Gazprom

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Gazprom

Die OAO Gazprom (russisch Газпром, wiss. Transliteration und engl. Transkription Gazprom, deutsche Transkription Gasprom) ist das weltweit größte Erdgasförderunternehmen und mit 110 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung eines der größten Unternehmen Europas. Der ehemalige russische Staatskonzern, der 1992 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, ist heutzutage mit rund 445.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber des Landes. Gazprom ist im RTS Index gelistet. Der Unternehmenssitz befindet sich in Moskau.

Aktuell

Der Konzern Gasprom kontrolliert aktuell 94 Prozent der russischen Erdgasförderung. 80 Prozent davon werden nach Westeuropa geliefert – in Rohrleitungen, die durch die Ukraine verlaufen. Die Europäische Union importiert 43 Prozent ihres Gasverbrauchs aus Rußland. 60 Prozent sollen es bis 2030 werden. Mit einem so großen Hauptabnehmer entsteht eine wechselseitige Abhängigkeit. Man kann auch von einer drei-seitigen Abhängigkeit sprechen – denn ohne das Transitland Ukraine verlief bis 2014 nichts.

Darum gewinnt auch das Projekt “North Stream” an Bedeutung, vereinbart 2005. Aus einem neuen Feld in der Barentssee, nahe des Autonomen Kreises der Jamalo-Nenzen, soll über Uchta ab 2010 Gas nach Deutschland strömen – zum Teil durch die neu zu errichtende Ostseerohrleitung. Rußland liefert 32 Prozent des in der Bundesrepublik Deutschland benötigten Erdgases.

Dann ist auch noch “South Stream” in Arbeit. Ein Gemeinschaftsprojket von Gasprom mit dem italienischen Konzern ENI. Diese Rohrleitung soll 900 km von Süd-Russland durch das Schwarze Meer nach Bulgarien verlaufen und dann mit einem Strang durch Rumänien und Ungarn nach Italien, mit dem anderen durch Albanien und die Adria. „South Stream“ soll 2013 fertig sein. Noch weiter südlich planen die Europäer mit an der Rohrleitung NABUCCO. Ein Konsortium von sechs kapitalkräftigen Firmen hat sich zusammengetan, um Erdgas aus Aserbaidschan, aus Nord-Irak und später auch noch aus Mittelasien nach Europa zu liefern. Mit NABUCCO würden die westeuropäischen Verbraucher von Rußland unabhängig werden.[1]

Viereinhalb Milliarden Euro sind zunächst einmal für dieses gigantische Projekt veranschlagt.

Entwicklung des Unternehmens

Gazprom ist eigentlich eine Abkürzung für Gasindustrie (russisch газовая промышленность, gasowaja promyschlennost) und war früher ein Geschäftsbereich des Ministeriums für Gasförder- und Gastransportindustrie der UdSSR (Mingazprom), einem so genannten Branchenministerium. Im Zuge der Perestrojka wurde im Jahr 1989 Gazprom in den russischen Staatskonzern Gazprom umgewandelt. Der dann amtierende Minister für Erdöl- und Gaswirtschaft, Wiktor Tschernomyrdin, wurde zum ersten geschäftsführenden Vorstandsvorsitzenden gewählt. Als Tschernomyrdin 1992 Ministerpräsident wurde, folgte ihm sein Stellvertreter Rem Wjachirew als Gazprom-Vorstandsvorsitzender.

Seit Mai 2001 ist Alexei Miller Vorstandsvorsitzender. Aufsichtsratsvorsitzender ist seit Juni 2008 der ehemalige russische Regierungschef Wiktor Subkow. Beide sind enge Vertraute des russischen Ministerpräsidenten Putin, die dieser bereits aus seiner Tätigkeit in der Stadtverwaltung in Sankt Petersburg kennt. Bis zur Ernennung Subkows als Aufsichtsratsvorsitzender bekleidete der heutige russische Präsident Dmitri Medwedew diesen Posten.

