nationalverein in Coburg im Land Sachsen-Coburg-Gotha angesiedelt. Die jährliche Generalversammlung war das höchste Gremium des Vereins. Da keine Delegierten gewählt wurden (Reisekostenerstattung) sondern alle Mitglieder zugelassen waren, konnte durch die Wahl des Versammlungsortes Einfluß auf die Zusammensetzung der Tagung genommen werden (Demokratenflügel in Frankfurt und Liberale in Eisenach).

Verein und Tagespolitik

Neben Österreich machten fast alle Mittel- und Kleinstaaten in Deutschland dem Verein Probleme bis hin zum Verbot. So in Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel und Mecklenburg-Schwerin. Preußens Politiker waren teilweise auf Seiten des Vereins. Die Polizei wiederum erkannte unter den Mitgliedern viele Aktive aus der Revolution von 1848 und drängte auf Verfolgung. Doch auch der Nationalverein war von der Hohenzollernregierung enttäuscht. Die deutsche Einigung von oben wurde nicht vorangetrieben und die preußische Heeresreorganisation war zu eindeutig nach innen gerichtet zur Niederhaltung liberaler Kräfte. Aus dem Verein heraus wurde die Deutsche Fortschrittspartei (DFP) Juni 1861 gegründet. Während einige Mitglieder des Nationalvereins 140 000 Gulden für die preußische Kriegsflotte sammelten suchten andere Mitglieder Einfluß bei den Turn- und Schützenvereinen zur Bildung einer demokratischen Wehrvereinsbewegung (Wehrsportgruppen/Miliz) ua. zur Befreiung Schleswigs von Dänemark 1864 durch Freikorps. Auch die Frage Verein und Arbeiterfrage wurde nicht geklärt. Die Vereinsbeiträge blieben nach wie vor so hoch, daß sich kein Arbeiter eine Mitgliedschaft leisten konnte. Am 17. März 1862 wurde die Hohenzollernregierung der Neuen Ära entlassen und die Regierung Bismarck gebildet, kein Freund des Vereins und umgekehrt. Als 1866 im Deutsch-Österreichischen Krieg die kleindeutsche Lösung klar wurde war dem DNV das Vereinsziel abhanden gekommen. Im November des folgenden Jahres wurde der Verein aufgelöst.
Auslandsgruppen unterhielt der Verein von Australien bis in die Türkei. Zum Höhepunkt der Mitgliederentwicklung von 1861 bis 1865 hatte der Verein zwischen 15 000 bis 25 000 Mitglieder. An Periodika gab der Verein die Wochenschrift des Nationalvereins vom 1. Mai 1860 bis 30. März 1865, das Wochen-Blatt des National-Vereins vom 6. April 1865 bis 30. September 1867, nach dem Verbot der Wochenschrift in Preußen Die Aera. Organ des deutschen Nationalvereins für dessen Mitglieder und Freunde in Preußen vom 30. April bis 22. Dezember 1863 und zwölf Broschüren heraus. Hinzu kamen von Vereinsmitgliedern getragen Zeitungen wie die National-Zeitung, Volks-Zeitung und Vossische Zeitung mit für 1861 Gesamtauflage 52 000.[1]

Quelle zur Vereinsprogrammatik

Quelle
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Aus dem Vereinsprogramm: Wenn die preußische Regierung die Interessen Deutschlands nach jeder Richtung tatkräftig wahrnimmt und die unerläßlichen Schritte zur Herstellung der deutschen Macht und Einheit tut, wird gewiß das deutsche Volk vertrauensvoll die Zentralgewalt dem Oberhaupt des größten rein-deutschen Staates übertragen sehen. Der Nationalverein gibt keinen Teil des deutschen Bundesgebietes auf. Er erkennt die deutschen Provinzen Österreichs als natürliche Bestandteile des Vaterlandes an und wird mit Freude den Augenblick begrüßen, welcher den Anschluß dieser Provinzen an das geeinigte Deutschland möglich macht. Die Gemeinsamkeit des Blutes, der Interessen, weisen uns auf die innigste Verbindung mit ihnen hin, auf eine durch Übereinstimmung der politischen Institutionen und durch den ungehemmtesten geistigen und wirtschaftlichen Verkehr inniger als bisher geknüpfte Verbindung. Der Verein wird aber auch, falls die Macht der Verhältnisse und unbesiegbare Hindernisse die deutschen Teile Österreichs vom gleichzeitigen Anschluß an den deutschen Bundestaat abhalten, sich hierdurch nicht hindern lassen, die Einigung es übrigen Deutschlands anzustreben. Wie sich auch in der nächsten Zukunft das Verhältnis dieser Provinzen zu dem übrigen Deutschland gestalten mag: der Verein hält fest an der Zuversicht, daß jener unvertilgbaren inneren Gemeinschaft auch die rechte Form der äußeren politischen Einigung auf die Dauer nicht fehlen kann.

Quelle: Gerhard Geißler: Europäische Dokumente aus fünf Jahrhunderten. 1939. S. 656f.


Literatur

Fußnoten

  1. Dieter Fricke (Hg.): Lexikon zur Parteiengeschichte. Band 2. Leipzig. 1984.