Gülen, Fethullah

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Fethullah Gülen (Lebensrune.png 27. April 1941 in Korucuk, Pasinler, Provinz Erzurum, Türkei) ist das geistliche Oberhaupt der mohammedanischen Gülen-Bewegung, die als Nachfolger von Said Nursîs Lehren eine Neo-Nurcu-Bewegung ist. Er lebt seit 1999 im selbstgewählten Exil in Saylorsburg, Pennsylvanien, USA.

Werdegang

Muhammed Fethullah Gülen wurde im anatolischen Dorf Korucuk als Sohn des Dorf-Imams Ramiz Gülen geboren. Er besuchte vier Jahre die Grundschule seines Heimatortes, ging aber nach einem Umzug von der Schule ab. Seine islamische Ausbildung setzte er im Selbststudium fort. Er schloß sich der reform-islamischen Nurculuk-Bewegung von Said Nursî (1876–1960) an und hielt mit 14 Jahren seine erste Predigt. 1958 machte Gülen ein Examen als staatlicher Prediger. Später erwarb er eine Lizenz als Moscheeprediger im westtürkischen Edirne. Dort vertiefte er sein Studium der islamischen Tradition, beschäftigte sich aber auch mit Naturwissenschaft, Soziologie, Philosophie und Literatur.

Auch während seines Militärdienstes (1961–1963) in Ankara und Iskenderun konnte Gülen sein Predigeramt ausüben. Später hielt er Vorlesungen und Predigten über den Sufismus mit dem Ziel, die Jugend von Radikalismus und gewalttätigem Extremismus abzuhalten und die Erosion traditioneller moralischer Werte aufzuhalten. So verschaffte er sich Einfluß bei Studenten, zog sich aber gleichzeitig das Mißtrauen der laizistischen türkischen Obrigkeit zu. 1966 wurde Gülen an die Kestanepazari-Moschee nach Izmir versetzt. Dort begann er, die Lehren von Said Nursî um sozialkonservative und nationalistische Elemente zu erweitern und den Islam für die Moderne zu transformieren. Ab 1969 war er als Wanderprediger unterwegs und richtete Sommerlager und Internate für Schüler und Studenten ein. Seine Predigten wurden auf Band aufgenommen, vervielfältigt und weitergegeben. Gülen sah sich selbst als Ratgeber und Anreger, von Parteipolitik hielt er sich fern.

Nach dem Militärputsch im März 1971 wurde Gülen inhaftiert. Nach einigen Monaten kam er ohne Verurteilung wieder frei, erhielt aber Predigtverbot. Um auch Kindern aus bildungsfernen Schichten Zugang zum Studium zu ermöglichen, gründete er getreu seinem Motto „Baut Schulen statt Moscheen“ weitere Studentenheime, sogenannte „Lichthäuser“, in denen eine streng islamische Lebensführung Pflicht war. Ab 1977 predigte Gülen auch vor Türken im Ausland, denen er nahelegte, ihre kulturellen und religiösen Werte zu bewahren, sich aber auch in ihre jeweilige Gastgesellschaft zu integrieren. Gülens Beiträge über die Bedeutung des Glaubens in der erfolgreichen Monatszeitschrift „Sizinti“ (ab 1979) sahen Islam und Moderne nicht als Widerspruch und vermittelten seinen Anhängern, daß ein Leben als Muslim auch in der westlichen Welt möglich sei.

Ein Jahr nach dem Militärputsch von 1980 beendete Gülen seine Laufbahn als staatlicher Prediger, hielt aber weiterhin Predigten in viel besuchten Moscheen großer Städte, was ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekanntmachte. In den 1990er Jahren breitete sich die Gülen-Bewegung, die sich selbst Hizmet („Dienst für die Sache Gottes“) nennt, auf Zentralasien, Europa und die USA aus und schuf dort Bildungseinrichtungen, die sich dem interreligiösen Dialog und dem kulturellen Austausch widmeten. Auch in der BRD betreibt die Gülen-Bewegung 25 Schulen und etwa 300 Nachhilfevereine (Stand 2014), die sich aus Spenden finanzieren. Gülen plädierte für den Dialog der Religionen und traf sich mit Papst Johannes Paul II., dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Istanbul, Bartholomeos I. und dem Oberrabbiner von Jerusalem, Eliyahu Bakshi-Doron. Die interreligiösen Aktivitäten brachten ihm eine wachsende Medienpräsenz in der Türkei ein, führten allerdings auch zum Vorwurf einer islamistischen Verschwörung gegen den Staat. 1999 übersiedelte Gülen in die VSA, offiziell wegen notwendiger medizinischer Behandlungen. Es wurde jedoch auch vermutet, daß er sich damit drohenden Verfolgungen durch die streng laizistische türkische Justiz entziehen wollte. Zuvor war eine Aufnahme einer Gülen-Rede bekannt geworden, in der er seinen Anhängern riet, den türkischen Staat zu unterwandern und sich so lange bedeckt zu halten, bis die Zeit zur Machtübernahme reif sei.[1]

