Eugen Diederichs Verlag

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E. R. Weiß, 1898
J. V. Cissart, 1899
O. Hupp, 1905
J. V. Cissart, 1907
F. H. Ehmcke, 1908
Walter Klemm, 1919
W. E. Loch, 1921
G. Wolf, 1922
Max Thalmann, 1928
F. H. Ehmcke,1931
2012

Der Eugen Diederichs Verlag zählte unter der Leitung seines Gründers und Namensgebers Eugen Diederichs in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den führenden Kulturverlagen Deutschlands

Geschichte

Als Eugen Diederichs im Jahre 1896 mit dem Verlegen begann, wurde in Deutschland auf die Ausstattung eines Buches kein besonderen Wert gelegt. Eugen Diederichs war einer der ersten, der diesem unwürdigen Zustand ein Ende machte. Seine Bemühungen nahmen in keiner Weise Rücksicht auf den verdorbenen Geschmack des breiten Publikums, und die ersten hilflosen Versuche unterschieden sich bereits so sehr von dem Althergewohnten, daß sie als revolutionär angesehen wurden. Diederichs fühlte sich von der ehrwürdigen Bewegung angerufen, die von England ausging.

William Morris, der große Meister der Kelmscott Press und Führer der antitechnischen Bewegung, bemühte sich mit Erfolg um eine Neubegründung typographischer und buchgewerblicher Kultur. Er war von den großen Vorbildern aus der ältesten Zeit der Buchdruckerkunst beeindruckt, Materialechtheit und die Schrift waren ihm Grundelemente bei der künstlerischen Gestaltung des Buches, die reiche Rankenornamentik seiner klassischen Druckwerke erinnerte an die Holzschnittkunst der großen Aldus-Periode. Eugen Diederichs erkannte, daß die solide handwerkliche Tradition, auf der Morris aufbaute, auch der deutschen Buchausstattung nützlich sein konnte. Er wollte allerdings zu keinem bloßen Nachahmer werden, aber der Geist, der von dem England der John Ruskin, Morris und Mitarbeiter ausging und auch schon in Deutschland junge Künstler wie Joseph Sattler und Melchior Lechter befruchtete, erschien ihm auch für das deutsche Buchgewerbe von segensreicher Wirkung. Diesem Geist wollte er am Anfang seiner verlegerischen Laufbahn Fürsprecher sein. Der wahre bahnbrechende Charakter seiner Unternehmungen wurde aber erst verständlich, wenn man bedenkt, daß seiner Zeit so führende Buchverlage wie z. B. „S. Fischer“, Berlin und andere noch teilweise auf Holzpapier druckten, Albert Langen in München, „Schuster & Loeffler“ in Berlin sich mit wirkungsvollen Umschlägen begnügten. Wohl waren die Simplizissimus-Künstler, die die Einbandzeichnungen für Langen lieferten, nicht ohne Einfluß auf die junge Buchkunst geblieben, aber man beschränkte sich darauf und vernachlässigte die durchgehende Gestaltung des Buches in Satz, Druck, Papier mit Einband. Diese wird immer Stückwerk bleiben, wenn sie nicht von der richtigen Wahl der Schrift, des Papiers, des Einbandes, des Umschlages usw. bestimmt wird. Erst bei einer vollkommenen Übereinstimmung von Innen und Außen, von Form und Inhalt, kann man von einer stil- und werkgerechten Buchgestaltung sprechen. Worum es Eugen Diederichs damals ging, ist aus einem Verlagssprospekt aus dem Jahre 1901 ersichtlich. Er schreibt darin :

„Das erste Erfordernis eines schönen Buches ist eine künstlerisch geschnittene Schrift. Innerhalb eines Buches soll nur ein Stil herrschen. Der künstlerisch-ästhetische Mittelpunkt des Buches ist nicht etwa der Umschlag, denn dieser dient nur zum Schützen, sondern der Innentitel. Der Innentitel vermittele, wie die Morris nachfolgenden englischen Verleger schon längst dem Publikum zumuten, den ersten und hauptsächlichsten Eindruck vom Inhalt, von dem geistigen Wesen des Buches. Ein satiniertes, glänzendes Papier blendet und tut dem Auge weh. Darum sei es rauh, denn Papier ist kein Glas, und es sei womöglich farblich getönt, um die Augen zu schonen. Es zeige seine Struktur und wirke durch die Schönheit seines Materials und was dasselbe ist, es sei holzfrei, damit es nach zehn Jahren ebenso schön aussieht als in der Gegenwart. Auch der Einband soll durch die Ehrlichkeit des Materials wirken, durch seine Struktur, seine Farbe und nicht durch die Menge aufgedruckten Goldes. Gold ist eine Farbe wie jede andere Farbe, die in der Natur sogar sehr selten vorkommt, sie immer wieder zu verwenden, bedeutet unvornehme Prunksucht und eine Beieidigung des guten Geschmacks. — Das ganze Buch, Druck, Papier, Umschlag, Einband, soll als einheitliches Ganzes wirken. Neben dem geistigen Genuß soll auch das Auge einen sinnlich-ästhetischen haben. Ein gebildeter Mensch kann nicht auf diese Forderung verzichten, denn nur der ist nach Lichtwarks Wort gebildet, dessen sämtliche Sinne ausgebildet und genußfähig sind!“

