Vollbehr, Ernst

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Prof. Ernst Vollbehr (1876–1960), der „Maler zwischen Himmel und Hölle“, war unter anderem Inhaber der bayerischen „Ludwigs-Medaille“ in Silber und der „Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft“.
Das Lebenswerk Vollbehrs ist zu Unrecht nahezu in Vergessenheit geraten. Von mehrjährigen Malreisen, die den „Tropenmaler“ zu den schönsten Plätzen fast aller Kontinente führten, brachte er tausende Gemälde und Skizzen sowie Tagebuchaufzeichnungen mit. Während zweier Weltkriege dokumentierte Vollbehr, oft unter Lebensgefahr, Schlachtfelder, Landschaften und Menschen.

Ernst Vollbehr (Lebensrune.png 25. März 1876 in Kiel; Todesrune.png 13. Mai 1960 in Krumpendorf am Wörthersee) war ein deutscher Maler, Kriegsmaler, Illustrator, Kolonialmaler und Reiseschriftsteller. Bekannt wurde er vor allem in den 1930er Jahren durch Bilder vom Reichsparteitag, dem Bau der Reichsautobahnen sowie der Olympiaanlagen. Da er viele Teile der Welt bereiste und dabei auch in entlegene Winkel kam, dokumentieren viele seiner Bilder auch den Zustand, bevor in den damaligen Kolonien in Übersee die Industrialisierung und der Verkehrsausbau das Bild dieser Landstriche entscheidend veränderte.

Leben

Ernst Vollbehr malt eine schwere Bunkeranlage an der Westfront.jpg
Ernst Vollbehr malt eine schwere Bunkeranlage an der Westfront II.jpg

Vollbehr, Sohn des Kieler Kaufmanns Emil Jakob Heinrich Vollbehr (1837–1913) und seiner Frau Caroline Elisabeth, geb. Beckmann (1846–1927), begann 1892 eine Lehre beim Hoftheatermaler H. Wilbrandt in Schwerin. Aus Geldnot machte er anschließend eine Malerlehre in Wismar, wo er anschließend u. a. Restaurierungen von Fresken in verschiedenen Kirchen Mecklenburgs vornahm. Danach folgte ein Studium in Berlin bei Seliger, in Dresden bei Bantzer und in Paris bei Ménard.

1900 erstellte er Entwürfe für Wandteppiche für die Webschule in Scherrebek und war dann in Laibach tätig. 1904 unternahm er eine Malerreise nach Albanien, nach seiner Heimkehr arbeitete er als Autor und Illustrator u. a. für die Münchner Zeitschrift „Jugend“. In den Jahren 1906 bis 1914 begab er sich auf weitere Malerreisen nach Brasilien, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Togo sowie Kamerun. Während des Ersten Weltkrieges war er als Kriegsmaler an der Westfront (Champagne, Vogesen, Fladern) im Einsatz, wo er zahlreiche Werke anfertigte und auch mit Orden ausgezeichnet wurde.

Nach Kriegsende erstellte er vor allem Landschaftsbilder, auch von den Alpen, wobei er Flugzeug und Zeppelin für passende Ansichten nutzte. 1927 und 1928 unternahm er Malerreisen nach Asien und bereiste Sumatra, Java, Borneo und die Molukken. Von 1930 bis 1933 folgten Aufenthalte in Ceylon, Indien, Burma, Hawaii, Algerien und Kalifornien.

In den Jahren 1933 bis 1935 betätigte er sich vor allem durch Bilder vom nationalsozialistischen Deutschland, so erstellte er etwa eine Vielzahl von Illustrationen zum Bau der Reichsautobahnen.

Nachdem er Afrika, Lateinamerika sowie Australien bereist hatte, war er ab 1939 als Kriegsmaler in Frankreich, Polen, Rußland, Rumänien, Griechenland und Norwegen tätig. Er dokumentierte u. a. Arbeiten der Organisation Todt am Westwall in Wort und Bild und folgte dabei dessen Verlauf von Holland bis zur Schweizer Grenze. Nach Beginn des Westfeldzugs 1940 begleitete und beobachtete er die Arbeiten der OT-Frontarbeiter während des deutschen Vormarsches auf Dünkirchen und Paris. 1942 mußte er jedoch krankheitsbedingt nach Berlin zurückkehren. Danach fertigte er vor allem Landschaftsbilder in Schleswig-Holstein an und verkaufte Ende der 1950er Jahre ca. 800 seiner Bilder an des Geographische Museum in Leipzig.

