Seitz, Franz (junior)

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Franz Seitz junior (1921–2006)

Franz Seitz (Pseudonym: Georg Laforet, Lebensrune.png 22. Oktober 1921 in München; Todesrune.png 19. Januar 2006 in Schliersee) war ein deutscher Filmproduzent, Filmregisseur, Drehbuchautor und 1980 Oscargewinner in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ für Die Blechtrommel.

Leben

Jugend

Franz Seitz wurde am 22. Oktober 1921 in München geboren. Sein Vater war der Filmregisseur und Produzent Franz Seitz senior (1888–1952), seine Mutter die Schauspielerin Anni Terofal.

Zweiter Weltkrieg

Nach dem Abitur am Neuen Realgymnasium in München leistete er von 1940 bis 1945 Kriegsdienst als Oberleutnant und Batterieführer bei der 337. Infanterie-Division. Er wurde 1943 an der Ostfront schwer verwundet und konnte den längeren Heimataufenthalt nutzen, um drei Semester Medizin zu studieren.

Nachkriegszeit

Nach 1945 beschäftigte er sich autodidaktisch mit Malerei und Kunstgeschichte und lebte 1945 bis 1948 als Kunstmaler. 1949 volontierte er bei Richard Eichberg als Filmarchitekt („Die Reise nach Marrakesch“). 1951 gründete er mit Jochen Genzow die Produktionsfirma Allegro-Film.

Für viel Verwirrung sorgte die Namensgleichheit von Vater und Sohn Franz Seitz – beide Produzent, Autor und Regisseur. 1951 produzierte der Sohn den Film „Der letzte Schuß“ (als Koproduktion von Allegro- und Thalia-Film), bei dem der Vater Regie führt. Am Drehbuch des Vaters arbeitet der Sohn mit, sein Bruder Hans Seitz, ein Schauspieler mit komischem Talent, spielte in dem Film mit. Es ist ein typischer Film von Franz Seitz senior.

1954 zeigte sich erstmals, daß sich der Sohn vom väterlichen Erbe emanzipieren wollte: Als Geschäftsführer der – von ihm wieder gemeinsam mit Genzow betriebenen – Ariston-Film GmbH beteiligte er sich an der Produktion von Roberto Rossellinis „Paura“ („Angst“). Diese Absetzungsbewegung setzte sich 1955 fort mit „Es geschah am 20. Juli“ von G. W. Pabst.

Franz Seitz junior produzierte mit seiner 1956 gegründeten Franz Seitz Filmproduktion in München noch zahlreiche Heimatfilme, u. a. „Der Meineidbauer“, „Mein Schatz ist aus Tirol“, „Schön ist die Liebe am Königssee“ und „Bei der blonden Kathrein“. Ende der 60er Jahre, als die Heimatfilme als populäres Unterhaltungskino endgültig passé waren, wechselte er zum modischen Aufklärungsfilm und kreierte – angeregt durch Ludwig Thomas bayerische Lausbubengeschichten – die eine Zeitlang höchst profitable Gattung der „Lümmel- und Paukerfilme“.

Gleichzeitig trat er auch als Autor und Regisseur in die Fußstapfen seines Vaters. 1954 erfolgte sein erster Regie-Auftritt in „Ein Mädchen aus Paris“, ein musikalisches Lustspiel um eine französische Studentin in München. Unter dem Pseudonym Georg Laforet – ein Vorfahre mütterlicherseits war ein Graf Laforet, dessen illegitime Kinder das Anagramm Terofal als Familiennamen trugen – schrieb er zahlreiche Drehbücher. Am erfolgreichsten war 1962 „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“, inszeniert von Rolf Thiele. Gehobene Unterhaltung war das Ziel seiner Drehbücher.

Der „andere“ Seitz zeigte sich aber am deutlichsten als Produzent von Volker Schlöndorffs international erfolgreichem Debütfilm „Der junge Törless“ (1966). Man könnte fast von einer schizophrenen Karriere sprechen: Ein prominenter Vertreter der Altbranche wurde einer der ersten Produzenten des Neuen Deutschen Films. 1967 beteiligt er sich an Jean-Marie Straubs „Chronik der Anna Magdalena Bach“ und 1978 produziert er Schlöndorffs Oscar-Gewinner „Die Blechtrommel“. 1971 war Seitz der Koproduzent von Louis Malles „Herzflimmern“.

