Führerschule der Deutschen Ärzteschaft

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Luftbild der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft in Alt Rehse (1935)

Die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft war eine von 1935 bis 1943 bestehende Einrichtung des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes (NSDÄB) im Dorf Alt Rehse bei Neubrandenburg. Sie diente der Fort- und Charakterbildung von Ärzten, Zahnärzten, Apothekern sowie Hebammen zur Steigerung der Wertigkeit als wichtiger Bestandteil und eine der tragenden Säulen der deutschen Volksgemeinschaft.

Geschichte

SS-Standartenführer Dr. Hans Deuschl bei seiner Rede zur Eröffnung der Ärzteführerschule am 1. Juni 1935; rechts hinter ihm Reichsärzteführer SA-Gruppenführer Gerhard Wagner, der anschließend die offizielle Eröffnungsrede hielt.
Schlafhäuser

Von Mai 1935 bis 1943 fanden in Alt Rehse an der „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ im nationalsozialistischen Musterdorf Fortbildungslehrgänge für 12.000 Heilberufler aus dem gesamten Reichsgebiet statt, bis Ende 1940 unter der Leitung von Hans Deuschl. Die Führerschule entstand auf einem ehemaligen Rittergut.

Eröffnungsfeierlichkeiten
Einweihung der neuen Turnhalle der Führerschule der deutschen Ärzteschaft in Alt Rehse im Mai 1936 in Anwesenheit von Reichsärzteführer Gerhard Wagner
Halle im Gemeinschaftshaus
Wachhaus mit SS-Wache

War Dr. Deuschl der „geistige Vater” der Kaderschmiede für die künftigen Ärzteführer des Deutschen Reiches, so lag die bauliche Ausführung des Gesamtprojektes Alt Rehse in den Händen des Architekten Hans Haedenkamp (Lebensrune.png 10. November 1886), Bruder von Dr. Karl Haedenkamp. Dem Architekten Hermann Grothe wurde die Bauleitung vor Ort übertragen. Jede Einzelheit bis zum letzten Türgriff hat der Baumeister Haedenkamp nach alten Bauernmotiven entworfen und sinngemäß in neuzeitliche Formen gebracht.

„Das Bauprogramm bestand einmal aus der Sanierung und dem Umbau der vorhandenen Bauten (des Gutshofes, des neuen Schlosses usw.) und sodann aus der Errichtung neuer Gebäude für die Schulung und die Unterbringung von etwa 100 Schulungsteilnehmern und des dazugehörigen Lehr- und Betriebspersonals. [...] Es lohnt sich, den wuchtigen Bau des Gemeinschaftshauses etwas näher zu betrachten. Es steht auf dem höchsten Punkte des großen Parks mit der Längs- und Aussichtsseite zum Tollensesee. Von außen betrachtet bietet es das typische Bild des niedersächsischen Bauernhauses mit dem steilen Rohrdach und den am Giebel gekreuzten Pferdeköpfen. Das Fachwerk besteht aus dunkel gestrichenem Kiefernholz, das mit roten Ziegelsteinen ausgemauert ist. In die Außenwand eingelassen sind weiß gestrichene bleiverglaste Fenster. In der Mitte der Längsseite öffnen sich fünf hohe Flügeltüren auf eine große Terrasse, von der sich ein wunderbarer Blick auf den See und das gegenüberliegende Ufer bietet. Vom leicht abfallenden grünen Rasen leuchten Blutbuchen und Kastanien mit ihren roten und weißen Kerzen herauf. Im Innern betreten wir eine riesige Halle, in der die gemeinsamen Mahlzeiten eingenommen werden und die auch als Unterrichtsraum dient. Hier hat der Baumeister überall das schwere Kiefernholzgefüge sichtbar gelassen. Nur roh behauen ragen die riesigen Träger in die Höhe. Sie stützen, durch wuchtige schmiedeeiserne Klammern zusammengehalten, das tragende Gebälk der Decke. An langen schweren weiß gescheuerten Holztischen stehen die schlichten Stühle in altertümlichen Formen mit geflochtenem Sitz. In die Deckenbalken als Schnitzwerk eingegraben ist uralte bäuerliche Spruchweisheit in heimatlich niederdeutscher Mundart. In den Nebenräumen dieser großen Halle sind auf der einen Seite der Küchenbetrieb, auf der anderen die Lesezimmer untergebracht. Es wurde nach Möglichkeit sowohl innen wie außen nur bodenständiges Material verarbeitet: Schilf aus dem See für die Dachdeckung, Kiefernhölzer für das Fachwerk des Hauses, Ziegelsteine aus Mecklenburger Ziegeleien, Feld- und Bruchsteine für den Sockelunterbau, Eichen- und Buchenholz für Hausgerät und Vertäfelung und für die Beleuchtungskörper. [...] Alle technischen Neuerungen: Warmwasser, Zentralheizung, Normaluhren, Radio, Tonfilm, Feuersirenen, Feuerlöscheinrichtungen sind angebracht, ohne die künstlerische Wirkung der Architektur zu beeinträchtigen. Als besondere Neuerung hat der Architekt eine Berieselungsanlage für die Schilfdächer konstruiert, die es gestattet, das ganze Rohrdach in wenigen Minuten unter Wasser zu setzen.” — Bericht im „Deutschen Ärzteblatt“, wo Hans Haedenkamps Bruder Karl Schriftleiter war

