Schmid, Franz (1920)

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Franz Schmid (Lebensrune.png 18. Oktober 1920 in Aislingen; Todesrune.png 17. Oktober 2016 ebenda) war ein deutscher Unteroffizier der Wehrmacht, zuletzt Oberfeldwebel des Heeres im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Rekrut Schmid

Einberufung

Schmid, der eigentlich gelernter Maurer ist, wurde zu Kriegsbeginn nach Wolfratshausen einberufen, um beim Aufbau einer Munitionsfabrik und eines Lagers zu helfen, am 3. Oktober 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen.

Zweiter Weltkrieg

Adolf Hitler gratuliert im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ 14 Zeremonieteilnehmer zur Verleihung der Nahkampfspange des Heeres in Gold, 1944; Franz Schmid 3. v. r.

Der Aislinger diente beim Panzer-Pionier-Bataillon 27:

„Wir waren Brückenbauer. Wir mußten immer vorausgehen, um den Weg für die Panzer zu ebnen.“

Seine Dienstzeit hat er hauptsächlich in Rußland und Polen verbracht. Für ein Jahr hätte ihn der Führer vom Frontdienst befreit, nach Hause gegangen ist er trotzdem nicht.

„Ich hatte damals 74 Nahkämpfe gewonnen. Ab 50 Kämpfen wurde man befreit. Ansonsten hat man nur Heimaturlaub bekommen, wenn man verwundet wurde.“

Insgesamt fünf Mal wurde Schmid verwundet. Ende September 1941 hatte ihn beim Angriff auf ein russisches Dorf ein Granatsplitter am Rücken getroffen. Erst drei Monate später hätte ihm der Stabsarzt den Splitter entfernt. Zwei Jahre später landete eine Granate auf dem Bunker, in dem sich Schmid mit seinen Kameraden aufhielt.

„Wir haben so gehofft, daß der Flieger einfach vorbeifliegt, aber die Granate traf uns.“

Schmid hatte Glück, er stand direkt am Eingang. Der Karabiner 98, der an seinem Bein lehnte, wurde in der Mitte durchgeschlagen.

„Sonst wäre mein Fuß weg.“

Am rechten Ohr ist er aber seit diesem Tag schwerhörig.

Nahkampfspange in Gold

Die Nahkampfspange in Gold wurde im Laufe des Zweiten Weltkrieges zur höchsten infanteristischen Auszeichnung. Zum Zeitpunkt ihrer Stiftung Ende 1942 war dies noch nicht absehbar. Doch im Frühjahr 1944 vollzog sich ein Wandel in der Wertigkeit, verbunden mit höchsten Begünstigungen für ihre Inhaber.

Bedingung für die Verleihung der Nahkampfspange in Gold war das Erreichen von 50 bestätigten Nahkampftagen. Ein Träger dieser Auszeichnung ist Franz Schmid. Als Feldwebel und Zugführer in der 2. Kompanie/Panzer-Pionier-Bataillon 27 der 17. Panzer-Division wurde ihm am 7. Februar 1944 die NKiG verliehen.

Am 27. August 1944 gehörte er zu den ersten 14 Soldaten, denen die Nahkampfspange in Gold im Führerhauptquartier durch Adolf Hitler persönlich überreicht wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Franz Schmid bereits 74 bestätigte Nahkampftage.

„Einmal im Führerhauptquartier und einmal beim Hitler selber sein, das war ja schließlich der Wunsch von so vielen Volksgenossen. Auf einmal steht man vor ihm und bekommt eine Auszeichnung. Das ist ein Gefühl, das man eigentlich gar nicht beschrieben kann.“

Nachkriegszeit

Pensionär Franz Schmid

Für Schmid war der Volkstrauertag ein wichtiges Datum im Jahreskalender. Er ging schon immer auf den Friedhof, nur ein einziges Mal hatte er es nicht geschafft.

„Die Glocken läuten. Am Grab spielt Musik und es wird Salut geschossen.“

Allerdings bedauerte er es sehr, daß ansonsten nur wenig an die gefallenen Soldaten erinnert wird.

„Für Fahnenflüchtlinge werden Denkmäler gebaut. An die Soldaten, die gestorben sind, um ihr Vaterland zu verteidigen, wird weniger gedacht. [...] Wir waren Soldaten, keine Nazis. Wir haben nur gehorcht. [...] Ich kann niemandem sagen, wie dreckig ich mich gefühlt habe, als ich vom Kriegsende erfuhr. Die ganze Welt war gegen uns – das war zuviel.“

Tod

Grabstätte der Familie Schmid

Oberfeldwebel a. D. verstarb 2016 im Kreise seiner Familie in seiner Heimatstadt Aislingen.

Familie

Witwer Schmid lebte zuletzt mit seinen drei Kindern und Enkelin in einem Haus in seiner Heimatstadt.

