Scheuermann, Fritz

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Dr. jur. Fritz Scheuermann

Friedrich „Fritz“ Scheuermann (Lebensrune.png 8. Juni 1887 in Straßburg; Todesrune.png um/nach 1957) war deutscher Reserveoffizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, Jurist und erster Präsident der Reichsfilmkammer im Dritten Reich sowie erster Präsident der Internationalen Filmkammer. Sein älterer Bruder war Wilhelm Scheuermann.

Leben

Führerlexikon, Seite 411
Reichsfilmkammer-Präsident Oberleutnant der Reserve a. D. Dr. Scheuermann (rechts mit Großer Ordensschnalle) bei der Eröffnungsfeier für den Internationalen Filmkongreß in Berlin 1935, ganz links Luis Trenker, dann Frau Scheuermann und schließlich Ernst Hanfstaengl (2. v. rechts).
Haus Scheuermann, Berlin-Dahlem, Hüttenweg 15

Fritz Scheuermann, dessen aus Schlesien stammender Vater Rechnungsrat (später Geheimer Regierungsrat), Freimaurer und die rechte Hand des Statthalters Karl Graf von Wedel war, diente als Einjährig-Freiwilliger bei der Feldartillerie, studierte nach dem Abschluß seiner Schullaufbahn Rechtswissenschaften. Danach promovierte er zum Dr. jur. Seit 1911 Leutnant der Reserve, nahm er am Ersten Weltkrieg teil und wurde im Dezember 1918 als Oberleutnant der Reserve entlassen. Ab 1924 war Scheuermann als Regierungsrat im Reichsverkehrsministerium tätig und ab 1925 als Rechtsanwalt und Notar mit dem Spezialgebiet „Siedlungswesen“, „Bau- und Wohnwirtschaft“ sowie „Grundstücks- und Mietrecht“.

Drittes Reich

Nach dem Wahlsieg der NSDAP stand Scheuermann ab Juni 1933 dem Aufsichtsrat der Filmkreditbank vor, die Filme vorfinanzierte. Im November 1933 wurde Scheuermann durch Joseph Goebbels zum ersten Präsidenten der neu geschaffenen Reichsfilmkammer ernannt. In dieser Funktion war Scheuermann auch Stifter des Ende Januar 1934 entstandenen Reichsfilmarchivs, das in die Reichsfilmkammer eingegliedert wurde.

Am 31. März 1935 fand ein besonderes Zwiegespräch zwischen Fritz Scheuermann und Arnold Raether, Oberregierungsrat und Vizepräsident der Reichsfilmkammer, zum Thema „Der Internationale Filmkongreß Berlin 1935“ im Deutschlandsender statt, um die deutsche Filmöffentlichkeit über Ziele und Aufgaben des großen Filmtreffens zu informieren. Dabei hatte der Präsident der Reichsfilmkammer Fritz Scheuermann auch den Filmvolkstag und seine Bedeutung noch konkreter erklärt:

„Ganz Deutschland öffnet nämlich von drei bis fünf Uhr seine Filmtheater zum unentgelten Besuch für das deutsche Volk. Das Volk selbst ist Gast des deutschen Films. Ich glaube, daß wir mit einem solchen nachdrücklichen Hinweis auf die Volksverbundenheit des Films in Deutschland unseren Gästen ganz besonderes etwas Neues geben werden.“

Hier zeigte sich deutlich, daß der Filmvolkstag als Sonderprogramm für den Berliner Filmkongreß nicht nur in Berlin, sondern auch im ganzen Reich durchgeführt werden und dadurch das Volk ohne Entgelt Gast des deutschen Films sein sollte, um überall für den guten deutschen Film zu werben. Sein Nachfolger als Präsident der Reichsfilmkammer wurde am 18. Oktober 1935 auf Geheiß Goebbels den württembergischen Staatsminister SS-Oberführer Professor Dr. Oswald Lehnich, dessen Nachfolger wurde im Juli 1939 Carl Froelich. Der Film-Kurier vom 19. Oktober 1935 berichtete:

„Der Präsident der Reichsfilmkammer, Dr. Fritz Scheuermann, hat den Präsidenten der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, gebeten, ihn von seinem Amt als Präsident der Reichsfilmkammer zu entbinden, um die Möglichkeit zu haben, sich in größerem Umfange als bisher filmwirtschaftlichen und anwaltlichen Aufgaben zu widmen.“

Filmkreditbank

Nach seinem Ausscheiden wurde Dr. Scheuermann, wie er sich das gewünscht hatte, Generaldirektor der am 31. Mai 1933 eingerichteten „Filmkreditbank GmbH“. Bis zur Verstaatlichung der deutschen Filmindustrie ab 1937 ist sie die zentrale Steuerungsinstanz für Filmfinanzierungen. Er blieb jedoch Mitglied des Präsidialrats der Reichsfilmkammer.

