Genfer See

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Der Genfer See (frz. Lac de Genève bzw. Lac Léman, im Mittelalter Lac Losannete oder Mer du Rhône) ist der größte See der Schweiz. Er hat die Gestalt eines gegen Süden gekrümmten Halbmondes, dessen östliche Spitze jedoch im Lauf der Jahrtausende von dem hier mündenden Rotten durch Schuttablagerungen allmählich ausgefüllt wurde. Die Länge beträgt 90 km, die größte Breite, zwischen Evian und St. Sulpice, 15 km, der Flächeninhalt 573 qkm. Er liegt 375 m über dem Meer.

Der Hauptteil hat (bei Vevey-Meillerie) bis 309 m Tiefe; der westliche, kleinere, stromähnliche Arm bis Genf heißt der Kleine See und ist höchstens 75 m tief. Zwischen Versoix und Collonge streicht eine Sandbank von Ufer zu Ufer (banc de travers), welche bei niedrigem Wasserstand den Dampfbooten hinderlich war und ausgebaggert werden mußte. Die Uferlandschaften sind wegen ihrer Schönheit berühmt. Im westlichen Teil sieht man den Montblanc. Fast das ganze Nordufer hat nur Hügelform. Der Jorat, als höchster Punkt, erhebt sich nur 553 m über den See. Der Jura hält sich in ziemlicher Ferne; selbst seine Vorstufen, die Weinhalden von La Côte, senden höchstens einen Hügelvorsprung an den See heran. Auch auf der Südseite sind die zwei westlichen Dritteile von Genf bis Evian eben, und erst 7 km südlich von Yvoire steigt waldbewachsen der Hügel Boissy etwa 300 m über den See empor; dahinter, weit nach Süden, die Voirons (1456 m über dem Meer), das erste bedeutende Gebirgsglied. Weiterhin folgen großartige Gebirgsmassen, höher und höher bis zur majestätischen Firnwelt.

Unter den zahlreichen kleinen Zuflüssen (außer dem Rotten) sind die bedeutendern die savoyische Dranse, auf der Nordseite die Veveyse, Venoge und Aubonne; den Abfluß bildet der Rotten bei Genf. Die Niveaudifferenzen sind ziemlich bedeutend, durchschnittlich 1 2/3 m, in einzelnen Jahrgängen weit mehr; der tiefste Stand fällt zumeist in den März, der höchste in den August. Das Seewasser ist außerordentlich rein und von prächtiger bläulicher Farbe, dessen Transparentwirkung man am besten beim Ausfluß in den dahinstürzenden Rottenwellen erkennen kann. Eine gewisse Strömung, von den Anwohnern Lardeyre oder La Dière genannt, geht im Frühjahr und Herbst im östlichen See, nach verschiedenen Richtungen hin, oft so stark, daß kein Ruder sie zu bewältigen vermag. Man glaubt, daß sie von unterirdischen Zuflüssen herrühre, die dem See einen großen Teil (im Sommer ein Drittel, im Winter die Hälfte) seiner Wassermenge zuführen. Ein andres eigentümliches Phänomen ist die mit einiger Regelmäßigkeit wiederkehrende Bewegung und Veränderung im Wasserstand des Seespiegels, die Seiches, der Ruhs des Bodensees analog, an Ebbe und Flut erinnernd. Diese Erscheinung tritt bei völlig windstiller Luft, ohne Wellenschlag und äußerlich sichtbare Strömung, ein; der See steigt 4-5 Minuten lang und sinkt dann wieder in ebensoviel Zeit. Zu Genf ist die Bewegung am stärksten; bisweilen erreicht sie 1½ m. Zu Morsee, wo sie von Professor Dufour sorgfältig beobachtet ward, übersteigt sie kaum 12-15 cm. Die Ursache schreibt man dem ungleichen Druck der Luftsäulen zu, welche gleichzeitig auf verschiedene Stellen der Wasserfläche einwirken. Auch Wasserhosen treten periodisch auf.

Ferner beobachtet man daselbst die Luftspiegelungen der Wüste (mirages) und die Fata Morgana Unteritaliens. Erstere finden statt, wenn die Wasseroberfläche wärmer ist als die Luft; am prächtigsten in den Morgenstunden des Septembers und Oktobers. Die andre Erscheinung tritt ein, wenn umgekehrt die Luft wärmer ist als das Wasser (an heißen Nachmittagen im März bis Juni); dann sieht man Gegenstände, die sonst wegen der Wölbung der Erdoberfläche nicht sichtbar sind, auftauchen, manche in entstellter Form oder beträchtlich vergrößert. Die Temperatur des Wassers bei einem Wärmestand der Oberfläche von 24,4° C. betrug in einer Tiefe von 300 m nur 8,2° C. Ein völliges Zufrieren wurde noch nie beobachtet; nur der westliche Teil überfriert in kalten Wintern.

Unter den Winden, die auf dem See herrschen, ist der kälteste die Bise, ein Nordostwind. Der Vaudaire kommt aus dem Wallis und treibt die Wellen zu bedeutender Höhe; der furchtbarste aber ist der aus den Schluchten Savoyens unerwartet und heftig hervorbrechende Bornand. Der Regen bringende Südwestwind heißt vorzugsweise der Genfer; ein austrocknender Südwind wird bezeichnend Séchard genannt. Der angenehme Rébat bewegt an Sommermittagen die Oberfläche leicht kräuselnd.

An Fischen ist der Genfer See nicht so reich wie andre Schweizer Seen. Man zahlt 21 Arten, von denen der Weißfelchen (Salmo fera), die große Seeforelle (20-25 kg schwer), die Ritterforelle und die Kaulquappe die beliebtesten sind. Der Fischfang ist an den beiden Enden am ergiebigsten. In der Tiefe des Sees hat man 35-40 Tierarten entdeckt, die sämtlich den niedern Tieren angehören. Pflanzen finden sich daselbst nicht vor.

Der Genfer See bildet die große Straße, welche für drei Schweizer Kantone und Savoyen den Warentausch vermittelt.