Dietrich von Bern

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dietrich von Bern im Kampf mit dem Wilden Mann, zu Füßen des Wilden Mannes der Zwerg Baldung, Codex aus der Werkstatt des Ludwig Henfflin, Darstellung von 1470

Dietrich von Bern ist eine der bekanntesten Sagenfiguren des deutschen Hoch- und Spätmittelalters. Schriftliche Zeugnisse als Heldenlied (Hildebrandslied), Epos (Dietrichepik) oder Prosa (Heldenbücher) lassen sich zwischen dem 9. und 16. Jahrhundert nachweisen, die mündliche Überlieferung ist sicherlich älter. Eine Rolle spielt Dietrich auch im Nibelungenlied. Neben den elf mittelhochdeutschen Dietrichepen in Versen, die immer nur Episoden aus dem Heldenleben Dietrichs zum Thema haben, stellt die Thidrekssaga in altnorwegischer Sprache einen Sonderfall der Überlieferung dar, weil sie die gesamte Vita des Helden nach (unbekannten) niederdeutschen Quellen in Prosa erzählt.

Überlieferungsgeschichte

Die Überlieferungsgeschichte der Dietrichsage reicht vom frühen Mittelalter (ca. 840) bis in die frühe Neuzeit (ca. 1535). Die Lebenskraft der Sage mag mit der Aura historischer Verbindlichkeit zusammenhängen, den diese Sage umgibt, sie scheint im gewissen Sinne wahrer zu sein als andere Sagen, beispielsweise Kudrun. Selbst unter manchen katholischen Würdenträgern war die Sage beliebt. So beklagt sich der Domschulmeister Meinhard in einem Brief an einen Domherrn im Gefolge des Bamberger Bischofs Gunther (1057-1065), dass Gunther nie an die Kirchenväter Augustinus oder Gregor denke, sondern immer nur an Attila und Theoderich/Dietrich (Amalangus).

Das erste schriftliche Zeugnis für das Vorhandsein von etwas, das man als Dietrichsage bezeichnen könnte, ist das althochdeutsche Hildebrandslied aus dem 4. Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts. Obwohl dieses Heldenlied nur eine Episode schildert, lässt sich erkennen, dass sich die - nicht unmittelbar auf Theoderichs historisches Leben zurückzuführende - Fabel von Dietrichs Vertreibung aus seinem angestammten Reich und einem Leben im Exil am Königshof der Hunnen bereits herausgebildet hat.

Ebenfalls aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts stammt der Runenstein von Rök im schwedischen Ostergotland. Es ist dort von Theoderich als dem Held der Märinge die Rede.

Im Exeter Book aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts findet sich in Deors Klage auch ein Dietrich, der dreißig Winter lang die Märingaburg besessen habe.

Aus England stammt auch das in einem Handschrift-Fragment aus der Zeit um 1000 erhaltene Gedicht von ‚Waldere‘. einer altenglischen Fassung der Sage von Walther und Hildegund. Hier wird erzählt, dass Theodric Widia (Wittich) ein Schwert übergeben wollte, weil Widia, Sohn Wielands, ihn aus der Gewalt von Riesen befreit hatte. Dass Dietrich in Gewalt von Riesen war, ist sonst erst in den mittelhochdeutschen Epen des 13. Jahrhunderts (Sigenot, Virginal) erzählt. Dass der Waldere-Text eine solche Episode erwähnt, zeigt, dass auch die Überlieferung der Abenteuer Dietrichs auf frühe Quellen zurückgeht und nicht erst im 13. Jahrhundert entstand.

Ebenfalls um 1000 entstanden als Teil der lateinischen Geschichtsschreibung die Quedlinburger Annalen. Es findet sich dort der Bericht über einen Theoderich, der jener Thideric de Berne sei, von dem die Illiteraten einst gesungen hätten (de quo cantabant rustici olim).

Um 1100 stellt der Mönch Frutolf von Michelsberg in seiner Weltchronik fest, dass die Erzählung von Dietrichs Flucht, wie sie sich in volkssprachigem Erzählen und Gesang von Liedern und gewissen Chroniken finde, im Widerspruch zur Geschichte der Goten nach Jordanes stehe, der Ermanarich, Attila und Theoderich nacheinander, und nicht als Zeitgenossen einordnen würde. Er bietet mehrere Erklärungsmöglichkeiten an, z. B. dass ein anderer Theoderich oder Ermanarich gemeint sei.

In der 1140/1150 entstandenen Kaiserchronik, dem ältesten Geschichtswerk deutscher Sprache, nennt der anonyme Verfasser die Dietrichsage eine Lüge, sie sei nicht schriftlich belegt. Wahr sei, daß Dietrich und Etzel sich nie gesehen hätten, wer etwas anderes behaupte, solle das Buch bringen (anscheinend gemeint: ein schriftlicher Beleg für die Behauptung der Dietrichsage, Etzel hätte gleichzeitig mit Dietrich gelebt). Trotzdem wird versucht, für die Erzählung der Sage eine Erklärung zu finden: der Großvater Dietrichs/Theoderichs hätte auch Dietrich geheißen und wäre als Fürst von Meran von Etzel vertrieben worden. Dietrichs Vater Dietmar hätte Meran nach Etzels Tod wieder für sich gewonnen.

Die Sage selbst scheint sich gemäß diesen Dokumenten der christlichen lateinischen Historiographie bis zu diesem Zeitpunkt vor allem durch mündliche Überlieferung erhalten und entwickelt zu haben. Nach 1200 nimmt die Anzahl schriftlicher Zeugnisse zu.

