Die göttliche Jette

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FILM

Die göttliche Jette.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Die göttliche Jette
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1937
Laufzeit: 94 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Fanal-Filmproduktion
Erstverleih: Europa-Filmverleih AG
IMDb: deueng
Stab
Regie: Erich Waschneck
Regieassistenz: Bruno Carstens
Drehbuch: Rolf Meyer,
Kurt E. Walter
Produzent: Erich Waschneck
Produktionsleitung: Hermann Grund
Musik: Georg Haentzschel
Ton: Erich Lange
Kamera: Friedl Behn-Grund
Kameraassistenz: Franz von Klepacki
Standfotos: Hans Natge
Bauten: Robert A. Dietrich,
Max Knaake
Kostüm: Willi Ernst, Theaterkunst GmbH,
Willi Ernst, Theaterkunst GmbH
Aufnahmeleitung: Kurt Moos,
Max Paetz
Schnitt: Walter Fredersdorf
Besetzung
Darsteller Rolle
Eva Tinschmann Wilhelmine Schönborn, Jettes und Paulas Mutter
Grethe Weiser Jette (Henriette Sontag), Coupletsängerin
Marina von Ditmar Paula, Jettes Schwester, Tänzerin
Viktor de Kowa Fritz Barsch, Inspizient und Autor
Wilhelm Paul Krüger Der Direktor des Amor-Theaters
Elsa Wagner Die Kunkeln, Garderobiere
Ernst Waldow August, Kunkelns Sohn, Theaterfriseur
Oscar Sabo Fliederbusch, Theateragent
Paul Westermeier Arthur Körting, Bankdirektor
Jakob Tiedtke Der Kommerzienrat
Annemarie Steinsieck Körtings Frau
Olga Limburg Frau des Theaterdirektors
Hansi Arnstaedt Die Frau des Kommerzienrats
Kurt Meisel Graf Eugen Opalla
Alfred Schlageter Der alte Graf Opalla, Eugens Vater
Antonie Jaeckel Die Hausdame des alten Graf Opalla
Ernst Legal Professor Cravallo, Maestro für dramatische Mimik + Belcanto
Rudolf Klein-Rogge Müller, Stadtrat
Wilhelm Bendow Ein alter Mime
Gerhard Dammann 1. Polizist
Erich Dunskus 2. Polizist
Paul Rehkopf 3. Polizist
Hans Junkermann Theaterdirektor
Otti Dietze
Eva Genschow
Wilhelm Egger-Sell
Käte Jöken-König
Jutta Jol
Georg Paulsen
Arthur Reinhardt
Willi Rose
Paul Schäfer
Hella Tornegg
Rudolf Vones
Borwin Walth
Arthur Kühn
Kurt Getke
Harry Gillmann
Werner Bernhardy

Die göttliche Jette ist eine 1937 erschienene deutsche Musik-Komödie des Regisseurs Erich Waschneck. Der Film feierte am 18. März 1937 Premiere. Für die Hauptdarstellerin Grethe Weiser bedeutete die Komödie den großen Durchbruch. Die Handlung war vom Leben der Sängerin Henriette Sontag inspiriert, die die göttliche Jette genannt wurde.

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Wenn Wilhelmine Schonborn, der Star des Amor-Theaters in der Berliner Vorstadt, auch allabendlich jodelnd auf den papiernen Berggipfeln der Bühne steht, so bleibt sie doch im gewöhnlichen Leben auf dem Boden der nüchternen Tatsachen. Sie besorgt nicht nur den Haushalt mit aller hausfraulichen Tüchtigkeit, sondern sie sorgt auch dafür, dass ihre Jette, eine echte, muntere „Berliner Göre", was Ordentliches lernt. Und für eine Coupletsangerin - denn als solche tritt Jette neben ihrer Mutter im Amor-Theater auf, ist eine italienische Gesangsschule etwas sehr Ordentliches. Wilhelmine Schönborn hat jedenfalls, was ihre Tochter anbetrifft, den Drang zur höheren Kunst.

Ein ebenso junger, wie schüchterner österreichischer Baron, der jeden Abend die kesse Jette im Amor-Theater anhimmelt, wird zum Ärger des eifersüchtigen In spizienten Barsch der Wegbereiter für Jette. Er hat Beziehungen! Und zwar im Königstädtischen Theater, wo bei leeren Kassen die hohe Kunst zu Hause ist.

