Germanische Kunst

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Urgermanische Kunst aus der Bronzezeit: Der Schatz von Eberswalde (Teilansicht), auch als Eberswalder Goldschatz bekannt, von der Roten Armee geraubt, von Rußland als Beutekunst völkerrechtswidrig einbehalten[1][2]

Germanische Kunst ist die Kunst und das Kunsthandwerk der Germanen in ihrem Siedlungsraum im nördlichen Mitteleuropa, Teilen Osteuropas und im südlichen Skandinavien.

Erläuterung

Der Begriff läßt sich auf den Zeitraum der Urgermanen von der Bronzezeit über die Eisenzeit, die römische Kaiserzeit und die germanische Völkerwanderungszeit bis zum Beginn des Mittelalters anwenden. In Deutschland schließt sich zeitlich die merowingische und karolingische Kunst (etwa 750 bis 920 n. d. Z.), in Skandinavien (Nordgermanien) die Wikingerkultur (etwa 800 bis 1050 n. d. Z.) an.

Die germanische Kunst entfaltete sich vorwiegend im Kunsthandwerklichen und in der Kleinkunst. Aus der Architektur, die sich vermutlich auf den zweckgebundenen Holzbau beschränkte, ist nichts erhalten; bestenfalls sind Grundrisse archäologisch rekonstruierbar (→ Kreisgrabenanlage von Goseck).

Die Germanen legten auch keine Festungen an; in der Kaiserzeit benutzten sie gelegentlich ehemalige keltische Burgen. Großplastiken sind erst aus der Völkerwanderungs- und Wikingerzeit bekannt. Malerei ist nur durch die Bildteppiche der Wikinger belegt.

Geschichte

Bronze- und Eisenzeit

Untersiebenbrunn: Schmuck einer germanischen Fürstin, 5. Jh. (Kunsthistorisches Museum, Wien)
Bronzezierscheiben aus dem 6. bis 8. Jahrhundert nach der Zeitrechnung, die linke aus Murr, Kr. Marbach a. N., Durchmesser 11 cm, die rechte aus Fützen in Baden, Durchmesser 8 cm

Die Küstenregionen um Nord- und Ostsee unterhielten schon seit dem Neolithikum, verstärkt in der Bronzezeit, die in Mitteleuropa zwischen 1700 und 1600 v. d. Z. begann, Handelsbeziehungen zum Mittelmeerraum, vor allem zu den Achaiern. Getauscht wurde insbesondere Bernstein gegen Bronzegegenstände und Rohbronze. So fand Heinrich Schliemann in Mykene Bernstein, der aus Ostpreußen stammte; in Norddeutschland wurden Bronzegegenstände aus Spanien und Griechenland gefunden. Durch den Bernsteinhandel ergaben sich auch erste Kulturbeziehungen, insbesondere zu Mykene.

Die Kultur der Germanen war während der Bronze- und Eisenzeit eine schriftlose, rein bäuerliche, vorwiegend auf der Viehzucht basierende Kultur; es gab keine Städte und nur wenig organisierten Handel. Die archäologischen Funde brachten für die früheste Bronzezeit nur eingeführte Waren zum Vorschein, doch seit 1400 v. d. Z. läßt sich eine eigene Herstellung von Bronzegegenständen wie Schwerter, Lanzenspitzen, Beile, Kultäxte, Rasiermesser, Fibeln, Gefäße, Halsschmuck, Knöpfe etc. nachweisen. Auch wurden Kultgefäße aus Gold gefunden – z. B. in Eberswalde bei Berlin – sowie ornamental verzierte Goldscheiben.

Zu den bronzezeitlichen Funden gehören ferner Luren, vermutlich für kultische Zwecke verwendete Blasinstrumente, die meist paarweise in Mooren gefunden wurden. Wichtigste Ornamentform war zunächst die Spirale, die aus der Kultur der Achaier übernommen wurde, später das Wellenornament. Im Übergang zur Eisenzeit (Hallstattkultur) erschienen stilisierte Köpfe von Pferden und Vögeln, die Einflüsse der skythischen Kunst zeigen. Plastische Werke aus der Bronzezeit sind selten.

Zu den wenigen Beispielen gehören neben Kesselwagen vor allem die sogenannten Kultwagen; der bekannteste – der sogenannte Sonnenwagen von Trundholm aus dem 12. oder 11. Jahrhundert v. d. Z. mit einer vergoldeten Kultscheibe – wurde auf Seeland gefunden und befindet sich heute im Nationalmuseum in Kopenhagen. Sehr selten erscheinen plastische Bilder des Menschen.

Aus den Funden konnten in Norddeutschland verschiedene Kulturkreise rekonstruiert werden, die sich aber insgesamt deutlich von benachbarten Kulturen wie denen der Kelten oder Illyrer unterschieden.