Wichtigste Geschäftsbereiche und Unternehmensstrategie

Gazprom kontrolliert die Gaswirtschaft Rußlands weitgehend. Es gibt nur wenige andere Förder- und Handelsgesellschaften im Erdgasbereich. Auf Gazprom entfallen rund 85 % der russischen Erdgasförderung, rund ein Fünftel der weltweiten Förderung. Für den Erdgasexport aus Rußland hat Gazprom ein Monopol. Rußland – und damit Gazprom – ist mit Abstand weltweit größter Gasexporteur.

Im Jahre 2005 erfolgte eine Vereinbarung zwischen den deutschen Unternehmen E.ON und BASF und der russischen Gazprom, eine Erdgasleitung durch die Ostsee zu verlegen. Nach dem Ausscheiden als Bundeskanzler nahm Gerhard Schröder ein Angebot von Gazprom zur Mitarbeit im Aufsichtsrat der NEGP an.

Gazprom ist aber nicht nur im Erdgasbereich tätig. Weitere Geschäftsbereiche sind in Rußland – abgesehen vom Erdölbereich – insbesondere die Stromwirtschaft, der Medienbereich und das Bankwesen. Kritiker der Unternehmenspolitik fordern von der Gazprom-Führung hingegen eine Konzentration auf die Energiewirtschaft. Sie sehen eine Verzettelung, die das Unternehmen unüberschaubar macht. Gazprom wird in Presseberichten auch immer wieder eine besonders ausgeprägte Anfälligkeit für Korruption vorgeworfen, obwohl die Gazprom-Mitarbeiter im innerrussischen Vergleich als privilegiert gelten.

Erklärtes Ziel der Gazprom-Führung ist, das Unternehmen zum weltweit führenden Energiekonzern auszubauen. In den letzten Jahren hat sie bedeutende Beteiligungen im Ölbereich (Sibneft) und Strombereich erworben. Dabei will sich Gazprom nicht auf Rußland und den Export von Energie aus Rußland beschränken, sondern über ihre Exportgesellschaft Gazpromexport auch ihre Aktivitäten im Ausland, einschließlich des Vertriebs von Energie an Endverbraucher, verstärken.

Gazprom äußerte sich auf einer Hauptversammlung am 29. Juni 2007 zu seiner weiteren zukünftigen Strategie. Das Unternehmen möchte auch in Zukunft der wichtigste Gaslieferant in Rußland bleiben, jedoch den Hauptabsatzmarkt Europa durch den Bau von neuen Rohrleitungen sichern. Wichtig dafür ist die geplante Inbetriebnahme der Gasförderung auf der Jamal-Halbinsel in Sibirien im Jahr 2011. Gazprom denkt des Weiteren aktiv über Partnerschaften mit europäischen Partnern nach.[2]

Am 25. Januar 2008 wurde in Moskau in Anwesenheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des serbischen Präsidenten Boris Tadic ohne vorhergehende Ausschreibung ein Kaufvertrag über die Mehrheitsbeteiligung am staatlichen serbischen Energiekonzern Naftna industrija Srbije (NIS) für 400 Mio. Euro unterzeichnet. Zudem einigten sich die russische und serbische Seite bezüglich des Baus der Gasrohrleitung „South Stream“ über serbisches Territorium, um damit die Gasversorgung Südosteuropas abzusichern.[3]