Eines Tages darf Jette dem Bankdirektor, der als Mitglied im Aufsichtsrat des Königstädtischen Theaters schwere Sorgen hat, auf Vermittlung des Barons etwas vorsingen. Sie nimmt sich viel vor und meint, mit einer Opernarie am besten zu debütieren. Aber damit fällt sie hoffnungslos durch. In diese Katastrophe schneit der Inspizient Barsch hinein. Er ist ein praktischer Mann und dichtet im Nebenberuf. Er hat die passenden Noten gleich mit gebracht. Zum Entsetzen des kunstsinnigen Direktors und zur Freude der Aufsichtsratsmitglieder schmettert Jette ein Couplet von Barsch in den Raum. Sie hat Erfolg die Geldgeber engagieren sie, und das Königstädtische Theater hat, plötzlich jeden Abend volle Kassen.

Leider missfällt der Polizei der freche Text der neuen Sängerin. Die Aufführung wird verboten, Jette und Barsch werden in Haft genommen. Da verwandelt sich der Baron aufs neue in einen rettenden Engel. Er erklärt der Polizei, Jette wäre seine Braut, worauf sie freigelassen wird und - man muss seine Chancen nutzen! - mit dem Baron nach Tirol reist. Barsch, zwar ebenfalls freigelassen, sieht bekümmert hinterdrein; doch auch seine große Stunde naht. Der Bankdirektor, der voller Sorgen die große Attraktion des Königstädtischen Theaters verloren hat, schickt den Inspizienten hinter Jette her. Und auch Frau Bankdirektor ergreift die Initiative: sie schickt Mutter Schönborn nach Tirol, damit sie ihre Tochter wiederhole. Jette macht inzwischen auf dem Schloss des Barons den vergeblichen Versuch, eine grobe Dame zu werden. Sie ist den feinen Betrieb bereits leid, und als ihr Barsch Hinterhältigerweise erzählt, dass im Königstädtischen Theater eine andere Sängerin mit dem gleichen Erfolgen ihre Stelle getreten wäre, packt sie die Wut: sie will zurück nach Berlin - Ein Entschluß, der ihrer Mutter keineswegs paßt; denn sie hat auf dem Schloss bereits die hausfraulichen Zügel ergriffen und fühlt sich mit ihrem Drang zum Höheren in dem neuen Milieu äußerst wohl. - Barsch telefoniert triumphierend nach Berlin von dem Erfolg seiner Bemühungen und - man muss seine Chancen nützen 1- erreicht gleichzeitig beim Bankdirektor seine Ernennung zum Leiter des Königstädtischen Theaters.

Als glückliches Brautpaar und mit großen Hoffnungen für die Zukunft fahren Barsch und Jette nach Berlin zurück. Berlin hat seinen Star wieder. Allabendlich ist das Königsstädische Theater ausverkauft. Allabendlich jubelt das Haus. Aus der kleinen Jette Schönborn ist die „Göttliche Jette". der Liebling von Berlin geworden.


Anmerkungen

Die Garbo wurde zu dieser Zeit in Amerika mit dem gewagten Beinamen „Die Göttliche“ geschmückt. Nicht die Amerikaner, sondern die Berliner haben die Bezeichnung der „Göttlichen" geprägt, in der Zeit unvorstellbaren Theaterfiebers, einer Bühnen- und Starvergötterung, von der man sich heute keinen Begriff mehr machen kann.

Wir lächeln heute über ein paar „Filmverrückte", junge Mädel, junge Männer — —„theaterverrückt" waren ganze Generationen im bürgerlichen Deutschland, in der Epoche nach den Freiheitskriegen, in der sogenannten Reaktionszeit, in der das freie Wort nur auf der Bühne zu herrschen schien. Die Residenzstadt Berlin war mehr als ein Jahrzehnt lang vom Theaterfieber höchsten Grades befallen, unheilbar und ansteckend, zur Zeit als Berlin 200.000 Einwohner zählte, nur 2 Theater und 3 Tageszeitungen hatte, das erste Gaslicht anzündete, das erste Kaffee Unter den Linden eröffnete, den ersten Pferdeomnibus bis zur Ödlandschaft fahren ließ. Es war um 1825. Damals sang und siegte die neunzehnjährige Operndiva in dem dritten neuen Volkstheater, dem Königstädtischen am Alexanderplatz: Henriette Sontag. Ein Frauenleben, umsponnen von Romantik und Legende.

