Fernsehsender „Paul Nipkow“

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Deutscher Fernseh-Rundfunk.jpg

Der Fernsehsender „Paul Nipkow“ (auch: Deutscher Fernseh-Rundfunk) der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RGG) in Berlin-Witzleben war der weltweit erste reguläre Fernsehsender. Der Sender bestand von 1934 bis 1944 und war nach Paul Nipkow, dem Erfinder der Nipkow-Scheibe, benannt. Von 22. März 1935 bis 26. November 1943 produzierte und übertrug der Sender ein regelmäßiges Fernsehprogramm. Nach der Zerstörung des Senders durch feindlichen Bombenterror im Zweiten Weltkrieg übertrug man noch bis Herbst 1944 über Reportage- und Fernsprechstichleitungen Sendungen in einige Lazarette.[1]

Geschichte

Eugen Hadamovsky als NSKK-Gruppenführer (seit 9. November 1942); als solcher war er Chef der Einsatzstaffel der Reichspropagandaleitung, der die gesamte filmische Betreuung der Truppe oblag.
Ursula Patzschke (links), die erste Fernsehansagerin der Welt beim deutschen Fernsehsender „Paul Nipkow“, dem weltweit ersten Fernsehsender, und Annemarie Beck, die seit 1935 beim Fernsehsender tätig war.
Die blonde Schauspielerin und Ansagerin Else Elster wird zuweilen mit Patzschke verwechselt.
„Vom Reichsrundfunksender Witzleben aus dem Berliner Funkhaus erleben Sie die Übertragung des ersten regulären Fernsehens der Welt. Gesendet wird Montags, Mittwochs und Samstag zwischen von 20.30 Uhr und 22.00 Uhr.“

Am 22. März 1935 eröffnete Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky im Berliner Reichspostmuseum das erste regelmäßig ausgestrahlte Fernsehprogramm der Welt.

„Das Fernsehen bedeutet keine Konkurrenz für den Film, sondern eine Befruchtung. [...] Das Fernsehen muß uns ein zusätzliches Kulturangebot vermitteln und eröffnen. Es wird uns eine unerhörte Vertiefung des politisch gesellschaftlichen Lebens ermöglichen durch die Mitwirkung des Auges.“

Zuvor gab es die offizielle Eröffnung des „Deutschen Fernsehrundfunks“ mit einer Feierstunde im „Haus des Rundfunks“ (HdR) in der Berliner Masurenallee. Hadamovsky telegraphierte einen Tag später an Adolf Hitler:

„Nun ist die Stunde gekommen, in der wir beginnen wollen, mit dem nationalsozialistischen Fernsehrundfunk Ihr Bild, mein Führer, tief und unverlöschlich in alle deutschen Herzen zu pflanzen.“

Im Mai 1935 wurde Eugen Hadamovsky zum Vorsitzenden der Fernsehgemeinschaft der Reichsrundfunkkammer ernannt. Im November 1943 meldete er sich erneut zum Kriegsdienst. Am 1. März 1945 fiel Eugen Hadamovsky beim Endkampf nahe dem pommerschen Rummelsburg.

Erster Fernsehkongreß

Nach der am 1. Mai 1935 erfolgten Gründung der Fernsehgemeinschaft der Reichsrundfunkkammer fand am 29. Mai in Berlin der erste deutsche Fernsehkongress statt. Träger des Kongresses waren die Fernsehgemeinschaft und der Verwaltungsbeirat der Reichsrundfunkkammer und die Rundfunkarbeitsgemeinschaft, die sich aus Vertretern der politischen Rundfunkführung, der Rundfunkindustrie und des Rundfunkhandels zusammensetzte. Die Kongressveranstaltungen wurden am Vormittag im Hause des Rundfunks mit der Enthüllung einer Gedächtnistafel zu Ehren des deutschen Fernseherfinders Paul Nipkow und der Taufe eines neuen Fernsehabtastsenders der Reichsrundfunkgesellschaft eröffnet, der den Namen des Fernseherfinders trug.