Um 1200 wird das Nibelungenlied zu Pergament gebracht, in der Dietrich eine nicht unwichtige Rolle spielt. In der etwas später entstandenen Nibelungenklage wird in einer Nacherzählung berichtet, wie Dietrich mit Hildebrand und Herrat den beim Nibelungenkampf zerstörten Etzelhof verlässt.

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts beginnt die Überlieferung zahlreicher mittelhochdeutscher Versepen mit Dietrich als Hauptperson (Dietrichepik). Aus dem Jahre 1230 ist aus aus der Handschrift der Carmina Burana eine Strophe des Eckenlieds überliefert. Gemäß der Tradition der Heldendichtung ist der Verfasser oder Bearbeiter bis auf zwei Ausnahmen nicht genannt.

Diese Epen wurden von Berufsrezitatoren auf Jahrmärkten und in Wirtshäusern vorgetragen. Trotz zunehmender Verschriftlichung darf der Anteil mündlicher Überlieferung also nicht unterschätzt werden. Doch die Besitzer der reich ausgestatteten Handschriften entstammten der Oberschicht, was die Beliebtheit der Dietrichsage beim Adel zeigt. Dafür sprechen auch die um 1400 in Schloss Runkelstein bei Bozen und Schloss Lichtenberg im Vinschgau entstandenen Wandgemälde mit Themen aus dem Bereich des Dietrichstoffes.

Ebenfalls im 13. Jahrhundert entstand in Skandinavien die umfangreiche Thidrekssaga, welche die Lebensbeschreibung Dietrichs (Thidreks) kunstvoll mit der Geschichte anderer Gestalten der germanischen Heldensage (Attila, Wieland, Sigurd/Siegfried, Nibelungen, Walther und Hildegund) verknüpft und somit eigentlich einen ersten Zyklus deutscher Heldensagen bietet. Ebenfalls aus Skandinavien stammt das kurze, zur Lieder-Edda gehörende Lied von Gudruns Gottesurteil, in dem sich Gudrun (Kriemhild der Nibelungensage) von dem Vorwurf reinigt, mit Dietrich geschlafen zu haben. Ein weiteres skandinavisches Lied ist ‚Hildibrands Sterbelied‘, in welchem der im Zweikampf von seinem Halbbruder Asmund unerkannte und tödlich verwundete Hildibrand darüber klagt, dass er unwillentlich seinen eigenen Sohn erschlagen hat.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts setzt mit einer fragmentarisch erhaltenen rheinfränkischen Handschrift die Tradition der Heldenbücher ein. Sie schließt mit einem letzten Druck aus Frankfurt am Main 1590. In einer Handschrift und allen Drucken ist die sogenannte Heldenbuch-Prosa beigefügt, die in Form einer Chronologie alle Helden in einer Art Heilsgeschichte miteinander verbindet.

Am Ende des Mittelalters gibt es noch zwei neue Texte aus dem Bereich der Dietrichsage. Zum einen das Jüngere Hildebrandlied mit einem frühesten Handschriftfragment von 1459, vollständig im Dresdner Heldenbuch von 1472. Dieses Lied lässt den Kampf zwischen Vater und Sohn (wie auch in der Thidrekssaga) versöhnlich ausgehen. Der zweite Text ist das niederdeutsche Lied von Ermenrichs Tod, überliefert in einer Flugschrift von 1535/1545.

Nach Beginn der Neuzeit entwickelt sich der Stoff der Dietrichsage nicht mehr weiter. Vor allem die Heldenbücher werden aber als philologisches Hilfsmittel benutzt, z. B. durch Martin Opitz (1639) und Melchior Goldast (1604) für die Ausgabe mittelhochdeutscher Texte. Der Versuch Karl Simrocks, mit dem 1843-1849 erschienen Amelungenlied die Dietrichsage ähnlich populär zu machen wie das Nibelungenlied, misslang. Die literarische Qualität insbesondere der Heldenbuch-Überlieferung war im Vergleich dazu zu gering. Im Gegensatz zum Nibelungenlied wurde die Dietrichsage aber weniger von der nationalsozialistischen Propaganda eingesetzt, zumal er ja auch nicht von Richard Wagner zur Hauptperson einer Oper gemacht worden war.

Heute beginnt man, sich von klassischen Bewertungsschemen zu befreien und beispielsweise die spezielle Qualität der Erzählstruktur der Thidrekssaga zu würdigen. Auch die drastischen Sprache in Teilen der Dietrichepik wird heute mehr aus ihrer Zeit heraus verstanden. Neue kritische Ausgaben von Werken der Dietrichepik sind erschienen und werden noch erarbeitet und es werden Arbeiten über verschiedene Aspekte der Dietrichsage publiziert. Mit Heldenlärm von Wilhelm Bartsch ist auch eine Nacherzählung in moderner Sprache erschienen, die den Stoff in ganz anderer, eher ironischer Weise erzählt.

