Lang, Fritz

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Fritz-lang.jpg
Fritz Langs Grab, Rechts: Fritz Lang, links: seine Ehefrau
Los Angeles, Hollywood Hills, Forest Lawn
Inschrift des Grabplattesteins

Friedrich „Fritz“ Christian Anton Lang (Lebensrune.png 5. Dezember 1890 in Wien; Todesrune.png 2. August 1976 in Beverly Hills/Los Angeles, Kalifornien) war ein jüdischer Filmregisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor[1] und Schauspieler aus Österreich, der zeitweise im Deutschen Reich und später in Hollywood wirkte. Im Ersten Weltkrieg war er Offizier der k. u. k. Armee. Er prägte die Filmgeschichte mit und setzte vor allem in der Stummfilm- und frühen Tonfilm-Ära neue ästhetische und technische Maßstäbe. Seine frühen in Deutschland gedrehten Filme erzählen zumeist utopische und fantastische Geschichten, die in einer expressiv düsteren Atmosphäre inszeniert wurden. Langs Tonfilme rücken hingegen den Menschen und seine inneren Beweggründe in den Mittelpunkt. Die Themen sind der alltäglichen Realität entnommen, basieren häufig auf Presseberichten. Filme wie M – Eine Stadt sucht einen Mörder oder Metropolis gehören zu den Meilensteinen der deutschen und internationalen Filmgeschichte.

Leben

Herkunft

Friedrich „Fritz“ Christian Anton Lang wurde als Sohn des Architekten und Stadtbaumeisters Anton Lang und dessen Frau Pauline „Paula“, geb. Schlesinger, in Wien geboren. Beide Elternteile sollen aus dem deutschen Mähren gestammt haben, Langs Mutter wurde als Jüdin geboren,[2] konvertierte jedoch noch vor der Heirat zum Katholizismus. Sie und ihr Mann bleiben bis zu ihrem Tod strenggläubige Katholiken, so haben sie auch Fritz, der nach dem deutschen Blutschutzgesetz als Halbjude galt, erzogen.[3]

Ausbildung

Auf Wunsch des Vaters studierte Lang zunächst Architektur an der Technischen Hochschule in Wien. 1908 wechselte er an die Wiener Akademie der Graphischen Künste, wo er ein Studium der Malerei begann. Neben dem Studium trat Lang als Kabarettist auf. Nach Reisen in verschiedenen Mittelmeerländern und Afrika zog Lang 1911 nach München, um an der Staatlichen Kunstgewerbeschule Julius Diez weiter zu studieren. 1913/1914 setzte er seine Kunstausbildung in Paris fort.

Wirken

Nach dem Abschied aus dem heimatlichen Wien 1910 brachte sich Lang in den folgenden „Wanderjahren“ als Maler und Zeichner, zwischendurch auch als Postkartenverkäufer, Kabarettist und Schausteller durch. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 kehrte er nach Wien zurück und meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Er wurde im Krieg verwundet und schrieb während des Lazarettaufenthalts und dem anschließenden Genesungsurlaub Kurzgeschichten und Filmskripte. 1917 ergaben sich erste Kontakte mit Filmproduzenten, so verfaßte Lang für den Produzenten und Regisseur Joe May seine ersten Drehbücher, „Die Hochzeit im Exzentrikklub“ und „Hilde Warren und der Tod“. Auf Initiative des Produzenten Erich Pommer übersiedelte Lang nach Berlin und arbeitete als Dramaturg für Pommers Decla-Film AG.

Erster Weltkrieg

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs kehrte Lang 1914 nach Wien zurück. Er meldete sich als Kriegsfreiwilliger und zeichnete sich bei seinem ersten Einsatz an der Front durch große Tapferkeit aus.

