Geschichte Japans

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Einzigartig, wie die kurze Geschichte des modernen japanischen Aufstiegs, ist auch die lange Entwicklungsgeschichte des japanischen Volkes. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die japanischen Inseln nie von fremden Eroberern überrannt. In der Abgeschlossenheit seiner Inselwelt konnte Japan ungestört und konzentriert seine nationale Eigenart entwickeln, ohne nur ein kulturelles Durchgangsland zu sein, wie es so oft das Schicksal der Festlandstaaten mit ihren gemeinsamen Landgrenzen zu anderen Staaten ist. Wählerisch -- konnte Japan von seiner Insellage aus durch eigene Initiative sich das aussuchen und verwerten, was ihm von fremden Kulturen für seine eigenen Bedürfnisse am brauchbarsten erschien.

Rassische Herkunft

Über die genaue Rassenzusammensetzung des japanischen Volkes verfechten die Gelehrten heute noch ihre auseinander gehenden Theorien. Wichtig ist es zu wissen, daß schon ungefähr mit Beginn unserer Zeitrechnung die heutige rassische Zusammensetzung des japanischen Volkes abgeschlossen war. Südseeinselstämme hatten sich mit Volkselementen aus Zentralasien auf den japanischen Inseln vermischt und drängten die primitive, dünne Urbevölkerung der Ainu in ständigen Grenzmarkkämpfen immer weiter nach Norden zurück und brachten so ihr Südseegut, leichte, auf, Pfählen gebaute Holzhäuser und den Reisbau über die nördliche Grenze hinaus, die sonst südseemäßigen Lebensgewohnheiten gesetzt ist.

Japans Urbevölkerung, das primitive Jäger- und Fischervolk der Ainu, von dem noch Reste in Reservaten auf der japanischen Nord- Insel Hokkaido leben. In Jahrhunderte langen Grenzkämpfen wurden die Ainu von den in Zentraljapan zu staatlicher Form findenden Stämmen nach Norden zurückgedrängt.

Die Chinesen berichten, daß diese Japaner klein von Wuchs und kriegerisch waren, mit naturverbundenen Gewohnheiten. Heute leben noch einige Tausend der nach Norden abgedrängten Urbevölkerung, der Ainu, wie die Indianer Nordamerikas in ihren Reservaten, auf der japanischen Nordinsel Hokkaido. Sie lassen ihre langen schwarzen Bärte und die Bärenschädel ihres Nationalkultes auf den Zaunpfählen ihrer Hütten bereitwilligste gegen ein Gastgeschenk in der Form einer Reisweinflasche von reiselustigen Japanern fotografieren. Dann traten die Kernstämme Japans, die Yamato-Leute, hervor, eroberten Mitteljapan an der Inlandsee und nun beginnt die eigentliche japanische Geschichte. Sie nimmt von jetzt ab ihren Anfang für unsere europäischen Geschichtsforscher, aber keineswegs für die Japaner, ob sie nun Geschichtsgelehrte oder Reisbauern sind. Für den Japaner beginnt die altehrwürdige Geschichte Japans schon vor rund 2600 Jahren. Das ist ein Dogma, das von jedem- Japaner ohne weitere Diskussion angenommen wird. Jimmu Tenno war der erste Herrscher über Japan vor 2600 Jahren. Mit seiner Regierungszeit beginnt das japanische Staatsbewußtsein, das heute noch ebenso lebendig und gestaltend ist wie vor 2600 Jahren. So lebten die frühen Japaner, kriegerisch und schon mit dem starken Bewußtsein der staatlichen Ordnung und Zusammengehörigkeit. Das Land gehörte dem Tenno, er vergab es als Lehen. Man verehrte die heiligen Naturgottheiten in primitivem, naturnahem Kult. Dann kamen im 6. Jahrhundert n. d. Ztr. die Mönche aus China und Korea, lehrten am Tenno-Hof vom großen Buddha und seiner Erlösungsreligion, bauten Holztempel und Pagoden, gossen riesige Heiligenstandbilder und führten die Japaner in das krause Labyrinth der Schriftzeichen ein, das in China wohl schon seit Jahrtausenden in Gebrauch war. Schon bei der Uebernahme chinesischer Kultur zeigte sich die kritische Auswahlfähigkeit des japanischen Volkes für fremdes Geistesgut. Die chinesisch beeinflußten Holztempel und Pagoden der Nara- Zeit stehen heute noch, während sie in China selbst längst verschwunden sind. Uralte, chinesische und indische, asiatische Musik wird heute nur noch in Japan ausgeübt. Aber Japan verfiel nicht dem sonst alles absorbierenden chinesischen Kulturkreis. Japans nationale Eigenart war dazu schon zu stark. Man übernahm in Japan mit wachen Sinnen Schrift, Webarbeit, Bildhauerei, Malerei, Religion, die sozialpolitische Ordnung und die Lehren der großen Philosophen Chinas als etwas Überlegenes und durchaus Fortschrittliches und Brauchbares. Aber man wählte eben nur das Brauchbare und Beste aus. Sonst aber blieb man japanisch, urjapanisch wie die kämpfenden Helden der Yamato-Rasse, und glich das übernommene fremde Kulturgut der eigenen starken Wesensart an.

