Falsche Erinnerung

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Als falsche Erinnerungen (engl. false memory) oder Pseudoerinnerungen werden Gedächtnisinhalte bezeichnet, die keinem vergangenen tatsächlich erlebten Geschehen entsprechen und dennoch als faktisch so erlebt empfunden werden. Sie können entweder rein fiktiv sein oder aber in wesentlichen Punkten vom tatsächlichen Geschehen abweichen. Von hoher juristischer Relevanz ist dieses Phänomen bei der Bewertung von Aussagen vor Gericht. Sie unterscheiden sich von der bewußten Falschaussage (Lüge) dadurch, daß der Betreffende selbst seine Aussage für richtig hält, sie ist mithin ich-synton.

Psychologie

Es gilt als gesichert, daß das Einspeichern der falschen Erinnerungen ein zeitlich eng begrenztes Phänomen ist und sowohl als Folge einer Suggestion als auch spontan (ohne äußere Beeinflussung) unter Streß oder bei Erschöpfungszuständen auftreten kann. Der Begriff ist damit methodisch abgrenzbar gegen pathologische Wahnvorstellungen, wie sie als Symptom einiger psychischer Störungen auftreten können.

Wesentlich ist, daß die gedankliche und gefühlsmäßige Reproduktion des Gedächtnisinhaltes als Abbild eines vergangenen, wachbewußten Geschehens erlebt wird - anders als bei einer Erinnerung an einen Traum, eine Vision oder eine aktive Imagination: Dort ist dem Erinnernden bewußt, daß seiner Erinnerung keine solche äußere Realität entspricht. Auch im Fall einer lückenhaften, vagen Erinnerung ist sich der Erinnernde dieser Unvollständigkeit und Unvollkommenheit bewußt.

Hirnphysiologische Experimente (zum Beispiel zur Gesichtserkennung) haben gezeigt, daß auch Gedächtnisinhalte, an die sich ein Mensch korrekt erinnert, die Beteiligung unbewußter psychischer Abläufe in entscheidendem Umfang erfordert: Entgegen gängiger Annahme können nicht alle zutreffend reproduzierbaren Gedächtnisinhalte vor ihrer Speicherung vollständig durch das Nadelöhr des Bewußtseins laufen, sie gelangen also nicht oder nur ausnahmsweise in vollem Umfang zur Bewußtheit.

Diese Erkenntnis sowie die Beobachtung, daß falsche Erinnerungen zumeist von starken Emotionen begleitet sind, bilden den Ausgangspunkt für die aktuellen Forschungsansätze.

Problematik der Aussagen von Zeitzeugen

Zum Wert von Zeugenaussagen heißt es beispielsweise in einer Dokumentation des ZDF mit dem Thema: „Das Gedächtnis lügt – Warum wir sind, wie wir sind“:

„,Trauen Sie niemandem, der aus seiner Erinnerung erzählt, nicht einmal sich selbst. Denn: Unser Gedächtnis lügt, es schwindelt, es gaukelt uns Ereignisse in bunten Farben vor, die so nie stattgefunden haben.‘ Diese Warnung steht zusammengefaßt unter der Arbeit der US-amerikanischen Gedächtnisforscherin Elizabeth Loftus, eine der führenden Wissenschafterinnen in ihrem Fach. Seit über 20 Jahren ,manipulieren‘ sie und ihr Team die Erinnerung von gesunden, intelligenten Menschen. Durch einfaches Nachfragen erinnern sich die Probanden plötzlich an Ballonfahrten, spektakuläre Autounfälle und vieles mehr – nur: All das ist nie passiert. ,False Memories‘ nennt die Wissenschaft das Erinnern an Ereignisse, die nichts mit unserem wirklichen Leben zu tun haben, sind wir auch noch so davon überzeugt. Aus dem Bereich der Neurowissenschaften kommt die Bestätigung für den unbequemen Befund. [...] Die renommierte Wissenschaftszeitschrift Science veröffentlichte vor kurzem einen Artikel mit erschütternden Fakten: Von 86 Fehlurteilen in den USA, davon 14 mit Todesstrafe, gingen drei Viertel auf Augenzeugenfehler zurück. Noch immer, wissen Loftus, Markowitsch und viele ihrer Kollegen, vertrauen allerdings Richter und Geschworene auf die Aussagen von Augenzeugen. [...]“[1]

Siehe auch

Verweise

Fußnoten