„Von 1913 bis 1914 zog er als Maler nach Paris, kehrte allerdings beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Wien heim, um sich als Freiwilliger zu melden. Den Krieg erlebte er, nach Besuch der Einjährig-Freiwilligen-Schule, als Artillerie-Offizier in Rußland, Rumänien und Italien. Für seinen Einsatz wurde er unter anderem mit dem Karl-Truppenkreuz und zweimal mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille II. Klasse geehrt. Durch Verwundungen mehrfach zu Lazarett-Aufenthalten gezwungen, fing der Filmbegeisterte Lang an, Drehbücher zu schreiben.“

Die Zeit von Juni bis Dezember 1915 verbrachte er zur Ausbildung zum Reserveoffizier in Luttenberg in der Steiermark, einer Kleinstadt im heutigen Osten Sloweniens. Bedingt durch seinen militärischen Rang wohnte er privat im Hause des Anwalts Dr. Karl Grossmann, eines typischen Intellektuellen seiner Zeit, der zahlreichen Interessen wie der Fotografie nachging und auch drei Kurzfilme drehte. Lang selbst arbeitete in dieser Zeit, angeregt durch örtliche, traditionelle Töpfereien, auch in Terrakotta. Zwei seiner (Selbstportrait?-)Büsten und zwei Gartenvasen (z.T. signiert und datiert) werden von der Familie Grossmann bewahrt. Es handelt sich wahrscheinlich um Langs einzige erhaltene Werke der bildenden Kunst. Spätere Filmideen und Ausstattungsmotive Langs lassen sich auf Anregungen durch die Bibliothek und die Sammlungen Grossmanns wie auch auf die Architektur und Archäologie der Stadt Ljutomer und ihrer Umgebung zurückführen.

1916 erlitt Lang eine Kriegsverletzung, sein Genesungsurlaub führte ihn zurück nach Wien, wo er Kontakte zu Filmleuten knüpfte und ab 1917 als Drehbuchautor für Joe May zu arbeiten begann (u. a. später bei Das Indische Grabmal). Während seiner Tätigkeit für May lernte er seine spätere Frau Thea von Harbou kennen. 1917 mußte der k. u. k. Leutnant wieder in den Krieg zurückkehren, wurde jedoch 1918 nach einer zweiten Verwundung für kriegsuntauglich erklärt. Gegen Ende des Krieges, im August 1918, lernte Lang, der zu diesem Zeitpunkt als Spielleiter des „feldgrauen Spiels“ für die Truppenbetreuung Theater inszenierte, den Berliner Filmproduzenten Erich Pommer kennen. Nach dem Krieg zog er nach Berlin, wo er 1919 Elisabeth Rosenthal heiratete.

Stummfilme

Metropolis, in einer Drehpause der Hure Babylon-Sequenz. Brigitte Helm (re.)
Unb. Person, Filmkomponist Gottfried Huppertz, die Darsteller Gustav Fröhlich, Margarete Lanner, Fritz Rasp (hinten), Regisseur Fritz Lang, Brigitte Helm, unbekannte Person (v.l.n.r.)
Metropolis, Aufnahme der Herzmaschine.

Die Abschaffung der Zensur in der Weimarer Republik befreite nach dem Ersten Weltkrieg die Produktionsbedingungen für den Film von äußeren Zwängen. Außerdem machten die generell guten Exportchancen für Stummfilme und die Schwäche der Reichsmark im Deutschland der frühen 1920er Jahre den Dreh auch von monumentalen Filmwerken rentabel, weil allein mit den Deviseneinnahmen aus dem Auslandsgeschäft der größte Teil der Produktionskosten gedeckt werden konnte. In dieser Situation startete Fritz Lang seine Karriere als Filmregisseur, als der er bis Mitte der 1920er Jahre über die Decla-Film bzw. Decla-Bioscop AG und die UFA für den Produzenten Erich Pommer arbeitete.

Mit dem in fünf Tagen gedrehten Stummfilm „Halbblut“, in dem ein Mann an seiner Liebe zu einer Frau zerbricht, entstand 1919 Langs Regiedebüt. Anschließend inszenierte er den Abenteuerzyklus "Die Spinnen" (Teil 1 und 2, 1919 und 1920). Weil sein Produzent Pommer nach dem Erfolg des ersten Teils eine schnelle Fortsetzung forderte, mußte Lang auf die Regie des später bekannt gewordenen Films "Das Cabinett des Dr. Caligari" (1919; Regie: Robert Wiene) verzichten.