Eröffnung der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft

Die erste Schulung fand vom 13. bis 23. Mai 1935, die zweite, parallel zu den Einweihungsfeierlichkeiten, vom 26. Mai bis 6. Juni 1935 statt. Schon im Jahr 1936 fanden mindestens 16 Kurse statt – Funktionäre (vier Kurse), Jungärzte (drei Kurse), Altärzte (drei Kurse), Hebammen (ein Kurs), Ärztinnen (ein Kurs), Sonstige (zwei Kurse) und Apotheker (zwei Kurse), 1937 ebenso mindestens 16 Kurse. Bei einem vom 20. bis 27. Juni 1937 dauernden Kurs wurden Leiter aus verschiedenen für das Gesundheitswesen verantwortlichen Stellen zusammengezogen. Dies waren Reichs- und Gauamtsleiter des Hauptamtes für Volksgesundheit sowie Reichsärzte der SA, der SS und der HJ. Während dieser Tagung wurden die Richtlinien für die weitere Arbeit festgelegt und Fragen der Gesundheitsführung der deutschen Jugend besprochen. Am Schluß fand eine Besprechung aller Gebietsärzte der HJ statt.[1]

Es gab in Alt Rehse das Hauptanwesen, vier Schlafhäuser, ab 1936 eine Turnhalle und diverse Nebengebäude. Das feierliche Abschlußfest war obligatorisch, es entstanden nicht selten lebenslange Freundschaften unter den Teilnehmern aus dem gesamten Reichsgebiet.

Die ersten Kurse richteten sich an die 600 Gau- und Kreisamtsleiter des „Amtes für Volksgesundheit“. Zusätzlich zu den allgemeinen Medizinern wurde ab September 1935 auch Hebammen (jährlicher Hebammenkurs) in Alt Rehse eingeladen und geschult; ab April 1936 Apotheker; ab Juli 1936 Dozenten; ab September 1936 auch Ärztinnen (bis Kriegsbeginn gab es acht Kurse speziell für Ärztinnen; am ersten Ärztinnenlehrgang nahmen 130 zumeist im BDM beschäftigte Ärztinnen teil) und ab April 1937 Altärzte gemeinsam mit Apothekern; 1941 einmalig Zahnärzte, aber auch Universitätsdozenten. 12.000 Heilberufler nahmen an den Kursen teil, darunter 10.000 Jung- und Altärzte. Man konnte sich in der Regel nicht selbst bewerben, sondern es fand eine Auswahl durch Obmänner statt. Damit konnte die Teilnahme den elitären Charakter der Auslese tragen. Nach der kriegsbedingten Schließung der Reichsärzteschule 1943 diente das Gelände als Lazarett. Leitbild für die Alt Rehser Schulungsteilnehmer war die verschworene Kameradschaft der Frontsoldaten. Reichsärzteführer Wagner gab bei der Eröffnungsveranstaltung im Juni 1935 das Leitbild vor:

„Wer führen will, muß gelernt haben, sich unterzuordnen. Wer erziehen will, muß selbst durch die Schule strammer Disziplin und Selbstzucht gegangen sein. Darum wird hier ein soldatischer Geist der Einfachheit, des Gehorsams und der selbstlosen Pflichterfüllung herrschen.“