Zum 50. Todestag des Weltmalers Ernst Vollbehr

Erst dank der wohlwollenden Unterstützung durch die Kieler Mäzenatin Clarita Thomsen-Scholvien, die einige der in der Kunsthalle ausgestellten Bilder aufkauft und auf akademische Bildung drängt, kann Vollbehr das ersehnte Studium beginnen. Ab 1897 besucht er die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin, ab 1899 ist er an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden eingeschrieben. Besonders geprägt wird er durch Carl Bantzer (1857-1941), einen entschiedenen Förderer der Freiluft-Malerei. Studienaufenthalte in Paris und Rom runden die Ausbildung ab. Um 1900, der Künstler ist nach Bayern übergesiedelt, macht sich Vollbehr einen Namen als kreativer Vertreter des in voller Blüte stehenden Jugendstils. Nach seinen Entwürfen entstandene Bildteppiche werden in den Webschulen Scherrebek (heute Dänemark) und Laibach (heute Slowenien) verwirklicht und verhelfen ihm 1903 zur bayerischen „Ludwigs-Medaille“ in Silber. 1904 tritt Vollbehr mit einer ersten Publikation an die Öffentlichkeit. Die Bildmappe „Alt Ellerbek. Eine verschwundene Strandidylle am Kieler Hafen.“ umfasst sechs handcolorierte Lithographien, wird in einer Auflage von nur 50 Exemplaren herausgegeben und gilt heute als eine von Sammlern gesuchte zeitgeschichtliche Rarität. Nach Erfahrungen als Expeditionsmaler in Albanien (1904) und einem Auftrag der Hamburger Reederei Hapag in Brasilien (1907) widmet sich der bislang vor allem als Porträtmaler tätige Vollbehr von nun an fast ausschließlich der Reisemalerei. Landesweit bekannt wird er durch seine Bilder aus den deutsch-afrikanischen Kolonien. Zwischen 1909 und 1914 bereist unter z. T. abenteuerlichen Bedingungen Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Kamerun und Togo. Auf geschickte Weise vermarktet er die mitgebrachten Skizzen, Tagebuchaufzeichnungen und Ethnographika.
Nicht nur Wanderausstellungen, sondern auch zahlreiche Publikationen in Form von Büchern, Zeitschriftenaufsätzen, Schulwandbildern, Ansichtskarten und Kaufmannssammelbildern dienen der Refinanzierung der teuren Unternehmungen und sichern Vollbehrs vierköpfiger Münchener Familie einen gutbürgerlichen Lebensstandard. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges zerstört alle weitere Lebensplanung. Vollbehr, der auf Grund seiner labilen Gesundheit nie gedient hat, bewirbt sich als offizieller Kriegsmaler an der Westfront. Mit hohem Risiko malt er in den vordersten Linien und erwirbt sich bald schon die Anerkennung und Unterstützung von Kaiser Wilhelm II. Dieser beauftragt ihn, die gesamte Westfront im Bild festzuhalten. So entstehen bis 1918 mehr als 1.000 Skizzen und Gemälde. Mit vom Flugzeug und Fesselballon aus geschaffenen „Luftpanoramen“ leistet der technikbegeisterte Vollbehr Pionierarbeit. Zwei „Kriegsbilder-Tagebücher“, eine Bildmappe, Ansichtskarten und Ausstellungen sorgen für die Verbreitung seiner Werke. Nach Kriegsende, Revolution und Abdankung des Kaisers aber sind die Auftraggeber abhanden gekommen. Wie für viele seiner Landsleute beginnt auch für Vollbehr eine Zeit der Not. Wiederum erschließt er sich eine künstlerische Nische: die Industriemalerei. Wichtige Stationen sind das Stahlwerk in Brandenburg an der Havel, die Zeppelinwerft und die Dornier-Werke in Friedrichshafen sowie die großen Binnenhäfen an Rhein, Ruhr und Donau.
Im Auftrag des Scherl-Verlages und mit Unterstützung der holländischen Regierung tritt Vollbehr 1927 eine Reise nach Übersee an, um die malaiische Inselwelt mit Pinsel und Palette fest zu halten. Bis 1929 hat er Bali, Borneo, Celebes, Java, Sumatra und die Molukken durchstreift und die schönsten Landschaften und ihre Bewohner malerisch verewigt. Bei dieser Gelegenheit entsteht auch das Bild von den Resten des Krakatau mit seinen imposanten Unterwasserausbrüchen. Ausstellungen im Kolonialmuseum in Amsterdam und im Berliner Scherl-Haus werden große Publikumsmagnete. 1931/32 schließt sich eine Malreise nach Indien, den Philippinen, Japan, Hawaii und in die USA an. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beschert Vollbehr einen unerwarteten finanziellen Segen. Seine seit 15 Jahren unverkäuflichen Kriegsbilddokumente werden durch die neue Regierung erworben und in Weltkriegsausstellungen des Berliner Zeughauses eingebaut. Wohl auch deshalb steht der zeitlebens national gesinnte Künstler dem neuen Regime unkritisch gegenüber. Endlich gibt es wieder Malaufträge im Inland: Vollbehr begleitet die „Arbeitsschlacht“ des Autobahnbaus, die Aufmärsche der Reichsparteitage, die Olympischen Spiele und später den Bau des Westwalls in Bild und Wort. Mit Kriegsausbruch zieht es den Maler abermals an die Front: von Polen bis zur französischen Atlantikküste, vom Nordkap bis nach Griechenland ist er tätig. Kampfhandlungen selbst spielen als Motive keine Rolle, vorwiegend widmet sich der Maler den Siedlungen und Landschaften der neu eroberten Gebiete. 1943 zieht sich der inzwischen mit der „Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft“ hoch geehrte Vollbehr abrupt ins Private zurück.
Der Tod seines jüngsten Sohnes[1] an der Ostfront und die Zerstörung des Berliner Ateliers im alliierten Bombenhagel lassen ihn die Auswirkungen der verheerenden Politik der nationalsozialistischen Machthaber am eigenen Leibe spüren. Nur selten noch tritt der nun im mecklenburgischen Schönberg wohnende Maler an die Öffentlichkeit. Im Mai 1944 beteiligt er sich mit einer Auswahl norddeutscher Landschaftsbilder an den „Tagen der Kunst“ in Kiel. Bei dieser Gelegenheit stellt der mit dem schleswig-holsteinischen Kunstpreis geehrte Bildhauer Walter Rössler (1904-1996) seine im Vorjahr im Auftrag der Stadt geschaffene Vollbehr-Büste aus. Kriegsende und Nachkriegszeit verlebt der Maler in Preetz. Nach gelungener Entnazifizierung kehrt er Anfang der 1950er Jahre mit kleineren Ausstellungen seiner „Weltbilder“ allmählich in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurück. Mitte 1950 siedelt Vollbehr von Preetz nach Marburg über. Hier ist die Heimat seiner dritten Ehefrau. Die beiden sind seit 1943 verheiratet. Viele Jahre lang versucht der betagte Künstler, die ihm verbliebenen Bilder als geschlossene Sammlung zu veräußern. Angesichts der finanziellen Not westdeutscher Städte und Museen bleibt ein Erfolg aus. Als 1955 unerwartet das Deutsche Institut für Länderkunde in Leipzig Interesse bekundet, sieht er die Chance für einen finanziell gesicherten Lebensabend. Bald schon wird man handelseinig. Nach der 1956 veranstalteten Marburger Ausstellung „Eingeborenen-Porträts“ gehen 152 Ölgemälde und 830 Gouachen in die „Ostzone“. Vollbehr verstirbt wenige Jahre später am 13. Mai 1960 in seinem Sommersitz Krumpendorf am Wörther See und findet die letzte Ruhestätte in Marburg.[2]