Zahlen und Fakten

  • Erdgasreserven und -ressourcen: Gazprom verfügt über etwa ein Sechstel aller sicher wirtschaftlich gewinnbaren Gasreserven der Welt. Hinzu kommen umfangreiche potentielle Ressourcen, vor allem in West- und Nordsibirien.
  • Erdgasförderung 2004: 545 Mrd. Kubikmeter (m³)
  • Leitungsnetz: Das Fernleitungsnetz von Gazprom, mit einer Länge von rund 150.000 Kilometer das weltweit größte, transportiert Erdgas zu 179 Verteilungsstationen. Über ein Weiterverteilungsnetz von 428.000 Kilometer werden Unternehmen und Haushalte in rund 80.000 Städten und Ortschaften in Rußland beliefert.
  • Umsatz insgesamt: rund 48 Mrd. US-Dollar (2005, ohne Sibneft)
  • Umsatz 2007 geschätzt 93 Mrd. US-Dollar
  • Exportumsatz: rund 25 Mrd. US-Dollar (2005 geschätzt)
  • Reingewinn: 161 Mrd. Rubel oder 4,689 Mrd. € (34,3347 Rubel für 1 €)
  • Reingewinn 2007 geschätzt knapp 25 Mrd. US-Dollar [4]
  • Wertpapierkennnummern: 903276 (WKN) und US3682872078 (ISIN)

Unternehmensdetails

Eigentümerstruktur

Die Gesamtzahl der Aktionäre beträgt rund 470.000 juristische und natürliche Personen. Der russische Staat kontrolliert über eine Mehrheit im Aufsichtsrat das Management.[5]

Der Anteilsbesitz verteilt sich wie folgt: (Stand: 2006)

  • Russische Föderation: 50,002 %
  • juristische Personen aus der Russischen Föderation: 29,482 %
  • natürliche Personen aus der Russischen Föderation: 13,068 %
  • E.ON/Ruhrgas: 6,5 %
  • Personen aus dem Ausland: 0,948 %

Die Begrenzung des Aktienanteils von Ausländern auf höchstens 20 % wurde Ende 2005 aufgehoben.

Tochtergesellschaften

  • Gazprombank
  • Gazprom-Media (mittelbar über Gazprombank)
  • Nord Stream AG
  • Gazprom Neft (früher Sibneft)
  • Armrosgazprom
  • Gazpromavia

Gazprom hat 61 hundertprozentige Tochtergesellschaften und hält bei 45 Firmen die Aktienmehrheit. Beteiligt ist Gazprom an 69 Unternehmen, darunter auch bekannte wie die „Horizon Investment Company“. Die Gazprom-Tochter Gazprom Germania GmbH (Berlin) hält 50 Prozent minus eine Aktie an der deutschen Wingas (mehrheitlich im Besitz der BASF).

Unternehmensführung

  • Strategisches Leitungsgremium ist der Aufsichtsrat, der von der Generalversammlung der Aktionäre für jeweils ein Jahr gewählt wird. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Wiktor Subkow. Dem Aufsichtsrat gehört als einziger Ausländer auch ein Deutscher an – Dr. Burckhard Bergmann, Vorstandsmitglied der E.ON Aktiengesellschaft, die gut 6 % der Gazprom-Aktien hält.
  • Vorstandsvorsitzender von Gazprom ist Alexei Miller; Generaldirektor der Exportgesellschaft Gazpromexport ist Alexander Medwedew.

Gaspreispolitik

Im Inland fordert der Staatskonzern Gazprom Gaspreise, die deutlich niedriger sind als die Preise für Lieferungen ins Ausland, da im eigenen Land die Maximierung der gesellschaftlichen Gesamtwohlfahrt im Vordergrund steht. So erklärt sich, dass Gazprom zwar mengenmäßig knapp zwei Drittel seines Gases im Inland absetzt, damit aber nur rund ein Drittel der Umsatzerlöse erzielt. Manche Experten halten die Inlandspreise für einzelne Verbrauchergruppen für nicht kostendeckend.

