Fausten, Heinz-Otto

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Heinz-Otto Fausten (Lebensrune.png 27. Juni 1920 in Mayen; Todesrune.png 18. Juli 2014 in Sinzig) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberleutnant sowie Panzergrenadier des Heeres im Zweiten Weltkrieg und Gymnasiallehrer, zuletzt Oberstudiendirektor.

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Leben

Als Sohn von Anton und Agnes Fausten kam Heinz-Otto am 27. Juni 1920 in Mayen zur Welt. Sein Vater war ein studierter Elektroingenieur und frühes NSDAP-Mitglied. Mit dem Einjährigen zogen die Eltern nach Sinzig. Die Familie wohnte im ehemaligen und später wiedereröffneten Kurhaus in „Baums Park“. Ende der 1920er Jahre wechselten die Faustens in die Mühlenbachstraße, wo der Vater ein Elektrogeschäft eröffnete.

Nach der Volksschule am Ort besuchte Heinz-Otto das Gymnasium in Andernach. Heinz-Otto Fausten war Fähnleinführer beim Jungvolk und später Mitglied der Hitler-Jugend, er war begeisterter Turner. Nach dem Abitur und dem Reichsarbeitsdienst am Westwall schrieb er sich als Student der Germanistik und der Geographie in der Bonner Universität ein. In der Freizeit beschäftigt sich mit Kunstgeschichte. Von Willi Rademacher hatte er gelernt, Postkarten in Öl zu kopieren und gemeinsam mit Franz Steinborn schöne Ansichten in und um Sinzig festzuhalten.

Zweiter Weltkrieg

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Im Sommer 1940, nach den beeindruckenden Erfolgen der Wehrmacht beim Westfeldzug, meldete sich Fausten freiwillig zur Panzertruppe und kam zum Panzer-Regiment 1/1. Panzer-Division nach Erfurt. Nach der Grundausbildung erfolgte die Offizieranwärterausbildung (Besuch der Kriegsschule) und die Versetzung in die 3. Kompanie des im November 1940 aufgestellten Schützen-Regimentes 113 (später in Panzer-Grenadier-Regiment 113 umbenannt; unter Wend von Wietersheim).

Rußlandfeldzug

Im Sommer 1941 war es dann soweit, das Unternehmen „Barbarossa“ wurde eingeläutet. Fausten erinnerte sich:

„An Schlaf war nicht zu denken. Wir wußten: Etwas Mächtiges geschieht mit uns! Doch wie mächtig, davon hatten wir keine Ahnung.“

Am 18. Juni 1941 rückte die Division in ihren Bereitstellungsraum für den Rußlandfeldzug bei Tilsit ein. Sie gehörte der Panzergruppe 4 an und überschritt am 22. Juni 1941 die russische Grenze mit Stoßrichtung „Leningrad“. Fausten schilderte nach dem Krieg:

„Kaum sind wir mit dem ersten Frühlicht mit unseren Schützenpanzern angefahren, rollen von einem Waldrand her russische Panzer auf uns zu. Keiner entkommt den Leuchtspurgranaten einer jetzt zu uns aufschließenden eigenen Panzerkompanie. Langsam fahren wir an den qualmenden Wracks vorbei. Ein Kommandant hängt kopfüber aus dem Turmluk. Bei einem anderen Panzer gibt die aufgerissene Seite den Blick frei auf verkohlende Leichen im Fahrersitz und am Geschütz. Es riecht nach Treibstoff und verbranntem Fleisch. Obergefreiter Stolle, schon in Polen und Frankreich dabei, warnt: ‚Kotzt ja über die Bordwand‘! Das Grauen nimmt kein Ende. Russische Flugzeuge greifen an, werden dabei von zwei Me 109 attackiert. In wenigen Minuten sind fünf Bomber abgeschossen. Beim letzten, der mit einer Rauchfahne nach vorn kippt, springt ein Mann ab und bleibt mit dem Fallschirm im Leitwerk hängen. Heulende Motoren ziehen die Maschine nach unten, den sich hin und her windenden Piloten im Schlepp, bis ihn die flammende Detonation des Aufschlags erlöst. [...] Die Brücke über den Fluß Jura war zerschossen. Wir sahen fliehende Soldaten in einem Camp, Panzerabwehrkanonen vor uns. Absitzen, schießen, weiter [...] Leningrad hätten wir nehmen können. Aber dann kam der Führerbefehl: Die Stadt wird belagert und ausgehungert.“

Große, verwegene Bewegungen im Feindesland, aber auch ein hoher Blutzoll mußte das Regiment, die ganze Division entrichten. Am 25. Dezember 1942 endete der Einsatz der Division, die in den letzten 12 Monaten oft Speerspitze der 9. Armee/Heeresgruppe Mitte war, im Osten, und sie wurde zur Auffrischung nach Frankreich verlegt.

