Fragebogen für Kriegsgefangene Nr. 3

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Der Fragebogen für Kriegsgefangene Nr. 3, auch Dicks Fragebogen Nr.3 war eine vom britischen Armeepsychiater Henry Dicks und Edward A. Shils über Monate verfeinerte Fragenliste im Zweiten Weltkrieg. Er war zur leichteren Quantifizierung themenartig gegliedert.

Der Fragebogen wurde für PWI [1] zur Anwendung in Kriegsgefangenenlagern auf dem Kontinent von deren Chef Oberst Murray I. Gurfein autorisiert. PWI war die Abteilung für Informationsbeschaffung der Psychological Warfare Division. Hauptsächlich benutzte ihn die besondere PWI-Mannschaft Kampfgruppe Rosenberg der Interventionsarmee SHAEF. Morris Janowitz ordnete sie tabellarisch und wertete sie aus.

Die Auswertung ergab Dicks' Forschungsmemorandum No. 11/02/9A vom Februar 1944 zwecks Erstellung eines inneren Bildes der Wehrmacht. Sie wurde verwendet um propagandistische und subversive Angriffspunkte auf die gegnerische Moral auszuarbeiten. Nach der alliierten Besetzung Deutschlands verwandte man sie zur Richtungsgebung in den kontrollierten Medien und zur Entfernung mißliebiger Personen aus dem öffentlichen Leben um die Gesellschaft den alliierten Zielen entsprechend umzuformen.

Das Original-Formular des PWI war fünf Seiten lang und enthielt Platz für ausführliche Antworten, die der Kriegsgefangene selbst eintrug.

Formular

STANDARD FORM, PRISONER OF WAR INTERROGATION NO. 3[2] (Fragebogen für Kriegsgefangene Nr. 3)

SUPREME HEADQUARTERS, ALLIED EXPEDITIONARY FORCES (Oberstes Hauptquartier, Alliierte Expeditionsstreitkräfte, SHAEF)

PSYCHOLOGICAL WARFARE DIVISION

  • Name
  • Rang
  • Einheit
  • Tätigkeit in den bewaffneten Einheiten
  • früherer Beruf
  • Herkunftsgebiet
  • Wohnort
  • Alter
  • Bildung
  • persönlicher Hintergrund :
    • Einschätzung des Vernehmers zur Glaubwürdigkeit des Kriegsgefangenen
    • Militärkarriere und Erfahrung
    • Umstände der Gefangennahme
  • Alliierte Propaganda (Berührung & Wirkung) :
    • Flugblätter
    • Radio
  • Deutsche Propaganda
    • Einstellung zum "Endsieg"
  • Kriegsausgang :
    • Deutschland gewinnt
    • Patt oder Vergleich
    • Zweifel
    • deutsche Niederlage
    • keine Meinung
  • Haltung zu alliierter Besetzung
  • besondere Bedenken :
    • Rache an der Zivilbevölkerung
      • ja.
      • nein.
    • Plünderung, Zerstörung von Besitz, Vergewaltigung
      • ja.
      • nein.
    • Arbeitslosigkeit
      • ja.
      • nein.
    • Hunger
      • ja.
      • nein.

Nachkriegserwartungen :

  • Deutschland als Staat zerstört
  • Wiederaufleben der Nazis
  • zumutbare demokratische Ordnung
  • kommunistischer Staat
  • keine Meinung
  • persönliches Schicksal ?

Einstellung zum Nationalsozialismus :

  • komplette Gläubigkeit
  • Glauben mit Vorbehalten
  • Zweifel
  • Ablehnung
  • unpolitisch
  • keine Meinung

Einstellung zu Hitler persönlich

  • starke Hingabe und Zustimmung
  • generelle Zustimmung wenngleich Zuerkennung von Fehlern
  • Zweifel
  • starke Ablehnung
  • keine Meinung

Einstellung zu anderen Naziführern, auch unteren Parteifunktionären ...

  • Kriegsschuld :
    • Nazis, nicht die Deutschen
    • Anführer und Einzelne
    • Alliierte Schuld
    • Andere (genauer erklären)
    • keine Meinung
  • Gefühl der politischen Verantwortlichkeit  :
    • Politik sollte denen da oben überlassen werden
    • fühlt persönliche Verantwortung, Deutsche aber nicht fähig
    • fühlt persönliche Verantwortung, ebenso Deutsche dazu fähig
    • keine persönliche Verantwortlichkeit, bevorzugt deutsche Demokratie
    • Andere (genauer erklären)
    • keine Meinung

Furcht vor Mißhandlung als Kriegsgefangene :

  • Furcht
  • Unsicher
  • keine Furcht
  • keine Meinung

Einstellung zu dienstältesten Führern

  • Vertrauen
  • Zweifel
  • Mißtrauen
  • keine Meinung

Einstellung zu direkten Vorgesetzten

  • Hingabe, Vertrauen
  • Anerkennung der Autorität
  • Zweifel
  • Mißtrauen, Geringschätzung
  • keine Meinung

Reaktion auf alliierte Waffen

  • Versorgungsbedingungen (Nahrung, Gesundheit der Einheit, Post, Arten der vorhandenen Reserven, etc.)
  • Rivalitäten in der Wehrmacht
  • Heimatfront (Untergrundopposition, Fremdarbeiter, Familienleben, moralische Wirkung von Luftangriffen)
  • Weitere Beobachtungen, Kommentare und Anregungen
  • Unterschrift des Vernehmers
  • Tag der Befragung

Das hier erstmals angewandte Verfahren der Massenbefragung und -auswertung begründete nach 1945 weltweit die empirische Soziologie als neue Wissenschaft, deren Grundlage die Datenerhebung ist. Entwickelt wurde es von Medizinern der britischen Tevistock-Klinik, einem Forschungs- und Behandlungszentrum, das psychische Erkrankungen mittels Sigmund Freuds Psychoanalyse bearbeitete. Bald wurde es auch für die Konsumentenforschung zur Werbe- und Produktgestaltung, von Geheimdiensten und Regierungen zum Zweck der Politikakzeptanz und von Parteien zur Gestaltung von Wahlwerbung benutzt.

Fußnoten

  1. Psychological Warfare Intelligence; dt.: Psychologische Kriegführung-Informationsabteilung
  2. Daniel Lerner: Sykewar.Psychological warfare against Germany, D-Day to VE-Day,George W. Stewart, Publisher, Inc.. New York, 1949