Starhemberg, Ernst Rüdiger Graf von (1638–1701)

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Deutscher Feldherr Graf von Starhemberg, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies

Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg (auch: Heinrich Ernst Rüdiger; Lebensrune.png 12. Januar 1638 in Graz, Erzherzogtum Österreich; Todesrune.png 4. Januar 1701 in Vösendorf bei Wien) war deutscher Adliger, Reichsgraf des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und Offizier der Kaiserlichen Armee.

Werdegang

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Graf von Starhemberg war ab 1680 Wiener Stadtkommandant, als Feldzeugmeister der Verteidiger Wiens bei der Zweiten Türkenbelagerung und 1683 Feldmarschall des Großen Türkenkrieges. 1686 erhielt Feldmarschall von Starhemberg neuerdings den Oberbefehl über die beim Heere des Herzogs von Lothringen stehende Infanterie, nahm an der zweiten Belagerung Ofens teil, wurde während einer am 31. Juli 1686 ausgeführten „Recognoscirung“ (Spähunternehmen) schwer verwundet, so daß ihm ein Finger der linken Hand amputiert werden mußte. Seit dieser Zeit erschien Graf von Starhemberg nicht mehr auf der Wahlstatt. Nur Wochen später fiel sein zweiter Sohn Heinrich Balthasar.

Am 1. Oktober 1691 wurde er zum Vizepräsidenten und schon am 2. Oktober 1691 zum Präsidenten des Hofkriegsraths ernannt.

„Ebenso bewährt im Cabinet als an der Spitze eines Heeres und im Feldlager zeichnete sich Starhemberg in seiner neuen Stellung durch offenen, ehrlichen Sinn, strengste Wahrheitsliebe und in seiner Beurtheilung der verschiedenen Persönlichkeiten durch unübertroffene Objectivität aus. Zu den Hauptmomenten seines Wirkens als Präsident des Hofkriegsrathes gehört jedenfalls die Feststellung eines bestimmten Stärkeverhältnisses der Truppen des sogenannten ‚stehenden Kriegsfußes‘, sein unmittelbarer Einfluß auf die Wahl des Prinzen Eugen von Savoyen zum Obercommandanten der Armee, die Eintheilung der Infanterieregimenter in drei Bataillons, die Ausarbeitung eines neuen Verpflegsreglements und seine Verfügungen über die Verwendung der Massen-Artillerie im Gefechte. – Starhemberg, welcher 1659 eine nahe Verwandte, die Gräfin Starhemberg geheirathet, vermählte sich nach ihrem 1688 erfolgten Tode mit der Gräfin Marie Jörger, hinterließ jedoch keine männlichen Erben, da seine beiden Söhne erster Ehe den Heldentod in dem Türkenkriege starben. Die unbeugsame Strenge, das heftige Temperament, welches ihn oft zu harten, verletzenden Worten hinreißen ließ und die oft schroffe Weise, mit der er seiner Ueberzeugung Ausdruck gab, haben ihm viele Widersacher zugezogen. In seinem Privatleben von untadelhaften Sitten, von jener Festigkeit, Treue, Menschenliebe und jenem Pflichtgefühl, welches den Charakter stählt und läutert, besaß der berühmte Feldmarschall nebst allen Fachkenntnissen eines ausgezeichneten Officiers hohe Bildung, redete und schrieb gewandt mehrere Sprachen, war ein vorzüglicher Reiter, hielt sich einen auserlesenen Marstall und liebte leidenschaftlich die Jagd.“[1]

Beförderungen

  • 1659: Volontär im Regimente seines Vetters, des Feldmarschall-Leutnants Reichard Graf von Starhemberg (später Infanterie-Regiment Nr. 8) bei der Belagerung von Stettin
  • 1663: Oberkommissar von Seite der Stünde im Mühlviertel zu Leonfelden
  • 1664: Hauptmann
  • 1664/65: Oberstleutnant
    • nach derSchlacht bei St. Gotthard, wo er beim entscheidenden Angriff des Feldmarschall-Leutnants Ernst Georg Graf von Sparre zu Trampe auf Greifenberg (1596–1666) an der Spitze des Fußvolkes wacker mitfocht
  • 1669: Oberst
    • Er erhielt das erledigte Graf Sparre’sche Regiment (später Mährisches Infanterie-Regiment Nr. 54), der vorherige Kommandeur war Georg Friedrich Reichsgraf von Sparr (1625–1676), Vetter von Ernst Georg Reichsgraf von Sparr
  • 1675: General-Feldwachmeister
  • 1675: Feldmarschall-Leutnant
    • in Anerkennung seiner vorzüglichen Leistungen bei Wilstedt und Goldschauer, wo er schwer verwundet wurde
  • 1682: Feldzeugmeister
    • 1683 befehligte er in der sich bei Kittsee unter Karl von Lothringen sammelnden Kaiserlichen Armee die Infanterie, und es war ihm bereits das Kommando der Festung Raab zugedacht, als die veränderten Verhältnisse den römisch-deutschen Kaiser Leopold I. bestimmten, ihn wieder zum Kommandanten der bedrohten Reichsstadt Wien zu ernennen. Am 25. Juli 1683 durch einen Bombensplitter am Arm neuerdings verwundet, ließ sich der rastlose Graf in einer Sänfte umhertragen, und als er im August von der Ruhr ergriffen wurde, besiegte seine moralische Kraft bald die tückische Krankheit, und er war wieder, allen zum Troste, auf den Wällen zu sehen.
  • 15. September 1683: Feldmarschall
    • ebenfalls wurde er zum Geheimen und Konferenz-Rat ernannt, der deutsche Kaiser beschenkte ihn mit 120.000 Reichsthalern und einem kostbaren Ring und gab ihm später die Erlaubnis, den Stephansturm in sein Wappen aufzunehmen.