Quelle
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Nur zehn Monate nach dem ersten Spatenstich fand am 1. Juni 1935 die feierliche Eröffnung der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft in Anwesenheit bedeutender Repräsentanten aus „Partei, Staat und Wehrmacht“, wie man damals sagte, in Alt-Rehse statt. So hatte sich insbesondere der „Stellvertreter des Führers“, Rudolf Heß, zu den Feierlichkeiten eingefunden. Begleitet wurde er von seinem damaligen Stabsleiter Martin Bormann. Die Bedeutung dieser einzigartigen nationalsozialistischen Schulungsstätte für künftige Ärzteführer des Reiches dokumentierte sich nicht allein in der Anwesenheit des „Stellvertreters des Führers“, sondern darüber hinaus auch darin, dass die Eröffnungsveranstaltung von allen deutschen Radiosendern unter der Regie des Hamburger Rundfunks live übertragen wurde.

Eingebettet war die feierliche Eröffnung in den laufenden zweiten Alt-Rehser Schulungskurs. Deshalb befanden sich auch etwa hundert Teilnehmer dieses Schulungskurses unter den Gästen der Eröffnungsveranstaltung. Reichsärzteführer Gerhard Wagner hatte den „Stellvertreter des Führers“ am nahegelegenen Flugplatz Tollenhagen abgeholt und ihn zum Schauplatz der Feierlichkeiten geleitet. Neben Heß und Bormann nahmen weitere hochrangige Vertreter des Staates und des Landes Mecklenburg sowie der Reichsministerien und der Ärzteschaft an dem Festakt teil.

Der gesamte Arbeitsstab des Reichsärzteführers war angetreten und selbstverständlich auch der Initiator und künftige Leiter der Führerschule, SS-Standartenführer Hans Deuschl, zusammen mit seinem „Schulungsleiter“ Johannes Peltret. Die Terrasse des neuerbauten Gemeinschaftshauses diente als Ehrentribüne. Hier hatten sich neben den bereits erwähnten Ehrengästen auch der Reichsstatthalter von Mecklenburg, Gauleiter Hildebrandt, sowie der Gauleiter von Düsseldorf, Florian, und verschiedene Kreisleiter der Region aufgestellt; daneben auch der Chef des Sanitätswesens der SA, Emil Ketterer, Heeressanitätsinspekteur Generalstabsarzt Professor Waldmann, der Marine-Sanitätsinspekteur Admiralstabsarzt Moosauer und der Geschwaderarzt Riege. Fast alle Reichsministerien waren durch eine Vielzahl maßgeblicher Beamter vertreten. Unter den Gästen war außerdem der Präsident des Reichsgesundheitsamtes, Professor Reiter, und der Leiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, Walter Groß, Ministerialdirektor Professor Walter Schultze vom Bayerischen Ministerium des Innern und die Gesundheitskommissare Klipp (Weimar), Wegener (Dresden), Prof. Pakheiser (Mannheim) und Senator Professor Kluck (Danzig) anwesend. Auch fehlten bei diesem Anlass nicht diverse medizinische Ordinarien, Vertreter der Fakultäten und der medizinischen Fachschaften, der Ärztekammern, des Amtes für Volkswohlfahrt der NSDAP, des NSDÄB, des NSDStB, der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands sowie Vertreter der Verbände der Zahnärzte und Dentisten, der Apotheker und der übrigen Heilberufe, u. a. die Reichsführerin der Deutschen Hebammen, Frau Nanna Conti. Das Rote Kreuz war vertreten durch Generaloberstabsarzt a. D. Hocheisen, der Arbeitsdienst durch den Reichsarbeitsarzt Generalarzt Schuster, die Arbeitsfront u. a. durch den Leiter der Reichsbetriebsgemeinschaft der Freien Berufe, Strauß, die Hitlerjugend durch den Reichsjugendarzt Kondeyne. Persönlich begrüßte Reichsärzteführer Wagner seine alten ärztlichen Mitkämpfer und Weggenossen sowie seine Vertrauensmänner, Amtsleiter und Gauobleute. Selbstverständlich war auch der Architekt der Führerschule, Hans Haedenkamp, anwesend, der den Rundfunkhörern zu Beginn der Radioübertragung einen Überblick über die Entstehung der Führerschule und ihre künftigen Aufgaben gab.