Am 25. September 1920 fand Langs erste Ehefrau den Tod durch einen Schuß aus dessen Browning-Revolver. Es wird davon ausgegangen, daß sie sich spontan das Leben nahm, nachdem sie Zeugin der Affäre ihres Mannes mit Thea von Harbou geworden war. Die genauen Umstände bleiben jedoch im Dunkeln, als Todesursache wurde „Unglücksfall” statt „Selbstmord” angegeben. Lang hielt seine erste Ehe Zeit seines Lebens geheim und heiratete im August 1922 von Harbou. Der Vorfall hat mutmaßlich seine zukünftigen Filmthemen von Schuld, Verstrickung, Tod und Selbstmord stark beeinflußt. In dem 2001 anläßlich der Lang-Retrospektive bei den Berliner Filmfestspielen herausgegebenen Kinemathek-Buch FL. Fritz Lang wurde dieses mysteriöse Kapitel aus Langs Leben durch Dokumente belegt, ohne den Tod von Elisabeth Rosenthal restlos aufzuklären.

Zwischen 1921 und 1933 machte sich Lang als Berlins ideenreichster Filmregisseur einen Namen. Die Filme dieser Zeit sind gekennzeichnet von der engen Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Thea von Harbou, die Lang 1922 heiratete und die bis 1932 die Drehbücher all seiner Filme (mit-)verfasste.

Fritz Langs erster großer Erfolg bei der Kritik - auch in der internationalen Filmwelt - war 1921 der Film „Der müde Tod“, in dem ein Mädchen (verkörpert von Lil Dagover) vom Tod das Leben ihres Geliebten zurückfordert. Der Film war bereits durch einen für Lang typischen Inszenierungsstil, die Verwendung von expressionistischen Stilelementen der Raumgestaltung wie Schatten, Lichtreflexen und der Betonung architektonischer Strukturen gekennzeichnet. "Die anhaltende Wirkung filmischer Mittel", so das Urteil des bedeutenden Soziologen und Filmtheoretikers Siegfried Kracauer, "ist umso erstaunlicher, als man den ganzen Film noch mit einer Handkurbel-Kamera drehen mußte und noch keine Nachtaufnahmen machen konnte. Diese malerischen Bilder sind so präzise getroffen, daß man manchmal der Illusion anheimfällt, sie seien von Grund auf real".[4] 1921 wurde Pommers Produktionsfirma Decla von der Universum Film AG (Ufa) übernommen, Erich Pommer wurde Ufa-Produktionsleiter.

Mit „Dr. Mabuse, der Spieler“, griff Lang 1922 eine populäre Romanvorlage von Norbert Jacques auf. Der dämonische Verbrecher Dr. Mabuse verleitet Menschen mittels hypnotischer Fähigkeiten zu Mordtaten und widersetzt sich völlig den Regeln des Staates. Der Nihilismus und die Dekadenz der Hauptfigur konnten dabei erst durch die im Film angedeutete allgemeine wirtschaftliche und soziale Unsicherheit, die auf das soziale Reizklima in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verwies, zur vollen Entfaltung gelangen. Auch wenn sich Lang gegen die Einordnung von „Dr. Mabuse“ als expressionistischen Film wehrte, traten in dem Werk doch eindeutig expressionistische Ausdrucksmittel zu Tage, wie sie auch im „Cabinett des Dr. Caligari“ zu sehen gewesen waren: eng verwinkelte Straßenzüge, gemalte Schatten und Lichtreflexe sowie bizarr geformte Innendekors bestimmten die Szenerie. Auf diesen Kriminalfilm folgten zwei Teile der „Nibelungen“: „Siegfrieds Tod“ (1923) und „Kriemhilds Rache“ (1924). Nachdem er sich mit diesen Filmen als Regisseur etabliert hatte, erhielt Lang von der Ufa für seinen Streifen „Metropolis“ (1927) freie Hand. In diesem ersten deutschen „Science-fiction“, einer negativen Utopie, beschäftigte sich Lang mit technischen Zukunftsphantasien, sozialen Gegensätzen und der Psychologie der Masse. Die Handlung geriet dabei gegenüber Langs pompöser Ornamentalisierung und seinem Hang zum Dekorativen in den Hintergrund. Der Film wurde zum bis dahin teuersten Werk der Ufa und stürzte die Gesellschaft, da die erhofften Einspielergebnisse ausblieben, in eine finanzielle Krise. Nach öffentlichen Kontroversen um die Budgetüberschreitungen bei "Metropolis" gründete Lang seine eigene Produktionsgesellschaft (Fritz-Lang-Film GmbH).

