20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1)

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Truppenkennzeichen

Die 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1) war eine Division der Waffen-SS. Der kampfstarke Verband bestand aus estnischen Freiwilligen und Wehrpflichtigen. Sie wurde zum 24. Januar 1944 aus der bereits bestehenden 3. Estnischen SS-Freiwilligen-Brigade (Estnische Legion) aufgestellt. Nach der Zerschlagung während des Rückzuges durch Estland wurde die Division mit Befehl vom 6. Oktober 1944 neu aufgestellt.

Einsatz

Von Oktober 1942 bis Mai 1943 hatte bereits die Estnische Legion genannte Einheit bestanden, die am 5. Mai 1943 in die 3. Estnische SS-Freiwilligen-Brigade umgewandelt wurde. Zur Division wurde die Einheit am 24. Januar 1944 unter dem Namen 20. Estnische SS-Freiwilligen-Division erklärt. Bereits ab Februar 1944 wurde die SS-Division an der Narwafront eingesetzt. Im Mai 1944 wurde die Division von der Front abgezogen, umgegliedert und verstärkt. Das estnische SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Bataillon „Narwa“ kehrte von der SS-Division „Wiking“ nun zurück und diente als neue Aufklärungsabteilung. Am 26. Mai 1944 erhielt sie den Namen 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1).

Beim Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte wurde auch die 20. Waffen-Grenadier-Division der SS massiv geschwächt und schließlich zerschlagen. Am 6. Oktober 1944 erfolgte die Neuaufstellung in Neuhammer am Queis, Schlesien. Bis Januar 1945 kämpften Einheiten der Division in Ostpreußen. Als die bolschewistische Großoffensive im Januar 1945 begann, verlegte die Division nach Schlesien, wo sie als Kampfgruppe der 17. Armee unterstellt war.

Der Rückzug im Februar 1945 erstreckte sich in das Gebiet Striegau, wo ein Großteil der Division mit dem Divisionsstab im Raum Neustadt, im Bereich der Stadt Vittenberg in Oberschlesien von sowjetischen Verbänden eingekesselt wurde. Das SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 46 (estnische Nr. 2) unter Führung von SS-Obersturmbannführer Alfons Rebane kam den Eingekesselten zur Hilfe und kämpfte den Weg für mehrere Divisionen und den Stab des Korps aus dem Kessel gegen eine hohe zahlenmäßige Überlegenheit der Bolschewisten frei. Als Divisionskommandeur SS-Brigadeführer Franz Augsberger fiel, übernahm Rebane, der zu diesem Zeitpunkt bereits Ritterkreuzträger war, auf Befehl von Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner den Befehl über die gesamte Division. Für die Öffnung des Kessels wurde Rebane das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen und er wurde zum SS-Standartenführer befördert. Anschließend übernahm SS-Brigadeführer Berthold Maack die Führung über den Verband.

Die ausgebrochenen Kampfgruppen schlugen sich unter dem Verlust aller schweren Waffen nach Böhmen durch, wo sie am 11. Mai 1945 bei Melnik, nordöstlich von Prag in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten und jene, welche die Tortur des Trecks überlebten, in Arbeitslager im Ural kamen.[1] Ein weiterer Teil der Division schlug sich nach Westen durch und ging in amerikanische Gefangenschaft, so auch Eichenlaubträger Rebane, der im Jahr 1976 in Augsburg starb.

Schlacht in den Blauen Bergen und das Gedenken

Quelle
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Die estnische Landenge wird von drei Höhen, den sogenannten Blauen Bergen, bestimmt. Vermutlich haben die Berge ihren Namen vom dichten Tannenwald erhalten, der aus der Ferne blau schimmerte. Der mittlere Hügel ist bekannt als die Grenadier-Höhe, während der östliche Hügel die Kinderheim-Höhe genannt wird.

Im Osten hatten die Schlachten des Jahres 1944 die Blauen Berge im Februar erreicht, als die Heeresgruppe „Nord“ zu einem Rückzug aus Leningrad gezwungen worden war und die Verteidigungsstellung an der Frontlinie am Narwa-Fluß eingenommen hatte.[2] Ein weiterer Vormarsch der Roten Armee wurde gestoppt. Den Rotarmisten ist es jedoch gelungen, südlich von Narwa am Westufer des Narwa-Flusses den Brückenkopf von Krivasoo zu errichten. Wenn die Rote Armee von dort aus in Richtung Norden hätte vordringen können, wären die deutschen Einheiten, die Narwa verteidigten, eingekesselt gewesen. Auf dieser Aufmarschlinie waren die Blauen Berge in der Gegend von Waiwara das letzte ernstzunehmende Hindernis auf dem Weg zum Meer.