Das Leben des Dietrich von Bern in der Sage

Dietrich von Bern kämpft mit dem Zwergenkönig Laurin, Standbild in Bozen/Südtirol

Kern der Dietrichsage

Dietrich wächst als Königssohn in Bern auf. Er hat einen Waffenmeister Hildebrand, der bis ins hohe Alter bei ihm bleibt. Er sammelt einen Kreis von Kampfgenossen (12 bzw. 11) um sich und wird nach dem Tod seines Vaters König von Bern. Dietrich vollbringt große Heldentaten. So ist er neben Beowulf, Sigfried (bzw. Sigurd) und dessen Vater Sigmund einer der wenigen germanischen Sagenhelden, denen ein Sieg über einen Drachen angedichtet wird. Dennoch ist er nicht immer imstande, seine Gegner aus eigener Kraft zu besiegen. Wittich (altwestnordisch Widga) etwa, sein späterer Kampfgenosse, ist ihm wegen seines besseren Schwertes überlegen. Ecke zeigt sich ihm ebenbürtig und wird nur getötet, weil Dietrichs Pferd Falke ihm gegen Ecke hilft. Odoaker (in einigen Überlieferungen auch Sigurd) kann er nur mit Hilfe des Zauberschwertes Mimung besiegen. Eines Tages wird Dietrich von seinem Onkel Ermanarich vertrieben und ist gezwungen beim Hunnenkönig Attila (in einigen Überlieferungen auch Etzel) ins Exil zu gehen. Einen Versuch, sein Reich wieder zu erobern, gibt er auf. Er unterstützt den Hunnenkönig bei vielen Kämpfen. Beim Kampf des Königs mit den Nibelungen versucht er zuerst zu vermitteln. Im Verlauf der Schlacht stellt er sich auf Attilas Seite und wird mitverantwortlich dafür, dass die letzten Nibelungen und Kriemhild getötet werden.

In hohem Alter kehrt er ohne Heer zusammen mit seinem Waffenmeister in sein Reich zurück und gewinnt wieder die Herrschaft.

Überlieferung der Thidreksaga

Die Thidrekssaga stellt als einzige mittelalterliche Quelle das gesamte Leben des Dietich von Bern dar.[1]

Dietrich besteigt in jugendlichem Alter den oberitalienischen Königsthron zu Bern an der Etsch (nicht zu verwechseln mit Bern an der Aare in der Schweiz), nachdem sein Vater Dietmar gestorben ist. Sein Waffenmeister Hildebrand kümmert sich um den jungen König; beide verbindet eine lebenslange Freundschaft. Bei einem seiner ersten Abenteuer gewinnt er mit der Hilfe des Zwerges Alfrik (klingt an Alberich an) das Schwert Nagelring und den Helm Hildegrim, indem er den vorigen Besitzer, den Riesen Grim im Kampf erschlägt.

Bald scharen sich viele Recken um Dietrich, der für seinen Kampfesmut weithin bekannt ist. Darunter sind auch Wittich, der das außergewöhnliche Schwert Mimung führt, und dessen Konkurrent Heime. Als er sich dieses Schwert ausleiht, gelingt es Dietrich sogar den legendären Siegfried im Zweikampf zu schlagen, da dieses Schwert sogar auf dessen Hornhaut beißt. Siegfried ergibt sich und zieht mit ihm. Bald kommt auch der Sohn des berühmten Rossezüchters Studas, Heime, an seinen Hof. Als Geschenk bringt er ihm ein Pferd seines Vaters mit, den Hengst Falke, den Dietrich dann bei seinen weiteren Abenteuern reitet.

Später kämpft Dietrich gegen den Ecke, der das von Alfrik geschmiedete Schwert Eckesachs an sich gebracht hat. Es fällt Dietrich sehr schwer, Ecke zu besiegen. Der Kampf ist erst zu Ende, als Ecke im Eifer des Gefechts Dietrichs Pferd Falke zu nahe kommt und dieses ihn durch einen Huftritt tötet. Dietrich nimmt Eckesachs als Siegtrophähe in Besitz. Anschließend muss Dietrich noch gegen Eckes Bruder Fasolt kämpfen, weil dieser ihn rächen will, kann ihn jedoch besiegen und die beiden werden, anders als im mittelhochdeutschen Eckenlied, Freunde und Waffenbrüder. Nagelring schenkt er später dem Heime.

Zu Dietrichs Freunden zählen auch Hagen von Tronje und der König Gunther (in der Thidrekssaga nicht König der Burgunden, sondern der "Niflungen") sowie dessen Brüder Gernot und Giselher. Als sein Onkel Ermanarich, der in Rom regiert, mit einem großen Heer auf Bern marschiert, um die Herrschaft an sich zu reißen, flieht Dietrich mit seinen Getreuen zu Attila, König der "Heunen". Er lebt viele Jahre an dessen Hof und hilft ihm in zahlreichen Kämpfen gegen feindliche Könige. Zum Dank leiht Attila ihm ein Heer, damit er sein Berner Reich zurückerobern könne. In der Schlacht bei Gränsport, die mit der Rabenschlacht gleichgesetzt wird, erringt Dietrich sogar einen Sieg, doch zieht er sich zurück, weil sein Bruder und Attilas Söhne, von Wittich, der zu Ermanarich übergelaufen ist, getötet wurden. Attila verzeiht Dietrich den Tod seiner Söhne und dieser lebt weiterhin an dessen Hof.

Unterdessen wird Siegfried im Niflungenland von Hagen ermordet. Siegfrieds Witwe Kriemhild wurde danach Attilas Gemahlin. Als König Gunther mit viel Gefolge seine Schwester bei König Attila besucht, kommt es zum Kampf zwischen Niflungen und Heunen. Dietrich kann sich anfangs nicht entscheiden, kämpft aber auf Seiten der Heunen. Am Ende des Gemetzels sind alle Niflungen, etliche Heunen und sämtliche Gefolgsleute Dietrichs tot. Nach diesem Vorfall beschließt Dietrich, nur mit seiner Frau Herat und Hildebrand nach Bern zu reiten, da er gehört hat, dass dort jetzt Hildebrands Sohn herrscht. Als Dietrich in Bern eintrifft, beschliessen die Berner ihn als König anzuerkennen und folgen ihm in den Kampf gegen Sibich, Ermanarichs Nachfolger. Dietrich siegt und besteigt den Königsthron in Rom, das nun auch zu seinem Reich gehört. Nach dem Tod König Attilas fällt Dietrich auch dessen Reich zu, da Attila keinen Thronerben hinterlässt. Als Dietrich bereits ein alter Mann ist, bricht er auf, um Wittich zu finden und Rache zu üben. Er stellt ihn zum Kampf und tötet ihn, doch auf dem Heimweg erliegt auch er selbst seinen schweren Verletzungen. Dietrichs Kampf mit Wittich findet sich allerdings nur in der schwedischen Fassung.