Im Exportgeschäft berechnet Gazprom Pressemeldungen zufolge sehr unterschiedliche Preise und plant für 2008 erneut zum Teil erhebliche Preissteigerungen. Die angegebenen Preise beziehen sich jeweils auf 1.000 Norm-Kubikmeter Erdgas. (Hinweis: 100 $ pro 1000 m³ entspricht rund 1 ct / kWh):

Land Gaspreis 2005 in $ Gaspreis 2006 in $ Gaspreis 2007 in $ Anmerkungen
Armenien 56 [6] 110 [6] 110 [6] Preis bleibt bis 2009 konstant für die Abtretung der Gasnetze
Aserbaidschan 60 [6] 110 [6] 235 [6]
Baltikum 90 [6] 123 [6] 240 [6]
Deutschland 200 [6] 250 [6] k.A.
Georgien 68 [6] 110 [6] 235 [6]
Moldau (Staat) 80 [6] 160 [6] 170 [6]
Polen 120 [6] 260 [7] 290 [8]
Rußland k.A. 42,6 49
Ukraine 50 [6] 95 [6] 130 [6]
Westeuropa 174 [6] 250 [6] 260 [6]
Weißrußland 47 [9] 47 [9] 110 [9] schrittweise Erhöhung auf Westeuropa-Niveau bis 2011 vereinbart, Kaufoption für Gasnetz

Gasexportierender Länder (GECF)

Gazprom hatte sich im Dezember 2008 mit den weltgrößten Gasexporteuren zusammengeschlossen (Gasexportierender Länder (GECF)). Insgesamt 14 Staaten gründeten eine Organisation nach dem Vorbild der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder. Preisabsprachen oder andere bindende Kartell-Maßnahmen wie bei der OPEC waren laut Rußland nicht geplant. Rußland exportiert am meisten Erdgas. Zur Organisation zählen zum Beispiel auch Katar, der Iran und Algerien. Alle 14 Länder fördern nach eigenen Angaben 42 Prozent der weltweiten Gasproduktion.[10]

Gastransporte durch die Ukraine

Bei der Versorgung Europas mit russischem Erdgas kommt der Ukraine als Transitland eine zentrale Bedeutung zu. Rund 80 Prozent des für Westeuropa bestimmten russischen Gases fließen durch Rohrleitungen über ukrainisches Territorium.

Die ehemalige Sowjetrepublik durchziehen nach russischen Angaben fünf Rohrleitungen, von denen zwei den Binnenmarkt Ukraine mit Gas versorgen. Die drei anderen Transitleitungen beliefern unter anderem den wichtigsten Kunden Deutschland sowie die Tschechei, die Slowakei, Österreich, Polen, Ungarn und Rumänien.

Die Versorgung der EU-Länder mit russischem Gas auf dem Landweg ist ein komplizierter Prozess. Ein Teil des Gases wird in den wärmeren Monaten in riesigen unterirdischen Feldern in der Ukraine zwischengelagert. Da Rußland im Winter auf Grund des höheren Inlandsverbrauchs weniger Gas in Richtung Westen pumpt, wurden die fehlenden Mengen bislang aus den ukrainischen Gasspeichern ergänzt. Um die Ukraine als Transitland zu umgehen und Deutschland direkt zu beliefern, ist der Bau der Ostseerohrleitung Nord Stream geplant.

Die Ukraine verbraucht jährlich etwa 76 Milliarden Kubikmeter Gas. Ein Viertel (bis zu 20 Milliarden Kubikmeter) deckt das Land aus eigenen Vorkommen. Rußland soll nach ukrainischen Regierungsangaben 2008 rund 14 Milliarden Kubikmeter aus eigenen Quellen beigesteuert haben. Der größte Anteil (über 40 Milliarden Kubikmeter) entfiel auf turkmenische Exporte, die über russisches Territorium transportiert werden.[11]

„Gasstreit“ mit der Ukraine

Ende 2005 lief der Vertrag über Gaslieferungen der Gazprom an die Ukraine aus. Verhandlungen über einen neuen Vertrag führten zu keiner Einigung. Gazprom forderte eine drastische Erhöhung des sehr niedrigen Preises (50 US-Dollar je 1.000 Kubikmeter) auf das Niveau der Lieferungen an westeuropäische Abnehmerländer (230 US-Dollar). Eine Anhebung des Gaspreises entsprach nicht nur den Gewinninteressen der Gazprom-Gesellschafter, sondern auch Forderungen der Welthandelsorganisation (WTO), die wettbewerbsverzerrende Energiepreissubventionen ablehnt. Die Ukraine war lediglich zu einer schwächeren Erhöhung des Preises bereit. Gazprom stellte die Lieferung an die Ukraine daraufhin am Jahresende 2005 völlig ein.

