Einer zuviel an Bord

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FILM

Einer zuviel an Bord.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Einer zuviel an Bord
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1935
Laufzeit: 85 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Universum-Film AG
Erstverleih: Universum-Film Verleih GmbH
IMDb: deueng
Stab
Regie: Gerhard Lamprecht
Regieassistenz: Milo Harbich
Drehbuch: Fred Andreas,
Philipp Lothar Mayring,
Kurt Heuser
Vorlage: Fred Andreas (Roman)
Produktionsleitung: Bruno Duday,
Erich Holder
Produktionsassistenz: Erich Holder
Musik: Werner Bochmann
Ton: Fritz Seidel
Kamera: Robert Baberske
Kameraassistenz: Walter Pindter,
Hans Georg Fehdmer
Standfotos: Heinz Ritter
Bauten: Hans Sohnle,
Otto Erdmann
Maske: Waldemar Jabs
Aufnahmeleitung: Ernst Körner
Schnitt: Milo Harbich
Besetzung
Darsteller Rolle
Lída Baarová Gerda Hegert
Albrecht Schönhals Kapitän von Moltmann
René Deltgen 1. Offizier Rohlfs
Willy Birgel Staatsanwalt Dr. Burger
Ernst Karchow Konsul Schelff
Annemarie Steinsieck Frau Konsul Schelff
Jupp Hussels Steward Lüdecke
Alexander Engel 1. Ingenieur Sparkuhl
Grethe Weiser Bardame Lou Schmidt
Alexander Golling Kommissar Sörensen
Rudolf Platte Schauspieler Maximilian Wresky
Alfred Karen 1. Tänzer in der Bar
Max Harry Ernst 2. Tänzer in der Bar
Hans Kettler 2. Offizier Mehlhorn
Karl Dannemann 3. Offizier Ackermann
Ernst Legal Kriminalwachtmeister
Rudolf Biebrach Besatzungsmitglied
Friedrich Ettel Spelunkenwirt
Karin Lüsebrink Bardame
Edgar Nollet Besatzungsmitglied
Walter Schramm-Duncker Inspizient
Theodor Thony Schiffslinienagent
Hugo Werner-Kahle Vorsitzender des Seegerichts
Martha Ziegler Portiersfrau
Auguste Wanner-Kirsch

Einer zuviel an Bord ist ein deutscher Kriminalfilm und Literaturverfilmung von 1935. Der Film wurde von Juni bis Juli 1935 in der Umgebung von Hamburg gedreht.

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.
Scheinwerfer zur Unterstützung des Tageslicht (Aufnahme in Hamburg)[1]

Der deutsche Dampfer „Ceder“ von der Schelff- Linie liegt im Hafen von Neapel vor Anker. An Bord herrscht reges Leben, und niemand hat Zeit, die herrliche Natur des schönsten Hafens der Welt zu betrachten. Eben hat der Ladekran ein prachtvolles Luxusauto hoch durch die Luft gehoben und auf das Deck des Dampfers behutsam niedergesetzt. Der II. Offizier kratzt sich den Kopf. Wo soll der Wagen hin? Die Räume sind voll, das wertvolle Fahrzeug muß an Deck bleiben und dort verstaut werden. Eine schwierige Arbeit, besonders wenn man an Sturm und Unwetter denkt: aber man wird's schon schaffen, die "Ceder" hat gutes Personal. Der II. und III. Offizier, Melhorn und Ackermann, verstehen ihren Kram; Rohlfs, der I. Offizier, ist ein energischer, gerader Kerl, unkompliziert und zupackend. Sein Leben gehört der christlichen Seefahrt und —seiner Braut Gerda Hegert. Wäre er nicht im letzten Augenblick für einen erkrankten Kollegen aus die „Ceder" gekommen,.. hätte er heiraten können, nun heißt es noch sechs Wochen warten, bis die „Ceder" wieder im Heimathafen ist.