Holzschnitt-Illustrationen:[2]

Strassburgerholz00heituoft 0010.jpg Strassburgerholz00heituoft 0011.jpg Strassburgerholz00heituoft 0012.jpg Strassburgerholz00heituoft 0013.jpg Strassburgerholz00heituoft 0014.jpg Strassburgerholz00heituoft 0015.jpg Strassburgerholz00heituoft 0016.jpg Strassburgerholz00heituoft 0017.jpg

Sage und Wirklichkeit

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Theoderich dem Großen und Dietrich von Bern

Die Sagengestalt des Dietrich von Bern wurde schon von den mittelalterlichen Geschichtsschreibern (etwa in den Quedlinburger Annalen) mit dem Ostgotenkönig Theoderich dem Großen in Beziehung gesetzt, obwohl sich nur wenige Ähnlichkeiten zwischen dem historischen Theoderich und dem Sagen-Dietrich finden lassen:

  • Bern (genauer Welschbern) ist der Deutsche Name für Verona, das im Reich Theoderichs des Großen lag. Sein Regierungssitz lag allerdings in Ravenna
  • der Vater Dietrichs hieß Dietmar, der Vater des historischen Theoderich Thiudimir
  • Die Amelungen der Sage werden oft mit dem Geschlecht der Amaler gleichgesetzt

Daneben gibt es aber zahlreiche große Unterschiede zwischen Geschichte und Sage:

  • Theoderich der Große wurde nicht in Verona geboren, seine Jugend verbrachte er ebenfalls nicht dort, sondern am Hof des oströmischen Kaisers
  • der historische Theoderich kehrte nicht als Vertriebener nach Italien zurück, sondern er eroberte es mit anfänglicher Einwilligung Ostroms und ermordete Odoaker, nachdem er ihn in der Rabenschlacht besiegt hatte
  • Der erst ca. 455 geborene Theoderich der Große war weder Zeitgenosse des bereits 453 verstorbenen Hunnenkönigs Attila (Etzel)
  • noch Zeitgenosse des Gotenkönigs Ermanarich, der 375 den Kampf gegen die Hunnen verlor.
  • das Raben der Rabenschlacht wird mit dem von Theoderich eroberten Ravenna gleichgesetzt, doch nach der Sage muss Dietrich - trotz des Sieges - ins Hunnenreich zurückkehren

Diese Unstimmigkeiten zwischen Dietrichssage und z. B. der Gotenchronik des Jordanes Chronik fielen bereits Frutolf von Michelsberg auf. Er hatte um 1100 in seiner Weltchronik auf diesen Widerspruch hingewiesen und spätere Historiker versuchten, den Widerspruch durch Neuerfindungen zu erklären: beispielsweise indem Dietrich einen gleichnamigen Großvater zugeschrieben bekommt, der dann als Zeitgenosse Etzels aus Meran vertrieben wurde (siehe oben unter „Überlieferungsgeschichte“).

Entstehung der Sage nach der vorherrschenden Lehrmeinung

Die heutige Germanistik betrachtet die Epen und Chroniken, die sich mit Dietrich von Bern befassen, nicht mehr als Teil der Geschichtsschreibung wie der Chronist der Quedlinburger Annalen, sondern betrachtet die Funktion, die die Nennung von großen Namen und Geschehnisse aus der Geschichte für die Zuhörer eines vorgetragenen Heldenliedes oder Heldenepos (wie Rabenschlacht) hatte: Stiftung und Erhaltung von Identität in Gemeinschaften, die dem Geschehen der Völkerwanderungszeit ausgesetzt waren. Historische Fakten (häufiger Verlust von Heimat, aber auch wiederholter Gewinn neuer Gebiete nach schweren Kämpfen, wie es die Ostgoten erlebten) wurden offenbar mit Hilfe traditioneller literarischer Muster (Vertrieb aus und Rückkehr in die Heimat, Verwandtenverrat) umformuliert, um das Geschehen zu bewältigen. Das Ergebnis einer Sagenentwicklung, welche sich an bekannten Erzählmotiven und Hauptfiguren orientiert, ist demnach eine einfachere Welt, eben die Sagenwelt. J. Heinzle (1999) schreibt (S. 5): „Die Synchronisierung von Ereignissen und Personen, die verschiedenen Zeiten angehören, zielt auf die Konstruktion einer geschlossenen Heldenwelt, in der alles mit allem zusammenhängt und jeder mit jedem zu tun hat.“ Dieses Verfahren der Synchronisierung historischer Ereignisse und Personen aus verschiedenen Zeiten bei der Erdichtung der heroischen Welt wurde bereits vom lutherischen Theologen und Historiker Cyriacus Spangenberg 1572 in der ‚Mansfeldischen Chronik‘ entdeckt. Er schreibt, man habe das Auseinanderliegende zusammengezogen Damit man der alten Deutschen hin und wieder gesehende tapffere Tathen/als hetten sie sich auff eine zeit begeben/gleich als in einem Liede zu singen/beysammen hetten/Wie denn auon das Heldenbuch (...) (zitiert nach Haustein, S.120).