Bronzezeitliche Felsbilder, zumeist Gravierungen auf Gletscherschliffen, wurden an vielen Stellen in Schweden und Südnorwegen gefunden. Die stilisierten Darstellungen zeigen Götterbilder (Wotan bzw. Odin mit Speer und Ring, Thor bzw. Donar mit Hammer), Lurenbläser, Axtträger, pflügende Bauern, Tiere, Schiffe, Pferdewagen, Waffen sowie verschiedene Zeichen wie Spiralen und Sonnensymbole.

Die Zerstörung Mykenes um 1100 v. d. Z. bedeutete auch das Ende für den Handel zwischen dem Norden und Süden Europas. Das westliche Germanien war dadurch vom Mittelmeerraum und dessen kultureller Entwicklung abgeschnitten. Darin wird die Ursache für den Niedergang des germanischen Kunsthandwerks im 1. Jahrtausend v. d. Z., also in der späten Bronzezeit und in der Eisenzeit, gesehen. Im nordwestdeutschen Raum werden drei eisenzeitliche Kulturgruppen unterschieden, jede nach einer Fundstelle benannt: Jasdorf (600–300 v. d. Z.), Ripdorf (300–150 v. d. Z.) und Seedorf (150 v. d. Z. bis 150 n. d. Z.): Die germanische Eisenzeit dauerte also bis in die römische Kaiserzeit (siehe unten) hinein.

Neben einfachen, bauchigen Tongefäßen, die nur selten mit gewinkelten Linien, Hakenkreuzen oder Schachbrettmustern und äußerst selten mit figürlichen Darstellungen verziert sind, wurden einfache Fibeln und Rasiermesser gefunden. Im ostgermanischen Raum östlich der Elbe finden sich für die erste Hälfte des Jahrtausends noch importierte Gegenstände aus dem Mittelmeerraum, vor allem aus der etruskischen Kultur Norditaliens; danach brach auch hier die Verbindung vollkommen ab.

Aus der etruskischen Kultur kamen möglicherweise die Vorbilder für die im ostgermanischen Raum verbreiteten Hausurnen und Gesichtsurnen. Der auf Jütland gefundene Silberkessel von Gundestrup (heute im Nationalmuseum Kopenhagen) mit reichen figürlichen Darstellungen ist wie andere wertvolle Gegenstände wohl ein importiertes keltisches Werk. Seit dem 5. Jahrhundert v. d. Z. lassen sich Einflüsse der keltischen Kunst (La-Tène-Kultur) erkennen, beispielsweise in dem ornamentalen Motiv der Triskelen, möglicherweise magischen Zeichen aus drei radialen, gewundenen Linien.

Der Julleuchter symbolisiert in seiner Form den Mitternachtsberg und gilt als Sinnbild des scheidenden Jahres (→ Sonnenwende).

Römische Kaiserzeit (Zeitenwende bis 400 n. d. Z.)

Ungefähr mit Beginn der römischen Kaiserzeit erlebte die germanische Kunst einen Aufschwung des einheimischen Kunsthandwerks. Es bildete sich nun ein germanischer Handwerkerstand heraus, der wohl für Fürstenhöfe und in deren räumlicher Umgebung arbeitete und aus Gold, Silber, Bronze und Eisen Luxusgüter und Kultgegenstände herstellte. Zu den wichtigsten Fundstellen gehören daher für diese Epoche Fürstengräber. Es waren Körpergräber (im Unterschied zu den ärmeren Brandgräbern), die dem Rang und Reichtum des Bestatteten entsprechend mit wertvollen Grabbeigaben ausgestattet wurden. Hier fanden sich neben römischen und provinzialrömischen Importwaren auch Werke germanischer Herkunft. Der prägende Einfluß der (provinzial)römischen Kunst seit dem 1. Jahrhundert n. d. Z. läßt sich aus diesen Funden bis in manche Details deutlich ablesen, z. B. bei den Ziermotiven und Ornamenten.

Typologisch sind besonders die vielgestaltigen Fibeln wichtig, vor allem für die Chronologie und den Nachweis von Kultureinflüssen. Zu den weiteren Luxusgegenständen gehören neben verzierten Tongefäßen Metallarbeiten wie verzierte Silberbecher, Silber- und Goldschmuck wie Anhänger (u. a. als kugel- oder birnenförmiger, sogenannter Berlock), Schmucknadeln, Fingerringe, Armreife, Halsschmuck etc. Für Trinkhörner (Rinderhörner) wurden Beschläge, Ketten und Bügel gefertigt. Dieser Trinkhornschmuck zeigt zum Teil vollplastische Tierfiguren wie Enten oder Rinder. Ochsenkopfmotive finden sich auch an Bronzekesseln. Außerdem ist eine Gruppe von kleinen vollplastischen Rinderfiguren aus Bronze bekannt, die vermutlich als Opfergaben kultischen Zwecken dienten.