Das waren notwendige Worte, die klar den Willen zur Qualität zum Ausdruck brachten. Wohl war es Eugen Diederichs, bis er zur Verwirklichung dieser Grundsätze gekommen war, Umwege nicht erspart geblieben. Nicht wenige seiner Verlagswerke aus den ersten Jahren waren infolge ihrer oft übermäßigen Verwendung von Schmuckleisten und sonstigen ornamentalen Beigaben nicht mehr als Experimente; aber selbst diese waren notwendig und haben jungen Buchkünstlern und anderen Verlegern wertvolle Anregungen gegeben. Diederichs selbst wurde immer mehr bewußt, daß er bei der allzu starken Betonung einer „individuellen“ Note in der Buchausstattung oft der entfesselten Phantasie der Künstler, die damals ja noch so gut wie keine buchgewerbliche Erfahrung hatten, rettungslos ausgeliefert war. So hatte vieles aus seinen Anfangsjahren heute nur noch historische Bedeutung. Aber der Mut, neu zu beginnen, war ein positives Zeichen, die schöpferische Anteilnahme und die opferwillige Bereitschaft, das Buch auch zu einem sinnlich-ästhetischen Genuß für den Leser zu machen, eine denkwürdige Tat. Über die tastenden Versuche der ersten Jahre war Eugen Diederichs dann bald zu der Verwirklichung der Grundsätze gelangt und hatte seinen kommenden Verlagsbüchern jene sorgfältige äußere und innere Ausstattung gegeben, die vorbildlich für den gesamten Verlagsbuchhandel geworden war. Es war ein revolutionäres Unternehmen, das Kopfschütteln bei den Vertretern des altbewährten Geschmacks hervorrief, die barbarischen Stahlklammern durch Fadenheftung zu ersetzen, holzfreie Papiere, farbige Aufdrucke, echtes Naturleinen unter Bevorzugung englischen Naturleinens, die bisher unbekannte Buchbinde mit Text zu benutzen und neuen Künstlerschriften den Weg in die Öffentlichkeit zu bahnen. Jede dieser Neuerungen mußte erkämpft werden.