Internationale Filmkammer

In Berlin wurde die Gründung der Internationalen Filmkammer in die Wege geleitet, die später nach Verhandlungen in Venedig und Paris zur endgültigen Konstituierung der Filmkammer mit dem Sitz in Berlin führte. Am 7. November 1935 wurde in Paris offiziell die Internationale Filmkammer gegründet, wo auch ihre erste Arbeitstagung stattfand. Einen Tag darauf veröffentlichte die deutsche Filmpresse zahlreiche Berichte darüber sowie die offizielle Verlautbarung:

„Auf Grund der Vorarbeiten des Internationalen Filmkongresses in Berlin im April dieses Jahres und der weiteren Arbeiten der Konferenz von München und Venedig hat sich nunmehr in Paris am 7. November die Internationale Filmkammer konstituiert. Sie umfaßt heute mit Ausnahme von Holland, England und Rußland alle größeren europäischen Länder. Auch Schweden, das bekanntlich zunächst abgelehnt hatte, hat sich nunmehr positiv an den Arbeiten beteiligt. Zum Präsidenten der Internationalen Filmkammer wurde Dr. Scheuermann – Berlin einstimmig gewählt. Zu Vizepräsident wurden Andersson – Stockholm, Gandera – Paris und Roncoroni – Rom bestellt.“

Niederlegung der Ämter

Ungefähr zwei Monate vor der IV. Filmkunstausstellung in Venedig – am 8. Juni 1936 – legte der Präsident der Internationalen Filmkammer plötzlich seine Ämter nieder. Der Film-Kurier gab die Tatsache bekannt:

„Rechtsanwalt Dr. Fritz Scheuermann ist auf seinen Wunsch als Generaldirektor der Filmkreditbank, GmbH., ausgeschieden und hat sein Amt als Präsident der Internationalen Filmkammer niedergelegt, da er sich wieder in vollem Umfang seiner Anwaltstätigkeit widmen will.“

Zweiter Weltkrieg

1939/1940 wird beim Abwehr-Abteilung II ein Sonderführer Dr. Friedrich „Fritz“ Scheuermann geführt, der in Belgien Verbindungsoffizier zum Vlaams Nationaal Verbond (VNV) war und dem Abteilungschef Erwin Lahousen direkt die Informationen über seine Gespräche in Brüssel mit Parteiführer Staf De Clercq zukommen ließ. Ob es sich jedoch bei diesem Agenten um den ehemaligen Präsidenten der Reichsfilmkammer handelt, konnte nicht ermittelt werden.

Verbleib

Noch für das Jahr 1943 war Dr. Fritz Scheuermann, Rechtsanwalt und Notar, im Berliner Adreßbuch, wohnhaft in Berlin-Dahlem, Hüttenweg 15, gemeldet. Das „Haus Scheuermann“, heute ein eingetragener Berliner Kulturdenkmal, wurde 1930 von den Potsdamer Architekten Otto von Estorff und Gerhard Winkler entworfen. Es erschien gut möglich, daß er den Bombenterror oder den Endkampf um Berlin mit dem Einfall der Bolschewisten in Dahlem nicht überlebte.

Allerdings ist inzwischen bekannt (Stand: 2021), daß ein Fritz Scheuermann (mit Geburtsdatum 8. Juni 1887) in der Nachkriegszeit sein Entnazifizierungsverfahren vor der Spruchkammer Südbaden durchlief (Staatsarchiv Freiburg D 180/2 Nr. 21828) und von 1946 bis 1957 Rechtsanwalt beim Landgericht Freiburg war (ggf. zeitweise wohnhaft in Lörrach).[1]

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Zum Geleit, in: „Geschenkbuch zur Erinnerung an den Internationalen Filmkongreß“, Berlin 1935

Literatur

Fußnoten