Eschenburg, Karl (1900)

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Karl Eschenburg.jpg

Karl Eschenburg (* 20. Mai 1900 in Rostock; † 5. November 1947 in Warnemünde) war ein deutscher Fotograf. Eschenburg war ausgebildeter Schiffbauingenieur und Flugzeugtechniker, war Angestellter der Arado-Flugzeugwerke.

Leben

Karl Eschenburg war eigentlich Angestellter der Arado-Flugzeugwerke, als ihn um 1925 die Fotoleidenschaft packte. Die Weltwirtschaftskrise, die mit den Arado-Werken auch seinen Arbeitgeber in Mitleidenschaft gezogen hatte, trug ein Übriges dazu bei, daß sich der junge Hobbyfotograf selbstständig machte und für die Rostocker Illustrierte oder den Hinstorff Verlag auf Motivsuche ging. Sein hervorragendes Auge und das sichere Gespür für Motiv und Perspektive zeigten sich bereits bei der ersten Werkschau 1934 in Schwerin. Dem Fotografen Eschenburg gelang es, seine Heimat Mecklenburg, besonders aber Rostock und Warnemünde, mit gekonnter Objektivität, aber auch mit einem liebenswerten Zug für die Nachwelt festzuhalten. Immer war er auf der Suche nach dem besonderen, etwas anderen Motiv, wenn es auch in der Zeit der Plattenkameras und schwerer Holzstative teilweise schwierig war, dies zu realisieren. Eschenburgs Aufnahmen begeisterten und sicherten ihm lukrative Aufträge: Das erste Auto, ein Hanomag 2/10 aus der berühmten "Kommisbrot"-Serie, wich der 4/23-Limousine, einer eleganten Hanomag-Tochter, die sich leider auf einem morastigen Feldweg die Vorderachse brach. Natürlich hat Eschenburg das Ereignis im Bild festgehalten. Die spannendsten Motive freilich fand Eschenburg in eigener Regie: So kletterte er mit seiner schweren Fotoausrüstung (allein die Glasplatten wogen mehrere Kilo) auf den Turm St. Mariens inmitten der Rostocker Altstadt, um das Markttreiben und das Häusergewirr der angrenzenden Schmiedestraße abzulichten. Bei Neuschnee bezog er in aller Frühe auf den Gleisen der Grubestraße Stellung, um die schwarze Linienführung der Schienen im weißen Flockenkleid auf seine Platten zu bannen. Er stieg mit den Dachdeckern ins Gewerk, um Rostock aus der Vogelperspektive zu zeigen, und er hielt sein Kameraauge in die Takelage der Fischkutter, die Stromleitungen der Rostocker Straßenbahn oder die Flaschenzüge der Getreidespeicher. Seine Aufnahmen haben ein Bild der norddeutschen Metropole bewahrt, das in der Realität längst nicht mehr existiert, denn der Bombenkrieg hinterließ auch hier seine Trichter und Trümmer. Eschenburg der 1939 zur Marine einberufen wurde kehrte mit einer unheilbaren Krankheit aus dem Krieg zurück Den Wiederaufbau der Stadt konnte Eschenburg nicht mehr dokumentieren, er durfte seinen Beruf nicht mehr ausüben und starb am 5. November 1947. Sein großes Fotoarchiv bot schon Material für einige erfolgreiche, durch seinen Sohn Wolfhard Eschenburg herausgegebene Bildbände und Ausstellungen. Seit 2006 befindet sich das Fotoarchiv im Besitz der Universität Rostock. Von seinen Söhnen wurde Hartwig Eschenburg als Kirchenmusiker bekannt.

Volkskundemuseum

Das Mecklenburgische Volkskundemuseum in Schwerin-Mueß verfügt über einen Bestand von ca. 3.000 großformatigen Glas-Diapositiven. In diesem umfangreichen Bestand befinden sich ca. 800 Exemplare aus dem Lichtbildverlag des Warnemünder Fotografen Karl Eschenburg. Als Besonderheit fand sich ein komplett erhaltener Vortrag, bestehend aus 88 nummerierten Diapositiven und einem Vortragsmanuskript des Bildberichterstatters Karl Eschenburg, der im Winter 1931-1932 konzipiert und vielfach vorgetragen wurde. Aus dem umfangreichen Nachlass Eschenburgs sind ca. 600 Diapositive bekannt, die 2002 durch das Mecklenburgische Volkskundemuseum angekauft wurden. Ergänzt durch Sammlungsbestände stellen die Diapositive eine besondere Selektion Eschenburgs aus seinem umfangreichen Bildarchiv da.

