Murnau, Friedrich Wilhelm

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Friedrich Wilhelm Murnau (1888–1931)

Friedrich Wilhelm Murnau (auch F. W. Murnau; Lebensrune.png 28. Dezember 1888 als Friedrich Wilhelm Plumpe in Bielefeld; Todesrune.png 11. März 1931 in Santa Monica, Kalifornien) war ein deutscher Philologe, Künstler, Offizier und Filmpionier. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Filmregisseure der Stummfilmära.

Wirken

Zweisitziger Doppeldecker des Deutschen Heeres am 4. Dezember 1917 in der Schweiz, zur Besatzung gehörte Beobachter und Fliegerleutnant F. W. Murnau
F. W. Murnau auf seiner Yacht „Bali“. Aus dem Buch Friedrich Wilhelm Murnau – Die privaten Fotografien 1926–1931

Am 28. Dezember 1888 wurde er in Bielefeld geboren: schon als Knabe sensibel, später ein Visionär des Films, also jemand, der nicht Routine zeigte, der vielmehr den Versuch unternahm, ein Thema aus seinen eigenen Bedingungen optisch zu realisieren.

Friedrich Wilhelm Plumpe wuchs in einer wohlhabenden Bürgerfamilie auf; der Vater Heinrich war Tuchfabrikant, die Mutter Ottilie, geb. Volbracht, Lehrerin. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kassel, wohin die Familie 1892 umzog, begann er ein Studium der Philologie bzw. Philosophie in Berlin sowie Kunstgeschichte und Literatur in Heidelberg. Dort wurde bei einer Studentenaufführung der berühmte Regisseur Max Reinhardt auf ihn aufmerksam. Reinhardt ermöglichte ihm den Besuch der Max-Reinhardt-Schauspielschule und beschäftigte ihn als Schauspieler und Regieassistenten. Plumpe nahm 1909 als Pseudonym für seinen ersten öffentlichen Bühnenauftritt den Künstlernamen Friedrich Wilhelm Murnau (nach dem Ort Murnau am Staffelsee) an.

Am Ersten Weltkrieg nahm Murnau, nachdem er sich im Oktober 1914 freiwillig zum Dienst bei der Infanterie gemeldet hatte, als Leutnant (Beförderung 1915) des Deutschen Heeres im 1. Garderegiment zu Fuß des Garde-Korps der Preußischen Armee teil und wurde an der Westfront eingesetzt, Anfang 1917 dann an der Ostfront (Lettland). Seinen Heimaturlaub im Sommer 1916 verbrachte er bei den Eltern seines verstorbenen Freundes Hans (1915 an der Ostfront gefallen), in deren Villa in Berlin, wo er sich einen ständigen Wohnsitz einrichtete.

1917 meldete er sich bei der Fliegertruppe und wurde Luftbeobachter bei der Fliegerabteilung 281 (Artillerie). Die FA A 281 wurde am 15. März 1917 an der Westfront aus der Feld-Flieger-Abteilung 67 (FFA 67) und dem Flieger-Bataillon Nr. 2 aufgestellt. Während eines Aufklärungsfluges zwang ein Maschinenschaden die Deutschen zur Notlandung, aufgrund der schlechten Sicht landeten der Flugzeugführer und Beobachter Murnau auf dem Gebiet der neutralen Schweiz. Dort wurde Murnau zunächst in Andermatt interniert, konnte aber, als er in Luzern interniert wurde, tagsüber am dortigen Theater arbeiten. Im Juni 1918 kam es dort zur Uraufführung seiner Inszenierung des schweizerischen Volksschauspiels „Marignano“, nachdem sein Regiekonzept bei einem Preisausschreiben ausgezeichnet worden war.

„Kurz nach vier Uhr tauchte am Nachmittag des 4. Dezember 1917 ein deutscher Doppeldecker über Basel auf und kreiste über der Stadt. 20 Minuten später landete er auf der Fußballmatte beim Allschwiler Bachgraben. Das Flugzeug war, nachdem es in den Schweizer Luftraum eingedrungen war, mehrmals unter Beschuß geraten, ohne getroffen zu werden. Zur Landung in Allschwil gezwungen sahen sich die zwei Leutnants, welche mit dem Doppeldecker C 9288 unterwegs waren, wie es in einer Mitteilung des Schweizer Armeestabs hieß, ‚wegen Versagen des Motors und Benzinmangel‘. Die Maschine war mit einem Maschinengewehr ausgerüstet, an Bord befand sich allerdings keine Munition. Die zwei Leutnants waren denn auch nicht mit einem Kampfauftrag gestartet, sondern hätten das Flugzeug von Straßburg zu ihrer Abteilung in Lothringen transferieren sollen. Doch schon bald nach dem Start verloren die beiden in den Wolken die Orientierung und wurden schließlich durch einen heftigen Sturm Richtung Basel abgetrieben. In Allschwil wurden die Flieger, die erstaunt feststellen mußten, daß sie in der Schweiz gelandet waren, von der Polizei und von Armeeangehörigen angehalten und dem Platzkommando Basel übergeben. Die Zeitungsberichte nennen die Namen der beiden Deutschen nicht. Dank Briefen und anderen Dokumenten im Nachlaß von Friedrich Wilhelm Murnau (1888–1931) wissen wir aber, daß der Pilot des Doppeldeckers ein Leutnant Meyer war und der zweite Mann im Flieger niemand anderes als Murnau selbst. In Basel freundete sich Murnau mit dem kunstinteressierten Alphons Staehelin-Zahnd (1882–1943) an, der damals Adjutant beim Platzkommando Basel war. Wie Briefe von Alphons Staehelin im Murnau-Nachlaß in Berlin zeigen, pflegten die beiden den Kontakt auch dann noch weiter, nachdem Murnau in die Kaserne Andermatt verlegt worden und später in Luzern in der Pension Felsberg untergebracht war.“[1]