Ein spezieller Zug seiner Persönlichkeit zeigte sich 1964 in der Produktion von Thomas Manns „Tonio Kröger“, die Rolf Thiele inszenierte. Vier weitere Filme nach Thomas Mann folgten, hierbei führte Seitz selbst Regie. Thomas Manns Konflikt von Künstler und Bürger in Personalunion fand in Seitz eine Entsprechung. Die Kritik reagierte auf die Filme gemischt, das oft verwendete Adjektiv „redlich“ charakterisierte auch die Ratlosigkeit der Feuilletons. „So spiegeln sich in seinem Lebenswerk exemplarisch Glanz und Elend des deutschen Nachkriegsfilms“, konstatierte Sebastian Feldmann.

Ein zweiter Komplex im Regie-Werk von Franz Seitz zeigt eine Zwischenposition: Filme mit bayerischen, speziell Münchner Themen – allerdings auch mit kritischem Anspruch jenseits der Heimat-Tümelei: „Abelard – Die Entmannung“ (1975), „Die Jugendstreiche des Knaben Karl“ (1977) nach Karl Valentin, „Flammenzeichen“ (1984), die teilweise fiktive Biographie des Münchner Jesuiten Rupert Mayer, zu dem Tochter Gabriele Seitz das Drehbuch schrieb, sowie „Erfolg“ (1990) nach dem Roman von Lion Feuchtwanger.

Neben der Tätigkeit als Produzent, Autor und Regisseur verwirklichte sich Seitz intensiv in Vereinen und Verbänden: Er wurde 1981 Vorsitzender des Verbandes deutscher Spielfilmproduzenten e. V., war daneben Vizepräsident des internationalen Produzentenverbandes FIAPF und 1987 bis 1997 Mitglied des Kuratoriums der Berliner Festspiele GmbH, die u. a. Träger der Internationalen Filmfestspiele sind. Er amtierte in der Film-Förderungs-Anstalt (FFA) als Stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates, Mitglied des Präsidiums, Mitglied der Richtlinienkommission, Mitglied der Verhandlungsgruppe Film/Fernsehen, war 1987 bis 1997 Vorsitzender des Vorstandes bzw. Präsident der SPIO, anschließend Mitglied des Präsidiums. Seit deren Gründung war er stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Internationalen Münchner Filmwochen GmbH, dem Träger des Filmfestes München.

Der Ehe von Franz und Anneliese Seitz, geb. Conrad, entstammen Sohn Peter und Tochter Gabriele. Die Tochter war wiederholt in der väterlichen Produktion tätig, trat bereits als Kind in „Angst“ auf und schrieb inzwischen promoviert, u. a. das Drehbuch zu „Flammenzeichen“, drehte eine Fernsehdokumentation zur „Zauberberg“-Verfilmung („100 Tage auf dem Zauberberg“) und editierte Begleitbücher zu väterlichen Produktionen.

Franz Seitz starb am 19. Januar 2006 in München.

Auszeichnungen und Ehrungen

Filmographie

Produktionen

(insgesamt über 100; auszugsweise:)

