Deutsches Eck

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Die Moselmündung und das Deutsche Eck von der Festung Ehrenbreitstein aus gesehen, am linken Bildrand die Kastorkirche und das Deutschherrenhaus

Das Deutsche Eck ist eine Landzunge an der Mündung der Mosel in den Rhein in Koblenz. Hier wurde 1897 ein monumentales Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. errichtet. Der Denkmalsockel diente von 1953 bis 1990 als Mahnmal der Deutschen Einheit. Am linksrheinischen Ufer zweigen vom Deutschen Eck die Rheinanlagen, am rechten Moselufer das Peter-Altmeier-Ufer ab.

Geschichte

Koblenz vor dem Denkmalbau um 1875
Einladungskarte zur Einweihungsfeier des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Koblenz (1897)
Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal um 1900
Das eigentliche Deutsche Eck – Deutschherrenhaus mit dem Kreuz des Deutschen Ordens

Ursprüngliche Bedeutung

Erzbischof Theoderich von Wied rief 1216 die Ritter des Deutschen Ordens nach Koblenz und schenkte ihnen einen Teil des Geländes der Kastorkirche mitsamt dem angeschlossenen St.-Nikolaus-Krankenhaus. Sein Schenkungsmotiv war vermutlich die Sicherstellung der örtlichen Krankenpflege. Unmittelbar an der Einmündung der Mosel in den Rhein errichtete der Orden bald danach das Deutschherrenhaus, das zum Sitz der Verwaltung (Ballei) der Ordensprovinz Koblenz wurde, die dem Hochmeister direkt unterstellt war. Nach der Errichtung des Herrenhauses trug der Mündungsbereich zunächst die Bezeichnung Deutscher Ordt, später dann Deutsches Eck.

Das Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal

Im 19. Jahrhundert wurde das Areal über eine Mole mit einer vorgelagerten Sandbank verbunden, um einen Nothafen an der Moselmündung zu schaffen. Mole und Sandbank trugen im Koblenzer Volksmund den Namen Honsschwanz (Hundsschwanz), weil sie geografisch den letzten Ausläufer des Hunsrücks bildeten. Einige Wochen nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. im Jahre 1888 entstand in staatlichen wie privaten Kreisen die Idee, dem verewigten Fürsten als Dank für die in drei Kriegen (1864, 1866, 1871) erkämpfte Einigung Deutschlands ein Denkmal zu errichten. Unter den zahlreichen Bewerbern um den Standort war auch Koblenz. Die Standortentscheidung überließ man dem jungen Kaiser Wilhelm II., der sich 1891 für Koblenz und die Stelle am Zusammenfluß von Mosel und Rhein entschied. Nachdem das erforderliche Gelände durch Zuschütten des Hafens geschaffen war und eine nationale Sammelaktion die erforderliche Million Mark erbracht hatte, konnte das Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal der Rheinprovinz errichtet und am 31. August 1897 unter Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch verlagerte sich nun der Name Deutsches Eck von der Deutschordensballei auf das Areal des neuen Denkmals.

Mit einem Reiterstandbild wurden von Beginn an nur Menschen geehrt, die außergewöhnliche politische oder militärische Verdienste geleistet hatten, da das Pferd in der Geschichte schon immer ein Herrscherattribut gewesen ist. Die Dynamik, die ein solches statisches Denkmal vermittelt, trägt zur Verlebendigung des dargestellten Menschen bei[1]. Künstlerisch bot der Typus Reiterstandbild wenige Möglichkeiten, die Auftraggeber legten besonders bei den Kaiser-Wilhelm-Denkmälern Wert auf historische Genauigkeit.[2]

Das Denkmal ist 37 Meter hoch, wobei 14 Meter auf das Reiterstandbild entfallen. Es beruht auf den Plänen des Architekten Bruno Schmitz, bekannt durch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, das Kyffhäuserdenkmal und das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Das Reiterstandbild hat der Bildhauer Emil Hundrieser gestaltet. Es zeigt den Kaiser in Generalsuniform mit wallendem Mantel.

Der Reiterfigur am Deutschen Eck ist eine Genie in Form einer jungen Frau beigefügt. Das ist gegenüber der üblichen Form des Reiterdenkmals ungewöhnlich[3], ist aber auch bei dem Nationaldenkmal in Berlin von Reinhold Begas zu finden.