Als er 1919 in Berlin gemeinsam mit Conrad Veidt die Murnau Veidt Filmgesellschaft gründete, war das nicht die Initialzündung eines künstlerische Individualität übersehenden kommerziellen Unternehmens, sondern – gleichsam – die Geburtsstunde eines eigentümlichen Filmstils, der die Vision vom Film als eigene, in sich unabhängige künstlerische Möglichkeit zu verwirklichen trachtete.

Als Murnau 1921 von der Decla-Bioscop als Regisseur engagiert wurde (das erste Unternehmen war dahingegangen), schrieb der Filmkritiker Willi Haas über ihn:

„Seine Wesensart ist eine ganz außerordentliche Nüchternheit, Distinguiertheit, größter Puritanismus in der Verwendung dekorativer Effekte, verbunden mit einer zarten zurückhaltenden Ausgestaltung der dramatischen Figuren.“

Diese Äußerung ist deshalb so wichtig, weil Murnau – zumindest in seiner deutschen Phase – ganz dem Fantastischen zugeneigt war. „Der Januskopf“ (1920) und „Nosferatu“ (1921/22) sind da auffällige Beispiele. Aber hier wie auch in „Faust“ (1926) verstand er sich auf die exakt von den Möglichkeiten des bewegten Bildes abhängige optische Vision, die nie von dekorativen Versatzstücken abhängig war.

Murnau sah die Szene vom Menschen her, dem er eine metaphysische Struktur zubilligte. Da verband sich das Expressive mit dem kammerspielhaften („Der letzte Mann“ 1924). Und es ergab sich eine eigentümliche Fantasie des Zarten, die (im Falle von „Faust“) wohl einem Gretchensentiment zuneigte, die das Komische und das grob Karikierende verschmähte, die aber immer Zugang fand zur menschlichen Empfindung. Da war nichts Maskenhaftes, keine oberflächliche Spielallüre. Das Tragische hatte für Murnau einen selbstverständlichen Stellenwert im Leben, daher flüchtete es nie in grobe Dramatik, in eine drastische Possenreißerei des Finsteren.

Als William Fox spürte, daß sich seine Produktion auf dem Abstieg befand und sein Star Tom Mix überalterte, holte er sich Friedrich Wilhelm Murnau nach Hollywood, der ihm für die Gage von 40.000 Dollar „Sonnenaufgang“ (Sunrise) nach Hermann Sudermanns schöner litauischer Geschichte „Die Reise nach Tilsit“ drehte.[2]

Er schrieb selbst 1928 im Theater Magazine (VSA):

„Die Kamera ist der Zeichenstift des Regisseurs. Sie soll die größtmögliche Beweglichkeit aufweisen, um jeden flüchtigen Stimmungsakkord aufzuzeichnen.“

Der Stimmungsakkord, die Atmosphäre, die den Menschen umwebt, ihn psychologisch akzentuiert: Kaum jemand hat wie Murnau von daher seine Bildvision verwirklicht. Auch selbst als Murnau 1927 mit „Sunrise“ seinen ersten amerikanischen Film drehte, verließ er sich auf seine Fähigkeit, den Menschen und seine Umwelt mit jener Subtilität zu sehen und zu verwirklichen, die Expressives und Psychologisches überzeugend vermischt, die so eine eigene, vom Film inspirierte Welt erzeugt, in der mechanische Oberflächlichkeit keinen Platz hat.

Wohl aber das formal Schöne, das sich 1929 in „Tabu“ durch die Fotografie ausdrückt, aber auch durch den Menschen selbst, der sich wie eine unmittelbare Schöpfung ausnimmt, wie ein Gebilde des Paradieses, das hier zum ersten Mal die Vorstellung verließ und konkrete Wirklichkeit wurde.