Tod

Graf von Starhemberg starb am 4. Juni 1701 an der Wassersucht auf seiner Besitzung Wesendorf (Freigut auf der Wieden) und wurde in der Schottenkirche beigesetzt, wo auch sein Monument steht. Die Statue wurde 1872 von dem Bildhauer Anton Dietrich (1799–1872) aus Carrara-Marmor geschaffen, gewidmet wurde sie von Camillo Rüdiger Fürst von Starhemberg (1804–1872). Der Gemeinderat der Reichsstadt Wien stellte sein Standbild auf der Elisabethbrücke auf.

Familie

Starhemberg war ein oberösterreichisches Adelsgeschlecht, 1150 zuerst erwähnt, 1643 Reichsgrafen, 1765 Reichsfürsten.

Ehen

Heinrich Ernst Rüdiger von Starhemberg war zweimal verheiratet. Seine erste Frau war eine entfernte Verwandte, Helena Dorothea von Starhemberg (Lebensrune.png Wildberg 1634; Todesrune.png 19. Dezember 1688 in Wien). Er heiratete sie am 7. Dezember 1658. Das Paar hatte folgende Kinder:

  • Reichard (Todesrune.png 19. August 1691)
  • Elisabeth Susanna, (1660–1683) ∞ September 1680 Gf Hieronymus von Thurn-Valsassina (Todesrune.png Görz 3. Mai 1720)
  • Heinrich Balthasar (Todesrune.png 6. September 1686)
  • Maria Katharina, (Lebensrune.png Wien 1663; Todesrune.png 2. Januar 1743 Eien); ∞ 20. Februar 1686 Graf Otto Heinrich von Hohenfeld (Lebensrune.png 1645; Todesrune.png 25. Februar 1719, Wien)
  • Raimund Gundacker Anton Gottfried, (Lebensrune.png 13. Februar 1671, Todesrune.png 16. April 1671)
  • Maria Gabriela Barbara, (Lebensrune.png Wien 2. Dezember 1673, Wien, Todesrune.png 23. Februar 1745 in Graz)
∞ (1685 Stanislaus Wessel ?)
∞ Juni 1692 Franz Karl von Dünewald (vor 1694);
∞ Graz 1694 Maximilian Siegmund von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg (Lebensrune.png Graz 25. Februar 1668, Todesrune.png 19. Dezember 1732 in Graz)

Seine zweite Frau war Gräfin Maria Josepha Jörger zu Tollet (Lebensrune.png 1668; Todesrune.png 12. März 1746 in Wien). Sie heirateten am 14. Mai 1689 in Wien. Das Paar hatte folgende Kinder:

  • Helena Antonia ∞ Freiherr Karl Ferdinand von Welz
  • Maria Antonia, (Lebensrune.png 5. Mai 1692 in Wien; Todesrune.png 27. Dezember 1742 in Wien); ∞ 25. November 1714 Graf Franz Anton von Starhemberg (Lebensrune.png Wien 30. Juli 1691; Todesrune.png 5. Juli 1743 in Prag)
  • Maria Anna (Lebensrune.png 1693; Todesrune.png 30. März 1694 )
  • Gabriele (Lebensrune.png August 1696; Todesrune.png 22. April 1697)
  • Josefa (Lebensrune.png ca. 1698; Todesrune.png 4. Mai 1701)

Maria Josepha heiratete nach dem Tod ihres Mannes 1707 seinen jüngeren Bruder Gundaker Thomas Starhemberg.

Literatur

  • Biographie in: Biographien k.k. Heerführer und Generale (1888), S. 15 ff. (PDF-Datei)
  • Andreas Thürheim: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg 1683 Wiens ruhmvoller Vertheidiger (1882) (PDF-Datei)

Fußnoten