An der Figur des Ermanarich lässt sich diese Synchronisierung, von der Heinzle schreibt, gut zeigen: in der ersten schriftlichen Überlieferung, dem Hildebrandslied aus dem 9. Jahrhundert, taucht sie nicht auf, hier ist es Odoaker, vor dessen Hass Dietrich hat fliehen müssen. In den ‚Quedlinburger Annalen‘ (um 1000) wird Ermanarich (hier ‚Ermenrich‘ genannt) als Herrscher aller Goten genannt, der auf Anraten des Odoaker Theoderich aus Verona vertreibt. Nach Ermenrichs Tod hätte Theoderich Odoaker aus Ravenna vertrieben. Die Rolle Odoakers entspricht in dieser Fassung der Rolle des Sifka aus der Thidreksaga bzw. Sibiche aus dem Epos Dietrichs Flucht. in späteren Werken - wie eben der Thidrekssaga - verschwindet der Name des Odoaker dann ganz und wird durch den des Sifka ersetzt. Dies wiederum vielleicht darum, weil der Name des Odoaker bzw. dessen realhistorische Reminiszenz nicht zu der vermutlich schon vor Ausbildung der Dietrichsage vorhandenen Sage um den Sohn Randwer und Ehefrau Swanhild ermordenden Ermanarich/Jörmunreks mit dem heimtückischen Ratgeber Bikki, wie sie in Jörmunreks Tod in der Snorra-Edda von 1220 überliefert ist. Anzumerken ist hierbei, das Odoakers Frau Sunigilda hieß, was vielleicht auf Swanhild anklingt.

Umgekehrt kann eine solche Synchronisierung auch zurückgenommen werden: In einer in Druck erschienenen Version des Eckenlieds, die ab 1491 erschienen ist, wird erwähnt, dass Dietrich das von Ecke gewonnene Schwert nur einmal benutzt habe, nämlich als er in der Regierungszeit des Kaiser Zeno(n)s die Lombardei von dem Usurpator Odoaker befreite. Dies entspricht eigentlich wieder den historischen Fakten. Demnach passte sich die Sage offenbar zumindest in Einzelfällen auch wieder an die an die (wieder) bekannt gewordene Geschichtsschreibung an. Das Eckenlied schildert nur eine Abenteuer-Episode und ist somit weniger als das Epos von Dietrichs Flucht auf Darstellung eines historischen Kontinuums angewiesen.

Die Verschränkung der Sagen um Etzel mit der Dietrich von Berns lässt sich nicht so genau zurückverfolgen wie im Falle Ermanarichs, da sie schon beim älteren Hildebrandslied vorhanden ist. Wahrscheinlich 427 wurden die pannonischen Ostgoten von den Römern vertrieben und flohen zu den Hunnen, wobei die drei noch minderjährigen Amalerprinzen, darunter Theoderichs Vater, durch den Getreuen Gensimund beschützt wurden. Die pannonische Ostgotengruppe fand Aufnahme bei den Hunnen, die von Rua (Ruga), Attilas Onkel, geführt wurden. Theoderichs Vater und seine Brüder kämpften dann als Vasallen auf Attilas Seite, so unter anderem bei der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451. 452 fiel Attila auch in Italien ein, musste sich jedoch wieder zurückziehen. 454 dann wurde das Hunnenreich zerschlagen, wobei Attilas Sohn Ellac in der Schlacht am Nedao fiel. Erst nachdem sich die Hunnen aus Westeuropa zurückgezogen hatten, wurden die Ostgoten zu Vasallen Ostroms. Dieses siedelte die Ostgoten wieder in Pannonien (mithin nach ungefähr 30 Jahren) an und zur Sicherung des Friedens wurde der damals 8-jährige Theoderich im Jahre 459 als Geisel nach Ostrom geschickt. Mit 17 kehrte er zu seinem Vater Thiudimir nach Pannonien zurück. Nach dem Tod seines Vaters führte er auch im Auftrag Ostroms mehrere Feldzüge durch, für einen dieser Feldzüge wurde er mit einem Triumphzug und Reiterstandbild in Konstantinopel geehrt. [3]. Als er 489 nach Italien gegen Odoaker zog, hatte er ca. 30 Jahre im Dienste Ostroms zugebracht. Dies mag vielleicht ebenfalls das Vorbild für das 30-jährige Exil des Sagen-Dietrich geworden sein. Diese 30-jährige Zeit im Dienste Ostroms, der der Einzug nach Italien folgte, mag der historische Baustein gewesen sein, aus dem sich in der Sage dann das 30-jährigen Exils am Hof des Hunnenkönigs wurde, der der Einzug in Italien folgte.

Ostrom, in dessen Dienst Theoderich ja gestanden hatte, hatte schon zu Theoderichs Zeiten begonnen, den ehemaligen Verbündeten zu bekämpfen und war auch Gegner des nachfolgenden Langobardenreiches. Damit wohl eignete sich Ostrom nicht gut als Ort des Exils in der sich entwickelnden Sage. Möglich, dass der Hunnenkönig Etzel bei Ausbildung der Fluchtfabel um den zum Sagenkönig werdenden Theoderich selbst schon zum Herrscher der Völker verklärt worden war. Den Etzelhof als Zufluchtsort in die Fluchtfabel einzufügen schien zum Weltbild derer zu passen, die an der Schöpfung dieser Fabel beteiligt waren. Dass dies aus dem heute allseits bekannten Grund der Ungleichzeitigkeit gar nicht möglich war, ist ihnen vielleicht gar nicht bewusst gewesen.