Bei diesem etwa gleichzeitig entstandenen Berliner Denkmal, dessen Kaiser-Wilhelm-Reiterstandbild mit Genius dem von Hundrieser stark ähnelte, erhob Wilhelm II. noch keinen Einspruch gegen die das Pferd führende weibliche Begleitfigur. Nach seinen Änderungswünschen trägt sie beim Koblenzer Denkmal aber lediglich die Kaiserkrone. Gründe für die Ablehnung des Führungsmotivs sind aus der Rede Wilhelm II zur Einweihung des Koblenzer Denkmals abzuleiten. Darin verwies er auf das Gottesgnadentum seiner Dynastie, also dass der Wille Gottes seinen Großvater zum Sieg verholfen und zum Kaiser gemacht hatte. In dieser Vorstellung musste Wilhelm I somit von Gott und nicht von einem mythologischen Wesen in Form eines Genius geführt werden.[4]

Die Front des Denkmals ziert ein Relief mit dem Reichsadler, der Schlangen packt und Feinde bedrängt. Auf dem oberen Teil des Sockels sind die beiden letzten Verse des Gedichtes Frühlingsgruß an das Vaterland des Koblenzer Dichters Max von Schenkendorf zu lesen: Nimmer wird das Reich zerstöret,/ Wenn ihr einig seid und treu!

Der Symbolgehalt des Denkmals

Dieses Denkmal war wie das Niederwalddenkmal über Rüdesheim und die weiteren in dieser Zeit gebauten Kaiser-Wilhelm-Denkmäler Ausdruck des selbstbewußten wilhelminischen Zeitgeistes.

Standort

Die Gründe für die Entscheidung Wilhelms II., das Denkmal am Deutschen Eck zu errichten, lagen zum einem bei dem persönlichen Bezug Kaiser Wilhelms I. zu der Stadt Koblenz, in der er während seiner Zeit vor seiner Krönung zum preußischen König als Militärgouverneur am Rhein von 1849 bis 1857 gelebt und gewirkt hatte. Weiterhin sah Wilhelm II. die Verbindung der Stadt mit dem Hause Hohenzollern als ausschlaggebend an[5], da einer der Hochmeister des am Deutschen Eck ansässigen Deutschen Ordens als erster Hohenzoller Herzog von Preußen geworden war.[6] Ein ebenso wichtiger Punkt lag in der Bedeutung der Kastorkirche, wo um 842 der Vertrag von Verdun vorbereitet worden sein soll. [7]

Das Denkmal markierte gemeinsam mit der gegenüberliegenden, von Preußen wiedererrichteten Festung Ehrenbreitstein, eine Art ‘Wacht am Rhein’ gegen Frankreich. Nachdem sich 1806 das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen auf Betreiben Napoleons aufgelöst hatte (siehe Reichsdeputationshauptschluß), wurden die linksrheinischen Gebiete zunächst von Frankreich okkupiert und kamen dann in Folge des Wiener Kongress 1814/15 an Preußen und somit an das spätere Deutsche Reich. Mit dem Fluß war nun der Sieg über Napoleon verbunden, der Rhein wurde als nationales, ‘deutsches’ Gut verstanden und am Deutschen Eck nicht nur durch die Festung Ehrenbreitstein militärisch, sondern in Kunst und Literatur auch symbolisch gefestigt; es entstand eine Art ‘patriotische Rheinromantik’.[8]

Das Denkmal 1945 und nachher

Am 2. September 1993 hievte ein Kran das 69 Tonnen schwere und 14 Meter hohe Kaiser-Wilhelm-Denkmal aus dem Bauch eines Frachters auf seinen monumentalen Sockel. Das Ehepaar Theisen hatte rund 3 Millionen Mark gespendet und das Standbild rekonstruieren lassen – getreu dem Original, das bis 1945 und der Zerstörung durch den Feind das Stadtbild prägte. Ende September weihte Oberbürgermeister Willi Hörter (CDU) das erneuerte Denkmal ein, gemeinsam mit Tausenden Menschen. Er bedankte sich beim Ehepaar Theisen: „Sie haben uns einen Teil unserer Geschichte wiedergegeben.“ Doch Werner Theisen konnte dies nicht mehr erleben. Er war einige Monate zuvor gestorben.