Vor der Tribüne hatte ein Ehrensturm der SS Aufstellung genommen, der für den Ordnungsdienst zuständig war, daneben Verbände der Hitlerjugend, SA und des Arbeitsdienstes. Mitten unter diesen Formationen befanden sich auch „die Ärzte des Schulungskurses in Reih und Glied, mit sonnenverbrannten Gesichtern, in strammer soldatischer Haltung. Der große grüne Platz leuchtet von Uniformen, Fahnen und Wimpeln. Außerhalb des Vierecks dräng[t]en sich die Menschen, Bauern und Landarbeiter, Handwerker, Bauarbeiter, Vertreter der Presse [und, W.B.] Photographen.”

Vor dieser versammelten „Festgemeinde“ aus Politik, Militär, Ärzte- und Wissenschaft sowie der gesamten deutschen Öffentlichkeit an den Volksempfängern skizzierte Reichsärzteführer Wagner die Hauptaufgaben der Führerschule der deutschen Ärzteschaft: „Der Name ‚Führerschule der Deutschen Ärzteschaft’ umreißt schon das Programm dieser Schule. Es sollen hier ärztliche Führer herangebildet werden, die vorher schon ihre weltanschauliche Schulung in der Partei erhalten haben.“

Weiter führte er aus: „Weil der Arzt unpolitisch war und unpolitisch bleiben wollte, übersah er die Notwendigkeit einer wirklichen Volksgesundheitspflege; er verzichtete darauf, sich mit den für das Schicksal der Nation so ungeheuer bedeutsamen Problemen der Erbbiologie zu beschäftigen, er bewies eine gefährliche Instinktlosigkeit gegenüber den Forderungen der Rassenpflege und sah mit Voreingenommenheit und Geringschätzung auf die im Volke längst verwurzelten Lehren einer natürlichen biologischen Heilkunst herab. Ein neues ärztliches Führertum hat inzwischen das vergangene abgelöst. Es ist begründet auf dem Fundament unserer nationalsozialistischen Weltanschauung.“