Zu der denkwürdigen Feierlichkeit hatten sich im großen Sendesaal des Funkhauses die führenden Persönlichkeiten des deutschen Rundfunks, der Rundfunkwirtschaft, die Intendanten der Reichssender, die Mitglieder des Kongresses, Vertreter der Funkwissenschaft, der Technischen Hochschulen und Angehörige der Parteigliederungen eingefunden. Als der greise Fernseherfinder „Paul Nipkow“ in Begleitung seiner Familie und des Reichssendeleiters Hadamovsky erschien, erhoben sich die Anwesenden ihm zu Ehren von ihren Plätzen.

Reichssendeleiter Hadamovsky führte aus, es sei ihm eine grosse Freude, die Ehrenstunde des greisen Erfinders leiten zu können, der vor mehr als einem halben Jahrhundert als junger Mensch ohne Titel und Würden, ohne Geld und Unterstützung, ohne Hab und Gut und ohne einen anderen Beruf als den eines Studenten, die Grundlagen und die grundlegende Erfindung des heutigen Fernsehens schuf. „Wir Jungen von heute“, so sagte er weiter, „sind unendlich stolz darauf, diesem ehrwürdigen Erfinder unsere Hochachtung bezeugen zu können. Wir sind unendlich stolz darauf, daß dieser Mann ein Deutscher ist und daß damit so, wie vor einem halben Jahrtausend ein Deutscher die grundlegende Erfindung für eine neue Kulturepoche schuf, nämlich den Buchdruck, nun wiederum ein Deutscher, der heute noch in unseren Reihen steht, die grundlegende Erfindung einer neuen Kulturepoche geschaffen hat.“ Reichssendeleiter Hadamovsky bezeichnete abschließend die Erfindung des Fernsehens als die Krönung der bisherigen elektrorundfunktechnischen Entwicklung.

Dr. Hubmann, der technische Direktor der Reichssendeleitung, sprach darauf über den Erfinder Paul Nipkow und seine Arbeit. Er ging auf die technischen Einzelheiten seiner Erfindung ein und schilderte die Widerstände, mit denen der Erfinder zu kämpfen hatte, da man ihm jede Unterstützung versagte und die technischen Mittel sowie die praktische Durchführung seiner Erfindung noch nicht weit genug vorgeschritten schienen. Erst mehr als vierzig Jahre später kam die Erfüllung des Fernsehtraumes der Menschheit. „Wir wollen dessen gedenken“, so fuhr der Redner fort, „daß wir unsere Taten auf die Verdienste unserer Väter aufbauen, und so taufen wir unseren neuen Fernsehabtastsender auf den Namen „Paul-Nipkow-Sender“.

Die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen, die Blitzlichter der Fotografen flammten auf, und unter den Klängen des Siegesmarsches von Cornelius fiel die Hülle von dem Sendeapparat.

Zuständigkeit

In zwei Verordnungen vom 12. Juli 1935 und vom 1. Dezember 1935 unterstellte man die Fernsehtechnik dem Reichsluftfahrtministerium. Die Ausübung aber wurde der Reichspost (Reichspostzentralamt) übertragen:

„Erlaß des Führers und Reichskanzlers über die Zuständigkeit auf dem Gebiete des Fernsehens vom 12. Juli 1935 (RGBl. Jahrg. 1935, Teil I, S. 1059)
Die weitere Entwicklung des Fernsehwesens erfordert dringend eine Zusammenfassung der staatlichen Zuständigkeiten in einer Hand. Mit Rücksicht auf die besondere Bedeutung des Fernsehwesens für die Flugsicherung und den nationalen Luftschutz ordne ich daher an: Die Zuständigkeiten auf dem Gebiete des Fernsehwesens gehen auf den Reichsminister der Luftfahrt über, der sie im Benehmen mit dem Reichspostminister ausübt.“

Ursula Patzschke – die erste Ansagerin

Die erste Programmsprecherin des deutschen Fernsehens war Ursula Patzschke. Die Schauspielerin und pro forma „Postfacharbeiterin“ Ursula Patzschke[2] war das Gesicht des neuen Senders. Sie sagte die kurzen Beiträge an, rezitierte Gedichte und füllte die übrige Zeit mit Kunststücken ihres Dackels. Sie meldete sich mit den Worten:

„Achtung, Achtung! Fernsehsender ‚Paul Nipkow‘. Wir begrüßen alle Volksgenossen und Volksgenossinnen in den Fernsehstuben Großberlins mit dem deutschen Gruß: Heil Hitler!“