Man würde aber den Verdiensten Eugen Diederichs’ um eine neue deutsche Buchkultur nicht gerecht werden, wenn man nicht auch seine weitsichtigen und opferwilligen Bemühungen berücksichtigen wollte, mit denen er die damals jungen aufstrebenden buchkünstlerischen Kräfte zur Mitarbeit heranzog und sie mit neuen Aufgaben betraute. In kluger Einsicht ließ er sich nicht etwa nur figürlichen und ornamentalen Schmuck zeichnen, sondern übertrug den Künstlern in nicht wenigen Fällen die gesamte Gestaltung des betreffenden Verlagswerkes. J. V. Cissarz war der erste, der ihm als künstlerischer Berater in den ersten Verlagsjahren zur Seite stand. Von ihm stammt unter anderem der Buchschmuck zu dem Gedichtbuch von Ferdinand Avenarius „Stimmen und Bilder“ (1897) und der symbolische Umschlag zu dem ersten Erfolgswerk des Verlages, dem Buch von Hans Blum über die deutsche Revolution 1848/49 (1897), der als Plakatform von der Polizeibehörde einer sächsisch-thüringischen Stadt verboten wurde, da er zu „außergewöhnlich“ war. E. R. Weiß, mit dessen beiden dichterischen Frühwerken „Die blassen Cantilenen“ und „Elisabeth Eleanor“ 1896 Eugen Diederichs seinen Verlag begründete, hat er die erste Möglichkeit zur Entfaltung seines buchkünstlerischen Talentes gegeben. E. R. Weiß zeichnete ihm auch die erste Form des Tag als Verlagssignet bekannten „Marzocco des Donatello“ und gab den Titeln der Leonardo- und Giordano Bruno-Ausgabe, dem „Hamlet“ sowie den Werken von Hölderlin und Novalis ihre schöne klassische Gestalt. In dem „Gotiker“ Melchior Lechler gewann Eugen Diederichs eine der eigenwilligsten Persönlichkeiten unter den damaligen jungen Buchkünstlern für seinen Verlag, der für ihn die eigenartige und erregende Ausstattung von Maeterlincks „Schatz der Armen“ (1898) geschaffen hatte, die als eine selbständige Umbildung frühmittelalterlicher Formenwelt erschien. Von dem aus dem Worpsweder Malerkreis kommenden Heinrich Vogeler, der vor allem auch zu den ständigen Mitarbeitern der von der Zeitschrift „Pan“ (gegründet 1895) ausgehenden Buchkunstbewegung gehörte, stammen die zarten Zeichnungen zu der Jens Peter Jacobsen-Ausgabe. Peter Behrens gestaltete seine 1900 erschienenen „Feste des Lebens und der Kunst“. Der Offenbacher Meister Rudolf Koch schrieb für den Verlag die „Lieder des heiligen Franziskus“ (1902) und war mit der künstlerischen Gestaltung der „Vier Evangelien“ (1910) betraut. Weiterhin waren noch Julius Diez, Otto Eckmann, Robert Engels, Eduard Ege, Ernst Kreidolf, Erich Kuithan, Walther Klemm, W. Müller-Schoenefeld, Emil Orlik, Hans Pape, Bernhard Pankok, F. H. E. Schneidler, Horst Schulze, Hans Thoma, Otto Ubbelohde und andere für den Verlag tätig.

Aber erst F. H. Ehmckes charaktervolle Kunst hatte den Büchern des Verlages jenes unverwechselbare Aussehen gegeben, durch das man lange Jahre hindurch schon von weitem den Veröffentlichungen die geistige Heimat ihres Vermittlers ansah. Ehmckes buchkünstlerisches Schaffen nahm in der Produktion des Verlages einen besonders großen Raum ein. Von Jessen und Loubier auf ihn aufmerksam gemacht, wurde Eugen Diederichs Ehmckes erster Auftraggeber unter den Buchverlegern. Ehmcke bekennt dankbar, daß „sein künstlerischer Werdegang und seine Entwicklung zum Buchkünstler aufs engste mit der Ausbreitung des Diederichs’schen Verlages verknüpft gewesen ist“. Die erste Arbeit, die er für den Verlag lieferte, waren die „Portugiesischen Sonette“ der Elizabeth Barrett Browning mit den schwarzen und roten Initialen und dem Diklytra-Motiv. Diese buchkünstlerische Erstlingsarbeit Ehmckes, in der die naturalistische Ornamentik noch das Typographische überwiegt, wurde in der „Steglitzer Werkstatt“ des Künstlers gedruckt und erschien 1904.

In den folgenden Jahren wurden ihm immer größere Arbeiten zugewiesen, so daß in einer fast dreißigjährigen freundschaftlichen Zusammenarbeit unzählige Veröffentlichungen des Verlages das Zeichen seiner charaktervollen Kunst trugen.