Im weiteren Verlauf des Streits beschuldigte Gazprom den ukrainischen Gasversorger Naftogas, illegal Rohrleitungen anzuzapfen, die durch die Ukraine führen und Erdgas nach Westeuropa transportieren. Der ungarische Gasversorger MOL stellte laut eigenen Angaben einen Rückgang der Gasmenge um 25 % fest.

Wenige Tage nach Einstellung der Lieferungen an die Ukraine kam es zu einer Einigung. Gazprom nahm die Lieferungen an die Ukraine wieder auf.

Im Laufe des Jahres 2006 wich die neue Regierung der Ukraine unter dem prorussischen Ministerpräsidenten Wiktor Janukowitsch einem neuerlichen Streit aus und einigte sich diesmal schon früh mit Gazprom über den Preis für 2007: 130 US-Dollar (100 Euro) für 1.000 m³ Gas sind zwar 40 % mehr als 2006, aber nur die Hälfte des Gaspreises, den Rußland von anderen ehemaligen Sowjetrepubliken verlangt.

Anfang 2009 forderte Gazprom den europäischen Kundenpreis von 418 US-Dollar[12] von der Ukraine, da Kiew das „Sonderangebot“ von 250 US-Dollar abgelehnt habe,[13] bisher zahlte sie knapp 180 Dollar (2008).[14]

Kritik am „Gasstreit“ mit der Ukraine
  • Die polnische Zeitung DZIENNIK betrachtet die ukrainische Position mit Skepsis:
"Für Russland wäre es viel schwieriger, die Gas-Waffe einzusetzen, wenn Kiew dem Kreml nicht jedes Jahr neue Steilvorlagen liefern würde. Die Ukraine schuldet Gazprom nicht nur eine Menge Geld und hinkt mit dem Begleichen von Rechnungen hinterher, sondern zahlt auch noch Sondertarife unterhalb der Marktpreise. Russland subventioniert die Ukraine - ähnlich wie auch Weißrussland und Moldawien - mit billigem Gas und will diese Situation beenden. Die Ukraine verfolgt eine überaus seltsame Politik: Einerseits will sie sich stärker in westliche Strukturen integrieren; andererseits erwartet sie, dass Moskau ihr Sonderkonditionen gibt. Das eine schließt leider das andere aus." [15]

Weil die Ukraine nicht bereit war, Weltmarktpreise für russisches Erdgas zu bezahlen, hatte Rußland am 1. Januar 2009 seine Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, am 6. Januar 2009 den Gastransit über die Ukraine nach Westeuropa vollständig unterbrochen zu haben. In 18 Ländern wurde die Gasversorgung durch den Streit zum Teil erheblich beeinträchtigt.

Künftig wird die Ukraine für russisches Gas 80% des in Westeuropa üblichen Marktpreises bezahlen. Im Gegenzug für den 20 %igen Rabatt wird die Ukraine die Transitgebühren für russisches Gas nicht anheben.[16]

Konflikte mit Weißrußland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken

Im Dezember 2006 kulminierte der aus erhöhten Preisforderungen hervorgegangene Streit Gazproms mit Weißrußland, von dem statt bisher etwa 50 Dollar pro 1000 m³ (relativ günstig) nun 105 $ gefordert wurden. Gleichzeitig sollte Rußlands westlicher Nachbarstaat 50 % der Anteile am Erdgas-Verteilersystem an den Energiekonzern abtreten.