Die Post kommt an Bord, aber der sehnlich erwartete Brief der Braut ist nicht dabei. Ärgerlich steht Rohlfs an der Reling. Warum schreibt Gerda nicht? - - Der III. Offizier fragt nach den Frachtpapieren des Autos, die muß der Kapitän haben, Rohlfs will sie holen. Aber Kapitän von Moltmann ist bereits an Land gefahren. Rohlfs lächelt etwas höhnisch. Der schöne Moltmann hat es sehr eilig. Wahrscheinlich hat der bekannte Frauenjäger auch in Neapel etwas Hübsches, das ihn erwartet. Die Offiziere mögen ihren Kapitän nicht recht; er ist mehr Weltmann als Seemann meinen sie. Geige spielt er auch und er hat so eine verdammt vornehme Art des Auftretens, die unbewusst einen Abstand schafft. Sparkuhl, der I. Ingenieur, hasst den Kapitän geradezu.

Er sieht in Moltmann den Verführer einer Nichte Sparkuhls, die sich das Leben nahm. Der Ingenieur ist ein Todeskandidat. Ein chronisches Leiden zehrt an ihm, aber - vorher hat er noch mit Moltmann eine Rechnung zu begleichen.... Rohlfs geht in die Kapitänskajüte, um den Frachtbrief zu suchen. Aus dem Schreibtisch liegt er nicht. Rohlfs kramt unter den Schriftstücken, das Papier muß doch da sein! Er hebt eine Schreibunterlage auf, sieht eine Fotografie. Plötzlich wird es ihm rot vor den Augen. Er reißt das Bild hoch - es ist Gerda, seine Braut, lächelnd in ihrer neuen Wohnung, die sie mit Rohlfs zusammen eingerichtet hat, an der Wand hängen die Bilder seiner Eltern. Kochend vor Wut beißt der Offizier die Zähne zusammen. Dem Schuft wird er es heimzahlen, gleich jetzt! Sofort an Land – der Steward Lüdecke weiß wo sich Herr von Moltmann aufhält. In einer Osteria sieht Rohlfs seinen Kapitän. Die beiden Männer stehen sich gegenüber. Zornbebend, in sinnloser Wut zeigt Rohlfs das Bild. Eisern ruhig bleibt Moltmann. Er erklärt, daß weder Fräulein Gerda Hegert ihm das Bild geschickt hat, noch, daß er zu Fräulein Hegert irgendwelche Beziehungen hat. Rohlfs glaubt nichts, aber die überlegene Haltung des Kapitäns zwingt ihn zur Vernunft, einstweilen - zu Hause wird man ja sehen und dann - Gnade Gott dem Lumpen! Wieder an Bord, schüttet Rohlfs seinem Freund Sparkuhl sein Herz aus. Der gießt noch Öl ins Feuer in seinem Hass gegen den Kapitän. Wieder ein Opfer dieses gewissenlosen Verführers, aber - das Maß ist voll.... Noch am selben Abend geht die „Ceder" wieder in See, obwohl ein schwerer Sturm heraufzieht.

Zehn Tage später! Das Seemannsgericht In Hamburg hat entschieden: Der Kapitän der „Ceder", von Moltmann, ist ohne Verschulden der Besatzung bei schwerem Sturm über Bord gespült worden. Keinem Mitglied der Besatzung ist ein Vorwurf zu machen, besonders dem 1. Offizier Rohlfs nicht, der die allerdings ergebnislosen Rettungsarbeiten umsichtig vorgenommen hat. Konsul Schelff atmet aus, Moltmann ist zwar sein Schwager, er betrauert ihn aufrichtig, aber - das Schild der Schifffahrtslinie ist rein gehlieben. Doch die Gerüchte wollen nicht verstummen. Die Bardame Lou Schmidt, die den Kapitän von Moltmann heimlich liebte, hat ein verdächtiges Gespräch der Schiffsoffiziere belauscht – da stimmt etwas nicht, Moltmann hat Feinde an Bord gehabt... Staatsanwalt Dr. Burger leitet die Untersuchung. An Bord der „Ceder“ finden die Vernehmungen statt. In mühsamer Arbeit rundet sich das Bild der Vorgänge. Der Verdacht gegen Rohlfs verstärkt sich. Gerda Hegen in fassungslosem Schmerz um Moltmanns Tod, sucht Frau Konsul Schelff, die Schwester Moltmanns, auf und gesteht ihr alles. Ja, sie hat Moltmann geliebt und war drei Tage glücklich mit ihm, aber dann war es vorbei, und seit sie mit Rohlfs verlobt war, hat sie Moltmann nicht wieder gesehen.