Fortbildungswesen

Kurt Blome, der Leiter des nationalsozialistischen ärztlichen Fortbildungswesens und späterer stellvertretender Reichsgesundheitsführer, baute im Laufe der ersten Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft ein umfangreiches Fortbildungswesen auf. Trotzdem blieb Alt-Rehse die einzige ärztliche Führerschule. Viele der für die Ärzteschaft der nationalsozialistischen Zeit bedeutenden deutschen Forscher und Funktionäre haben in Alt-Rehse Vorlesungen gehalten. Über die Kurse wurde regelmäßig in der Presse der Standesorganisationen berichtet. […] Die Verbindungsmänner dienten den Fachgruppenleitern als Freund, Berater und Kamerad, standen diesen bei der Durchführung der ihnen gestellten Aufgaben zur Seite und hielten den Kontakt zum Amt für Volksgesundheit. Die Jungarztobmänner und Verbindungsmänner trafen sich auf Einladung Kurt Blomes bereits im November 1937 (ein gutes halbes Jahr nach der Tagung der Reichsfachgruppe) zum ersten Mal in Alt-Rehse, um über ihre Aufgaben und über die Angelegenheiten der Reichsfachgruppe zu diskutieren. Als Ergebnis der Tagung, die zwei Tage dauerte, wurde festgehalten, dass die Jungarztobmänner über alle Jungärzte Karteien anlegen und in diese Beurteilungen eintragen sollten. Diese Karteien wurden regelmäßig an den Beauftragten für Jungarztfragen gesendet. […] Kurt Blome – in seiner Funktion als Beauftragter des medizinischen Fortbildungswesens – organisierte diese Tagung, an der insgesamt Vertreter aus 44 Nationen teilnahmen. Alt-Rehse spielte eine zentrale Rolle: So wurde die Führerschule der deutschen Ärzteschaft schon in den Einführungsvorträgen erwähnt und als Musterbeispiel der deutschen Fortbildung gelobt. Kurt Blome sagte dazu: „Die Führerschule dient – wie schon aus ihrer Bezeichnung hervorgeht – ganz besonderen Zwecken und fällt daher aus dem Rahmen der üblichen ärztlichen Fortbildung heraus. Sie ist eine Einrichtung der Deutschen Ärzteschaft und dient vornehmlich der gesundheitspolitischen Schulung im nationalsozialistischen Sinne. Aber nicht nur bereits im Berufsleben stehende Ärzte erhalten hier ihre Ausrichtung als ärztliche Führer, sondern auch unser ärztlicher Führernachwuchs, besonders ausgesuchte Jungärzte, d.h. Medizinalpraktikanten und Assistenzärzte, werden hier einer Schulung unterzogen mit dem Ziel, sie zu ärztlichen Führern heranzubilden [...] Daß ich Ihnen diese Einzelheiten kurz über die Führerschule Alt-Rehse bringe, geschieht deswegen, weil immer wieder im Ausland angenommen wird, daß die Führerschule der rein fachlichen ärztlichen Fortbildung diene.“ […] Die erste Tagung widmete sich vom 3. bis 6. Februar dem Film in der medizinischen Fortbildung. Dabei versammelten sich insgesamt etwa 50 Hochschullehrer, Dozenten, praktisch tätige Ärzte und Assistenten, die sich besonders für die Filmtechnik interessierten, zum ersten Lehrgang zum Thema „Film in der ärztlichen Fortbildung“. Bereits seit dem dritten internationalen Kongress für ärztliche Fortbildung wollte Blome eine Fortbildung zur Vereinheitlichung der Bestrebungen auf diesem Gebiet anbieten. Es ging hierbei explizit nicht um den Film in der studentischen Ausbildung, sondern um den Film in der Fortbildung, insbesondere in der Chirurgie und der Geburtshilfe, aber auch in der Naturheilkunde und der Erbbiologie. Bei der Tagung stand dabei aber weniger das Didaktische oder Künstlerische im Vordergrund, sondern vielmehr das Filmtechnische und die Organisation der Filmbildstellen. Die Vermittlung dieses Stoffes übernahmen Personen aus der Filmindustrie. Als besondere Unterstützung derartiger Bestrebungen lobte Blome am Ende der Tagung je tausend Reichsmark für den besten Film eines Klinikers und eines Praktikers aus. […] Neben Filmtechnik und dem Vorführen der beiden Filme, die die von Blome 1938 ausgelobten Preise gewonnen hatten, wurde über die Themen Entwicklung von Filmmaterial, Aufnahmetechnik und Röntgenfilme referiert. Erneut wurden (diesmal insgesamt drei) Preise für die besten Fortbildungsfilme ausgeschrieben. Neben diesem Kurs gab es 1939 noch Lehrgänge für biologische Sachbearbeiter, den 13. und 14. Jungärztekurs, zwei Kurse für Altärzte und Apotheker, einen „Lehrgang für Amtsleiter der KVD aus der Ostmark und dem Sudetengau“, den fünften Hebammenkurs und einen weiteren Lehrgang für Ärztinnen. Bemerkenswert ist an letzterem (er stand unter der Leitung von Ursula Kuhlo, der Leiterin des Referats Ärztinnen in der Reichsärztekammer, und fand vom 5. bis 15. Juli statt), dass sich unter den 133 Teilnehmerinnen viele Ärztinnen und Jungärztinnen aus Österreich und dem Sudetenland befanden. In den Vorträgen standen die Themen Erbbiologie, Naturheilkunde und Ernährungsfragen, Erziehung und Gesundheitsführung der Jugend, Standespolitik sowie die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und der Tuberkulose im Vordergrund. Der letzte Kurs vor dem Krieg, der nachweislich stattfand, war der Hebammenkurs vom 20. bis 29. Juli 1939. Bei diesem Kurs kamen insgesamt 130 Hebammen zusammen, „bevorzugt solche aus den neuen deutschen Gebieten, jedoch auch vereinzelt Volksdeutsche und Ausländerinnen.“ Es sollen während der 10 Tage etwa 50 Schulungsvorträge gehalten worden sein. Wahrscheinlich ist allerdings, dass auch im August 1939 Lehrgänge (der erste Lehrgang für Jungapotheker und ein weiterer Kurs für biologische Sachbearbeiter) durchgeführt wurden. Die weiteren für das Jahr 1939 geplanten Kurse (Vertrauensärzte, Dozentenbundtagung sowie der 15. und 16. Jungärztelehrgang) mussten höchstwahrscheinlich dem Reservelazarett weichen, das mit dem Beginn des Krieges in den Gebäuden der Führerschule eingerichtet wurde. […] Die letzten Hinweise auf eine Schulungstätigkeit in Alt-Rehse stammen aus dem November und Dezember 1941. Im Deutschen Ärzteblatt wurde von einem Besuch von Pressevertretern in Alt-Rehse während der Schulung der Ärzte aus den „Westgebieten“ im Oktober 1941 berichtet.265 In der Dezemberausgabe der „Gesundheitsführung – Ziel und Weg“ ist schließlich noch ein Besuch von Schriftleitern in Alt-Rehse erwähnt, die dort von Peltret, Blome und Ramm begrüßt wurden. […] Unter den Dozenten gibt es noch die Personengruppe, die sowohl berufstätige Ärzte als auch Funktionäre des nationalsozialistischen Staates waren (50 der 210 Dozenten oder 23,9 %). Der Großteil von ihnen bekleidete Funktionen in den Ärzteorganisationen. So waren der Reichsärzteführer Gerhard Wagner und nach seinem Tod der Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti regelmäßig als Dozenten in Alt-Rehse, ebenso der Stellvertreter Wagners, Friedrich Bartels, Kurt Blome und Heinrich Grote (Leiter der KVD), Ernst Robert Grawitz (Präsident des Deutschen Roten Kreuzes und Reichsarzt SS) und Robert Hördemann (Reichsarzt HJ). Aber auch weniger prominente Ärztefunktionäre lehrten in Alt-Rehse.[2]