Frankreich

In Frankreich wurde die Division komplett neu ausgerüstet und mit neuen Waffen versehen. Hier erlebte der junge Fausten zum erstenmal die Liebe:

„Das schönste Erlebnis hatte ich, als wir zur Auffrischung und Erholung in Frankreich lagen. Sie war deutsche Sekretärin. Wir begegneten uns erstmals bei ihrem Chef, dem OT-Leiter der Atlantikbefestigungen. ‚Keine privaten Kontakte!‘, lautete die Antwort auf einen Anruf hinterher. Durch Melder schickte ich ihr Blumen und Torten im Wechsel, eine Woche lang, bis ich das Einverständnis zu einem Sonntagsausflug bekam. Wir hatten eine wunderbare Zeit im frühlingshaften Frankreich. Mit der Kutsche fuhren wir durch die Heide. Wir verbrachten danach eine wunderbare Nacht bei prasselndem Kaminfeuer. Unser Glück war für alle zu sehen. Der ganze Ort freute sich – Soldaten winkten uns zu, ein Besuch im Casino wurde zum Fest, in unserem Zimmer warteten immer Blumen. Und dann gab es eine Sondereinladung der Köche nur für uns beide. Vollendet trugen Ordonnanzen die Gerichte auf, bezaubernde Musik erklang. Für Augenblicke spielten wir alle die Rollen in einem schönen Märchen. Weil ich noch nie am Meer gewesen war, trafen wir uns Ostern in St. Malo. Wir standen Hand in Hand auf der Plattform des Mont St. Michel und warteten, bis die rote Sonne ins Meer tauchte. Still fuhren wir zurück nach Montfort. Anruf vom Regiment: Urlaubssperre ab Mitternacht. Der Kriegsalltag hatte mich eingeholt. Ich habe sie nie wiedergesehen.“

Griechenland

Im April 1943 verlegte die 1. Panzer-Division nach Griechenland, wo sie neben Besatzungsaufgaben weiter aufgefrischt und ausgerüstet wurde sowie ihre Ausbildung vervollkommnete. In Sparta hatte man 1943 die ehemaligen Tierboxen um die Arena mit Räumgeräten freigelegt und als Garagen für die Schützenpanzer genutzt. Hier führte er eine Liebschaft mit einer Griechin, die germanophile Familie wollte gar, daß er sie heirate, aber der Kriegsdienst rief.

In Griechenland erlebte Fausten auch erstmalig die Barbarei der Partisanen, die deutsche und italienische Soldaten aus dem Hinterhalt angriffen und ermordeten. Somit war die Division auch gezwungen, sich bei der Bandenbekämpfung zu betätigen. Ende Juni 1943 war die Division wieder voll einsatzbereit.

Rückkehr an die Ostfront

Ende September 1943 wurde die Division im Raum Athen versammelt und ab Mitte Oktober 1943 an die Ostfront zur Heeresgruppe Süd verlegt. Mitte November 1943 trat sie zum Angriff auf die Eisenbahnlinie Kiew–Shitomir an. Am 18./19. November nahm die Division an der Eroberung von Shitomir teil. Wenige Tage später schloß sie im Gegenangriff ostwärts Korostychew starke russische Kräfte im Zusammenwirken mit der 19. Panzer-Division und der SS-Division „Leibstandarte Adolf Hitler“ bei Brussilov ein. Die nun einsetzende Winterschlammperiode erschwerte alle weiteren Bewegungen. Durch erneute Angriffe am 15. Dezember 1943 gegen Radomysl und am 21. Dezember gegen Meleni ostwärts von Korosten gelang es, russische Bereitstellungen zu zerschlagen. Als am 24. Dezember russische Einheiten ostwärts von Radomysl die Linien des XIII. Armeekorps durchbrachen, wurden die Offensivbemühungen des XXXXVIII. Panzerkorps eingestellt.

Es war bei diesen Kämpfen Ende 1943, als Fausten am 24. Dezember an der Kriegsfront mit seinem Panzer-Grenadier-Bataillon schwer verwundet wurde. Ein Granatsplitter hatte seinen rechten Unterschenkel getroffen, und das Bein mußte im Feldlazarett in der Etappe amputiert werden, da er die Ju 52, die ihn ausfliegen sollte, verpaßt hatte. Seinen Eltern schrieb er:

„Euch wird das hart ankommen. Ich habe keine Träne vergossen. Ich sehe meinen Weg klar vor mir.“

Zur vollen Wiederherstellung kam Fausten ins Reserve-Lazarett im Bad Neuenahrer Kurhaus. Für 42 Flaschen Moselwein baute man ihm in Berlin eine Holzprothese.

