Ranke, Leopold von

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Professor Dr. Dr. h.c. mult. von Ranke

Franz Leopold Ranke, ab 1865 von Ranke (Lebensrune.png 21. Dezember 1795 in Wiehe (Unstrut); Todesrune.png 23. Mai 1886 in Berlin), war ein deutscher Historiker, Historiograph des Preußischen Staates, Hochschullehrer und königlich preußischer Wirklicher Geheimer Rat. Von Ranke gilt weithin als Vater der modernen Geschichtsschreibung.

Leben

Leopold Ranke entstammte alten lutherischen Theologenfamilie geboren. Seine Eltern waren Gottlob Israel Ranke (Jurist) und Frederike, geb. Lehmike. Nach Unterricht in Schulpforta, Studium in Leipzig (Studium der klassischen Philologie und Theologie, u. a. bei Christian Daniel Beck und Gottfried Hermann) und Halle (Saale) und Gymnasiallehrerjahren in Frankfurt (Oder) im Jahre 1825 wurde er als außerordentlicher (seit 1834 ordentlicher) Professor der Geschichte an die Berliner Universität berufen, wo er bis 1871 lehrte und eine große Zahl namhafter Historiker heranbildete. Zu seinem Wirken heißt es:

„Politische und militärische Kraft schufen aus einem Staatengewirr das Reich. Währenddessen wuchs in Deutschland, schon seit den Befreiungskriegen angeregt durch den mächtigen Willen zum Staat, auch eine neue Lehre von der Geschichte heran. Leopold Ranke wird mit Recht der Begründer der neuen Geschichtsschreibung genannt. Denn was er als erster neuerer Forscher in diese alte Wissenschaft einführt ist der Gedanke, den in der Philosophie schon Hegel vertreten hatte, daß wahre Geschichte nur in der Auseinandersetzung der großen staatlichen Mächte als der edelsten Form menschlichen Geistes ablaufe.“[1]

Leopold von Ranke wurde mit Titulierungen wie „größter deutsche Historiker“, „Vater der objektiven Geschichtsschreibung“ und „Begründer der Geschichtswissenschaft“ versehen. Die von ihm maßgeblich entwickelte Quellenkritik beansprucht bis heute als „historische Methode“ Gültigkeit.

Ranke selbst war sich der Dynamik seiner Zeit durchaus bewußt. Am 8. August 1885 suchte der Berliner Oberbürgermeister Max von Forckenbeck Ranke in seiner Wohnung in der Luisenstraße auf, um ihm den Ehrenbürgerbrief zu überreichen. Man sprach über allgemeinpolitische und städtische Angelegenheiten, doch kaum hatte sich die Delegation verabschiedet, vermerkte Ranke:

„... und nun zurück zu dem Kaisertum Ottos III., mit dessen Ende ich eben beschäftigt war, als der Herr Oberbürgermeister kam.“

In seinen letzten Lebensjahren erfuhr Ranke zahlreiche Ehrungen, vielfache Ehrenpromotionen bestätigten seinen internationalen Rang und er wurde zum Kanzler des Ordens „Pour le Mérite“ berufen. Seit 1871 widmete er sich der Herausgabe seiner Sämtlichen Werke (54 Bände).

Am 23. Mai 1886 verstarb Leopold von Ranke in Berlin; das noch heute erhaltene Grabmal auf dem Sophienfriedhof wurde mit einem Bildnismedaillon geschmückt. Der persönliche Nachlaß verblieb zwar in Deutschland, die Bibliothek wurde jedoch geschlossen nach Syracuse in den VSA überführt. Die Humboldt-Universität gedachte zum 200. Geburtstag Rankes eines maßgeblichen, umstrittenen, aber eben in diesem Streit fortlebenden Begründers der modernen deutschen Geschichtswissenschaft.

Ehe

Der wegbereitende deutsche Historiker Leopold von Ranke war mit der Dublinerin Clarissa Graves verheiratet (drei Kinder), die in Berlin zu Einfluß gelangte. Clarissa wurde 1808 in Dublin geboren, und zwar in eine Familie mit guten Beziehungen. Sie wohnte im Haus mit der Nummer 12 am Fitzwilliam Square und begegnete Ranke im Jahr 1843 in Paris. Sie heirateten im selben Jahr und ließen sich in Berlin nieder, wo Clarissa einen einflußreichen Salon unterhielt, den unter anderem August Wilhelm Schlegel, Friedrich Wilhelm Schelling und die Gebrüder Grimm besuchten. Außerdem war sie eine produktive Dichterin, sie förderte Bildungskontakte zwischen Irland und Deutschland und begründete eine verständnisvolle Sichtweise ihres Heimatlandes.