Nachwort

Der Rostocker Fotograf Karl Eschenburg demonstriert, auf seinen Bildern das Spiel von Dampf und Rauch, Licht und Schatten, Nässe und Schnee, Sonne und Wolken zur Inszenierung einer lebendigen Stadtarchitektur, die stolz den Zeitläuften trotzt oder sich kapitulierend dem Verfall ergibt. Der eine Giebel der Mühlenstraße 9 etwa ist bereits weggebrochen, die Schaufenster des Nachbarhauses sind schon verhängt - doch der Handel geht auf offener Straße weiter. Karl Eschenburg hat, wie Thomas Gallien in seinem vorzüglichen Vorwort ausführt, die Stadtlandschaften Rostocks zu keiner Zeit verklärend abgelichtet. Der "Rosengarten" an der zentralen Wallanlage beispielsweise wird im Frühjahr noch weit vor der Rosenblüte sein Motiv, als die noch unbelaubten Äste wie ein Memento mori in den Himmel ragen - so treibt die Parkanlage ihr Spiel mit der Sonne ins Spektakuläre, indem sie ihre Schatten filigran-tänzerisch und fast gespenstisch auf die Asphaltdecke wirft. Auf den gestochen scharfen Stadtlandschaften ist jede Turmspitze, jeder Pflasterstein und jedes Firmenschild klar zu erkennen (die "Drogenhandlung" P. F. Schulz am Neuen Markt würde heute vielleicht Probleme mit dem Jugendschutz bekommen), und weit reicht bei klarer Sicht der Blick über die Warnow gen Norden - beinahe bis Hammerfest. Auf dem Pferdemarkt vor der Petrikirche haben sich Bauern und Züchter zum friedlichen Handel versammelt, während am Fischerbruch bei der Nikolaikirche drei Knaben ihre Angel ins Wasser halten. Ein Faszinosum bis heute stellt die Astronomische Uhr von St. Marien dar, während der eindrucksvolle Renaissancegiebel des Wohn- und Geschäftshauses des Margarinefabrikanten Wilhelm Hoyer nach seiner Zerstörung im Weltkrieg nicht mehr wiederaufgebaut wurde. Das Kloster zum Heiligen Kreuz, damals Damenstift, heute Museum, übt sich in architektonischer Bescheidenheit, während der Orgelprospekt der Jakobikirche vom Reichtum der Kirchengemeinde kündet. Die sach- und ortskundigen Bildlegenden hat Wolfhard Eschenburg, der älteste Sohn des Fotografen, beigesteuert. Dass er ein Sohn auch der Stadt ist, belegt seine Kritik an der "überzogenen Monumentalität" der Langen Straße, die Anfang der 50er Jahre die zerstörte Kleinstadtwelt ersetzte. Damals entstanden eindrucksvolle "stalinistische" Neubauten, deren Architektur - zwischen Backsteingotik und Art deco changierend - mittlerweile unter Denkmalschutz steht und einen Glücksfall für diese moderne Metropole darstellt. Mit dem Erwerb des „Photo-Eschenburg-Archiv“ im Jahr 2005 durch die Universität Rostock wurde eine für Mecklenburg einzigartige Fotosammlung im Land erhalten. Diese Sammlung wird im Universitätsarchiv/Kustodie aufbewahrt und in den nächsten Jahren digital erschlossen. Sie soll dann einer breiten Öffentlichkeit schnell und unkompliziert zugänglich gemacht werden. Mecklenburg verfügt mit dem Warnemünder Karl Eschenburg über einen Fotografen, der interessante Einblicke aus den 1930er Jahren hinterlassen hat. Bemerkenswert an seinem Schaffen ist eine durchdachte Auswahl des Bildausschnittes und eine geschickte Gestaltungskonzeption. Beeindruckend gelang es Eschenburg, ein persönliches Verhältnis zu seinen doch „eigentlich so sturen“ mecklenburgischen Landsleuten zu finden. So wurde es ihm möglich, sie ungezwungen in ihrer authentischen Umgebung zu zeigen. Zur Sammlung gehören auch fotografischen Arbeiten von Wolfhard Eschenburg, dem ältesten Sohn Karl Eschenburgs. Er hat die Liebe seines Vaters zur Fotografie geerbt und sich um die Sammlung, Ordnung und Publizierung der Werke seines Vaters verdient gemacht.

Bücher

  • Das alte Mecklenburg, Hinstorff Verlag, Rostock 2001, ISBN 3-356-00900-1
  • Warnemünde in alten Ansichten, Hinstorff Verlag,Rostock 2000, ISBN 3-356-00874-9
  • Das alte Rostock, Hinstorff Verlag, Rostock 2004, ISBN 3-356-01017-4
  • Die Griese Gegend
  • Einzug der Technik, Hinstorff Verlag, Rostock 2005, ISBN 3-356-01090-5
  • Menschen in Mecklenburg