Kriegsgefangenschaft

Das Kriegsende erlebte der Kriegsversehrte, nun zur Reichsverteidigung eingeteilt, in Sinzig in einem selbstgebauten Bunker. Für den Fall des deutschen Rückzugs auf die Rheinlinie sollten Sinzig und die V-Waffenbasis im Harterscheid unbedingt als Brückenkopf gehalten werden. Die Einwohner sollten auf das rechte Rheinufer evakuiert werden. Tiefflieger des Feindes schossen auf jeden Zug, jedes Fahrzeug, jeden einzelnen Menschen. Ein paar Infanteristen, die in Schützenkette über den Ziemet Richtung Süden trotteten, bildeten die zurückgehende deutsche Front. Fausten notierte:

„Mit bellenden Panzerkanonen geht von Bodendorf her eine amerikanische Angriffsspitze neben dem Gleiskörper der Ahrtalbahn gegen Remagen vor.“

Kurz darauf war der Feind, aus dem Westen kommend, in Sinzig.

„Aus allen Knopflöchern quollen sie nun, Weiße und Schwarze in grünen Uniformen, das Gewehr quer vor den Körper haltend, und jagten alles auf eine Wiese über dem Hohlweg, wo sich alle mit erhobenen Händen zusammendrängten. Dem Gefechtslärm nach hat die amerikanische Spitze den Rand von Remagen erreicht. Der Kampf um die noch stehende Rheinbrücke begann. Wir durften in die Bunker zurück.“

Fausten zog die Uniform an, ließ die Prothese im Bunker, hing den Brotbeutel um, mit Löffel, Seife, Zahnbürste, Rasierzeug und Handtuch, verabschiedete sich und marschierte mit den Gehstützen los, um sich wie befohlen auf der Kommandantur zu melden. Hier geriet er am 7. März 1945 in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft, die „Befreier“ mißhandelten den beinamputierten Offizier schwer[1] und übergaben ihn später den Franzosen.

Nachkriegszeit

Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Winter 1945 mit nur noch 52 Kilo nahm er ein Studium als Kunsterzieher an der neu gegründeten Mainzer Universität auf, die nach Johannes Gutenberg benannt ist.

„Französische Besatzungsorgane legten den Studenten Steine in den Weg, die aber in einem persönlichen Gespräch mit dem französischen General Schmittlein ausgeräumt werden konnten. Mit großem Engagement versuchten wir zu helfen wo es ging, sei es bei der Währungsreform oder in anderen Fragen.“

Dem Referendariat folgte die Anstellung am Andernacher Mädchengymnasium (Bertha-von-Suttner-Gymnasium). 1953 übernahm Fausten ehrenamtlich die Leitung des gerade gegründeten Volksbildungswerkes. 1969 wurde er stellvertretender Direktor des Martinus-Gymnasiums Linz. Von dort aus bereitete er die Gründung des Rhein-Gymnasiums Sinzig vor. Im August 1971 zog er als Leiter dieses Gymnasiums in sein ehemaliges Schulgebäude am Kirchplatz ein, dasselbe Haus, in dem er bei Konrektor Comes und Hilfslehrer Camps einst Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt hatte.

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„Der Platz reicht nicht. Es gibt keine Fachräume, aber pädagogisches Geschick. Eine Turnhalle fehlt, so erfolgt die Leibesertüchtigung draußen. Die Fechtabteilung wird gegründet und Dr. William Gordon erteilt Mitgliedern der Schulband instrumentalen Einzelunterricht. Im August 1975 ziehen 550 Schüler mit einem jungen Lehrerkollegium in das Rhein-Gymnasium, das eine eigene dreigegliederte Sporthalle hat, wie es die Landesrichtlinien vorsehen. Fausten hat auf diesem Recht beharrt und sich nicht auf ein zukünftiges städtisches Sportzentrum verlassen, dessen Pläne sich zerschlagen sollen.“[2]

1975 war der Neubau im Dreifaltigkeitsweg fertig. Bis 1980 leitete Fausten die Schule. Nach seinem Ausscheiden widmete sich der Ruheständler dem Schreiben.

Tod

Oberleutnant und Oberstudiendirektor a. D. Heinz-Otto Fausten verstarb am 18. Juli 2014, am 25. Juli wurde er auf dem Sinziger Friedhof beigesetzt.

Familie

Heinz-Otto Fausten und seine Schwester Marie-Theres Adams sind Urenkel des bekannten deutschen Lehrers und Sozialpädagogen Johann Gregor Breuer (1820–1897). 1950 heiratete der frisch examinierte Kunstpädagoge Fausten seine Verlobte Thea Hinsberger, aus der Ehe ist Sohn Peter entsprossen (Lebensrune.png 1952).

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

  • Das neue Rhein-Gymnasium in Sinzig, in: „Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1977“, Ahrweiler 1976
  • Wir haben uns die Zeit nicht ausgesucht, Schriftenreihe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Band 9, 1995

Medien

  • Gast bei Günther Jauch in der ARD
  • Fausten stand für ein Projekt des Vereins „Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation“ vor der Kamera, das bundesweit Erzählungen von Zeitzeugen zu Alltagserfahrungen und zentralen Momenten deutscher Geschichte sammelt.

Fußnoten