Fliegerkombination

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Offiziere der Luftwaffe (Mitte Johann Schalk, rechts Theodor Rossiwall) vom Zerstörergeschwader 26 in Flieger-Kombis besprechen die Einzelheiten eines Feindfluges in Westfrankreich am 21. Juni 1940 während des Westfeldzuges noch vor dem Unternehmen „Adlerangriff“.

Als Fliegerkombination oder Fliegerschutzanzug (auch: Fluganzug, Fliegeranzug, Fliegerdreß oder kurz Fliegerkombi) wird der Einteiler oder die aus einem Uniformstück bestehende Ganzkörperbekleidung (Ganzanzug) bezeichnet, die Flugzeugführer und Besatzungen von (meist militärischen) Luftfahrzeugen tragen.

Beschaffenheit

Ritterkreuzträger Helmut Lent im Fliegerschutzanzug beim Kartenspielen während der Alarmbereitschaft. Er hat, da die ansonsten gebräuchlichen Patronentaschen zu sperrig waren, die Munition der Signalpistole als Bandolier um das Bein gewickelt.

Material

Als bevorzugtes Material setzte sich schnell Leder durch, da es strapazierfähig war und zudem Schutz vor Fremdkörpereinschlägen wie beispielsweise Insekten bot, die bei Sinkflug und Landung den Flugzeugführer trafen. Lederbekleidung bot auch Schutz vor anfliegenden Ölpartikeln, die aus den noch weitgehend freiliegenden und einfachen Flugmotoren austraten und in Richtung Jagdflieger geschleudert wurden.

Besonderheiten

Mit Einführung von Druckkabinen ging der Bedarf an daunen- und schaffellgefütterten Fliegerjacken und -hosen zurück. Die Bordschützen benötigten jedoch nach wie vor beheizbare Anzüge, da die Bordwaffen aus offenen Waffenständen gefeuert wurden.

Entwicklung

Erster Weltkrieg

Zunächst standen Erfindung, Erprobung und Verbesserung sogenannter Fliegerjacken und Beinbekleidungen im Vordergrund. Bereits im Ersten Weltkrieg wurde zweiteilige Spezialbekleidung für Flugzeugführer der Fliegertruppe Standard, wodurch dem eisigen Propellerluftstrom und der Kaltluft mit zunehmenden Flughöhen bei abnehmendem Luftdruck und niedriger werdendem Sauerstoffgehalt der Luft entgegengewirkt werden mußte. Maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war der Oberstabsarzt Ernst Otto Wilhelm Koschel.

Zum Schutz vor der Kälte wurden elektrisch beheizbare Fliegerkombis entwickelt. Frostschutz für Füße, Hände und Gesicht war unerlässlich. Dafür wurde von der Sanitätsabteilung des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte eine Anordnung zum Kälteschutz der Haut erarbeitet. Die Empfehlungen umfassten die Nutzung einer wasserfreien Fliegerfrostschutzsalbe sowie das Tragen von zwei Paar Handschuhen übereinander, dünne wollene oder seidene als Unterhandschuhe, darüber pelz- oder flauschgefütterte Oberhandschuhe aus Leder. Später gab es auch elektrisch beheizbare Handschuhe, die die Oberhandschuhe unnötig machten. Zum Schutz des Gesichtes wurde das Tragen eines seidenen oder wollenen Kopfschlauches und darüber das einer als Sonderbekleidung erhältlichen seidengefütterten Gesichtsledermaske empfohlen. Darüber kam die Brille mit Stirn- und Backenschutz. Das Beschlagen der Brillengläser wurde durch Einreiben der Gläser mit „Kristallglanz“ verhindert. Die intensive Sonneneinstrahlung führte nicht nur zu massiven Verbrennungen der Haut, sondern auch zu Schädigungen der Augen, die nach adäquatem Schutz verlangten. So wurden durch Blendung bedingte, meist peripher im temporalen Gesichtsfeld gelegene, häufig nach oben offene Ringskotome, aber auch durch das Zusammenspiel von Luftzug, Kälte und Sonneneinstrahlung verursachte Entzündungen der äußeren Augen und der Bindehaut sowie Schädigungen der Cornea beobachtet. Kaum ein anderer Bereich wurde deshalb so intensiv beforscht, wie der der Fliegerschutzbrillen. Man experimentierte mit verschieden gefärbten Schutzbrillen, die von vielen Fliegern allerdings als störend empfunden wurden, Gläsern mit abgestufter Lichtdurchlässigkeit, verschiedenen Lichtfiltern und mit Doppelgläsern.[1]