Clarissa kann daher als Pionierin der deutsch-irischen Beziehungen angesehen werden. Ranke selbst schrieb unparteiisch über die irische Geschichte und besuchte Dublin 1865. Während ihres Aufenthalts machte Clarissas und Leopolds Sohn Friedhelm die Bemerkung, sein Vater sei in Dublin berühmter als in Berlin. Ranke studierte offizielle Dokumente in den Archiven im Customs House und war von den Antiquitäten in der Royal Irish Academy fasziniert. Das Trinity College Dublin verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Es war von großer Bedeutung für ihn, daß er die erste derartige Auszeichnung außerhalb Deutschlands in der Geburtsstadt seiner Frau erhielt.

Zitate

von Leopold von Ranke

  • „Das größte Gut einer Nation, ihre Unabhängigkeit, kann, wenn sie jemals verloren worden, nur durch eine allgemeine Anstrengung aller Kräfte des inneren und des äußeren Lebens wiedererrungen werden.“
  • „Ein Volk, das seine Geschichte nicht kennt, wird erleben, daß ihm eine schlechte Geschichte gemacht wird.“
  • „Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren, beigemessen: so hoher Aemter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht: er will blos zeigen, wie es eigentlich gewesen.“[2]
  • „Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es seine Soldaten nach einem verlorenen Krieg behandelt.“

über Leopold von Ranke

  • „Leopold von Ranke zählt zu den Klassikern der Geschichtsschreibung. [...] Angesichts seines historiographischen Riesenwerkes, das 54 Bände umfaßt, zu denen noch die 9 Bände der Weltgeschichte kommen, gilt Ranke weithin als der ,größte deutsche Historiker', der mit enormer gestalterischer Kraft und großem darstellerischen Vermögen eine literarische Leistung höchsten Ranges vollbracht hat.“ — Helmut Berding[3]
  • „Wie kaum ein anderer Historiker der Neuzeit hat Rankes historiographisches Werk die Entwicklung der modernen wissenschaftlichen Geschichtsschreibung beeinflußt, weit über die nationalen Grenzen Deutschlands hinaus. Er nimmt bis heute einen festen, und unbestreitbar bedeutsamen Platz in der Geschichte der Geschichtsschreibung ein, und dies ganz unabhängig von der Frage, wie seine historiographische Position aus heutiger Sicht bewertet wird. Rankes methodologische Auffassungen stellen bis in unsere Gegenwart hinein einen Stein des Anstoßes dar, an dem sich die Geister scheiden. Für viele Historiker ist Leopold von Ranke bis heute ein klassisches Vorbild großer Geschichtsschreibung geblieben. Andere Historiker hingegen beurteilen den Einfluß seines Werks auf die moderne Geschichtswissenschaft eher kritisch.“ — Wolfgang J. Mommsen[4]
  • „Rankes Geschichtsbild ist getragen von der religiösen Überzeugung, daß die geschichtliche Welt ein sinnerfüllter Kosmos menschlicher Handlungen sei, über dem, freilich verdeckt und nur erahnbar, die Hand Gottes schwebe. Daraus leitete er zum einen seinen methodologischen Kerngedanken her, die historische Gerechtigkeit (,jede Epoche ist unmittelbar zu Gott'), zum anderen sah er darin den universalhistorischen Zusammenhang verbürgt, der sich für ihn im Sinne seiner lutherisch-neuhumanistischen Prägung auf die abendländische Welt konzentrierte. Seine Geschichtstheologie begründete das methodische Ideal der Objektivität, das er erstmals in der Vorrede zu den ,Geschichten der romanischen und germanischen Völker' klassisch formulierte.“ — Wolfgang Hardtwig[5]
  • „Ranke stützte seine Geschichtsschreibung vor allem auf offizielle Dokumente und gelangte dadurch zur Beurteilung vom jeweiligen Regierungsstandpunkt aus. Er beschränkte sich auf diejenigen Mächte, die sich behaupteten; die widerstrebenden kommen nicht in den Blick. Bei aller Quellennähe sind Rankes Werke Querschnitte, keine Analysen. Trotzdem liegt Rankes große Bedeutung und Wirkung in der Entwicklung der Kritischen Methode zur Erschließung der Quellen, in seiner großen literarischen Leistung und in einem entscheidenden Beitrag bei der Entwicklung der Geschichtswissenschaft zur ersten Bildungsmacht in Deutschland.“ — Christoph Freiherr von Maltzahn[6]
  • „Es stellt sich ohnehin heraus, daß mit Zitaten aus Rankes Werk oder aus dem von Johann Gustav Droysen ein wesentlicher Teil der Grundlagendiskussion der Geschichtswissenschaft bestritten werden kann, ein weiterer Grund, um sich mit diesen Klassikern zu beschäftigen.“ — Winfried Schulze[7]
  • „Im Unterschied zu der oft national beschränkten bzw. nationalistisch werdenden Historiographie seiner Zeitgenossen und Nachfolger verstand es R., die Geschichte einzelner Staaten und Völker relativ unvoreingenommen in den Rahmen der europäischen Geschichte einzuordnen. [...] R. entwickelte in konservativer Reaktion auf die revolutionären Bewegungen seit 1789 wichtige Grundzüge bürgerlichen Geschichtsdenkens und wurde im 20. Jahrhundert als einer der Begründer der Konzeption des idealistischen Historismus angesehen.“ — Hans Schleier[8]
  • „Ranke bestand auf der Objektivität des Historikers, wollte sein ,Ich' fast auslöschen, um die Vergangenheit selbst über die Quellen sprechen zu lassen. Obwohl ihm mit seiner gründlichen Quellenkritik, der sorgfältigen Abwägung der verschiedenen Interessen der geschichtlichen Akteure eine emotionslose, sachliche Schilderung der Verhältnisse gelang, in der er sich jeglicher Moralpredigt enthielt, kommen seine politischen Ansichten in seinen Werken klar zum Ausdruck. Vor allem seine konservative Einstellung zeigt sich deutlich in seiner Verherrlichung der großen Nationalstaaten. Ranke bewies somit am eigenen Beispiel, daß das Bild des Historikers, der seine eigene Person und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Umgebung verleugnen könne, eine Illusion ist.“ — Mirjana Gross[9]
  • „In vielen Ländern entwickelte sich um diesen neuartigen, auf die Archivüberlieferung konzentrierten Tatsachenblick ein Ranke-Kult. Der deutsche Historiker wurde dabei vor allem als Vater der neuen Methodik und einer archivgestützten Geschichtsschreibung gefeiert, sein Streben, zu ‚zeigen, wie es eigentlich gewesen ist‘ wurde dabei unter Mißachtung der für Ranke und seiner Schüler so prägenden idealistisch-historistischen Geschichtsphilosophie in der Regel als Ausdruck eines trivialpositivistischen Objektivitätsideals interpretiert.“ — Lutz Raphael[10]