  • Der letzte Schuß, 1951
  • Die vertagte Hochzeitsnacht, 1953
  • Der Meineidbauer, 1956
  • Es geschah am 20. Juli, 1955
  • Kleiner Mann ganz groß, 1957
  • Die Zwillinge vom Silbertal, 1957
  • Die grünen Teufel von Monte Casino, 1958
  • Mein Schatz ist aus Tirol, 1958
  • Ja, so ein Mädchen mit sechzehn, 1959
  • Die feuerrote Baronesse, 1959
  • Bei der blonden Kathrein, 1959
  • Die zornigen jungen Männer, 1960
  • Silberfish, 1961
  • Isola Bella, 1961
  • Der verkaufte Großvater, 1962
  • Muss i denn zum Städtele hinaus, 1962
  • Moral 63, 1963
  • Kennwort... Reiher, 1964
  • Lausbubengeschichten (nach Ludwig Thoma), 1964
  • Kleine Front, 1965
  • An der Donau, wenn der Wein blüht, 1965
  • Tante Frieda – Neue Lausbubengeschichten, 1965
  • Grieche sucht Griechin (nach Friedrich Dürrenmatt), 1966
  • Ich suche einen Mann, 1966
  • Der junge Törleß (nach Robert Musil), 1966
  • Stella, 1966
  • Onkel Filser – Allerneueste Lausbubengeschichten, 1966
  • Der Paukenspieler, 1967
  • Fast ein Held – Die Abenteuer des braven Kommandanten Küppers, 1967
  • Liebesnächte in der Taiga, 1967
  • Wenn Ludwig ins Manöver zieht, 1967
  • Die Lümmel von der ersten Bank: Zur Hölle mit den Paukern (1967)
  • Die Lümmel von der ersten Bank: Zum Teufel mit der Penne (1968)
  • Die Lümmel von der ersten Bank: Pepe, der Paukerschreck (1969)
  • Die Lümmel von der ersten Bank: Hurra, die Schule brennt! (1969)
  • Die Lümmel von der ersten Bank: Wir hau'n die Pauker in die Pfanne (1970)
  • Ludwig auf Freiersfüßen, 1969
  • Das Glöcklein unterm Himmelbett, 1970
  • Der Kapitän, 1971
  • Das fliegende Klassenzimmer (nach Erich Kästner), 1973
  • Als Mutter streikte (nach Eric Malpass), 1974
  • Abelard, 1975
  • Unordnung und frühes Leid (nach Thomas Mann), 1977
  • Die Blechtrommel (nach Günter Grass), 1979
  • Der Zauberberg (nach Thomas Mann), 1982
  • Doktor Faustus (nach Thomas Mann), 1982
  • Big Mäc, 1985
  • Joseph Filser – Bilder aus dem Leben eines Bayerischen Abgeordneten, 1989

Drehbücher

  • Die Sterne lügen nicht, 1950
  • Kleiner Mann ganz groß, 1957
  • Das schwarz-weiß-rote Himmelbett, 1962
  • Lausbubengeschichten (nach Ludwig Thoma), 1964
  • Wälsungenblut (nach Thomas Mann), 1964
  • Die Herren, 1965
  • Tante Frieda – Neue Lausbubengeschichten, 1965
  • Grieche sucht Griechin (nach Friedrich Dürrenmatt), 1966
  • Onkel Filser – Allerneueste Lausbubengeschichten, 1966
  • Der Paukenspieler, 1967
  • Wenn Ludwig ins Manöver zieht, 1967
  • Van de Velde: Die vollkommene Ehe (nach Theodore H. Van de Velde), 1968
  • Ludwig auf Freiersfüßen, 1969
  • Das Glöcklein unterm Himmelbett, 1970
  • Der Kapitän, 1971
  • Lilli – die Braut der Kompanie, 1972
  • Versuchung im Sommerwind, 1973
  • Das fliegende Klassenzimmer (nach Erich Kästner), 1973
  • Als Mutter streikte (nach Eric Malpass), 1974
  • Abelard, 1975
  • Unordnung und frühes Leid (nach Thomas Mann), 1977
  • Die Jugendstreiche des Knaben Karl, 1977
  • Die Blechtrommel (nach Günter Grass), 1979
  • Doktor Faustus (nach Thomas Mann), 1982
  • Big Mäc, 1985
  • Sukkubus – den Teufel im Leib, 1989
  • Erfolg (nach Lion Feuchtwanger), 1991
  • Die goldene Gans, 1994
  • Glück auf vier Rädern, 2005

Regie

  • Ein Mädchen aus Paris, 1954
  • Die Herren, 1965
  • Der Paukenspieler, 1967
  • Ludwig auf Freiersfüßen, 1969
  • Abelard, 1975
  • Unordnung und frühes Leid (nach Thomas Mann), 1977
  • Die Jugendstreiche des Knaben Karl, 1977
  • Doktor Faustus (nach Thomas Mann), 1982
  • Flammenzeichen, 1985
  • Erfolg (nach Lion Feuchtwanger), 1991
  • Die goldene Gans, 1994

Darsteller

  • Der Fußgänger, 1973 (als „Dr. Karl Peters“)