Stimmen über Vollbehr

  • „Das Gesamtwerk von Herrn Prof. Vollbehr ist etwas Einmaliges. (...) In der Zeit, in der Herr Vollbehr in Übersee arbeitete, waren die ursprünglichen Verhältnisse noch größtenteils erhalten, zum wenigsten in seiner Anfangszeit und auch später nicht so gründlich durch europäische Kolonisation und die moderne Wirtschaft und den modernen Verkehr zerstört. Die Bilder besitzen daher geographisch, wirtschaftlich, geschichtlich und besonders auch völkerkundlich einen einmaligen, ganz unschätzbaren dokumentarischen Wert.“ — Prof. Heinrich Schmitthenner, Geomorphologe, Marburg an der Lahn, 1954[3]

Bildergalerie

Kriegsmaler

Reichsautobahn

Kleine Auswahl an Bildern Vollbehrs im Auftrag von Fritz Todt zum Bau der Reichsautobahnen:

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

Ernst Vollbehr, Tropenmaler.jpg

Literatur

  • Daniel Krause: Ernst Vollbehr – der Maler im vordersten Kampfgraben, in: „MILITARIA“, Jg. 2005, Heft 2, S. 47–50

Verweise

Fußnoten

  1. Roland Vollbehr (Lebensrune.png 19. Februar 1911 in München) ist als Oberleutnant am 4. März 1943 in Raijorodok bei Sslawjansk gefallen.
  2. Konrad Schuberth: Von Kiel nach Krakatau – Zum 50. Todestag des Weltmalers Ernst Vollbehr am 13. Mai 2010.
  3. Stimmen über Vollbehr
  4. Gesamtbearbeitung: Pressestelle des Generalsinspektors für das deutsche Straßenwesen - Aus dem Inhalt: Geleitwort von Fritz Todt (Reichsminister, Generalsinspektor für das deutsche Straßenwesen); Vorwort des Malers (endigend mit „Heil unserm Führer! Ernst Vollbehr, Kriegsmaler 1914/18 und 1939/40“); Nach 20 Jahren wieder im Westen. Eine Fahrt mit Dr. Todt dem Westwall entlang; Meine Mailtätigkeit am Westwall von Holland bis zur Schweiz usw.