Unmöglich, alle Ehmcke-Arbeiten des Verlages von Eugen Diederichs aufzuzählen. Es sei nur an die eindrucksvollsten Lösungen erinnert: an die Titel und Initialen des „Blütenkranzes des heiligen Franziskus“ (1905), an die als typographisches Kunstwerk einzigartige monumentale Faust-Ausgabe (1910), die seinerzeit viel Aufsehen und auch Widerspruch erregte, an das Frontispiz und den Titel zu Fredmans Episteln von Carl Michael Bellman (1909) im Stile schwedischer Beiderwandweberei, an den famosen Holzschnitt -Titel zu Deulins „Erzählungen des Königs Garnbrinus“ und an die mannigfachen einfühlenden Ausstattungen der großen Buchreihen „Das Alte Reich“, „Atlantis“, „Das Zeitalter der Renaissance“, „Die Märchen der Weltliteratur“ und anderes. Hatte Eugen Diederichs schon von jeher auf die Verwendung einer ausdrucksvollen Schrift besonderen Wert gelegt, so wurde er der neuzeitlichen Schriftbewegung, die vor allem von der Klingsporschen Schriftgießerei getragen wurde, bald ein großzügiger Förderer. Die Eckmann-Type erblickte in dem von ihm verlegten Schauspielerbuch von M. Martersteig (1900) erstmalig das Licht der Welt, und auch den neuesten Schriftschöpfungen der Behrens, Ehmcke, Koch, Tiemann hatte er als einer der Ersten den Weg bereitet. Den pädagogischen Aufgaben auf dem Gebiete der Schrift diente er durch die gediegene Ausgabe der „Ziele des Schriftunterrichts“ von F. H. Ehmcke (1911) . Nach dem Ersten Weltkriege wurde ein großer Tell der Buchaustattung des Verlages dem Weimarer Künstler Max Thalmann übertragen worden. Thalmann hatte sich als eine vielseitige, einfallsreiche und ausgesprochen graphische Begabung erwiesen. Welch schöpferische Kraft, in der eine sichere Beherrschung der Wirkungsmöglichkeiten und ein kultiviertes Formgefühl versammelt waren, dem deutschen Buchgewerbe in diesem Künstler erwachsen war, zeigte die kleine aber charakteristische Auswahl seiner Arbeiten. Er hatte sich auch als Schöpfer großer hymnischer wie architektonisch-gebändigter Holzschnittfolgen („Passion“; „Der Dom“; „Amerika“) bekannt gemacht, deren meisterhafte Schwarz-Weiß-Systematik und innere Bewegtheit ihm einen wohlverdienten, weit reichenden Ruf eingetragen wurde.[1]

Die künstlerische Betreuung der Veröffentlichungen des Diederichs-Verlages lag viele Jahre vorwiegend in seinen Händen.

Die verdienstvollen Bemühungen Eugen Diederichs’, von denen hier die Rede gewesen ist, sind von allen entscheidenden Persönlichkeiten und Körperschaften anerkannt worden. Mehrmals wurde er mit großen Auszeichnungen bedacht, die seinen Namen in der Geschichte des modernen Buchgewerbes unvergessen machten. So wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins „Deutsche Buchkünstler“, Leipzig, ernannt, auf der großen Dresdener Kunstgewerblichen Ausstellung 1906 erhielt er den Ersten Preis der Ehrenurkunde und auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 wurde ihm der Grand prix als die höchste Ehrung im Buchhandel verliehen. Im Zusammenhang mit der letztgenannten Auszeichnung schrieb er einmal, daß er die gestellten Aufgaben für sich als erfüllt ansehe. Jeglichem bibliophilen Snobismus abhold, wollte er in keinem Fall nur Bücher schaffen, die um des äußeren Aussehens willen gekauft würden. Das Wichtigste war ihm immer der Inhalt eines Buches, und sein ganzes Bestreben ging darauf hinaus, dem Inhalt eine würdige, materialechte und edle Form zu geben. Mit dieser Einstellung hatte er den Typ des echten und vornehmen Gebrauchsbuches geschaffen. Auch das Buch ist Ausdruck der Kultur und oft ein ebenso sicherer Gradmesser für den geistigen Stand eines Volkes wie etwa eine Statistik über den Besuch der öffentlichen Bibliotheken. Die große kulturerzieherische Leidenschaft dieses Mannes, dem es stets um die Ganzheit des Lebens zu tun war, hatte immer wieder zur Qualität, zum Leistungsstreben, zur Klarheit und Wahrhaftigkeit in buchgewerblichen Dingen aufgerufen. So wie er seinerzeit junge Buchkünstler vor Aufgaben stellte, hatte er sich auch durch Auftragserteilung und Zusammenarbeit mit den bewährten Offizinen wie Drugulin, Otto von Holten, Poeschel & Trepte um eine sorgfaltige und bis ins kleinste gewissenhafte Pflege des Buches bemüht. Die alte Spamersche Druckerei in Leipzig „wußte er durch seine Auftrage überhaupt erst zu künstlerischer Arbeit anzuregen“, wie Hans Loubier in seinem Buch über „Die neue deutsche Buchkunst“ geschrieben hatte. Er war vielleicht einer der idealsten Auftraggeber, die man sich denken kann. Man lese nur einmal die starken und dankbaren Würdigungen nach, die ihm F. H. Ehmcke an verschiedenen Stellen gewidmet hatte. In seinem Wagen und Kämpfen vereinigte sich Wirklichkeitssinn mit einem genialen Instinkt für kommende Notwendigkeiten und einem verantwortungsbewußten Verlegerethos, das ihm in der Geschichte des deutschen Buchhandels einen Platz neben dem seines großen Thüringer Landsmannes Friedrich Andreas Perthes anweist. Als Eugen Diederichs einmal um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts vor Leipziger Buchhandlerkollegen einen Vortrag über seine neuen Grundsätze in der Buchausstattung hielt, schloß er mit den Worten