Figürliche Darstellungen finden sich neben ornamentalen Formen ferner auf Zierscheiben sowie auf Bilderfriesen aus vergoldetem Preßblech, mit denen Silberpokale geschmückt wurden; hier erscheinen in stilisierter Form Vögel, Pferde, Hirsche, Wildschweine, Fische und andere Tiere. Menschliche Figuren sind dagegen äußerst selten, sie erscheinen z. B. auf einem der Bilderfriese; ferner sind zwei plastische Bronzefiguren aus Dänemark und Norwegen bekannt.

Zu den Techniken der Schmuckverarbeitung (siehe Metallarbeiten) gehören Punzierung, Ziselierung, Tremolierstich, Granulation (aufgelötete Goldkügelchen), Filigran (besonders Golddrahtverzierung), Vergoldung, Einlagen von Halbedelsteinen (Almandine) und Glas.

Bei den kaiserzeitlichen Fürstengräbern fällt auf, daß hier niemals Waffen beigelegt wurden. Waffen sind dagegen als Opfergaben in Moorfunden aufgetaucht. Eiserne Lanzenspitzen wurden mit Zeichen vermutlich magischer Bedeutung geschmückt. Diese Zeichen – konzentrische Kreise, Halbmonde, mögliche Blitzsymbole, ferner Zeichen völlig unbekannter Bedeutung – wurden in der Technik des Tauschierens aufgebracht, d. h. durch Einlegen der Verzierungen aus Gold oder Silber in Eisen oder Bronze.

Auf Lanzenspitzen erschienen auch Runen, die wohl ebenfalls magische Bedeutung besaßen. Runen tauchten erstmals im 3. Jahrhundert v. d. Z. auf. Sie finden sich ferner als Inschriften auf einigen Fibeln und auf einem schwedischen Goldbrakteaten (siehe unten), der das vollständige Runenalphabet Futhark zeigt. Einzelne Runenzeichen tragen auch die beiden erwähnten plastischen Menschenstatuetten aus Bronze.

In der älteren Kaiserzeit erscheint die germanische Kultur relativ homogen, während sich in der jüngeren Kaiserzeit lokale Gruppen, zum Teil sogar schon Stämme wie Thüringer und Wandalen unterscheiden lassen. Diese erkennbare Differenzierung in Kulturkreise und nach Stämmen verstärkt sich in der folgenden Zeit der Völkerwanderung.

Völkerwanderungszeit (etwa 400 bis 600 n. d. Z.)

Die germanische Kunst im nördlichen Mitteleuropa und im südlichen Skandinavien in der Epoche der germanischen Völkerwanderung nahm wie schon in den Perioden zuvor vielerlei fremde Einflüsse auf; sie besaß daher viele Gemeinsamkeiten mit der sogenannten Völkerwanderungskunst. Aus dem Osten und Südosten wirkten oströmische und gotische Einflüsse; außerdem wurden in der Tierornamentik Elemente der skythischen Kunst zitiert. Aus dem Süden kamen weiterhin römische und keltische Anregungen.

Grabsteine der Insel Gotland zeigen Schmuckmotive wie Spiralen und Wirbelmuster, die sich teilweise auf Vorbilder aus dem provinzialrömischen Spanien zurückführen lassen, wobei in der Symbolik interessante Bedeutungsverschiebungen zu beobachten sind, wenn beispielsweise aus dem liegenden Halbmond ein Wikingerschiff wurde.

Zwei bedeutende Werke der germanischen Kunst waren die Goldhörner von Gallehus bei Tondern in Nordschleswig, die im 17. und 18. Jahrhundert gefunden wurden. 1802 entwendeten Diebe die Goldhörner aus dem Kopenhagener Schloß und schmolzen sie ein. Die erhaltenen barocken Abbildungen in Form von Kupferstichen zeigen neben Ornamenten zahlreiche menschliche, mythologische und tierische Figuren, die auf griechisch-römische Motive zurückgehen und deren Bedeutung nur schwer zu erhellen ist. Die Goldhörner wurden in das frühe 5. Jahrhundert datiert. Eines der Hörner war am Rand mit einer Runeninschrift verziert, die den Namen des Künstlers nennt: Hlewagastir – die erste Künstlersignatur der germanischen Kunst.