Mittelalter

Schon im frühen japanischen Mittelalter wurde die tatsächliche politische Macht von den großen militärischen Führerfamilien des Landes ausgeübt. Politische Gruppen bildeten sich um die Familien der abtretenden und aufsteigenden Militärführergruppen. Jahrhundertelange Bürgerkriege durchtobten Japan, blutig und voll heroischer Einzelleistungen. Leidenschaftlich ausgefochtene Bürgerkriege und auch weitsichtige Bodenreformen, die in ihrer Intensität den Willen zum Staat bekunden, der schon damals im Mittelalter die Japaner beseelte und heute wieder eine der Grundlagen ihres staatspolitischen Denkens bildet. Im 13. Jahrhundert segelten die Mongolenf1otten an die Küsten der japanischen Inseln, um auch Japan dem riesigen Mongolenreich einzufügen, das vom Pazifik bis an den Dnjepr reichte lind das weiträumigste Staatengebilde der Weltgeschichte war. Die Japaner dachten gar nicht daran, den Mongolen tributpflichtig zu werden oder sich erobern zu lassen. Sie kämpften. Ganz Japan eilte zu den Waffen, um den furchtbaren äußeren Gegner abzuwehren. In den Küstengebieten der Südinsel Kiuschu tobten die Kämpfe der japanischen Helden gegen die Massenheere der feindlichen Invasionsflotte. Und ein Taifun, ein „Gotteswind" — „Kamikaze" — vernichtete die feindliche Flotte zusammen mit der einsatzbereiten Schärfe des japanischen Schwertes und des japanischen Abwehrgeistes.

