Schirmer, Gerhart

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Major Gerhart Schirmer.jpg

Gerhart Schirmer (Lebensrune.png 9. Januar 1913 in Chemnitz; Todesrune.png 5. September 2004 in Lauf-Aubach/Offenburg) war ein deutscher Offizier der Polizei und der Wehrmacht sowie Eichenlaubträger des Zweiten Weltkrieges und Offizier der neugegründeten Deutschen Bundeswehr. Spätheimkehrer Schirmer war einer der letzten, die durch Adenauers Intervention aus der sowjet-bolschewistischen Kriegsgefangenschaft entlassen wurden.

Leben

Gerhart Schirmer trat nach seinem Abitur in die sächsische Landespolizei ein. Nachdem er drei Jahre als Polizist diente, trat Schirmer am 1. September 1935 in die Luftwaffe ein. Seine erste Station war die Luftwaffen-Flugzeugführerschule in Oberschleißheim, es folgte das Fliegerausbildungs-Regiment in Oldenburg, wo er Staffelkapitän der 4. Kompanie wurde. Am 1. Oktober 1937 folgte die Beförderung zum Oberleutnant und Chef der 5. Kompanie. Am 1. Mai 1939 meldete er sich freiwillig zur Fallschirmtruppe und wurde dort am 15. September 1939 Chef der 6. Kompanie des Fallschirmjäger-Regiments 2 der 2. Fallschirm-Jäger-Division in Tangermünde.

Zweiter Weltkrieg

Gerhart Schirmer, der neue Kommandeur des Jäger-Regimentes „Hermann Göring“, zeichnet seine Kämpfer während des Tunesienfeldzuges (→ Afrikafeldzug) aus, April 1943. Das Regiment wurde im Mai 1943 in Tunis vernichtet, das II. Bataillon wurde allein wieder aufgestellt, zuerst als Fallschirmjäger-Bataillon „Schirmer“.
Oberstleutnant Gerhart Schirmer nach der Zurückeroberung und Befreiung Nemmersdorfs (→ Massaker von Nemmersdorf), hier u. a. mit dem Bruststern des tunesischen „Ordens des Ruhmes“

Im Polenfeldzug wurde die Schirmers 6. Kompanie des Fallschirm-Jäger-Regimentes 2 unter Oberst Alfred Sturm zur Sicherung des Flugfeldes von Deblin eingesetzt. Es folgten Fallschirmeinsätze in Holland und Norwegen. Im April 1941 wurde die 6. Kompanie unter - nunmehr - Hauptmann Schirmer in Griechenland beim Balkanfeldzug eingesetzt. Hier wurde Hauptmann Erich Pietzonka, der Kommandeur des II. Bataillons, schwer verwundet und Schirmer übernahm das Kommando. Während des Balkanfeldzuges sprang er am 26. April 1941 bei Korinth ab. Hier gelang es ihm als Führer des II. Bataillons, die Stadt selbst zu erobern und 2.100 Engländer gefangen zu nehmen. Am 20. Mai 1941 wurde das Bataillon bei dem Unternehmen „Merkur“ abgesetzt. Nach siegreicher Beendigung wurde Hauptmann Schirmer am 14. Juni 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Im November 1941 wurde das Fallschirm-Jäger-Regiment 2 nach Rußland verlegt. Nach schweren Gefechten wurde es im Juni 1942 zur Auffrischung nach Deutschland zurückverlegt. Hauptmann Schirmer kam zum Fallschirm-Jäger-Regiment 5 (ab Februar 1943 offiziell in Jäger-Regiment „Hermann Göring“ umbenannt) und mit diesem ab November 1942 beim Afrikafeldzug zum Einsatz, erst als Kommandeur des III. Bataillons, am 22. April 1943 wurde er beim Tunesienfeldzug offiziell mit der Führung des Regimentes beauftragt, um den schwer verwundeten Oberst Walter Koch abzulösen. Später wurde er nach Halberstadt zurück befohlen, um das II. Bataillon neu aufzustellen, die letzten Tage führte das Hauptmann Horst Zimmermann (Lebensrune.png 14. September 1910). Am 1. Juni 1943 wurde Schirmer zum Major befördert. Die nächsten Einsätze des Bataillons im rahmen der 2. Fallschirmjäger-Division waren Shitomir und Novgorodka in Rußland. Rücktransport nach Deutschland und Auflösung als Kampfeinheit im Januar 1944.