Zu Preisstreitigkeiten Gazproms in geringerem Maß als der mit der Ukraine und mit Weißrussland kommt es auch mit zwei anderen Erdöl-Lieferanten der ehemaligen Sowjetunion - mit den zentralasiatischen Staaten Usbekistan und Turkmenistan. Ende 2006 mußte das kleine Tadschikistan bzw. seine Versorgerfirma Tajikgaz einem fast verdoppelten Preis für Erdgas aus Usbekistan zustimmen; das diesbezügliche Marktvolumen wird 2007 insgesamt 700 Mill. Kubikmeter Gas für 70 Mill. Dollar betragen (100 $ pro 1000 m³). Usbekistan ist nach Rußland und Turkmenistan der drittgrößte Erdgaslieferant der früheren Sowjetunion.

Zukunftspläne in der EU

Gazprom-Manager sehen den direkten Zugang zu jeder Gasheizung in Deutschland und Europa als ihr Ziel. Dies bedeute, dass sie pro tausend Kubikmeter Gas 400 bis 500 Dollar einnehmen könnten, statt wie bisher 290 Dollar, so berichtete die russische Wirtschaftszeitung Kommersant im März 2007. Wenn Gazprom die Anteile an lokalen Gasversorgern in Deutschland erwerben könne, und sich gleichzeitig mit anderen Gasproduzenten wie Algerien, Iran, Katar und Venezuela zu einer Organisation wie der OPEC zusammenschließen könne, welche die Preise bestimmt, würde das die westlichen Energieunternehmen effektiv aus dem Spiel bringen. In diesem Szenario – direkter Zugang zu den Endverbrauchern bei Bildung eines Gaskartells – könne Rußland Europa die Preise diktieren. Die EU würde politisch völlig von Moskau abhängig und habe so gut wie kein Mittel, um Gegendruck auszuüben. Europa versuche diese Expansion von Gazprom zu verhindern, doch das Unternehmen halte unbeirrt an seinen Zielen fest.[17] Seit 2001 ist das Forum Gas exportierender Länder (GECF) der Ansatz zur Entwicklung eines Äquivalents zur OPEC im Erdgassektor.

Am 15. April 2007 kündigte Gazprom den Bau eines geplanten Gasturbinenkraftwerks in Kooperation mit dem luxemburgischen Energieversorgungsunternehmen Soteg in Deutschland an. Als Standort des 400 Millionen Euro teuren Projektes ist das brandenburgische Eisenhüttenstadt geplant.

Die Expansionspläne von Gazprom stoßen seit neuestem auf politischen Widerstand. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch wandte sich Anfang Juli 2007 in einem Interview mit der Zeitung Bild am Sonntag gegen die Expansionspläne von Gazprom in Deutschland: "Wenn der russische Konzern Gazprom plötzlich von der Rohstoffgewinnung bis zum deutschen Energiekonzern alles in der Hand halten würde, dann wäre etwas falsch gelaufen. Das fände ich eine gefährliche Abhängigkeit", erklärte Koch. "Es kann nicht sein, dass zum Beispiel von uns in Deutschland privatisierte Unternehmen, beispielsweise in der Energiewirtschaft, auf einmal ausländischen Regierungen gehören." Koch forderte in diesem Zusammenhang einen gesetzlichen Schutz vor unerwünschten Investoren aus dem Ausland.[18]

Im Juli 2008 wurde bekannt, dass Gazprom die gesamten Erdgas- und Erdölexporte Libyens zu aktuellen Marktpreisen aufkaufen wolle. Auch die Energieexporte weiterer Staaten sollen aufgekauft werden. [19]