„Und dann, meine Herren, man kann bei diesen künstlerischen Grundsätzen sogar geschäftlich verdienen.“

Nach dem Tod von Eugen Diederichs wurde der Verlag von den Söhnen Niels und Peter weitergeführt. 1949 gründet Peter Diederichs den Verlag in Düsseldorf neu. Drei Jahre später errichtet Niels Diederichs einen zweiten Sitz in Köln. Nach dem Tod seines Vaters Niels tritt Ulf Diederichs 1973 in die Verlagsleitung ein. 1988 ging der Verlag in das Eigentum des Buchhändlers Heinrich Hugendubel über, der 1999 seine Verlagsaktivitäten mit Dr. Monika Roell fusioniert und ihr den Verlag später verkauft. 2008 übernimmt die Verlagsgruppe Random House den Diederichs Verlag.

Verlagszeichen

Der Verlag Eugen Diederichs in Jena, der so stark mit der Entwicklung der Buchkunst verbunden ist, hatte naturgemäß auch der Gestaltung seiner Hausmarke große Sorgfalt gewidmet. 1930 gab es hierzu einen Aufsatz:

„Der Eugen Diederichs Verlag führt bekanntlich den Löwen von Florenz, den Marzocco des DonateHo, als Kennzeichen. Ganz, abgesehen davon, daß der Marzocco zu den Symbolen des, alten Florenz gehört, wo auch der Verlag begründet wurde, ist der Löwe hier als Symbol der Persönlichkeitskultur der Renaissance für die Geistesrichtung des Verlags als Verkörperung unbeirrbar stetigen mid kraftvoll uner`schrockenen Menschentums kennzeichnend.

Es gibt von dem Löwen gegen 70 Abwandlungen, an deren Formung und Durchbildung etwa 20 Künstler mitwirkten. Die ursprüngliche Fassung wurde von E. R. Weiß geschaffen. Sie lehnt sich noch eng an das alte plastische Vorbild an und hat infolge ihrer geradezu naturalistischen Durchzeichnung noch keinen eigentlichen Signetcharakter. Erst die späteren and viel konziseren Fassungen von J. V. Cissarz und auch F. H. Ehmckes sind in eigentlich formalem Sinn ausgesprochene Signete.

Es ist nun äußerst reizvoll, zu beobachten, wie bei den meisten dieser Lösungen, die künstlerisch durchaus nicht alle auf gleicher Höhe stehen, sich unverkennbar doch der Duktus der persönlichen Handschrift der einzelnen Künstler offenbart. Heinrich Vogelers mehr liebenswürdig stille Natur zeigt sich in einer für ein Signet fast zu zarten, feingliedrigen Fassung ; Otto Hupps Löwe hat ausgesprochen barocken, heraldischen Charakter, während die zahlreichen Fassungen von F. H. Ehmcke oder etwa von F. H. E. Schneidler unschwer die sicheren ausgesprochenen Markengestalter erkennen lassen. Im übrigen ergab sich die Vielzahl der Fassungen zum Tell aus der Verlagsrichtung, die unter anderem etwa die Form des kosmischen Löwen von Max Thalmann bedingte, wie die Verschiedenheit der formalen Gestaltung aus rein praktischen Bedürfnissen. So entstand die Form des gotischen Löwen, der ständig in der Sammlung ‚Deutsche Volkheft‘ verwandt wird, aus einem Raumbedürfnis, weil hier das Signet halb geteilt ist. Bei der Rührigkeit des Verlags steht es zu erwarten, daB im Laufe der Zeit noch weitere Varianten des Signets entstehen werden. Charakteristisch ist aber, daB alle diese Fassungen des Löwen, mögen sie formal auch noch so sehr voneinander abweichen, trotzdem nur als Abwandlungen des gleichen Grundthemas mid unschwer als Symbole des Verlags Eugen Diederichs erkannt werden.“[2]

Fußnoten

  1. Walther G. Oschilewski: Eugen_Diederichs und die deutsche Buchkunst
  2. Eberhard Hölscher: „Gebrauchsgraphik“, Heft 5/1930