Im Frühjahr 1945 war das Ende des von England 1939 entfesselten europäischen Krieges, den die in den USA tonangebenden Kreise durch Kriegseintritt des Landes zum Weltkrieg machten, absehbar. Der US-General George Smith Patton ließ am 16. März 1945 auf persönlichen Wunsch des westalliierten Oberbefehlshabers General Eisenhower – „Mit Freuden, General“ (Patton) – das Denkmal zerstören. Die Umstände der Beauftragung Pattons durch Eisenhower legen nahe, daß letzterer nicht einmal wußte, welchen Kaiser das Denkmal ehrte. Er wollte es mit einem der vielen absichtlichen und kaltblütigen Akte des Kulturgenozids an den Deutschen zerstört wissen.[9]

Nach dem Treffer durch eine Artilleriegranate hing das Standbild nun zum Rhein hin vom Sockel herunter. Teile des raren Kupfers verschwanden, bis schließlich das restliche Standbild abgebaut und eingeschmolzen wurde. Teile der Figurengruppe tauchten später wieder auf, unter anderem der Kopf der Kaiserfigur, der sich heute im Koblenzer Mittelrhein-Museum befindet.

Das französische Militärregime plante später, den Sockel abzubauen und durch ein neues Denkmal für Frieden und Völkerverständigung zu ersetzen. Wegen Geldmangel wurde dieser Plan aber nicht realisiert. Am 18. Mai 1953 wurde der verbliebene Sockel von Bundespräsident Theodor Heuss zum Mahnmal der deutschen Einheit umfunktioniert. Zur Demonstration dieser Einheit wurden am Sockel die Wappen aller deutschen Länder einschließlich jener der besetzten Ostgebiete wie Schlesien und Ostpreußen angebracht. Vier Jahre später wurde auch das Saarland hinzugefügt. Die Stelle des zerstörten Reiterstandbilds nahm ein Flaggenstock mit der Bundesflagge ein. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurden neben dem Denkmal drei Betonelemente der Mauer aufgestellt. Am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober 1990, ergänzte man die Wappenreihe durch die Namen der neuen Bundesländer der BRD.

Durch die teilweise Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 hatte das Mahnmal seine sinnstiftende Bedeutung in den Augen der Machthaber verloren. Die aufkeimende Diskussion um die Neugestaltung des Areals bekam durch die private Stiftung des Koblenzer Verlegerehepaares Theisen eine entscheidende Wendung, da sich mit der Übernahme der Kosten der Rekonstruktion des Reiterstandbilds eine für Stadt und Land kostenneutrale Lösung abzeichnete. Das Vorhaben wurde in Koblenz und darüber hinaus kontrovers diskutiert. Während die Befürworter positive Auswirkungen auf das Stadtbild von Koblenz und den örtlichen Tourismus ins Treffen führten, mokierten die Kritiker sich über den "unzeitgemäßen" Kaiserkult und die Rolle Wilhelms als Kartätschenprinz bei der blutigen Niederwerfung der Märzrevolution des Jahres 1848.

Die Entscheidung lag beim Land Rheinland-Pfalz als dem Eigentümer des Areals. Als die Landesregierung ihre Rechte auf die Stadt Koblenz übertrug, nahm der Stadtrat die Schenkung des Ehepaares Anneliese und Werner Theisen an. Mit der Nachbildung der Skulpturengruppe wurde der Düsseldorfer Bildhauer Raimund Kittl beauftragt. Kittl verwendete nicht mehr wie ursprünglich Kupferplatten, sondern erstellte die Figurenelemente aus widerstandsfähigem Bronzeguß. Im Mai 1992 trafen die Teile des Reiterstandbildes an Bord der MS Futura in Koblenz ein. Nach der Montage im Rheinhafen wurde das fertige Monument am 2. September 1993 vom größten fahrbaren Gittermastkran Europas auf den Sockel gehoben. Die Aufstellung erfolgte am Sedantag, dem Tag der Kapitulation von Kaiser Napoleon III., was aber lediglich in Frankreich Beachtung fand. Die feierliche Einweihung fand am 25. September statt.