Zweiter Weltkrieg

Während die Bomberbesatzungen fortan die Luftwaffenuniform als Fliegeranzug tragen konnten, benötigten Jagdflieger eine spezielle Uniform, die in der schmalen und engen Führerkanzel eines Jagdflugzeuges brauchbar war. Als Material wurden Wolle oder dicht gewebte Baumwollstoffe verwendet, die schwer entflammbar und windabweisend waren.

Bundeswehr

In der Luftwaffe der Bundeswehr wird dieses Kleidungsstück offiziell als „Flugdienstanzug“ bezeichnet.

Weitere Einteiler

Die Tarnkombination (hier Eichenlaubmuster) für Panzerbesatzungen wurde im Frühjahr 1943 eingeführt (laut Verordnungsblatt der Waffen-SS) und war wendbar (Sommer/Winter oder je nach Geländebeschaffenheit).

Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde Ganzkörperbekleidung nicht nur für Flieger, sondern auch für

  • Fallschirmjäger (Sprunganzug, Knochensack genannt; offiziell: „Fallschirmschützen-Bluse“),
  • Panzerbesatzungen (Panzerkombi)
  • und weitere intensiv weiterentwickelt.

Knochensack

Die deutsche Fallschirmschützen-Bluse (in Unifarben oder verschiedenen Tarnmustern) wurde auch Knochensack genannt und bestand aus festgewirktem, reißfestem Baumwollstoff (100 %). Das Verwenden von Reißverschlüssen bei Uniformen galt hier als absolute Neuerung.

Der Knochensack wurde über der Oberbekleidung und Ausrüstung getragen, damit sich die Fangleinen des Fallschirms nicht in der Uniform verfangen konnten. Als Fußbekleidung wurden stabile Springerstiefel mit Gummisohlen ausgegeben, deren Schnürung sich anfangs noch an der Außenseite befand und bei späteren Versionen vorne. Zur Vermeidung von Verletzungen beim Landefall wurden gepolsterte Knie- und Ellenbogenschützer sowie spezielle Fallschirmjäger-Handschuhe mit langen Stulpen ausgegeben.[2]

Er existierte in drei Modellen, wobei der erste nur in den frühen Tagen der Fallschirmtruppe verwendet und nur in grünmeliert (mit Stehkragen) gefertigt wurde. Das zweite Modell (mit Umleg- bzw. Klappkragen) wurde in grünmeliert bzw. graugrün meliert begonnen und ab 1941 auch in Splittertarn mit verschiedener Farbprägung gefertigt. Es ist wichtig, daß die Luftwaffe ihr eigenes Splittermuster hatte, bei dem die Splitter insgesamt kleiner waren als beim Heeresmuster und die Anzahl der Splitter höher.

Das dritte Modell wurde ausschließlich in Splittertarn und ab 1943 in Sumpftarnmuster gefertigt, teilweise auch in Erbsentarn und Sandtarn, z. B. für das geplante Unternehmen „Herkules“ (Eroberung von Malta). Uniformen in Erbsentarn wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (Mitte 1944) bei den Eliteverbänden der Wehrmacht und Waffen-SS eingeführt.

Von der Kriegsfront zur Bundeswehr

Die neue Tarnung war für alle Jahreszeiten und Geländearten geeignet und so erfolgreich, daß sie später die Basis für die Tarnuniform der Bundeswehr bildete (vom Amt „Blank“ eingeführt), und die seit 1990/91 als Flecktarn die grüne Felduniform völlig ersetzte. Später haben Briten und VS-Amerikaner den Knochensack (genannt Overall) mit Tarnmuster (Camouflage) für ihre Luftlandeeinheiten nachgemacht.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Die Luftfahrtmedizin im Ersten Weltkrieg, in: „Wehrmedizinische Monatsschrift“, Nr. 10, 2019 (archiviert)
  2. Karl-Heinz Golla: Die deutsche Fallschirmtruppe 1936–1941 – Ihr Aufbau und ihr Einsatz in den ersten Feldzügen der Wehrmacht, Verlag E.S. Mittler & Sohn, Hamburg 2006, S. 21 ff.