Schirmer wurde zum Oberstleutnant befördert und stellte in Halberstadt das Fallschirm-Jäger-Regiment 16 (später in Fallschirm-Panzer-Grenadier-Regiment 3 „Hermann Göring“ umbenannt) auf, das im Juli 1944 nach Litauen verlegt wurde. Bei den Rückzugskämpfen, bei denen das Regiment an der Rückeroberung von Nemmersdorf und Goldap beteiligt war, erwarb sich Schirmer das Eichenlaub zum Ritterkreuz. Er sollte ebenfalls mit seinem durch mehrere Bataillone verstärktes Regiment Ende Oktober/Anfang November der inzwischen von Russen überrannte Reichsjägerhof Rominten zurückerobern, aber dies bleib ein illusorisches Unterfangen.

Am 7. November 1944 wurde Schirmer an der Front von der Gestapo verhaftet und nach Berlin gebracht, ihm wurde eine Beteiligung am Attentats vom 20. Juli 1944 vorgeworfen. Nachdem die Vorwürfe widerlegt werden konnten, wurde er im Januar 1945 aus der Haft entlassen und Berater für Fragen der Luftlandeabwehr im Stab von Generalfeldmarschall Model. Unbestätigt sind Quellen, die behaupten, Schirmer war anschließend Ia im Stab der 9. Fallschirmjäger-Division unter Bruno Bräuer. Fest steht, daß er ab dem 20./23. März bis April 1945 Ia im Stab der Fallschirm-Jäger-Ausbildungs- und Ersatz-Division (ab dem 5. April als 20. Fallschirm-Jäger-Division befohlen, Aufstellung jedoch unvollendet) unter Walter Barenthin war und zuletzt in der Kurlandschlacht gekämpft haben soll.

Am 30. April erreichte Schirmer mit dem Rest der Stabskompanie (ca. 50 Mann) der 1. Luftwaffen-Ausbildungs-Division (Brigade bzw. Kampfgruppe „Schirmer“; letzte feststellbare Gefechtsstände: Pritzewalk am 01./02. Mai 1945 und Ludwigslust am 02./03. Mai 1945) die „offene Stadt“ Hamburg. Dort wurden seine Männer und er an verschiedene Stellen verwiesen, um sich neue Identitätspapiere ausstellen zu lassen. Am 3. Mai wurden Oberstleutnant Schirmer und Hauptmann Wangerin von einer britischen Sanitätseinheit in Gewahrsam genommen und später an die Russen ausgeliefert.

Gerhart Schirmer in Bundeswehr-Uniform.jpg

Kriegsgefangenschaft

Oberstleutnant a. D. Gerhart Schirmer wurde von den Sowjet-Russen fünf Jahre im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen gefangen gehalten, im August 1950 in einer fünfminütigen Verhandlung in Berlin zu dreimal 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und nach Workuta zur Zwangsarbeit deportiert. Nach insgesamt elf Jahren Gefangenschaft wurde er Anfang 1956 entlassen.

Über seine Zeit in Sachsenhausen hat er in einer Eidesstattlichen Versicherung, ausgestellt am 16. Dezember 1986 in Rastatt, erklärt, daß er und andere nach Kriegsende gezwungen wurden, eine Gaskammer und eine Genickschußanlage einzubauen. Hier wurden bis Ende 1947 fortlaufend Führungen veranstaltet und den Besuchern erklärt, hier seien täglich 200 Menschen vergast und 25 erschossen worden. Oberst der Bundeswehr a. D. Gerhard Schirmer:

„Ich mußte zusammen mit anderen im Oktober 1945 auf Befehl des russischen Polit-Offiziers (...) die Vergasungsanlage und eine betonierte Genickschußanlage in der Vorzone des Lagers einbauen, die vorher nicht bestanden hatten.“[1]

Bundeswehrzeit

Am 12. Januar 1956 kehrte er endlich heim und wurde wieder mit seiner Frau (die schwerste Kriegsschicksale erleiden mußte) und seinem Sohn vereint. Gerhart Schirmer trat am 1. Dezember 1956 in die Deutsche Bundeswehr ein, wo er bis 1962 die Fallschirm-Jäger-Brigade 25 kommandierte. Seit dem 1. April 1959 war er Oberst. Anschließend besetzte er die Dienststellung Korps-Heeresfliegerkommandeur 2 und von 1. November 1968 bis zu seiner Pensionierung am 31. März 1971 war er Kommandeur des Verteidigungsbezirkskommandos (VBK) 51 in Stuttgart.

Tod

Oberst a. D. Gerhart Schirmer verstarb im September 2004 in Lauf-Aubach bei Offenburg.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke

  • 96-book.png PDF Sachsenhausen – Workuta. Zehn Jahre in den Fängen der Sowjets, Grabert Verlag, Tübingen 1992

Verweise

Fußnoten