Mitte Februar des Jahres 1944 unterbrach die Rote Armee die Eisenbahnlinie zwischen Tallin und Narwa, ohne jedoch den Kinderheim-Hügel erobern zu können. Ein neuer Versuch wurde am 17. März unternommen, als die Rote Armee mit Unterstützung von Panzern die deutsche Abwehr auf dem Kinderheim-Hügel durchbrechen wollte. Die Offensive wurde von zwei Tiger-Panzern unter Führung von Otto Carius zurückgeschlagen, wobei die Tiger in den Gefechten vom 17.–22. März mehr als 40 verschiedene russische gepanzerte Fahrzeuge vernichtet hatten.

Otto Carius war zum Kriegsende Oberleutnant und Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Er war neben Michael Wittmann einer der erfolgreichsten Panzerführer. Sein Buch „Tiger im Schlamm“ ist sehr zu empfehlen.

Der Beginn der sowjetischen Offensive zwang die deutsche Führung zum schnellen Rückzug. Die gleichzeitige Großoffensive der Roten Armee bei Narwa sorgte für ein Chaos unter den Deutschen und führte dazu, daß die deutschen Einheiten beim Rückzug schwere Verluste erlitten. Nach dem Rückzug in die Blauen Berge lagen dort folgende deutsche Einheiten: 54. SS-Pionier-Panzer-Bataillon „Nederland“; SS-Panzergrenadier-Regiment 49 „De Ruyter“; I. Bataillon der 6. SS-Sturmbrigade „Langemarck“;[3] SS- Panzergrenadier-Regiment 24 „Danmark“ der 11. SS- Panzergrenadier-Division „Nordland“; III. Bataillon des SS-Panzergrenadier-Regiments 23 „Norge“; 11. Infanterie-Division, 285. Sicherungsdivision; 300. Infanterie-Sonder-Division; SS-Grenadier-Regiment 47 der 20. SS-Grenadier-Division „Estland“.

General Felix Steiner, Kommandeur des III. SS-Panzer-Korps hatte den Befehl bei den Gefechten vom 26. Juli bis zum 10. August 1944 in der Tannenberg-Linie.[4] Das Buch „Die Freiwilligen“ von Felix Steiner zu diesen Ereignissen kann wärmstens empfohlen werden.

Die Gefechte wogten mit wechselnden Ergebnissen hin und her. Bis zum 10. August waren die sowjetischen Einheiten ausgelaugt, alleine im August gingen mehr als 50 Panzer verloren, und die Leitung der Roten Armee ordnete an, die Offensive bei den Blauen Bergen zu beenden. Weder die sowjetische noch die deutsche Seite hat genaue Angaben über die Verluste in der Schlacht bei den Blauen Bergen ausgegeben. Die Schätzungen der Verluste der Roten Armee gehen von 100.000–200.000 Toten und Verwundeten aus. Die Verluste der deutschen Seite waren ebenfalls schwer, sie belaufen sich schätzungsweise auf 10.000 Soldaten.

Durch den Austritt Finnlands aus der Waffenbruderschaft waren die deutschen Truppen gezwungen, am 18. September die Blauen Berge zu verlassen. Die Rote Armee wagte erst am 19. September, diese zu besetzen.

Die Gegend der Blauen Berge als ein Schlachtfeld des 2. Weltkrieges ist unter staatlichen Schutz genommen worden. Auf der Grenadier-Höhe bis hin zur alten Tallin-Narwa-Chaussee befindet sich das Denkmal des Zweiten Weltkrieges. Mit dem Dokumentieren der Kriegsgeschichte wurde hier im Jahr 1994 begonnen, indem man auf der Höhe ein 6,5 Meter hohes Holzkreuz errichtete. Das Erinnerungsfeld, dessen zentrales Element ein 12 Meter hohes stählernes Sonnenrad ist, hat eine Fläche von fast einem Hektar. Die Komposition in der Mitte des Feldes symbolisiert eine Explosion. Die Hauptprinzipien für die Gestaltung des Ensembles waren die Erstellung einer den Maßstäben der Kriegsgeschehnisse des Jahres 1944 angemessenen und würdigen Gedenkstätte. Parallel dazu hat man in der Gegend der Blauen Berge mehrere Denkmäler errichtet, die den nationalen militärischen Einheiten gewidmet sind.[5]