Fritz Langs Wohnhaus, das er 1930 mit seiner Frau Thea von Harbou bezog, war Teil einer Versuchssiedlung, die Hans und Wassili Luckhardt 1928 bis 30 errichteten – zählten zu den wichtigen Bauten der „Neuen Sachlichkeit“ in Berlin. Seine einfachen kubischen Formen, der weiße Beton und die darunter liegende Stahlskellettbauweise waren damals radikal modern.

Bildergalerie

Tonfilme

Seinen ersten Tonfilm drehte Lang 1931 mit „M - eine Stadt sucht einen Mörder“, in dem er den später bekannten Filmdarsteller Peter Lorre als psychopathischen Kindermörder, der von Polizei und Unterwelt gejagt und erst in letzter Minute vor dem Lynchen gerettet wird, eindrucksvoll in Szene setzte. Der Film wurde, ebenso wie Langs letzter Stummfilm „Die Frau im Mond“ (1929), später von den Nationalsozialisten verboten, während seine Nibelungenfilme den völkischen Ideologen äußerst genehm waren. Langs zweiter Mabuse-Film „Das Testament des Dr. Mabuse“ (1932), in dem Mabuse durch Sabotage- und Terrorakte die Ordnung unterminieren und zerstören will, um auf dem Chaos die Herrschaft des Verbrechens zu errichten, wurde von der Zensur verboten. Dennoch wurde Lang, der im März 1933 zusammen mit Carl Boehse, Victor Janson und Luis Trenker die Regie-Gruppe der Nationalsozialistischen Betriebsorganisation (NSBO) gegründet hatte, von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels Anfang April eine Führungsposition in der deutschen Filmindustrie (Ufa) angeboten. Lang lehnte jedoch ab, er ordnete erst seine Finanzen, prüfte Angebote im Ausland, bevor er Deutschland verließ.[5] Lang pendelte etwa drei Monate lang zwischen Berlin, London und Paris und tauschte in dieser Zeit auch Devisen bei seiner Bank.[6]

Hollywoodfilme

Lang ging zunächst nach Paris, wo er 1934 mit Charles Boyer „Liliom“ (nach dem Bühnenstück von Ferenc Molnár) drehte. Die „Adaption“ des gleichnamigen Theaterstücks von Ferenc Molnár wurde sowohl in einer französischsprachigen als auch in einer deutschsprachigen Version gedreht. Noch im selben Jahr, unterschrieb er einen Vertrag mit der Hollywood-Produktionsfirma MGM und siedelte in die USA über, wobei ihn seine neue Lebensgefährtin Lily Latté an Bord der Île de France begleitete. Seine ohnehin seit langem zerrüttete Ehe mit Thea von Harbou – Lang hatte 1928 eine Affäre mit der Spione-Hauptdarstellerin Gerda Maurus begonnen – war bereits im April 1933 geschieden worden.

In Hollywood setzte Fritz Lang seine Karriere fort, schaffte es aber insgesamt nicht mehr, an seine großen Erfolge des Deutschen Kinos anzuknüpfen. Nach einigen abgelehnten Projekten drehte er mehrere Filme, in denen er seine europäisch geprägten Ansätze erfolgreich mit US-amerikanischen Themen zu verbinden wusste.