An das Mahnmal der deutschen Einheit erinnern heute nur mehr die drei Betonelemente der Berliner Mauer, die gemäß Bronzetafel den „Opfern der Teilung (17. Juni 1953 – 9. November 1989)“ gewidmet sind.

Das Deutsche Eck als Touristenmagnet und Veranstaltungsort

Das Deutsche Eck war seit Errichtung des (ersten) Denkmals eine Touristenattraktion und ist es bis heute geblieben. Seit 2002 ist es Teil des von der UNESCO ausgezeichneten Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal. Das dem Denkmal vorgelagerte Gelände eignet sich für Großveranstaltungen und wird dazu auch laufend genutzt. Neben Konzerten und Freilicht Festivals (Die deutsche Krautrock-Szene traf sich hier in den Jahren 1970 bis 1972) fand hier bereits zweimal das Dampfspektakel statt, eine Präsentation von dampfbetriebenen Schienen-, Wasser- und Straßenfahrzeugen. Bei Rhein in Flammen wird das Gelände ebenfalls einbezogen, auch als Aussichtspunkt für die Feuerwerke auf der Festung Ehrenbreitstein wird es gerne genutzt. Das Deutsche Eck ist außerdem Ziel des seit 2005 ausgetragenen jährlichen Mittelrhein-Marathons. Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden hier alle Spiele auf eine Großbildvideowand projiziert, was bis zu 9000 Zuschauer anlockte.

Filmbeiträge

Schlachtenbummler auf der Fanmeile am Deutschen Eck zur Fußball Weltmeisterschaft 2014

Aufnahmen einer Rheinreise im Jahr 1937:

Siehe auch

Bildergalerie

Literatur

Rolf Kosiek: Die Zerstörung des Kaiser Wilhelm-Denkmals am Deutschen Eck, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 633–636</ref>

  • Bemmann, Klaus, Deutsche Nationaldenkmäler und Symbole im Wandel der Zeiten, Göttingen, 2007
  • Laumann-Kleineberg, Antje, Denkmäler des 19. Jahrhunderts im Widerstreit. Drei Fallstudien zur Diskussion zwischen Auftraggebern, Planern und öffentlichen Kritikern, Frankfurt am Main, 1989
  • Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur Neue Folge 3 1993, Schwerpunkt Deutsches Eck, Koblenz 1993
  • Volkert, Heinz Peter, Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck, Koblenz, 1993
  • Vomm, Wolfgang, Reiterstandbilder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland, Bergisch-Gladbach, 1979

Verweise

Fußnoten

  1. Vomm, Wolfgang, Reiterstandbilder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland, Bergisch- Gladbach, 1979,S. 8 ff.
  2. Volkert, Heinz Peter, Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck, Koblenz, 1993, S. 55
  3. Bloch, Peter, Das Reiterdenkmal, in: Schwerpunkt Deutsches Eck, Koblenz, 1993, S. 9-30 (Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. Neue Folge 3, hrsg. von Görres-Verlag Koblenz), S.22.
  4. Laumann-Kleineberg, Antje, Denkmäler des 19. Jahrhunderts im Widerstreit. Drei Fallstudien zur Diskussion zwischen Auftraggebern, Planern und öffentlichen Kritikern, Frankfurt am Main, 1989 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 28, Kunstgeschichte, Bd.82), S. 208ff.
  5. Volkert, Heinz Peter, Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck, Koblenz, 1993, S. 16.
  6. Laumann-Kleineberg, Antje, Denkmäler des 19. Jahrhunderts im Widerstreit. Drei Fallstudien zur Diskussion zwischen Auftraggebern, Planern und öffentlichen Kritikern, Frankfurt am Main, 1989 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 28, Kunstgeschichte, Bd. 82), S. 179.
  7. Volkert, Heinz Peter, Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck, Koblenz, 1993, S. 17
  8. Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Preußische Facetten: Rheinromantik und Antike. Zeugnisse des Wirkens Friedrich Wilhelm IV. an Mittelrhein und Mosel, Regensburg 2001, S. 22 f.
  9. Rolf Kosiek: Die Zerstörung des Kaiser Wilhelm-Denkmals am Deutschen Eck, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 633–636