Gedichte und Lieder (Auswahl)

Die Straße nach Alt Rehse. Das Kopfsteinpflaster im Dorf wurde von besuchenden Ärzten verlegt. Die Führerschule wurde auch von nicht-deutschen Ärztedelegationen besucht. Zu den Besuchern zählten u. a. Schotten,[3] aber auch die belgische Delegation flämischen Ursprungs, die vom Ärzteverband AVGV (Algemeen Vlaamsch Geneesheerenverbond), der mit der Partei der Neuen Ordnung, dem VNV (Vlaams Nationaal Verbond), verbunden war, ernannt wurde. Zu den bekanntesten Medizinprofessoren gehörte Professor Frans Daels, Vorstandsmitglied von AVGV und VNV, dessen Sohn an der ersten Studienreise nach Alt Rehse im Jahre 1941 teilnahm. Der AVGV-Sekretär Dr. Frans Van Hoof kümmerte sich in enger Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden um die Organisation der Schulungen. Dr. Van Hoof wurde 1941 zum Vorsitzenden der Ärztekammer der Besatzung in Belgien ernannt. Nach dem Krieg wurde er beim Brüsseler Ärzteprozeß 1947 zu einer Gefängnisstrafe von 15 Jahren verurteilt, die dann in 7 Jahre umgewandelt wurde.

Gedicht

Der Ärztinnenkurses des Jahres 1936 dichtete zum Abschlußfest:

Alt-Rehse, bisher nur lockender Schall,
Uns ward es erlebtes Glück.
Wir kamen hierher von überall,
Und kehren nun wieder zurück.


Doch was uns in Arbeit und Frohsinn verband,
Das stärkt uns zu neuer Pflicht.
Wir vergessen, nun wieder verstreut im Land,
Den Geist von Alt-Rehse nicht.


Und steht vor der Seele das große Ziel;
Wir setzen uns freudig mit ein.
Nun sei uns kein Werk, kein Opfer zu viel:
Deutschland muß ewig sein!

Alt-Rehse-Lied

Das von Teilnehmern der Ärzteführerschule gedichtete „Alt-Rehse-Lied“ war „Dem Herrn Reichsärzteführer Pg. Dr. Gerh. Wagner gewidmet“ und wurde in den Folgejahren als Lagerhymne und Erkennungslied gebraucht:

Es steht zwischen Elbe und Oder
In norddeutscher Heide ein Haus,
Dort schult man der Ärzte Garde
Und bildet als Führer sie aus.