Fritz Langs erster Hollywoodfilm wurde zugleich der von Filmkritik und Lang selbst am meisten geschätzte. Der sozialkritische Film „Fury“ (1936), in dem ein unschuldig Angeklagter knapp dem Tod durch Lynchen entkommt und später Rache an seinen Verfolgern nehmen will, eröffnete Langs Hollywood-Tätigkeit. Im gleichen Jahr war Lang Mitbegründer der „Anti-Nazi-League“.

Mit einigen Western - darunter „The Return of Frank James“ (1940 mit Henry Fonda; dt. Rache für Jesse James), Langs erster Farbfilm „Western Union“ (1940; dt. Überfall der Ogalalla) und "Rancho Notorious" (1952, mit Marlene Dietrich; dt. Engel der Gejagten) - gelangen Lang große kommerzielle Erfolge. Für den antideutschen Film „Hangmen also Die“ (1943), dessen Skript er in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht verfasste und der von dem 1942 verübten Attentat auf den „Reichsprotektor Böhmen und Mähren“, Reinhard Heydrich, handelte, gründete Lang seine eigene Produktionsfirma. Mit „Clash by night“ (1952; dt. Vor dem neuen Tag), „The Big Heat“ (1953; dt. Heißes Eisen), „Moonfleet“ (1955; dt. Das Schloss im Schatten) und „Beyond Reasonable Doubt“ (1956; dt. Jenseits allen Zweifels) gelangen Lang einige der besten Beispiele des „film noir“. Trotz seiner Erfolge war Fritz Lang - bei allem Lob für die technischen Möglichkeiten - mit den Arbeitsbedingungen in Hollywood, die seine Einflussmöglichkeiten auf die eigenen Filme beschränkten, unzufrieden, hatte häufig heftige Auseinandersetzungen mit den Studiobossen und erklärte 1956, keine Filme mehr in Hollywood drehen zu wollen.

Insgesamt entstanden in den Jahren in Hollywood 22 Filme, d. h. mehr als die Häfte seiner insgesamt 34 Filmproduktionen, und Lang war dabei konsequent bemüht, sich seinem neuen Publikum anzupassen. Nach Meinung von Cornelius Schnauber gelang es Lang in dieser Phase, seine statische, primär an der Bildaussage orientierte Optik der Stummfilmzeit zu Gunsten eines in Hollywood üblichen schnelleren Szenenablaufs und Bildwechsels zurückzustellen .[7] Oder wie Hans C. Blumenberg in der ZEIT resümierte:

„Was anfangs noch von einem abendländischen Kunstwillen überkrustet war, entwickelte sich in Hollywood und durch Hollywood zu einem eisigen Funktionalismus, in dem kein Bild überflüssig, keine Kamerabewegung bloßer Schnörkel war.“ (13. August 1976)

Rückkehr nach Europa

Fritz Lang kehrte 1956 nach Deutschland zurück. Das Angebot von Studiochef Artur Brauner, Remakes seiner eigenen Stummfilmerfolge zu drehen, lehnte Lang ab. 1958 schuf er mit „Der Tiger von Eschnapur“ und „Das indische Grabmal“ doch zwei Neufassungen alter Filme, nach seinem eigenen Drehbuch. 1960 entstand Langs letzter Film, „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“, der die bekannte Verbrecherfigur mit den neuen gesellschaftlichen Entwicklungen konfrontierte. Allen drei Produktionen war jedoch kein großer Erfolg mehr beschieden. 1963 verkörperte Lang in „Le Mépris“ (dt. Die Verachtung) von Jean-Luc Godard einen alten Filmregisseur, der seinen Film - ein Werk über Odysseus - gegen die Eingriffe seines Produzenten zu verteidigen sucht, und spielte damit sich selbst. Enttäuscht über die schlechte Rezeption seiner Filme und die mangelhaften Arbeitsbedingungen in Deutschland kehrte Lang, der mehr und mehr erblindete, nach Hollywood zurück. Weitere Filmprojekte, an denen er noch arbeitete, konnte er nicht mehr realisieren.