Tod

Friedrich Wilhelm Murnaus Grab
Südwestkirchhof Stahnsdorf (Aufnahme: 1933)

Als Murnau, der von seinen Schauspielern gemeinhin nur als „Herr Doktor“ angesprochen wurde, in Nordamerika durch einen Autounfall auf einer Küstenstraße starb, da war die Welt ärmer um einen Mann, der den Film als unersetzbare optische Möglichkeit begriffen hatte, menschliches Schicksal anschaulich zu machen. Der Autounfall, an dessen Folgen er am 11. März 1931 in Santa Monica starb, geschah vor der Premiere seines Südsee-Films „Tabu“. Die Trauerfeier und Beisetzung fand einen Monat später, am 11. April, in Stahnsdorf bei Berlin statt. Unter den Trauergästen befanden sich Robert J. Flaherty, Carl Mayer, Emil Jannings, Fritz Lang, Georg Wilhelm Pabst und Greta Garbo. Das von Karl-Ludwig Manzel entworfene Grabmal wurde am 22. Oktober 1932 auf dem Friedhof errichtet. Die Büste Murnaus stammt von dem Berliner Bildhauer Georg Koch.

Grabschändung 2015

In der Nacht zum 14. Juli 2015 wurde aus der Grabkammer der Familie Murnau in Stahnsdorf bei Berlin der Kopf bzw. Totenschädel des balsamierten Leichnams von Friedrich Wilhelm Murnau entwendet, nachdem die Täter den Metallsarg aufgestemmt hatten. Es war nicht das erste Mal, daß sich Eindringlinge Zugang zur Grabkammer von Murnau verschafften. Die Polizei ermittelt wegen „Störung der Totenruhe“ und „Diebstahl“. Wäre Murnau ein Jude, würde man eine Sonderkommision wegen Grabschändung bilden.

Würdigung

Der neoistische Musiker Vittore Baroni gründete 1980 die Gruppe „Lieutenant Murnau“. Kennzeichen der „Geistermusiker“ war stets ein Bild von Murnau in Offiziersuniform der Fliegertruppe. Das Projekt wurde 1984 eingestellt.

Im Spielfilm „Shadow of the Vampire“, unter anderem von Nicolas Cage produziert, wird Murnau von John Malkovich dargestellt. Der Film bezieht sich in seiner Handlung auf den Filmdreh von Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“.

1966 wurde die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung initiiert. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses kulturelle Filmerbe zu erhalten, wiederherzustellen, zu restaurieren und zu rekonstruieren sowie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

„Seit ihrer Gründung im Jahr 1966 setzt sich die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, eine Stiftung bürgerlichen Rechts, für den Erhalt und die Pflege eines Großteils des deutschen Filmerbes ein. Ihre einzigartigen Bestände öffentlich zugänglich zu machen, gewinnt seit Jahren an Bedeutung und wird die Arbeit auch künftig zunehmend prägen. Wichtigstes Stiftungskapital ist der einzigartige, in sich geschlossene Filmstock, der Kopien und Materialien der ehemaligen Produktionsfirmen Ufa, Universum-Film, Bavaria, Terra, Tobis und Berlin-Film – samt den damit verbundenen Rechten – aus über sechs Jahrzehnten deutscher Filmproduktion umfaßt.“

Kurzfilmpreis

Der Kurzfilmpreis der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung dient der Nachwuchsförderung. Ausgezeichnet werden Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme, dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro pro Film. Der Murnau-Kurzfilmpreis zählt bundesweit zu den begehrtesten Auszeichnungen dieser Art, da er für die FFA-Kurzfilmförderung relevant ist. In den Preisträgerlisten seit 1995 finden sich Kurzfilme von Pepe Danquart, Tyson Montgomery, Jochen Alexander Freydank und Florian Henckel von Donnersmarck.

Deutsches Filmhaus in Wiesbaden

Seit April 2009 betreibt die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in zentraler Lage der Landeshauptstadt Wiesbaden das Deutsche Filmhaus, das filmkulturellen Einrichtungen, Interessenvertretungen aus der Filmwirtschaft sowie Film- und Medienunternehmen ein gemeinsames Domizil bietet. In dem modernen Büro- und Veranstaltungskomplex bietet das Murnau-Filmtheater einen öffentlichen Kinospielbetrieb, im Multi-Funktionsbereich finden zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen statt.

Filmographie

  • 1917: Teufelsmädel – verschollen
  • 1919: Der Knabe in Blau – verschollen
  • 1919: Satanas – Fragment
  • 1920: Der Bucklige und die Tänzerin – verschollen
  • 1920: Der Januskopf – verschollen
  • 1920: Abend – Nacht – Morgen – verschollen
  • 1920: Sehnsucht – verschollen
  • 1920: Der Gang in die Nacht
  • 1921: Marizza, genannt die Schmugglermadonna – Fragment
  • 1921: Schloß Vogelöd
  • 1922: Der brennende Acker
  • 1922: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens
  • 1922: Phantom
  • 1923: Die Austreibung – verschollen
  • 1924: Die Finanzen des Großherzogs
  • 1924: Der letzte Mann
  • 1926: Tartüff
  • 1926: Faust – eine deutsche Volkssage
  • 1927: Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen (Sunrise – A Song of Two Humans)
  • 1928: Vier Teufel (4 Devils)verschollen
  • 1930: City Girl
  • 1931: Tabu

Fußnoten