Die Hochzeitsreise

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

FILM

Die Hochzeitsreise.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Die Hochzeitsreise
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1939
Laufzeit: 101 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Universum-Film AG
IMDb: deueng
Stab
Regie: Karl Ritter
Regieassistenz: Gottfried Ritter
Drehbuch: Felix Lützkendorf,
Karl Ritter
Musik: Theo Mackeben
Ton: Gustav Bellers
Kamera: Günther Anders,
Adolf Kühn
Standfotos: Ferdinand Rotzinger
Bauten: Walter Röhrig
Kostüm: Bert Hoppmann
Aufnahmeleitung: Ludwig Kühr
Herstellungsleitung: Karl Ritter
Schnitt: Gottfried Ritter
Besetzung
Darsteller Rolle
Mathias Wieman Dr. Paul Goethals
Angela Salloker Grietje van Steelandt
Carsta Löck Magd Siska
Elisabeth Wendt Gräfin Amelie Zuurmondt
Paul Dahlke Herr Bouffart
Ingolf Kuntze Baron
Margot Erbst Jeannette
Friedrich Honna Alter Doktor
Leopold von Ledebur Alter Kavalier
Otto Krone Mann der Patientin
Françoise Rosay Roosje van Steelandt
Alexander Engel 1. Gast
Ernst G. Schiffner 2. Gast
Bruno Hübner 3. Gast
Karl Harbacher Diener der Gräfin
Lutz Götz Gast mit Akkordeon
Friedel Müller Hausmädchen von Dr. Goethals
Max W. Hiller
Paul Mehler
Ulrich Rogge
Herbert Scholz
Adolf Schröder =

Die Hochzeitsreise ist ein deutscher Spielfilm von 1939. Die Uraufführung fand am 4. April 1939 statt.

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Mitunter strebt der deutsche Film vom großen Wege des Üblichen ab und sucht im Neuland nach jungem und festem Boden. Da kann es geschehen — wie es jetzt bei dem neuen Ritter-Film der Ufa der Fall war, daß er in geheimnisvolle Bezirke gerät und, angefeuert von der brennenden Leidenschaft künstlerischer Entdeckerfreude, Seelengemälde zu entwerfen beginnt.

Er sucht im Abstrakten dramatische Wirkungen, und man wird verstehen, welcher Mut zu solchen Versuchen gehört, wenn man sich nur vorstellt, daß er eigentlIch doch dem Konkreten, dem Faßbaren, dem Sichtbaren zutiefst verhaftet ist. Und nun ist gar eine der grausamsten, der unerbittlichsten und spitzesten Anklagen des Flamen de Coster ins Bildhaft-Bezwingende übertragen worden, — eine filmisehe Aufgabe, die nur dem außergewöhnlichen Gestalter gelingen kann.

De Coster hat mit seiner Novelle einen Racheakt gegen seine eigene Mutter verübt, und die Widmung, die er seiner Novelle voranstellte, ist das ironischste, ja fast zynischste und zugleich das flirrendste Zeichen seines Zorns.

In der deutschen Übersetzung lautet sie: „Der liebevollsten und wunderbarsten Mutter zu eigen.“ Es geht in diesem Film um die Liebe eines jungen Mädchens, das eine tiefe Zuneigung zu einem Arzt faßt, der es vom Scheintod erweckt hat. Die Mutter, die ihr Kind abgöttisch, aber auch kraß egoistisch liebt, unterläßt nichts, um die Ehe der Glücklichen auseinanderzubringen. Klein in ihrem Geiz, über alle Maßen anspruchsvoll in ihrem Anspruch auf die Zuneigung ihres Kindes, sprühend vor Zorn, kalt in ihrer Berechnung, unbarmherzig und verbohrt in ihrem Haß gegen den Schwiegersohn - Nebenbuhler treibt als ihre Tochter fast in den Tod, bis dann die wahre Mutterliebe fast verzweifelt doch durchbricht und sie den Bund der Kinder gerührt gutheißt. -

Die originale Roosje van Steelandt de Costers ist der Prototyp der bösen Schwiegermutter, ein von Haß und Egoismen geschütteltes, tragisch umwittertes Geschöpf, eine kalte, böse Flamme, ein sich selbst zweckbewußt bedauerndes, abscheuliches, niederträchtiges, herzloses und hemmungsloses Wesen, das niederträchtigste Beispiel einer Heuchlerin. Der Film mußte sich aus vielerlei Gründen hüten, ein so ungeheuerliches Abbild einer Mutter auf die Leinwand zu werfen. So milderten die Autoren Felix Lützkendorf und Karl Ritter, so deuteten sie de Coster ein wenig um und schufen ein außenseitiges Filmwerk, ein aufs Psychologische gegründetes Bliddrama, das freilich starke Züge des Bühnendramas trägt, aber durch das Fotografische, durch eine hinreißende Hell - Dunkelzeichnung wieder zum Bildmäßigen zurückgeführt wurde, man könnt, über dieses Experiment noch viel sagen, man könnte diskutieren. Das allein ist schon ein Zeichen seines Werks.

Die Ballade klang in dunklen Akkorden auf, tönte voll im Rhythmus ihrer wunderbaren und vor allem auch technisch meisterhaften Szenen. Manchmal meint man, Gemälde alter holländischer Meister zu sehen, so ausgezeichnet und künstlerisch eigenwillig ist dieser Film aufgenommen worden. Spielleiter war Karl Ritter, der Schöpfer von „Urlaub an! Ehrenwort“ und „Capriccio“, von „Pour le Mérite“ und „Unternehmen Michael“. Wenn man bedenkt, daß der gleiche Mann mit gleicher Virtuosität Soldatenfilme und leichtes, schwebendes Geflirr und nun de Costersches Lebensdunkel filmiseh formte, wird man sein künstlerisches Profil umfassend erkennen. Der von dem Kameramann Günther Anders geschaffenen Symphonie der Bilder gesellte sich der stimmungserfüllte Hintergrund, die von dem Architekten |Röhrig gebaute flämische Welt des neunzehnten Jahrhunderts und jene starke, fesselnde Musik, die Theo Mackeben schrieb. Vor allem aber war die Darstellung vollendet. Mathias Wieman spielte den klugen, gütigen, schwärmerischen Arzt. Sein gedämpftes Spiel ließ sie zwingenden Mächte virtuoser Gestaltung erkennen, Angela Salloker war die überströmend Geliebte, ein in ihrer Art und herben Süße rührendes Kind und Mädchen, eine zarte junge Frau, die in Herzensnot um den Mann kämpft und zu Tode verzweifelt ist, als sie an die Untreue des Mannes glauben muß.

Am großartigsten, packendsten und aufwühlendsten aber war die harte Ungründlichkeit, die klirrende Schärfe und bedrückende Verlorenheit der Francoise Rosay, die die Schwiegermutter spielte. Vorzügliche Charakterstudien zeigten Carsta Löck, Paul Dahlke und Elisabeth Wendt. In weiteren Rotten sah man IngoIf Kuntze, Margot Erbst, Friedrich Bonus, Ledebour u. v. a. m. Der Film hlnterließ starke und nachhaltende Eindrücke und wurde von dem gefesselt mitgehenden Publikum mit großem Beifall aufgenommen.

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 16, 21. April 1939