Der Kern der Fluchtfabel - nämlich dass Dietrich vertrieben wird - findet dagegen in Theoderichs Leben keine Parallele. Vielleicht handelt es sich hierbei um einen Mythos, der schon zu seinen Lebzeiten entwickelt wurde, um seine Ermordung Odoakers zu rechtfertigen. Aber auch älteres Sagengut könnte hier einschlägig sein. So berichtet bereits Jordanes, dass Theoderichs Vorfahr durch Ermanarichs Sohn Hunimund vertrieben wurde, wobei der vertriebene Teil der Ostgoten sich zunächst in Pannonien ansiedelte. Möglicherweise aber sollte das entstandene Ostgotenreich auch einfach als das Reich dargestellt werden, in welchem Goten nach den bewegten Zeiten, die sie seit der Zerstörung von Ermanarichs Gotenreich im Jahre 375 erlebt hatten, eine neue Heimat gefunden hatten. Die Fabel von Flucht und Rückkehr, ausgelöst durch einen missgünstigen Verwandten existierte vielleicht schon vor und unabhängig von der Dietrichsage und besaß offenbar in der bewegten Zeit der Völkerwanderung mit ihren ständig wechselnden Besitz- und Machtverhältnissen eine große Anziehungskraft.

Theoderichs Herrschaft bedeutete für Italien nach langen Jahren des Krieges eine Friedensperiode mit einer letzten Blüte der Spätantike in Italien. Und die langen Jahre des Krieges bis zum Ende des Ostgotenreiches, die seinem Tode folgten, mögen die Erinnerung an diese Friedenszeit noch zusätzlich verklärt haben. Auch hatte Theoderich den Rest der von Chlodwig besiegten Alemannen im süddeutschen Raum beschützt. Als Hauptfigur einer Fabel, in welcher ein König aus seinem Reich vertrieben wird und wieder zurückgewinnt, war der historische Theoderich also ein ideales Vorbild. Geschichten, in der ein zu Dietrich verklärter Theoderich eine Rolle spielte, dürften mit Wohlwollen gehört worden sein.

Theoderichs und Dietrichs Ende

Da Theoderich dem Arianismus anhing, wurde er von der Kirche als Ketzer betrachtet. In seine späte Regierungszeit fiel die Hinrichtung der christlichen Philosophen Boëthius (524) und Symmachus (526) und der Tod des von ihm inhaftierten Papstes Johannes I. Das machte Theoderich für die katholischen Geschichtsschreiber zu negativen Gestalt. Als Theoderich wie Arius selbst auch an der Ruhr starb, wurde dieser Tod als Gottesstrafe dargestellt. Daraus entwickelten sich zwei Traditionen der Höllenüberlieferung, die des Vulkansturzes und des Höllenritts.

Vom Vulkansturz berichtete zuerst Papst Gregor der Große in seinen Dialogen von 593/594: ein Einsiedler hätte gesehen, wie Papst Johannes und Symmachus die Seele Theoderichs an dessen Todestag in den Liparischen Vulkan gestürzt hätten als Strafe dafür, dass er beide getötet habe.

Als Zeugnis der Höllenritt-Überlieferung finden sich 2 Reliefplatten am Portal von San Zeno in Verona von ca. 1140, welche einen berittenen König (regem stultum) zeigen, ausgerüstet mit Jagdhorn, Falken und Hunden, der einem Hirsch folgt, der ihn geradewegs auf ein Höllentor zuführt. Es ist zwar nicht namentlich von Theoderich die Rede, doch sprechen gute Gründe dafür. Als nächstes berichtet die Weltchronik des Otto von Freising (1143-46) von dem Höllenritt Theoderichs.

In einigen Überlieferungen tritt Dietrich als ein Jäger oder auch Führer der Wilden Jagd auf. So berichtete im Jahre 1197 der Historiograph Gottfried von Köln: In diesem Jahre erschien einigen Wanderern an der Mosel ein Gespenst von riesiger Größe in menschlicher Gestalt, das auf einem schwarzen Rosse saß. Als diese von Schrecken ergriffen waren, näherte sich ihnen kühnlich die Erscheinung und ermahnte sie, keine Furcht zu haben: sie nannte sich Dietrich von Bern und kündete an, verschiedenerlei Unglück und Elend werde über das römische Reich kommen....

Die populäre Dietrichdichtung akzeptierte die Verdammung ihres Helden nicht. Sie nimmt Vulkansturz oder Höllenritt zwar als Geschehnisse in den Sagenkreis auf, deutet sie aber in einen für Dietrich positiven Sinne um:

  • So wird in Zabulons Buch, einer Fortsetzung der Laurin-Sage, erzählt, dass der Vulkansturz von Dietrich nur vorgetäuscht worden wäre. Dies, um zu Laurins Bruder Sinnels zu gelangen, der ihm laut Laurin ein Leben von tausend Jahren garantieren könne. Dietrich hätte die Zwerge auch zu christlichem Leben bekehrt.
  • Die Thidrekssaga als bedeutsamste Prosaüberlieferung erzählt zwar, dass Dietrich auf ein schwarzes Ross, das der Teufel gewesen sei, gesprungen sei. Doch König Thidrek habe Gottes und Sankt Marias Beistand gehabt, weil er bei seinem Tod ihres Names gedachte.
  • Der Wunderer berichtet, Dietrich, gesegnet von dem Fräulein, das er aus der Gewalt des Wunderers befreit hätte, sei von dem Teufelsross (ros vnrein) zwar entführt worden, lebe noch heute und müsse noch bis zum Jüngsten Tag mit Drachen kämpfen, weil Gott ihm das als Buße auferlegt habe.