Während sich die Gülen-Bewegung weltweit ausdehnte, entstand in der Türkei ein im Ausland wenig wahrgenommener Machtkampf zwischen Gülen-Getreuen, auch Fethullahçı genannt, und den Anhängern der AK-Partei von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan. Hatten beide Lager anfangs noch gemeinsam gegen die Vorherrschaft des Militärs gekämpft, so bezichtigte Erdoğan die Gülen-Bewegung seit dem Korruptionsskandal im Dezember 2013, bei dem 52 Personen, darunter auch Ministersöhne, verhaftet wurden, als „Staat im Staat“ mit dem Ziel, Justiz und Polizei zu kontrollieren und zu manipulieren. Die türkische Regierung reagierte mit massenhaften Zwangsversetzungen von Polizisten und Staatsanwälten. Bis zum 18. Januar 2014 wurde die Zahl der Betroffenen mit bis zu 3.000 beziffert.[2]

Nach dem gescheiterten Militärputsch 2016 in der Türkei machte der türkische Staatspräsident Erdoğan abermals Gülen und seine Anhänger für den versuchten Staatsstreich verantwortlich und kündigte weitere umfangreiche Säuberungsaktionen in Militär und Justiz an.[3] Daraufhin wurden 3.000 Militärangehörige festgenommen[4] und tausende Richter abgesetzt. Nach Angaben des kommissarischen Generalstabschefs Ümit Dündar hatten Soldaten der Luftwaffe, der Gendarmerie und „einzelner anderer Einheiten“ versucht, die Macht zu ergreifen.

Mitgliedschaften

  • Gründungsmitglied der (türkischen) Journalists and Writers Foundation (seit 1994)
  • Ehrenpräsident des Rumi Forums, Washington (seit 1999)

Familie

Gülen lebt in einfachen Verhältnissen zurückgezogen in Saylorsburg, Pennsylvanien (VSA).

Zitate

  • „Seine Gülen-Bewegung verfügt weder über eine Adresse, noch ein Postfach, noch einen offiziellen Eintrag als Organisation oder Verein, kein Hauptkonto, nichts. Seine Anhänger haben niemals für die Scharia oder den Dschihad demonstriert – ihre Aktivitäten erfolgten und erfolgen alle im Verborgenen. 2008 wurde der weltweite Finanzwert des Gülen-Imperiums in von der amerikanischen Regierung eingereichten Gerichtsdokumenten mit zwischen 25 Milliarden und 50 Milliarden Dollar beziffert. [...] Gülen und seine Bewegung verfolgen kein geringeres Ziel, als die Überbleibsel des modernen säkularen Kemalismus in der Türkei zu zerstören und wieder zum Kalifat von einst zurückzukehren. In einer seiner Schriften seiner Anhänger erklärte er: ›Mit der Geduld eine Spinne spinnen wir unser Netz, bis sich die Menschen darin verfangen.‹ [...] 1998 setzte sich Gülen in die USA ab, nachdem kurz zuvor eine an Hochverrat grenzende Rede, die er vor seinen Anhängern bei einem privaten Treffen gehalten hatte, aufgezeichnet worden war und er damit rechnen musste, dass sie veröffentlicht würde. Dort hatte er, wie die Aufzeichnung belegt, seine Unterstützer aufgefordert, ›Geduld zu üben und die staatlichen Institutionen zu unterwandern, um dann die staatliche Macht zu übernehmen‹. Dies erfüllt ohne Frage den Straftatbestand des Verstoßes gegen die Verfassung, in der Atatürk seine kemalistischen Prinzipien verankert hatte. [...] Die CIA entschied, Fethullah Gülen ein ganz anderes Image in der Öffentlichkeit zu verschaffen als etwa den dschihadistischen ›Gotteskriegern‹ wie Gulbuddin Hekmatyar in Afghanistan oder Naser Oriin Bosnien. Statt als blutrünstiger, köpfender und Menschenherzen verspeisender Dschihadist wurde Gülen der Weltöffentlichkeit als Mann des ›Friedens, der Liebe und der Brüderlichkeit‹ präsentiert. Man arrangierte sogar ein Treffen mit Papst Johannes Paul II. Ein Foto dieser Begegnung veröffentlichte Gülen stolz an prominenter Stelle auf seiner Internetseite.“F. William Engdahl[5]

Verweise

Fußnoten

  1. Vgl. SPIEGEL, 6. August 2012
  2. Gülen hatte sich 2013 mit Recep Tayyip Erdoğan überworfen, als die Justiz umfassende Korruptionsermittlungen zu Politikern und Geschäftsleuten aus dem Umfeld des damaligen Regierungschefs eingeleitet hatte. Erdoğan warf dem Prediger einen Putschversuch vor und ließ tausende Polizisten, Staatsanwälte und Richter, die angeblich zur Gülen-Bewegung gehörten, entlassen oder versetzen.
  3. Türkei: Tausende Verhaftungen in Militär und Justiz , Deutsche Wirtschafts Nachrichten, 16. Juli 2016
  4. Für 48 Richter des Verwaltungsgerichtshofes und für 140 Richter am Berufungsgericht sollen Haftbefehle erlassen worden seien.
  5. F. William Engdahl: Das Gülen-Netzwerk: Eine CIA-Kreation zur besseren Kontrolle der islamischen Welt, Kopp Online, 24. Juli 2016