Sagasser, Erich

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Erich Sagasser (1909–1933)

Erich Sagasser (Lebensrune.png 9. Dezember 1909; Todesrune.png 8. Januar 1933 in Berlin-Moabit) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.

Leben

Erich Sagasser begab sich nach einer Weihnachtsfeier in der Nacht vor dem Heiligen Abend 1932 mit zwei Kameraden auf den Nachhauseweg. Dabei wurde er im roten Moabit durch kommunistische Dolchstiche schwer verletzt. Seinen Wunden erlag er am 8. Januar 1933. Der Vater des Gefallenen trat nach dem Tod des Sohnes selbst in die SA ein. Er wurde Fahnenträger des Sturmes 66/12, in dem sein Sohn den Dienst versehen hatte.

An der Mordstelle wurde eine Gedenktafel angebracht:

Hier wurde am 23. Dezember 1932 der SA.-Mann Erich Sagasser vom Sturm 12/16 (66) von Kommunisten schwer verletzt. Er starb am 8.1.33. Seine Ehre hieß Treue.

Die Zeitung „Der Angriff“ schrieb zu den Vorgängen:

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Wir senken die Fahnen an offener Gruft:

„Melde dich beim Sturmbann Horst Wessel, Erich Sagasser!“
Ein Arbeiter fiel für Deutschland – ein Volk trauert um ihn
Wieder dröhnen Trommeln durch Berlin. Wieder schwankt der schwarze Leichenwagen. Wieder marschieren braune Kolonnen, wieder wehen die Fahnen ... Noch ist der Trommelklang nicht verklungen in unseren Ohren, mit dem wir einen aus blühendem Leben grausam herausgerissenen Jungen zu Grabe trugen. Noch stehen uns lebendig vor Augen die Bilder der Trauer und der Not, die Bilder eines Begräbnisses, das wir niemals vergessen können. Wir sahen junge Soldaten steinernen Gesichts ihren Kameraden zu Grabe tragen, Fackeln flackerten, Glocken dröhnten, Worte klangen. Eltern standen an offener Gruft, niedergeschmettert von der Faust eines grausamen Schicksals, in unaussprechliche Trauer gestürzt. Eine Woche ist es her, daß wir Walter Wagnitz, unseren jungen Kameraden, zur großen Ruhe betteten. Eine Woche ist es nun her...
Und nun marschieren wir hinter Deinem Sarge durch Berlin, Erich Sagasser.
Von winterheller Klarheit ist der Tag erfüllt. Das immerwache Leben der großen Stadt tönt und tost und schrillt, rast und jagt. In dieser stillen Straße aber, in der wir stehen, hält das Leben der Stadt für Augenblicke den Atem an. Hier stehen in hellem Sonnenlicht, in klirrendem Frost braune Formationen, angetreten im Viererreihen, so wie sie vor einer Woche gestanden haben, als Erich Sagasser, ihr Kamerad, der hinter jenen Mauern auf der Bahre liegt, noch lebte und litt. Jetzt, in dieser stillen Stunde, stehen um seinen Sarg die Zurückgebliebenen, die Leid tragen um ihn, um noch einmal zusammen zu sein mit dem Gefallenen. Die Kerzen flackern bleichen Schein über den Sarg, den die Freiheitsfahne umhüllt, über die Kränze, die ihm zu Füßen gelegt wurden, um die Trauernden. Musik klingt auf: Ases Tod. Und dann spricht der Pfarrer, der auch in diesem Toten einen Kameraden verloren hat, Worte des Gedenkens. „In diesem Zeichen wirst du siegen, Erich Sagasser“. Blutrot leuchten die Fahnen im dämmrigen Raum. Hinter den Mauern aber geistert helles Sonnenlicht über die brauen Kolonnen, Verheißung und Aufblick.