Die den Heldenbüchern des Spätmittelalters nachgestellten Heldenprosa endet damit, dass von allen Helden der Sage nach großem Kampf nur noch Dietrich von Bern überlebt. Dann hätte ein Zwerg den Berner fortgeführt und seitdem sei er nicht mehr gesehen worden. Dabei sagt der Zwerg zu Dietrich, „sein Reich sei nicht von dieser Welt“. Die Verwendung der an das Christuswort in Joh. 18,36 (mein Reich ist nicht von dieser Welt) erinnernden Worte kehrt den ursprünglichen Höllensturz in das Gegenteil, man denkt eher, der Zwerg wolle den Berner mit diesen Worten in den Himmel führen als in die Hölle.

Abweichende Thesen zu den historischen Ursprüngen

siehe auch den Hauptartikel Thidrekssaga als historische Quelle.

Abweichende Deutungen aus nicht germanistischen Kreisen, insbesondere die von Heinz Ritter-Schaumburg, der eine eigene Interpretation der Thidrekssaga entwickelt, finden seit einigen Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der Medien. Demnach soll es sich bei Dietrich um einen Kleinkönig gehandelt haben, der sein überschaubares Reich zwischen den ripuarischen und den salfränkischen Franken hatte. Seine Hauptstadt soll Bonn gewesen sein, das in früherer Zeit auch als Bern bezeichnet wurde. Unter dem Rom in der Sage wäre dieser Theorie zufolge Trier an der Mosel zu verstehen, das in spätrömischer Zeit wohl als Roma Secunda bekannt war. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Dietrich von Bern der Sage nach einen gelben Löwen auf rotem Grund als Wappen führte: Das Stadtwappen Bonns zeigt heute dasselbe Symbol. Eine plausible Begründung, weshalb ein Lokalfürst die kollektive Sagenbildung derart stimuliert haben sollte, lassen diese Deutungen jedoch vermissen. Auch interpretiert Ritter-Schaumburg die Dietrichsage eben nicht als literarische Schöpfung, sondern als historisches Dokument, wenn er das in der Thidrekssaga sehr überzeugend ausgebreitete Netz geographischer Orte als Orte annimmt, in denen diese ganzen Geschehnisse sich auch in der Realität zugetragen haben. Es ist aber wahrscheinlicher, dass die in altnorwegisch verfasste Thidrekssaga sich darum im niederdeutschen Raum abspielt, weil die Geographie dieses Gebiets den Norwegern und den hansischen Kaufleuten, die den Norwegern die Dietrichsage vermittelten, viel vertrauter war als das südwestdeutsche Gebiet, aus der diese Sage ursprünglich stammte. [4]

Motive des Sagenkreises

Als Motive finden sich:

  1. das Motiv des besonders gefährlichen Schwertes, das der noch junge Held erst für sich gewinnen muss - Dietrich erhält Nagelring, weil er verspricht, gegen Hilde und Grim zu kämpfen (Thidrekssaga), er erhält Eckesachs erst nach schwerem Kampf (Eckenlied). Wittich erhält als besonderes Schwert Mimung von seinem Vater Wieland.
  2. der Hof mit den starken Kampfgefährten, einer Art Tafelrunde, über den die Sage mit anderen Sagen verknüpft wird, so etwa mit der von Dietleib und der von Wildeber. Besonders deutlich ist diese Parallele allerdings im schon in der Exilzeit Dietrichs spielenden Wunderer, bei dem Etzel ausdrücklich mit Artus verglichen wird.
  3. das Motiv des verfolgten Mädchens, der Frauenjagd (im Wunderer und in der Virginal), das durch Dietrich (in der Virginal mit Hilfe Hildebrands) befreit wird.
  4. das Motiv des Reihenkampfs, besonders im Epos Rosengarten zu Worms, aber auch im Virginal und als Episodenhandlung auch im Eckenlied.
  5. das Motiv der Herausforderung: im Laurin (der Zwerg wird herausgefordert), aber auch in der Geschichte von Heime und Wittich, die beide Dietrich zum Kampfe herausfordern, bevor sie sich ihm anschließen. Im Eckenlied zieht Ecke aus, um Dietrich zum Kampfe herauszufordern.
  6. das Befreiungsschema, z. B. im Laurin, der Dietleibs Schwester gefangenhält
  7. das Motiv des Kampfes als getarnter Held, der ohne die üblichen Kennzeichen - mit verdeckten Schild oder in der Rüstung eines anderen ausreitet Alpharts Tod.
  8. die Fluchtfabel aus Dietrichs Flucht. Das dazugehörige Motiv der geglückten Heimkehr ist nicht als Teil der historischen Dietrichepik übermittelt, aber in der Thidrekssaga, doch der (allerdings misslingende) Versuch der Rückkehr ist in Dietrichs Flucht wie Rabenschlacht geschildert.
  9. das Treueverhältnis zwischen Herr und Gefolgschaft wie Dietrichs Flucht geschildert. Dies wird besonders durch einen Exkurs Heinrich des Voglers (der vermutlich nur diesen Exkurs, nicht das gesamte Epos verfasst hat) betont, der darauf hinweist, dass das Verhältnis zwischen Herr und Gefolgschaft auf gegenseitigem Respekt beruht. Dafür wird Dietrich von Bern als leuchtendes Beispiel gezeigt, aber auch Etzel, der seinem Gefolgsmann Dietrich den Tod seiner am Rande der Rabenschlacht gefallenen Söhne verzeiht.
  10. der Figur des böses Ratgebers in der Gestalt von Emanarichs Berater/Kanzler/Marschall Sibich, der, nachdem sein Herr seiner Frau Gewalt antut, vom treuem Sibich zum ungetreuen Sibich wird.
  11. das Motiv des neidischen Verwandten, der seinen Verwandten die in früheren Erbverträgen zugesicherten Besitztümer und Länder streitig machen will.