1964 amtierte Lang als Präsident der Spielfilmjury bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes und übernahm auch den Jury-Vorsitz bei der Internationalen Filmwoche in Mannheim. In zahlreichen Retrospektiven, z. B. in der Cinémathèque Française, Paris (1959), im National Film Theatre, London (1960), im Museum of Modern Arts, New York (1967) und in Wien (1971), wurde Langs Schaffen geehrt. 1973 wurde er von der Universität Wien zum Honorarprofessor ernannt.

Regiekollege François Truffaut beschrieb Langs Stil einmal als „unerbittlich“: „Jede Einstellung, jede Kamerabewegung, jeder Ausschnitt, jede Bewegung eines Schauspielers, jede Geste ist entschieden und unnachahmlich“ (zit. nach Cinegraph). In seinem Nachruf auf Lang schrieb Friedrich Luft in der Welt: „Er hatte in seinen besten Arbeiten und Bilderfindungen eine fast titanische Kraft und Herrlichkeit. Er war ein genialer Bildwerfer, als die Kunst des Kinos noch ganz jung war, und er hat immer wieder beweisen können, daß man das Kino mit eigenständiger, großer Kunst beliefern kann - und sich doch vom Publikum nicht zu entfernen braucht“ (4. August 1976).

Am 3. Juli 2008 wurden in den Medien berichtet, daß verschollenes Material des Stummfilmklassikers „Metropolis“ von Fritz Lang, in einem Museum in Buenos Aires entdeckt wurde. Das 16 mm-Negativ erhielt bislang nicht rekonstruierte Szenen. „Metropolis“ war kurz nach der Premiere um eine Stunde gekürzt worden.

Auszeichnungen

Preise: Deutscher Filmpreis: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film (1963), Officier des Art et des Lettres (1965), Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1966), "Ehrenmedaille der Stadt Wien" (1971).

Familie

Fritz Lang war von 1922 bis 1933, in zweiter Ehe, mit der Schriftstellerin Thea von Harbou verheiratet.[8] Die Ehe wurde am 26. April 1933 geschieden. Kurz vor seinem Tod heiratete Lang (dritte Ehe) in Amerika seine langjährige Gefährtin Lilly Latté (Todesrune.png 1984). Er starb nach langer Krankheit am 2. August 1976 im Alter von 85 Jahren in Beverly Hills/Los Angeles.

Elisabeth Rosenthal

Früh schon rankten sich Legenden um Lang und sein Leben. Eine der mysteriöseren handelt vom Tod seiner ersten Frau, Elisabeth Rosenthal (je nach Quelle auch Lisa Rosenthal geschrieben), ein Ereignis, über das er sein Leben lang Stillschweigen bewahrte. Elisabeth Rosenthal war im September 1920 durch einen Brustschuss in der gemeinsamen Wohnung ums Leben gekommen. Die Diagnose des Arztes lautete auf „Unglücksfall“. Das Amtsgericht Charlottenburg gab den Leichnam anstandslos zur Beerdigung frei. Dennoch war immer wieder von Langs Verwicklung in das „Unglück“ die Rede. „Am 25. September 1920 wurde in der Tharandter Strasse Nr. 1 in Berlin-Wilmersdorf eine Frauenleiche gefunden. „Brustschuß, Unglücksfall“, protokollierte der aufnehmende Arzt. Es war die Wohnung des Filmregisseurs Fritz Lang, damals am Anfang seiner großen Karriere in den Babelsberger Ufa-Studios. Die Tote hieß Elisabeth Rosenthal, 26 Jahre alt, stammte aus Wien und war seine Ehefrau“. Das Wort „Unglücksfall“ im Zusammenhang mit jenem Brustschuss kann auch darauf hindeuten, daß es zu einem Handgemenge kam, in dem sich ein tödlicher Schuß löste. Fritz Lang jedenfalls hat ein Leben lang Filme über Schuld, Komplizenschaft, falsche Anschuldigungen, nicht sühnbare Verbrechen, ungewollte Totschläge und Selbstmorde gedreht.[9]