Wie oft haben wir nun hier gestanden vor dem einfachen Tor, durch das wieder langsam und verhalten der schwarze Wagen fährt? Schweigend grüßen den Sarg die Unzähligen, die gekommen sind, um den Toten zu ehren, den sie nie gekannt. Schweigend formieren sich die Züge, marschieren verhaltenen Schritts hinter dem Fahnenwald. Trommelschlag schüttert in den Straßen, Häupter werden entblößt, wie Mauern stehen die Menschen an den Steigen und fühlen erschüttert das Gewaltige dieses Trauer-Zuges, der sich endlos durch die Straßen zieht. In dieser Stunde wird Tausenden und Zehntausenden die beglückende Gewißheit fest ins Herz gebrannt: Deutschland ehrt dich, Erich Sagasser, Vorkämpfer für ein neues Reich, Deutschland trauert um dich, Arbeiter Erich Sagasser.
Ehrenzug für Erich Sagasser
Der Friedhof in der Bergmannstraße. Unsere besten Kameraden haben wir hier begraben. Namen leuchten hier auf schwarzen Steinen, die unvergänglich in das Denkmal unserer Bewegung eingemeißelt sind. Die Kameraden der Gefallenen halten an ihren Gräbern Totenwacht, stehen eisern auf ihrem Posten, sehen geradeaus und warten. Warten auf jenen Zug, dessen Trommelklang in dumpfer Monotonie aus der Ferne über die Gräber hallt, immer näher und näher und näher und lauter und lauter. Schon ist das Grab geschaufelt, schon warten auch hier die breiten Mauern der Treuen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Neben der Gruft Erich Sagassers wölbt sich hoch der Grabhügel des jungen Walter Wagnitz, von Kränzen überdeckt. Und Jungen in braunen Hemden stehen zu Häupten des Grabes und rühren sich nicht ...
Die Fahnen ragen wie ein blutiger Wald. Klagende Melodie schwingt sich auf und zerflattert hinter den Gräbern. Langsam wird der Sarg gesenkt, die Fahnen neigen sich. Und dann klingen über das Grab hinweg die Worte, die dir, Erich Sagasser, Gedenken und Gelöbnis sind: „Treue um Treue, Kamerad!“ und „Kein Tod ist süßer und ehrenvoller als der, fürs Vaterland zu sterben.“
„Melde dich beim Sturmbann Horst Wessel, Erich Sagasser,“ ruft der Standartenführer über das Grab. Und dann wölbt sich der Berg der Kränze, und die Erde poltert auf den Sarg. Die Kameraden des Toten marschieren vorbei, grüßen ihn zum letztenmal und geben den weinenden Angehörigen die Hände wie ein Versprechen.
Worte des Gauleiters werden wieder wach, die er einmal uns Lebenden zum Gedenken der Toten zurief: „So wie sie in den Tod gingen, so müssen wir dem Leben dienen, dem auch sie dienten. Wir müssen dem erschütternden Geschehen den Abschluß geben, der ihrem Heldentod den letzten geschichtlichen Sinn geben kann. Wir vergessen nichts! Wir tragen in uns das Gedächtnis unserer Toten. Tote gehen erst dann zur Ruhe, wenn die Lebenden ihre Aufgabe erfüllt haben.“ Das versprechen wir dir, Erich Sagasser, daß wir dir die letzte Ruhe geben werden, dir und deinen Kameraden, die dir vorausgegangen sind. Sieh, an deinem Grabe vorbei ziehen die braunen Kolonnen, die Fahnen flattern wieder im Winde, der Marschtritt schallt schon wieder in den Straßen. In gleißendem Wintersonnenlicht ziehen die Männer, denen du durch Mörderhand entrissen wurdest, an ihren Führern vorbei. Dein Kampf, dein Opfer und dein Tod bleiben unvergessen, junger Winkelried. Dein Sieg über die blutleere Feigheit unserer Zeit ist Symbol, Fackel und Flamme.
Wir marschieren, Erich Sagasser!
Und wenn einst von Kirchen und Kathedralen die Glocken die Freiheit einläuten, werden wir voll Stolz und Dankbarkeit Deiner gedenken, Kamerad.
Quelle: Der Angriff, Nr. 13, Berlin, 16. Januar 1933, S. 5


Literatur