Viel zu sehen gab es in jenen Anfangstagen des Fernsehens allerdings nicht. An drei Abenden in der Woche wurden von 20 bis 22 Uhr einfache Unterhaltungs- und Informationssendungen ausgestrahlt. Da die Fernsehaufnahmetechnik noch keine Möglichkeit der Aufzeichnung bot – meist wurde direkt (live) gesendet –, ist von den meisten Produktionen nichts erhalten. Um 22 Uhr entließ Patzschke die Zuschauer in die Nacht:

„Hiermit beendet der Fernsehprogrammbetrieb der Reichssendeleitung sein heutiges Bildprogramm. Waren Sie zufrieden? Wenn ja, sagen Sie es bitte allen Ihren Bekannten weiter. Gefiel es Ihnen nicht, sagen Sie es bitte uns. Schreiben Sie an den Fernsehbetrieb der Reichssendeleitung, Berlin, Haus des Rundfunks. Zum Ausklang des Abends: Marschmusik. Auf Wiedersehen bei der nächsten Sendung. Heil Hitler!“

Ursula Patzschke-Beutel berichtete nach dem Krieg:

„Es begann unkompliziert. Ich hatte gerade die Schauspielschule beendet und spielte auf einer kleinen Privatgesellschaft einen kessen Berliner Jungen. Wenige Tage später rief mich einer der Gäste an: ‚Wollen Sie nicht bei uns anfangen?‘ Es war ein Fernsehingenieur der Reichspost ... Ich saß auf einem Telefonbuch, weil der Stuhl zu niedrig war. Bewegen konnte ich mich kaum, denn die Zelle war zu eng. Und nach wenigen Minuten wurde es drückend heiß. Ich trug Gedichte vor, spielte Ein-Mann-Sketchs am Telefon, schnitt aus Krepp-Papier Puppen und ließ sie vor der Kamera tanzen ... Wenn ich in den Büchereien nach Vortragstexten stöberte und sagte, ich käme vom Fernsehen, erhielt ich die verblüffte Antwort: ,Wie bitte, woher kommen Sie?‘“[3]

Programm

Gesendet wurde anfangs an drei Tagen in der Woche, vom Mai 1935 an täglich, jeweils von 20:30 bis 22:00 Uhr. Die Bühne war ein „Schwitzkasten" von nur 1,5x1,5m. Trotzdem war das Programm des Fernsehsenders „Paul Nipkow" schon um die Jahreswende 1935/36 recht abwechslungsreich. Ursula Patzschke war längst nicht mehr allein im Studio. Zu den ersten deutschen Fernsehstars gehörten so prominente Künstler wie Else Elster und Carl de Vogt (Lieder zur Laute), die Saxophonistin Ingrid Larssen, Willi Schaeffers vom „Kabarett der Komiker" und die Filmlieblinge Paul Kemp und Johannes Heesters. Im Publikum, das vor den Bildschirmen in den öffentlichen Fernsehstuben saß, ahnte niemand, welche Strapazen die Sänger, Komiker und Schauspieler für einen einzigen Dreiminuten-Auftritt zu überstehen hatten.

Während der Olympischen Sommerspiele im August 1936 wurde durch Einsatz der fahrbaren „Fernseh-Kanone“ die tägliche Sendezeit vorübergehend auf acht Stunden ausgedehnt. Im August 1937 wurden über Breitbandkabel auch Fernsehberichte vom Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP nach Berlin übertragen. Tagsüber, außerhalb der eigentlichen Sendezeit, liefen Versuchssendungen und Musik.

Das Programm bestand aus einer Mischung von Direkt-Moderation aus dem Studio, Fernsehspielen und eingespielten Filmausschnitten, Kurzfilmen und Wochenschauen. Daneben gab es eine regelmäßige Nachrichtensendung („Bild des Tages“), einen „Aktuellen Bildbericht“, eine Diskussionssendung („Gesprächskreis“), eine Sendung „Künstler stellen sich vor“, Tiersendungen und eine populäre, von Ilse Werner moderierte Varieté-Show mit dem Titel „Wir senden Frohsinn – wir spenden Freude“, die seit März 1941 jeden Freitag direkt aus dem Kuppelsaal des Sportforums der Deutschen Hochschule für Leibesübungen übertragen wurde (später auch vor verwundeten und kriegsversehrten Soldaten).