Siehe auch

Literatur

  • Oskar Höcker: Dietrich von Bern und seine Schildgesellen. Eine Erzählung nach der gleichnamigen Amelungensage, der deutschen Jugend gewidmet (1911) (Netzbuch)

Übersetzungen

(vgl. Thidrekssaga)

  • Habiger-Tuczay, Christa [Hrsg.]: Die aventiurehafte Dietrichepik: Laurin und Walberan, der jüngere Sigenot, das Eckenlied, der Wunderer / mittelhochdt. Text und neuhochdt. Übers. von Christa Tuczay. Göppingen: Kümmerle 1999. ISBN 3-87452-841-3.
  • Die Thidrekssaga: Übersetzt durch Friedrich Heinrich von der Hagen; Otto Reichl Verlag St.Goar.1989 (Neuausgabe von Hages Übersetzung des altnorwegischen Membrane genannten Urtextes von 1814)
  • Die Geschichte Thidreks von Bern: Nach der Ausgabe von C. Unger (Kristiania 1858) übertragen ins Neuhochdeutsche von Fine Erichsen, Jena 1924 .Sammlung Thule, Band 22. (Ebenfalls eine Übersetzung der Membrane, publiziert als Verweis, s.u.)
  • Heinz Ritter-Schaumburg:Die Didriks-Chronik, Otto Reichel Verlag, St. Goar, 1989 (Übersetzung der altschwedischen Svava-Handschrift)

Nacherzählungen

  • Bartsch, Wilhelm: Heldenlärm: ein Buch um Dietrich von Bern. Mit Zeichn. von Susanne Berner. - Halle an der Saale: Stekovics, 1998. (Edition Steko; Bd. 8) ISBN 3-932863-08-9.
  • Fährmann, Willi: Dietrich von Bern: eine alte Sage, neu erzählt. Würzburg: Arena, 1995. Kinderbuch. ISBN 3-401-01833-7.
  • Karg-Bebenburg, Gertraud: Dietrich von Bern. Roman. Wien: Tosa 1996. ISBN 3-85001-561-0.
  • Hanswilhelm Haefs: Thidrekssage und Nibelungenlied - Vergleichende Studien. Forschungen zur Thidrekssaga. Untersuchungen zur Völkerwanderungszeit im nördlichen Mitteleuropa. Band 2. Bonn 2004. Thidrekssaga Forum e.V. (S.76-97 enthalten eine Zusammenfassung des „Membrane“ genannten Thidreks-Pergaments (vgl. Thidrekssaga).)
  • Dietrich von Bern, in: Deutsche Heldensagen, nacherzählt von Gretel und Wolfgang Hecht. Frankfurt am Main: insel taschenbuch 345, 1980, S.7-95 und S.383-387. (Ausgabe textgleich mit dem Buch gleichen Titels aus dem Insel-Verlag Anton Kippenberg, Leipzig 1969.)
  • Auguste Lechner: Dietrich von Bern (Nacherzählung als Jugendbuch)

Sekundärliteratur

  • Dietrich von Bern, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3, Sp. 1016–1021
  • Rolf Bräuer (Hg.): Dichtung des europäischen Mittelalters. Ein Führer durch die erzählende Literatur, München: Beck, 1990, Seite 133-163
  • Hanswilhelm Haefs: Thidrekssage und Nibelungenlied - Vergleichende Studien. Forschungen zur Thidrekssaga. Untersuchungen zur Völkerwanderungszeit im nördlichen Mitteleuropa, Band 2, Bonn 2004
  • Joachim Heinzle: Dietrich von Bern, in: Volker Mertens und Ulrich Müller (Hgg.), Epische Stoffe des Mittelalters, (= Kröners Taschenausgabe; Band 483), Stuttgart: Kröner, 1984, Seite 141-155
  • Joachim Heinzle: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik. Berlin, New York: de Gruyter, 1999 ISBN 3-11-015094-8
  • Susanne Kramarz-Bein: Die Þiðreks saga im Kontext der altnorwegischen Literatur, (= Beiträge zur Nordischen Philologie; Band 33), Tübingen, Basel: Francke, 2002 ISBN 3-7720-3096-3.
  • Leander Petzoldt: Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister, 3. Auflage München 2003, Seite 46–47 ISBN 3-406-49451-X
  • Klaus Zatloukal (Hrsg.): 2. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Die historische Dietrichepik, (= Philologica Germanica; Band 13), Wien: Fassbaender, 1992
  • Heinrich Joachim Zimmermann: Theoderich der Große - Dietrich von Bern: Die geschichtlichen und sagenhaften Quellen des Mittelalters, Diss. Bonn 1972

Verweise

Fußnoten

  1. Die inhaltliche Darstellung folgt der altschwedischen Version; um der leichteren Vergleichbarkeit willen werden die Namen aber in ihrer neuhochdeutschen Form wiedergegeben.
  2. Paul Heitz: Straßburger Holzschnitte zu Dietrich von Bern, Herzog Ernst, der Hürnen Seyfrid, Marcolphus (1922) (PDF-Datei)
  3. (Roswitha Wisniewski: Die Anfänge der Dietrichsage im Donauraum. S.123-151 in: Klaus Zatloukal: 2. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Die historische Dietrichepik. Wien: Fassbaender, 1992. ISBN 3-900538-36-0
  4. (Beck, Heinrich: Zur Thidrekssaga-Diskussion. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 112, S.441-448. 1993.)