Kehrreim:
Den Glauben an Deutschland im Herzen
Steht fest zu des Führers Gebot
Der Deutschen Ärzte Garde
Im Frieden und Krieg bis zum Tod


Wer sind die treuen Kam’raden?
Wer geht aus Alt-Rehse hervor?
Das ist der Deutschen Ärzte
Verschworenes Führerkorps.
Kehrreim
Wir schreiben nicht lange Rezepte,
Das können die anderen auch,
Wir heilen des Volkes Seele –
Das ist Alt-Rehser Brauch.
Kehrreim
Laßt meckern verkalkte „Kollegen“,
Sie kennen nur sich und das Gold,
Alt-Rehser sind Sozialisten,
Das Volk gilt mehr als der Sold.
Kehrreim
Und holt einst der Tod uns zur Ruhe,
Der niemals gesehen uns feig,
Alt-Rehser, die bleiben Kämpfer
Fürs dritte, fürs ewige Reich.
Kehrreim

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Blome: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft in Alt-Rehse, in: „Deutsches Ärzteblatt“, Nr. 1, 66. Jg., Berlin 1936

Verweise

Fußnoten

  1. Thomas Maibaum: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse, Seite 50
  2. Thomas Maibaum: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse, 2007
  3. Am 25. März 1936 besuchten 45 schottische Jungärzte und Medizinstudenten die Führerschule in Alt Rehse. Dr. Kurt Blome stellte die Aufgaben der nationalsozialistischen Gesundheitsführung, der Sozialversicherungen und die Rechte und Pflichten eines deutschen Arztes dar. Ebenso sprach Blome vor diesen Gästen über das Fortbildungswesen. Die meisten Besucher, die nach Alt Rehse kamen, stammten aus Japan, England und Ungarn. Darüber hinaus schrieben sich Personen aus Australien, dem Iran, Argentinien, Polen und der Mandschurei, Indien, Schweden, Rumänien, Griechenland und China in das Gästebuch. Im September 1936 besuchten 14 ungarische Ärzte, darunter auch der Präsident des Nationalverbandes Ungarischer Ärzte, Franz Orsós, und der ehemalige ungarische Minister Andreas von Csilléry die Führerschule. Ein ungarischer Professor, der im Laufe des Jahres 1936 Alt Rehse besuchte, faßte den Inhalt der Kurse so zusammen: „Da wird von Vorgeschichte gesprochen, von Hochschulpolitik, von der Organisation des Roten Kreuzes, vom staatlichen Medizinalwesen, von der Naturheilkunde, vom Sanitätsdienst im Kriege, in der der Blick dieser jungen Menschen sich auf das Ganze richten kann, […] damit sie sich, ihre Sendung und ihre besondere Bedeutung tiefer begreifen lernen.“ Im selben Jahr trafen japanische Gäste während des zweiten Jungärztelehrgangs in Alt Rehse die Kursteilnehmer. Während des dritten Internationalen Kongresses für das ärztliche Fortbildungswesen im August 1937, an dem Vertreter aus 44 Nationen teilnahmen, wurde das Angebot eines Tagesausflugs zur Ärzteführerschule gemacht, und im Rahmen des Ausländerferienkurses kamen 60 Vertreter aus 18 Nationen nach Alt Rehse. Für das Jahr 1937 war ein gemeinsamer Kurs deutscher und ausländischer Ärzte in der Führerschule geplant. Im März 1938 besuchte eine italienische Abordnung Alt-Rehse, und im September desselben Jahres stattete eine Gruppe praktischer Ärzte der „Société francaise de médecine néohippocratique“ der Führerschule einen Besuch ab. Wie man an den zahlreichen Besuchen Alt Rehses von Ausländern, die wegen anderer Tagungen in Deutschland weilten, erkennen kann, scheint es, daß viele Delegationen von ausländischen Personen des Gesundheitswesens nach Alt Rehse geführt wurden. Oft war dies mit einem Besuch der Heilanstalt Hohenlychen verbunden. Neben diesen beiden Stätten wurde des öfteren noch das „Rudolf-Heß-Krankenhaus“ in Dresden aufgesucht. Diese drei Schulungsstätten waren die Vorzeigeorte der nationalsozialistischen Gesundheitsschulung.