In der Sendung „Die Kriminalpolizei warnt!“ wurde die Bevölkerung zur Fahndungshilfe bei der Verbrecherjagd aufgefordert. Nach Kriegsbeginn kam unter anderem eine Truppenbetreuungssendung „Soldaten spielen für Soldaten“ hinzu. Speziell an das weibliche Publikum adressiert waren Sendungen wie „Gesunde Frau – Gesundes Volk“ und die Küchensendung „Die Hausfrau im Kriege“.

Fernsehwoche vom 3. bis 8. Januar 1938:[4]

Pausenbild des Fernsehsenders „Paul Nipkow“ (Deutscher Fernseh-Rundfunk) 1935

Montag
20.00 Ein netter alter Herr (Hörszene)
20.05 Ufa-Tonwoche
20.18 Musik aus unseren vier Wänden (L. Hainisch)
21.00 Das gestohlene Herz (Scherenschnittfilm)
21.12 Liebe zur Harmonika (Ufa-Kulturfilm)
21.25 Bauernmusiken
21.40 Die Geige lockt (Ufa-Film)
21.50 Sendeschluß

Dienstag
20.00 Die Speisekarte (Fernsehspiel)
20.05 Ufa-Tonwoche
20.18 Buntes Allerlei (L. Hainisch)
21.00 Knigge und wir (Tobis-Film)
21.17 Fahrt durchs Kinderland
21.28 Die Sänger von dar Waterkant
21.48 Eine tolle Fuchsjagd (Zeichentrickfilm)
21.56 Sendeschluß

Mittwoch
20.00 Ufa-Tonwoche
20.18 Tante Inges Garten (NSDAP-Film)
20.30 Achtung: Rotes Licht (Verkehrserziehung)
21.14 Alkohol am Steuerrad (Ufa-Film)
21.28 Die Lokomotivenbraut (Ufa-Film)
21.42 Letzte Grüße von Marie (Ufa-Film, 1931) 21.57 Sendeschluß

Donnerstag
20.00 Hinein, hinein! (Ulksendung)
20.05 Ufa-Tonwoche
20.18 Schneeflocken (Spuk- bzw. Gruselfilm; A. Bronnen)
21.18 Kater Lampe (Tobis-Film; Veit Harlan)
21.51 Abenteuer im Zoo (Zeichentrickfilm)
21.57 Sendeschluß

Freitag
20.00 Vor der Haltestelle (Kurzgespräch)
20.05 Ufa-Tonwoche
20.18 Fünf Personen suchen Anschluß (Ufa-Film)
20.30 Das Patentkunstschloss (Ufa-Film)
20.47 Eulenspiegelei (Theo Lingen)
21.05 Ufa-Tonwoche
21.18 Fünf Personen suchen Anschluß (Wiederholung)
21.30 Das Patentkunstschloß (Wiederholung)
21.47 Eulenspiegelei (Wiederholung)
22.00 Sendeschluß

Samstag
20.00 Ufa-Tonwoche
20.18 Filmbericht aus einem NS-Kinderheim
20.23 Fernsehkabarett (L. Hainisch)
21.30 Truxa (Tobis-Film)
21.51 Sendeschluß

Programmsprecher

Zu den bekannteren Programmsprechern bzw. Ansagern gehörten neben Ursula Patzschke, die zum „Stern“ des Senders avancierte, etwa Irene Koss, Ursula von Manescul, Dagmar Bergmeister, Annette von Aretin, Ruth Kappelsberger, Anneliese Fleyenschmidt, Claudia Doren, Hilde Nocker und Dénes Törzs.

Filmbeiträge

Hitlers Fernsehen – Das Auge der Welt (Fernsehen leicht erklärt):

Siehe auch

Fußnoten

  1. William Uricchio: Die Anfänge des Deutschen Fernsehens: Kritische Annäherungen an die Entwicklung bis 1945, 1991, S. 79
  2. Die 22jährige Schauspielerin und Tänzerin Ursula Patzschke wurde am 1. November 1934 als Fernsehsprecherin engagiert. Eingestellt wurde sie als „Postfachverkäuferin“.
  3. Deutsches Fernsehmuseum Wiesbaden : „Fernsehpremieren in Deutschland“
  4. Quelle: Erwin Reiss: „Wir senden Frohsinn“, S. 97f