Der wohl interessanteste Text aus diesem Teil des Buches ist der Essay über den „Fall Elisabeth Rosenthal“, Langs erster Ehefrau, die im September 1920 in der gemeinsamen Wohnung in Berlin durch einen Schuß in die Brust starb. Die Tatsache, daß über diesen Todesfall bisher wenig bekannt war, hat zu weiterer Legendenbildung in der Filmgeschichtsschreibung geführt. Zuletzt reimte sich der amerikanische Autor Patrick McGilligan in seinem Buch „Fritz Lang, The Nature of the Beast“ (1997) zusammen, daß Lang selbst auf den Abzug gedrückt habe, um freie Bahn für die Affäre mit seiner späteren zweiten Ehefrau Thea von Harbou zu haben (eine Darstellung, die durch Georges Sturm überzeugend als sensationslüsterne Mischung aus Halbwahrheiten, absichtlich falsch interpretierten Quellen und Spekulationen widerlegt wurde, „The Lady Vanishes“, „FilmGeschichte“, Newsletter der Stiftung Deutsche Kinemathek Nr. 11/12, Mai 1998, S. 13-19). Leider hatte auch Professor Cornelius Schnauber zu dieser Legendenbildung beigetragen. Er hatte Lang in dessen letzten Lebensjahren gut gekannt und in seinem Buch „Fritz Lang in Hollywood“ (1986) die geheimnisvolle Bemerkung gemacht, es sei „kaum möglich, das Werk Langs zu analysieren, ohne auf ein ganz wesentliches Ereignis zurückzugreifen, das sich (...) am Anfang seiner Karriere zugetragen hat.“ (S. 8) Lang und seine dritte Ehefrau Lily Latté hätten dieses Ereignis ihm gegenüber nur ein einziges Mal angedeutet und als äußerst vertraulich beschrieben, so daß Schnauber es sich versagt habe, darüber zu schreiben -- eine Geste der Freundschaft dem Menschen Lang gegenüber. Da Schnauber aber nicht nur als Freund Langs auftrat, sondern auch als Filmhistoriker, der sich mit Lang befaßt, handelte es sich hier vor allem um die Anmaßung eines privilegierten Erkenntniszugangs: ein Filmhistoriker behauptete, er besitze eine Information über Lang, die er in seine Forschungen einfließen lassen kann, aber anderen Forschern nicht zugänglich macht. Statt über diese Information zu schweigen, betonte er ihre Wichtigkeit. Die naheliegende Vermutung ist, daß Schnauber damals den Tod von Langs erster Frau meinte.[10]

Auszeichnungen (Auszug)

Filmographie

Beteiligung an Drehbüchern

(Die Liste ist möglicherweise nicht vollständig und enthält nur Filme, bei denen Lang nicht selbst Regie führte.)

  • 1917: Die Peitsche (Regie: Adolf Gärtner)
  • 1917: Die Hochzeit im Exzentric-Club
    (aus der Serie Joe Deebs, Regie: Joe May)
  • 1917: Hilde Warren und der Tod (Regie: Joe May)                  
  • 1919: Die Rache ist mein (Regie: Alwin Neuß)
  • 1919: Bettler GmbH (Regie: Alwin Neuß)
  • 1919: Wolkenbau und Flimmerstern
    (Regie: Josef Coenen, Wolfgang Geiger)
  • 1919: Totentanz (Regie: Otto Rippert)
  • 1919: Lilith und Ly (Österreich, Regie: Erich Kober)