Werke (Auswahl)

Karte Leopold von Ranke.jpg
  • Geschichte der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1514 (1824)
  • Fürsten und Völker von Süd-Europa im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert
  • Die serbische Revolution. Aus serbischen Papieren und Mittheilungen (1829) (PDF-Datei)
  • Die römischen Päpste in den letzten vier Jahrhunderten (1834–1836)
  • Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (1839–1847)
  • Neun Bücher preussischer Geschichte (1847–1848)
  • Französische Geschichte, vornehmlich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert (1852–1861)
  • Englische Geschichte, vornehmlich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert (1859–1869)
  • Die deutschen Mächte und der Fürstenbund (1871–1872) (PDF-Datei)
  • Ursprung und Beginn der Revolutionskriege 1791 und 1792 (1875) (PDF-Datei)
  • Hardenberg und die Geschichte des preussischen Staates von 1793 bis 1813 (1877)
  • Serbien und die Türkei im neunzehnten Jahrhundert (1879)
  • Der Ursprung des siebenjährigen Krieges (1871) (PDF-Datei)
  • Über die Verschwörung gegen Venedig im Jahre 1618 (1831) (PDF-Datei)
  • Friedrich der Grosse (1878) (PDF-Datei)
  • Geschichte Wallensteins (1870) (PDF-Datei)
  • Zur Kritik neuerer Geschichtsschreiber (1884) (PDF-Datei)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, 1937 Lehmanns-Verlag München
  2. Sämtliche Werke Bd. 33/34, Leipzig 1885, S. 7.
  3. In: Hans-Ulrich Wehler (Hg.): Deutsche Historiker, Göttingen 1973, S. 7
  4. In: ders. (Hg.): Leopold von Ranke und die moderne Geschichtswissenschaft, Stuttgart 1988, S. 7
  5. In: Über das Studium der Geschichte, München 1990, S. 43
  6. In: Rüdiger vom Bruch / Rainer A. Müller (Hg.): Historikerlexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, München 1991, S. 249
  7. In: Einführung in die Neuere Geschichte, Stuttgart 2 1991, S. 240
  8. In: Kurt Pätzold (Leiter): Biographien zur deutschen Geschichte von den Anfängen bis 1945, Berlin 1991, S. 408
  9. In: Von der Antike bis zur Postmoderne. Die zeitgenössische Geschichtsschreibung und ihre Wurzeln, Wien u.a. 1998, S. 151
  10. In: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart, München 2003, S. 67f.
  11. frühere Gedenktafel am Haus Luisenstraße 24a in Berlin Mitte