Bildergalerie

Einsatzgebiete

  • Januar bis März 1944: Aufstellung der Division im Bereich der Heeresgruppe Nord
  • März bis September 1944: Einsatz an der Narwafront
  • November 1944 bis Mai 1945: Abwehrkämpfe in Schlesien und Böhmen im Rahmen der Heeresgruppe Mitte

Gliederung

  • SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 45 (estnisches Nr. 1)
  • SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 46 (estnisches Nr. 2)
  • SS-Freiwilligen-Grenadier-Regiment 47 (estnisches Nr. 3)
  • SS-Freiwilligen-Artillerie-Regiment 20
    • SS-Freiwilligen-Divisions-Füsilier-Bataillon 20
    • SS-Panzerjäger-Abteilung 20
    • SS-Freiwilligen-Flak-Abteilung 20
    • SS-Freiwilligen-Pionier-Bataillon 20
    • SS-Nachrichten-Abteilung 20
    • Versorgungseinheiten 20

Personen

Kommandeure

Ritterkreuzträger aus Estland

Literatur

  • Rolf Michaelis, Die Grenadier-Divisionen der Waffen-SS. Teil 1. Michaelis-Verlag, Erlangen 1994. ISBN 3-930849-04-6 S. 98-142.
  • Esten in der Waffen-SS. Die 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1). Winkelried-Verlag, Dresden 2006, ISBN 978-3-938392-22-5.

Verweise

Fußnoten

  1. J. Lee Ready: The Forgotten Axis. Germany’s Partners and Foreign Volunteers in World War II. Jefferson, North Carolina and London, 1987., S. 491]
  2. Am 14. Januar 1944 begannen die sowjetische Wolchow- und Leningrader Front eine Offensive gegen die von Generalfeldmarschall Georg von Küchler geführte Heeresgruppe Nord mit dem Ziel, diese aus ihren Stellungen bei Oranienbaum (Verteidigungsstellung Nordwall) zu vertreiben und nach Estland vorzustoßen. Zudem versuchte die Rote Armee, die deutsche 18. Armee unter der Führung von Generaloberst Georg Lindemann einzukesseln.
  3. Die 27. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „Langemarck“ (flämische Nr. 1) entstand am 18. Oktober 1944 durch die Umbenennung der 6. SS-Freiwilligen-Sturmbrigade „Langemarck“, die aus dem SS-Freiwilligen-Verband „Nordwest“ der 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1) hervorgegangen war.
  4. SS-Obergruppenführer Steiner befahl am 23. Juli 1944 allen dem III. (germanischen) SS-Panzerkorps untergeordneten Truppen, die exponierte Stellung am Fluß Narwa aufzugeben und weiter im Hinterland eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Entlang einiger Hügel weiter im Westen wurde die sogenannte „Tannenbergstellung“ angelegt. Das niederländische SS-Regiment „General Seyffardt“ deckte gemeinsam mit der deutschen Artillerie den Rückzug und sollte die Brücke als letztes überqueren. Die bolschewistischen Massen wurden von den verteidigenden Dänen und Niederländern zunächst zurückgeschlagen, aber der sowjetische Brückenkopf wurde täglich von neu eintreffenden Truppen verstärkt, während der deutschen Verbände von Nachschub abgeschnitten waren. Im Norden wurde die estnische 20. Waffen-Grenadier-Division von massiven Panzerangriffen aufgerieben, die kaum noch vorhandene Luftunterstützung durch die Luftflotte 1 blieb wirkungslos. Am Nachmittag desselben Tages wurde die Narva-Brücke gesprengt, nachdem zuletzt ein deutsches Artillerie-Bataillon diese überquert hatte und der Rückzug des SS-Panzerkorps somit abgeschlossen war. Mit Ausnahme des Regiments „General Seyffardt“, das zum Ausweichen des sowjetischen Angriffes die geplante Rückzugsroute verlassen hatte, von der Brücke isoliert und anschließend vernichtet wurde, erreichten alle Einheiten von Steiners Panzerkorps die Tannenbergstellung, die weiter auf sowjetische Angriffe vorbereitet wurde.
  5. Sinimägede Museum in Vaivara bei Narwa, Estland; auf dem Ausstellungsgelände sind Gedenksteine und Gräber für und von Soldaten aus Estland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Banat, Siebenbürgen, Flandern und Wallonien, die 1944 an der „Schlacht in den Blauen Bergen“ in Estland teilnahmen.