Kritik

  • Der deutsche Publizist Jürgen Roth erklärte in einem Spiegel-Interview, Gazprom stehe „für Korruption, für eine gigantische Selbstbereicherung der früheren sowjetischen Nomenklatura, der neuen russischen Business-Elite und kriminellen Strukturen.“[20]
  • Rußland weigerte sich bisher, die Europäische Energiecharta zu ratifizieren. Eine Umsetzung der Charta-Bestimmungen würde ausländischen Unternehmen größere Spielräume für unternehmerische Aktivitäten in Rußland eröffnen und so Wettbewerb mit Gazprom ermöglichen. Im Jahr 2004 hatte Gazprom einen Anteil von 87 Prozent an der russischen Erdgasproduktion.[21]

Gazprom ist seit 1. Januar 2007 Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. Um seinen Bekanntheitsgrad in Deutschland zu steigern, schloß Gazprom einen über fünfeinhalb Spielzeiten laufenden Sponsoringvertrag mit Schalke 04 ab. Gazprom zahlt dem Verein einen Sockelbetrag von rund 12 Mio. € pro Jahr. Abhängig vom sportlichen Erfolg gibt es Zulagen, so daß das Sponsoring über die Gesamtvertragslaufzeit ein Volumen von bis zu 125 Mio. € erreichen kann.[22]

Darüber hinaus ist Gazprom Eigentümer des russischen Fußballvereins Zenit St. Petersburg.

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Gas Wo unser Gas herkommt…, euronews.net, 23. Dezember 2008
  2. Gasproms Zukunftsstrategie. SWP berlin. Juli 2007.
  3. Serbiens Erdölindustrie/308267.html Gazprom kauft sich in Serbiens Erdölindustrie ein Financial Times Deutschland, laut dpa vom 25.01.2008
  4. Der mächtigste Gasmann und sein wahrer Boss. 25.12.2007.
  5. Die Struktur der russischen Erdöl- und Erdgaswirtschaft im Wandel. Russlandanalysen 97/06, 28.04.2006, S.9.
  6. 6,00 6,01 6,02 6,03 6,04 6,05 6,06 6,07 6,08 6,09 6,10 6,11 6,12 6,13 6,14 6,15 6,16 6,17 6,18 6,19 6,20 6,21 6,22 6,23 Matthias Streitz: Schluss mit Druschba. Spiegel online vom 8. Januar 2006.
  7. Gaz zdrożeje o 10 proc. tvp.pl vom 21. November 2006.
  8. Rosyjski gaz dla Polski po 290 dolarów tvp.pl vom 21. November 2006.
  9. 9,0 9,1 9,2 Schluss mit Druschba. Spiegel online vom 8. Januar 2006.
  10. Führende Gasexporteure organisieren sich nach OPEC-Vorbild, Deutsche Presse-Agentur GmbH, 23. Dezember 2008
  11. Hintergrund: Gastransporte durch die Ukraine, weltexpress.info, 06. Januar 2009
  12. Energiestreit. Russland dreht Europa den Gashahn zu, 20min.ch, 02. Januar 2009
  13. Russische Gaslieferungen. Geben und Nehmen, faz.net, 02. Januar 2009
  14. Gas - Streit ums Gas, Streit ums Geld, euronews.net, 09. Januar 2009
  15. Presseschau, Deutschlandfunk, 02. Januar 2009 12:50 Uhr
  16. Gas - Russisches Gas für Ukraine zum Discount-Preis, euronews.net, 18. Januar 2009
  17. Mikhail Zygar, Natalia Grib: Cartel in the Cards - "Gas OPEC" to be Created in Doha Next Month. In: Kommersant online vom 19. März 2007.
  18. Martin S. Lambeck, Claus Strunz: Dann soll die SPD Kurt Beck doch abwählen. bild.t-online.de vom 8. Juli 2007.
  19. Dossier - Gazprom umzingelt Europa Financial Times Deutschland (Zugriff am 22.07.2008)
  20. "Gasprom ist ein Synonym für Korruption". In: Spiegel online vom 22. Dezember 2005.
  21. Die Struktur der russischen Erdöl- und Erdgaswirtschaft im Wandel. Russlandanalysen 97/06, 28.04.2006, S.9.
  22. kicker.de