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

  • Ingo Möbius: Immer wieder Nahkampf – Ein Träger der Nahkampfspange in Gold erinnert sich, 2011, ISBN 978-3000326189

Leseprobe (Immer wieder Nahkampf)

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.
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Als die Nahkampfspange Ende November 1942 gestiftet wurde, war die Zeit der deutschen Blitzkriegserfolge längst beendet. Besonders an der Ostfront standen die deutschen Truppen in sich abwechselnden Angriffs- und Abwehrkämpfen. Einige Teile der Front waren sogar komplett im Stellungskrieg erstarrt. Mit Schaffung der neuen Auszeichnung erhielt die Fronttruppe eine Möglichkeit, im Infanteriekampf besonders bewährte Soldaten auszeichnen zu können. Für die höchste Stufe, die Nahkampfspange in Gold, wurde die Zahl von 50 bestätigten Nahkampftagen festgelegt. Später stellte sich heraus, daß diese Zahl enorm hoch war. Bis heute sind nur rund 640 Personen namentlich bekannt geworden, denen die Nahkampfspange in Gold verliehen wurde.
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Werdegang
Einer dieser Soldaten war Franz Schmid. Seit Beginn des Rußlandfeldzuges kämpfte er als Angehöriger des Panzerpionierbataillons 27 im Rahmen der 17. Panzerdivision. Ende September 1942 führte er als Gefreiter eine Gruppe in der 2. Kompanie des PiBtl 27. Die 17. PD lag im Großraum Orel und die Pionierkompanie erhielt den Auftrag, einen örtlichen russischen Einbruch zu bereinigen.
„Es sollte ein vom Russen vor einigen Tagen eroberter Schützengraben aufgerollt werden. Von der Berghöhe aus, um die unser Graben verlief, konnte man den Feind und seine Truppenbewegungen bis weit in das Hinterland beobachten. Die Stellungen verliefen ungefähr hufeisenförmig um den Berg. Dieser Berg war etwa 300 m weiter vorgeschoben als die Grabenstellungen links und rechts davon. Durch einen Verbindungsgraben waren die Stellungen durchgehend verbunden. Und genau bis zu diesem Verbindungsgraben hatte der Russe unsere Stellungen erobern können. Das hätte dem Russen ja vielleicht schon gereicht, denn jetzt konnten wir ihnen nicht mehr ohne weiteres in die Suppe spucken. Aber den „unseren“ paßte das nicht, darum sollten wir die Höhe wieder zurückerobern.
Beim Morgengrauen des 28. September 1942 traten wir Pioniere zum Gegenstoß an. Der Russe hatte den Graben, soweit er ihn erobert hatte, zugeschüttet, so daß wir das Hindernis erst übersteigen mußten, und er uns besser abschießen konnte. Aber diesen Gefallen taten wir ihm nicht. Wir sprengten mit ein paar Tellerminen den zugeschütteten Teil frei. Danach ging es mit Handgranaten und Flammenwerfern los. Meter um Meter mußte erkämpft werden. Gleich auf den ersten Schritten hatten wir schon einen Schwerverwundeten. Er war auf eine Mine getreten, und sein Bein war bis zum Knie zersplittert. Es war der Gefreite Wimmer. Wir banden ihm das Bein ab und brachten ihn anschließend sofort zurück. Der Nächste mußte an seine Stelle treten, obwohl er wußte, daß ihm beim folgenden Schritt ein ähnliches Schicksal ereilen konnte.
Wir kamen nur ein Stück voran, dann verhärtete sich der Widerstand so, daß unsere Ausfälle unvertretbar wurden. Zwei Ausfälle durch Verlust der Beine und mehrere Verwundete durch Handgranatensplitter. Der Angriff wurde eingestellt, das Grabenstück wieder zugeschüttet und vermint. Es konnte ja durchaus sein, daß der Feind auch frontal einen Gegenstoß machen würde. Daher hieß es sofort: „Vorbereiten für die Nacht!“ Denn daß der Russe bei Nacht angreifen würde, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Jeder mußte mal seine Notdurft verrichten, so auch ich. Da ungefähr 20 Meter neben unserem Graben eine verlassene russische Granatwerferstellung lag, spurtete ich rüber und erledigte mein Geschäft. Nebenbei beobachtete ich, daß ein paar Kisten russischer Handgranaten in der Stellung lagen. Diese sollten mir noch gute Dienste leisten. Es waren etwa 60 bis 80 Handgranaten und geballte Ladungen.