Über Prag, Wien und Leipzig war sie eingezogen -- eine Völkerwanderung nach dem Alexanderplatz setzte ein. Aber das „Gewisse Etwas“ des Privaten faszinierte die Welt, ihr Haus wurde belagert wie nie vorher in einem Schauspielerleben. Die Berliner schrieen an allen Straßenecken „Der rote Wagen kommt“ — der Wagen, der sie regelmäßig fuhr. Eine wahre Wagenmanie brach ihretwegen aus — weil die Berliner in Jettes Wagen fahren wollten, mußte der Fuhrherr einen zweiten „roten Wagen“ einstellen, so stark war die Nachfrage nach der Jette-Chaise. In Berlin war Parole für alle Tage „Sonntag“!

Die Zeitungen schrieben sich wund, die gesprochene Presse des Klatsches ruhte keinen Tag, Romane um sie erschienen, um die Enthusiasten noch wilder aufzupeitschen. Der Volkssängerin der leichten und ernsten Oper ging immer das Lied zur Seite. Zahllose Dichter widmeten ihr Oden, Scribe und Fallersleben, Simrpck, ein König mit hohem Namen und hundert Anonyme.

Sie kam zum ersten mal von Berlin nach Hamburg: Hier von der Drehbahn muß ihr Wagen kommen. / Es führt kein andrer Weg zum Jungfernstieg. / Ihr Lebensroman, hinter der Geräuschmauer nie endenden Beifalljubels, hat seine eigene Tragik. Sie war heimlich mit einem Grafen verheiratet, wurde Mutter, ohne daß es die Welt wissen durfte. Der König von Preußen macht sie zur Gräfin von Lauenburg. Das Jahr 1848 und seine Folgen lassen ihr Vermögen zerrinnen. Sie war der Bühne für eine lange Zeit entwöhnt gewesen — und kehrt als 42jährige Exzellenz zurück. Eine neue Generation war gekommen, in der man nur noch dem Traum dieser „Göttlichen“ zujubelt. Bismarck kritisiert die achtundvierzigjährige Soubrette, der junge Hans von Bülow geißelt sie. Doch alle Kritik ging im Jubel der Massen unter. — Auf einer Amerika-Tournee starb sie einundfünfzigjährig an Cholera und Typhus in Mexiko. Dieser Theaterruhm war ein Erbteil für allen Enthusiasmus geblieben, der sich je vor dem Lichte der Rampe entzündete und entzünden wird. Die Geschichte der Göttlichen ist ein holdes Heiligtum im Bewußtsein oder in der Sehnsucht der Theatermenschen geblieben.

Wie weit der Erich Waschneck-Film der Tobis-Eurppa, der sich die Krone ihres Namens als Titel nimmt, von ihrer Lebensgeschichte auch abgehen wird — er zeigt die Geschichte einer Volkssängerin aus dem Jahre 1900 — vom Urbild der göttlichen Jette wird er sich einen Schimmer leihen. [1]

Laut Angaben von 1934 sollte die Schauspielerin Renate Müller die Rolle der „göttlichen Jette“ spielen. Da Renate Müller sich zur dieser Zeit so ziemlich vom Film zurückgezogen hatte, übernahm Grethe Weisser die Rolle.[2]

Musik

Grethe Weiser singt unter anderem „Ich bin die Frau der 1000 Männer“, „Ich bin ein kleiner Hirtenknab'“ und „Theater, Theater, Theater“. Weiser und de Kowa singen die Duette „Einmal etwas werden, einmal etwas sein“ und „Ich bin ein loser Falter“.

Kritiken

  • Karsten Witte in „Wir tanzen um die Welt“: „Die Darstellung der Jette durch die Weiser hat in ihrer physischen Direktheit, dem untheatralischen Ton und hinreißenden Schmiß durchaus amerikanischen Zuschnitt.[3]

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 4, 24. Januar 1937
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 22; 3. Juni 1934
  3. Zitat bei Manfred Hobsch: Liebe, Tanz und 1000 Schlagerfilme, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 1998, S. 90