Inzwischen hat der Staatsanwalt auch festgestellt, wie die verhängnisvolle Fotografie entstanden war und wer sie nach Neapel geschickt hatte. Immer mehr wird klar, daß Mollmanns Verhalten korrekt und anständig war, immer dichter zieht sich das Netz zusammen um Rohlfs und – Sparkuhl. Letzterer erfährt, daß auch die Geschichte mit seiner Nichte ganz anders war. Das Mädchen hatte unterschlagen und sich nur darum aus Angst vor Strafe das Leben genommen. Moltmann war so anständig gewesen zu schweigen, obwohl ihm diese Tatsache und der Verdacht, der auf ihm ruhte, bekannt war. Schon sieht sich der Staatsanwalt gezwungen, gegen den I. Offizier der „Ceder" den Haftbefehl auszustellen – da kracht ein Schuss. Ein Schuldiger hat sich selbst gerichtet. War Rohlfs sein Mitschuldiger? Ein junges Mädchen will dringend Dr. Burger sprechen. Es ist Gerda. Sie hat ein Telegramm erhalten. Weinend vor Glück gibt sie es dem Staatsanwalt, der nun die Untersuchung einstellt.


Aufführungen

  • 31. Oktober 1935; Berlin (Gloria-Palast)
  • 10. Januar 1936; Niederlande (Titel: Eén teveel aan boord)
  • 24. Januar 1936; VSA (Titel: One Too Many on Board)
  • 11. April 1936; Dänemark (Titel: Mand over Bord)
  • 4. Mai 1936; Schweden (Titel: Kapten över bord)

Anmerkungen

Einer aus dem Aufnahmestab von „Einer zuviel an Bord“ erzählte[2]:

„Für eine Landratte ist Hamburg, sein Hafen und so ein Schiff wie die „Vogtland“ voller Geheimnisse und Abenteuer. Als es hieß, daß wir einen Teil der Außenaufnahmen für den Ufa–Film ‚Einer zuviel an Bord‘ im Hamburger Hafen drehen würden, fühlte ich mich fast wie ein junger Bursch, der noch heimlich Abenteurergeschichten verschlingt und mit Jules Verne oder Kapitän Marryat um die Welt segelt. Hamburg, das ist das Tor in die Welt, das ist der mächtige Hafen, wo täglich die Schiffe aus alter Herren Länder einlaufen und ihre Güter stapeln, das ist St. Pauli wo die Seeleute nach wochen– und mondelanger Meerfahrt sich austoben in einem Rausch von Vergnügen und Licht. Die letzten Tage vor der Abfahrt waren die schlimmsten. Wir drehten im Ufaatelier Neubabalsberg, und die meisten hatten schon ein bißchen Reisefieber. Unser Regisseur Carl Lamprecht war davon gar nicht erbaut.
Und dann saßen wir eines Tages wirklich im ‚Fliegenden Hamburger‘ jener märchenhaft schönen und schnellen Verbindung zwischen den beiden großen Städten Berlin und Hamburg. Wie ein Pfeil schoß er durch die grüne Landschaft, in der die gelben Farbflecke der reifen Ernte sich mit dem Braun träumender Heideflächen mischten. Gravitätisch stolzierten die Störche auf den Wiesen, wo das schwarzfleckige Vieh weidete, ohne sich um das blaue Ungeheuer zu kümmern, das den Schienenstrang entlangraste. An den Waldrändern stand Rotwild in feister Decke, und irgendwo übte sogar eine Abteilung Kraniche für den weiten Herbstmarsch, der ihr bevorsteht.
Langsam verändert sich das Bild des Himmels. Immer mehr weiße Büsche ballen sich vor dem lichten Blau des Hintergrundes, immer weiter spannt sich der Horizont auf, und dann umdonnern uns schon die hohen Mauern der Lager- und Bürorhäuser Hamburgs, reißen Kanäle und Fleets rund um uns die Erde auf und begleiten uns zur Einfahrt in den Hauptbahnhof.
Fast endlos ist die Fahrt durch den Freihafen bis zu dem Pier, an dem der Dampfer ‚Vogtland‘ der Hamburg-Amerika-Linie festmacht hat. Wir hören das mächtige Tuten der Dampfer, wir sehen die kleinen Ewer durch die Fluten flitzen, aber wir sehen auch, daß es nicht der überwältigende Schiffsverkehr ist, den man in diesem Welthafen erwartet. Viele Docks sind leer, die Lagerhäuser gähnen ohne Waren noch ist der Verschrottungsprozeß so vieler stolzer Dampfer nicht zu Ende, und die Devisenlage, durch die der Einfuhr fremder Güter so einschneidende Schwierigkeiten gemacht werden, hat dem Verkehr im Hamburger Welthafen schwere Nackenschläge versetzt. Unwillkürlich muß ich daran denken, daß ja auch der Film eine Exportware ist, und zwar eine, die uns wertvolle Devisen ins Land bringt, ohne daß wir für die Herstellung fremde Rohstoffe zu kaufen brauchen.
Auch unseren Film drehen wir in deutscher und französischer Version, und unsere französischen Darsteller, mit denen wir gute Kameradschaft halten, haben sich genau so auf Hamburg gefreut, wie wir. Da ist z. B. Tommy Bourdelle, der war in deutscher Kriegsgefangenschaft bei mehreren Bauern im Rheinland und im Hannoverschen. Die besucht er noch heute und wird von ihnen mit größter Gatfreundschaft aufgenommen. Aber Sie wollen von der ‚Vogtland‘ und den Film hören, und ich erzähle Ihnen alle möglichen anderen Geschichten. Das ist für einen aus dem Aufnahmestab nämlich viel einfacher. Die Filmarbeit selbst ist ja immer da, und wir sind von ihr besessen, wir leben mit unseren Rollen, aber wir sprechen nicht gerne darüber.
Das war ja wirklich ein sonderbarer Kuddelmuddel in der ersten Zeit. Man konnte kaum unterscheiden, wer ist nun Schauspieler und wer ist es nicht. Albrecht Schoenhals z.B. der den Kapitän von Moltmann spielt – er war noch dazu Schauspieler in Hamburg – wirkt so verblüffend echt als Kapitän, daß die Matrosen ihn unwillkürlich grüßen. Und den ersten Offizier Rene Deltgen fragte eines guten Tages ein Arbeitsloser, als er in einer Drehpause auf dem Kai spazierte, in vollem Ernst, ob er ihm nicht die Erlaubnis geben könnte, das Schiff einmal zu besichtigen.
Verständlich übrigens dieser Wunsch eines deutschen Kameraden vom Land, wenn man das schöne Schiff sieht, wie es sich mit stolzen Aufbauten und hohen Masten an der Mole wiegt.
Wenn mal ein Augenblick Drehpause war, gab’s nichts Schöneres, als in diesem mächtigen 7.000 t Dampfer herumzukriechen, vom Laderaum und den Maschinen bis auf die verbotene Kommandobrücke: Allerdings, wenn die Sonne schien, wurde ein phantastisches Arbeitstempo vorgelegt. Jeder Tag einer solchen Filmexpedition kostet eine riesige Stange Geld, wie unser Produktionsleiter, Major Duday, immer wieder betonte. Oft waren wir schon in aller Herrgottsfrühe bei der Arbeit, wir stahlen förmlich dem lieben Gott die Sonnenzeiten, die er nicht allzu freigiebig in diesem komischen Sommer bewilligte. Aber dann kamen Sturmtage, wo zwischen Hamburg und Cuxhafen die Elbe weithin das flache Land überschwemmte und ein Himmel voller Wolkenfetzen und Schauer das Arbeiten unmöglich machte. Mächtig schlugen die Wellen an die brave ‚Vogtland‘, und es gab eine kleine Vorstellung von jener Sturmnacht in der Biskaya, wo sich auf der ‚Ceder‘ der geheimnisvolle Vorgang ereignete, daß der Kapitän von Moltmann auf einmal yerschwunden ist. Hat ihn der Sturm gepackt und über Bard geworfen, liegt ein Racheakt vor seitens eines Schiffsoffiziers? Wie kann selbst der gewiegteste Staatsanwalt das Geheimnis dieser Nacht entschleiern? Vielleicht erzählt ihnen Willy Birgel etwas Näheres, der diesen Staatsanwalt spielt, oder Lida Baarova, die einzige Frau unter vielen Männern, um die Kapitän und Erster Offizier kämpfen, oder der Steward, Jupp Hussels, der überall etwas hört und die Ohren spitzt, wo er seinen Kaffee serviert...
Er hat uns übrigens eine Hamburger Aalsuppe gekocht – einfach wunderbar! Aber das ist eine andere Geschichte.“

Filmplakate

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 45, 10. November 1935
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 34, 25. August 1935