Ungefähr um Mitternacht setzte russisches Artilleriefeuer und das Feuer von Granatwerfern und Stalinorgeln ein. Jetzt wußten wir, daß der Russe in der nächsten halben Stunde mit seinen Massen von Soldaten angreifen würde. Er kam nicht nur im Graben, sondern versuchte auch frontal über das ganze Gelände uns zu überrennen. Durch den Geländegewinn, den ich mit meiner Gruppe bei Tage erreicht hatte, waren wir am weitesten rechts vorne und hatten nun die Hauptlast dieses Angriffes zu tragen. Hinter mir lag die 7. Gruppe, die nach links sicherte, und somit den Russen von der Flanke bekämpfen konnte. Vermutlich wollte der Iwan die weit hinter uns liegende Auffangstellung überrennen.
Im Scheine der Leuchtpatronen konnten wir den Haufen Russen erkennen, die etwa 20 bis 30 Meter vor unseren Stellungen lagen, und die wir gerade mit Handgranaten und geballten Ladungen niederhalten konnten. Als langsam unsere Handgranaten knapp wurden, fielen mir die russischen Handgranaten ein, die ich tagsüber in der Granatwerferstellung gesehen hatte. Kurz entschlossen rannte ich rüber und holte die erste Kiste. Den Inhalt verteilte ich sofort an die Gruppe. Danach rannte ich noch drei Mal, bis alle Handgranaten herbeigeholt waren. Das Ende sah dann so aus, daß sich der Russe wegen der schweren Verluste bei uns zurückzog und die ganze Nacht nicht mehr angriff. Daß der Russe nicht mehr angriff, war auch unser Vorteil. Denn der I. und der II. Zug hielten dem Angriffsdruck nicht stand, so daß sie bis zum nahe liegenden Dorf Miljawoje ausgewichen waren. Dabei hatte es beim Zurückgehen in dieses Dorf den Oberfeldwebel Heckl, den Zugführer des II. Zuges, durch einen Schuß in den Rücken tödlich erwischt.
Wir wußten die gesamte Nacht hindurch nicht, daß wir mit etwa zwölf Mann Gesamtstärke „mutterseelenallein“ in der Stellung lagen und diese auch gehalten hatten. Beim Morgengrauen setzte auf einmal die eigene Artillerie auf unsere Stellungen ein, so daß wir uns im Graben flach hinlegen mußten. Jetzt aber schnell weiße Leuchtkugeln geschossen, das Zeichen für „hier sind wir“ oder „eigene Truppe“. Mein Kompaniechef, Oberleutnant Ebner, der nach seiner Verwundung inzwischen wieder bei uns war, kam mit der Kompanie angerückt und wollte die Stellungen wiedererobern. Er staunte nicht schlecht, als er die zwölf Mann hier alleine antraf, die die Stellung die ganze Nacht gehalten hatten. Vermißt wurden wir wohl bei der Kompanie, aber man glaubte, daß wir tot oder gefangen wären. Es folgte eine Belobigung vom Chef, die Belohnung kam hinterher.
Der Kompaniechef wollte auch unsere Stellungen abgehen und besichtigen. Er ging im Graben nach vorne bis zum Obergefreiten Rose. Dieser wollte ihm zeigen, wo sich der Russe verschanzt hatte. Es war der letzte Fehler seines Lebens. Kaum hatte er den Kopf über den Grabenrand gehoben, als es am Stahlhelm des Obergefreiten Rose einen Schlag gab, und er sodann mit einem Kopfschuß in den Armen des Kompaniechefs lag. Dieser, und auch ich, hatten unmittelbar hinter ihm gestanden. Heinz Rose wußte schon, daß sich ein Scharfschütze auf unseren Graben eingeschossen hatte, aber er wollte dem Oberleutnant genau erklären, wo er in Stellung lag. Es war wieder eine Warnung für alle anderen Kameraden.
Von jetzt an durften wir das Niemandsland nur noch mit einem Grabenspiegel beobachten. Außerdem lag etwa 80 bis 100 m vor unserem Graben ein abgeschossener T-34, in dem wir den Scharfschützen vermuteten, der uns das Leben so sauer machte.
Am Tage war es der Scharfschütze, und bei Nacht ein russisches MG. Ich bekam den Auftrag, mit drei Mann und drei Tellerminen in der Dämmerung den T-34 anzugehen und zu sprengen. Es gelang mir unter dem Feuerschutz meiner Kameraden den Panzer zu erreichen und ihn mit den Tellerminen restlos zu vernichten. Dieses Unternehmen war für uns wieder einmal ein Erfolg ohne eigene Verluste.
Das gesamte Unternehmen bei Miljawoje hatte die Kompanie vom 28. September bis zum 10. Oktober 1942 jedoch mindestens sieben Tote und ebenso viele Verwundete gekostet. Davon waren mindestens drei Mann, die im Grabenkampf auf Minen getreten waren oder Handgranaten vor die Füße bekommen hatten, beinamputiert.
Quelle: Ingo Möbius: Immer wieder Nahkampf – Ein Träger der Nahkampfspange in Gold erinnert sich, 2011, ISBN 978-3000326189


Dokumentarfilm

  • Thomas Majewski: Verborgen in Schnuttenbach, 2009[1]

Verweise

Fußnoten

  1. Darin spricht Schmid über seine Erlebnisse als Oberfeldwebel und wie er diese nach dem Krieg verarbeitete.