Regisseur

Filme in Deutschland

Filme in den Vereinigten Staaten

Filme in Frankreich

Literatur

  • George, Manfred (als: m.g.): „The Ministry of Fear. Paramaount”, in: Aufbau (New York, NY), Jg. 11, Nr. 7, 16. Februar 1945
  • Moullet, Luc: Fritz Lang. Paris: Seghers, 1963
  • Bogdanovich, Peter: Fritz Lang in America. London: Studio Vista, 1967
  • Eisner, Lotte: Fritz Lang. London, 1976
  • Grafe, Frieda / Patalas, Enno / Prinzler, Helmut: Fritz Lang, Reihe Film 7, Jansen, Peter W. / Schütte, Wolfram (Hg.), München: Hanser, 1976, ISBN 3-446-12202-8
  • Ott, Frederick W.: The Films of Fritz Lang. Secaucus, NJ: Citadel, 1979
  • Maibohm, Ludwig: Fritz Lang. (Heyne Filmbibliothek, Band 32). München: Heyne, 1981, ISBN 3-453-86034-9
  • Kaplan, E. Ann: Fritz Lang. A Guide to References and Resources. Boston: K.G. Hall, 1981
  • Dürrenmatt, Dieter: Fritz Lang. Leben und Werk. Basel: Museum des Films Basel, 1982
  • Humphries, Reynold: Fritz Lang: cinéaste américain. Paris: Albatros, 1982
  • Horak, Jan-Christopher: Anti-Nazi-Filme der deutschsprachigen Emigration von Hollywood 1939–1945. Münster: Maks, 1984
  • Töteberg, Michael: Fritz Lang. (Rowohlts Monographien). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1985
  • Schnauber, Cornelius: Fritz Lang in Hollywood. Unvollendete Memoiren. Wien, München, Zürich: Europaverlag, 1986, ISBN 3-203-50953-9
  • Schütze, Larissa: Fritz Lang im Exil: Filmkunst im Schatten der Politik. München: Meidenbauer, 2006, ISBN 3-89975-587-1
  • Nash, Ray R. / Ross, Stanley R. / Conelly, Robert B. (Ed.): Motion Picture Guide. Chicago, IL: Cinebooks, 1987
  • Gehler, Fred / Kasten, Ullrich: Fritz Lang – Die Stimme von Metropolis. Berlin: Henschel, 1990, ISBN 3-362-00522-5
  • Sturm, Georges: Fritz Lang. films, textes, références. Nancy: Presses universitaires Nancy, 1990
  • Eisenschitz, Bernard / Bertetto, Paolo: Fritz Lang. La mise en scène. Paris: Cinémathèque Française, 1993
  • Viviani, Christian: „Cape et Poignard. Le miroir et le geste”, in: Positif (Paris), Nr. 405, November, 1. November 1994
  • McGilligan, Patrick: Fritz Lang. The Nature of the Beast. New York, NY: Faber and Faber, 1997
  • Hoeppner, Klaus (Red.): Fritz Lang. Filmblätter. Filmografie. Bibliografie, Filmheft, Nr. 6, Berlin: Filmmuseum Berlin – Deutsche Kinemathek, 2001
  • Mikuž, Jure / Vrodlovec, Zdenko:„ Fritz Lang ”. o.O., Moderna galerija, Revija Ekran

Filmnachweise

  • Auch Henker sterben. DVD, Neuauflage 2006. 130 Minuten. In der Fritz Lang Collector's Edition, Deutsch und Englisch. ASIN: B000I0S7NO

Film über Fritz Lang

Verweise

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 51/2000 vom 11. Dezember 2000 (ne)
  2. Universiṭat Tel-Aviv: Juden in der Weimarer Republik, Dumont Literatur U. Kunst, 1986, S. 12
  3. Barry Keith Grant: Fritz Lang: Interviews, S. 163
  4. Siegfried Kracauer, Von Caligari zu Hitler, 1995, S. 99
  5. Berliner Kurier, 13. Februar 2010: Das dunkle Geheimnis des Fritz Lang
  6. Artem Demenok: „Deutsche Lebensläufe: Fritz Lang”, Dokumentation, SWR 2007, 44 min, Grimme-Preis 2007
  7. vgl. NZZ, 18. März 1982
  8. Durch seine Heirat mit der deutschen Drehbuchautorin Thea von Harbou erwarb der Österreicher 1922 auch die deutsche und nach seiner Emigration 1939 die VS-amerikanische Staatsbürgerschaft.
  9. L ? eine Nachwelt sucht einen Mörder - Erstmals sind jetzt zum rätselhaften Todesfall von Fritz Langs erster Frau Dokumente in einem Buch publiziert wordenDie Welt, 6. Februar 2001
  10. Der Tagesspiegel, 31. Januar 2001, S. 14: z. B. Andreas Conrad: Fritz Lang vom Mordverdacht freigesprochen.