Zu den Funden der germanischen Kunst des 6. und 7. Jahrhunderts gehören aus Goldblech hergestellte, kreisrunde Schmuckscheiben, die sogenannten Goldbrakteaten; sie sind reliefiert und zeigen von Ornamenten eingerahmte Tier- und Menschenbilder. Vorbilder der Goldbrakteaten waren römische Medaillons mit Kaiserbildern. Ansonsten waren bildhafte Darstellungen, insbesondere des Menschen, auch in dieser Epoche der germanischen Kunst immer noch selten. Sie kamen erst in der Kunst der Merowinger des 7. Jahrhunderts auf.

Es sind zwei Ornamenttechniken, die die germanische Kunst der Völkerwanderungszeit prägten: der Kerbschnitt in Bronze und Silber sowie die Tierornamentik. Der Kerbschnitt ist bei Metallarbeiten schon seit der Bronzezeit bekannt und spielte nun vor allem bei der Verzierung von Fibeln eine wichtige Rolle. Im Unterschied zu den provinzialrömischen Vorbildern, die in der Gußtechnik hergestellt wurden, arbeiteten die germanischen Kunsthandwerker mit dem Grabstichel.

Die Ornamentik der römischen Arbeiten wurde anfangs so getreu nachgeahmt, daß sich römische und germanische Werke kaum unterscheiden lassen. Im Laufe des 5. Jahrhunderts gelangte die germanische Kunst aber zu größerer Eigenständigkeit. Ornamentale Motive dieser Zeit sind Spiralen, Rosetten, Sternformen und stark stilisierte Tierformen, später auch Bandgeflecht und geometrische Formen.

Der Tierstil in der Ornamentik gilt als der herausragende Beitrag der Germanen zur Kunstgeschichte. In äußerst vielgestaltigen Abwandlungen zierte er flächendeckend Schmuckgegenstände und Waffen. Seine Formensprache ist von einer extremen Stilisierung und Auflösung der Tierfiguren (Pferde, Vögel, Drachen u. a.) geprägt. In der ersten Phase dieser Epoche wurden auch anthropomorphe Formen in die Ornamente mit einbezogen. Der Tierstil entfaltete sich in der angelsächsischen Kunst in einer eigenen Ausprägung, vor allem als der sogenannte Helmstil.

Im sogenannten germanischen Flechtstil mit verschlungenen stilisierten Tierformen verbindet sich der Tierstil mit dem Bandgeflecht. Der Tierstil wurde in der merowingischen Kunst bis etwa 700 fortgeführt und in der skandinavischen Wikingerkunst zusammen mit dem Bandgeflecht als so genannter Vendelstil weiter gepflegt; er findet sich noch an den ersten Holzkirchen (Stabkirchen), z. B. im norwegischen Urnes. Tierstil und Bandgeflecht verbreiteten sich in vielen europäischen Kunstregionen und prägten deren ornamentale Stile. Insbesondere verbanden sie sich mit der Flechtornamentik der koptischen Kunst.

Eine weitere wichtige Kunstgattung, die aber nicht nur für die germanische Kunst typisch ist, sind Einlegearbeiten mit farbigen Halbedelsteinen (vor allem Almandine, meist im Cabochon-Schliff) in Edelmetalle (siehe oben). Hieraus entwickelte sich Ende des 4. Jahrhunderts der sogenannte farbige oder polychrome Stil. Einflüsse für die Technik gingen von den Skythen, Hunnen und Goten aus.

4. Jahrhundert

Bei Goldschmiedearbeiten wurde die Fläche teilweise vollständig in Zellen aufgelöst, die mit plangeschliffenen Steinen gefüllt wurden (Gold-Cloisonné). Der polychrome Stil fand – oft in Verbindung mit Filigran – besonders bei der Verzierung von Fibeln Anwendung.

7. Jahrhundert

Im 7. Jahrhundert mündete die germanische Kunst in die merowingische und später in die karolingische Kunst ein. In dieser Epoche entwickelte sich erstmals eine germanische Bildkunst.

Heiliges Römisches Reich

Während der Anfänge der Herrschaft des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation entwickelte sich zunehmend aus der Germanischen Kunst die Deutsche Kunst, welche stark, aber nicht ausschließlich vom Christentum beeinflußt wurde. Heidnische Traditionen, Bräuche und Symbolik ließen sich nicht ausmerzen, wurden somit übernommen und einverleibt. So benutzen Päpste und Kardinäle der katholischen Kirche noch heute kunstvoll gestickte Gabelkreuze, deren Form auf die germanische Lebensrune zurückgeht.

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Der Schatz von Eberswalde ist ein Goldschatz von 2,59 kg Gewicht. Er gilt als bedeutendster mitteleuropäischer Bronzezeit-Fund und ist der größte vorgeschichtliche Goldfund in Deutschland. Er ist ein Teil der Beutekunst in Rußland.
  2. Das Gold von Eberswalde – Verschollene Beutekunst in St. Petersburg, ZDF Aspekte, 21. Juni 2013