Kein fremder Eroberer betrat seitdem Japans Boden

Der äußere Feind, dessen Abwehr ganz Japan ver- einigt hatte, war geschlagen. Nie mehr kehrte er an Japans heilige Küsten zurück Und niemals hat seither ein Fremder japanischen Boden als Eroberer betreten. Das weiß jeder Japaner. Dieses Bewußtsein lebt in ihm heute ebenso stark wie in den Helden, die bei Hakata in Kiuschu in instinktsicherem Abwehrkampf, der das Schicksal Asiens entschied, die mongolischen Einfallsheere zurückschlugen. Auch aus dieser Tatsache leitet der Japaner ab, daß das Schicksal Japans von der Hand der Schutzgötter der japanischen Rasse gelenkt und behütet wird. Bürgerkriege um die Macht im Staat unter den beherrschenden Militärfamilien folgen sich jahrhundertelang. Innere Auseinandersetzungen, aus denen die ungeheure Vitalität des japanischen Volkes, seine Vielseitigkeit, seine immerwährende Aufgeschlossenheit für die richtungweisenden Probleme der Zeit hervorgehen. Japanische Seefahrtunternehmer, Piratenkönige, durchfahren unternehmungslustig den Südwestpazifik, gründen wie die Wikinger kleine Staatswesen in Siam, auf den Philippinen und an der chinesischen Küste. Dann trat ein neues außerordentliches Problem an Japan heran: das Christentum. Portugiesische Missionare, die den Fernen Osten zu ihrem Tätigkeitsfeld auserkoren hatten, landeten im 16. Jahrhundert in Japan. Sie brachten den christlichen Glauben mit, aber auch die neuesten Feuerwaffen, die die Japaner mindestens ebenso sehr interessierten wie die Heilslehre des Kreuzes. Das Christentum hatte jedoch zunächst bedeutende Missionserfolge. Hunderttausende von Japanern, besonders unter der damals Notleidenden Bauernschaft, bekannten sich zur christlichen Lehre, nachdem ihre Landesfürsten den neuen Glauben angenommen hatten, der in vielen äußeren Dingen dem buddhistischen Kult ähnlich war. Aber die leitenden Männer Japans waren mit Recht mißtrauisch. Kamen jetzt nicht auch spanische Karavellen und holländische Gallionen an die japanischen Küsten? Verkündeten die verschiedenen Sendboten dieser fernen Staaten nicht, das gerade ihr eigener christlicher Gott der richtige sei, daß es daher vorteilhafter wäre, mit ihrem Staatsoberhaupt Wirtschaftsverbindungen anzuknüpfen? Diese Fremden wollten also die Einführung des Christentums in Japan nur als Vorwand benutzen, um nachher ihre Kaufleute nachkommen zu lassen, langsam in Japan Fuß zu fassen und auf diese Weise die japanischen Inseln in wirtschaftliche, politische und geistige Abhängigkeit von fremden Staaten zu bringen. Sie spielten sich vor den japanischen Behörden gegeneinander aus. Und das Gefährlichste— der christliche Glaube, dem schon Hunderttausende von Japanern anhingen, der tatsächlich einige ethische Gesichtspunkte enthielt, die sich bei einigem guten Willen über die Vermittlung des Buddhismus mit japanischer Wesensart vereinbaren ließen, sollte das Mittel zu fremder Besitzergreifung Japans werden! Umso gefährlicher, weil hier eine geistige Überfremdung und Eroberung des Japanertums drohte.

Ausrottung des Christentums — Absperrung von der Außenwelt

Und so beschloß die Schogunatsregierung, das Christentum in Japan auszurotten. Sie besorgte das sehr gründlich. Nach den Massenhinrichtungen und blutigen Unterdrückungsexpeditionen"" auf der Südinsel Kiuschu blieb nichts von der fremden Lehre übrig. Was aber für die künftige Geschichte Japans noch bedeutungsvoller war — angeekelt und gewarnt durch die Intrigen, die von den religiösen, politischen und kaufmännischen Abgesandten der fremden Mächte bei den japanischen Behörden gesponnen wurden, beschlossen die japanischen Schogune, die Reichsstatthalter, die japanischen Inseln von der Außenwelt vollkommen abzuschließen. Kein fremdes Schiff erhielt mehr die Landungserlaubnis in japanischen Häfen. In Japan selbst durften ab 1615 keine großen Schiffe mehr gebaut werden, die ein Befahren der Ozeane ermöglichten. Und Todesstrafe stand auf einer Reise ins Ausland für jeden Japaner. Nur die Holländer und wenige Chinesen durften noch unter demütigende Bedingungen und strengster Überwachung einen beschränkten Handel mit Japan treiben. Nagasaki in Südjapan blieb für Jahrhunderte das einzig offene Fenster Japans zur Außenwelt. Japan hatte sich mit sicherem Instinkt und mit radikalen Mitteln gegen die Überfremdung seiner Wesensart gewehrt. Es ist ein typischer Charakterzug des Japaners, daß er vom Ausländer nur das übernimmt, was er selbst braucht und dessen Übernahme er selbst kontrollieren kann. Soll ihm aber etwas aufgezwungen werden, dann wehrt er sich dagegen mit aller Leidenschaftlichkeit seines nationalen Empfindens.

Herrschaft der Tokugawa

Im 17. Jahrhundert regierten über Japan die glanzvollen Schogune der Familie Tokugawa. Militärpolitiker von größtem Format, die ihren Platz neben den bedeutendsten politischen Führerpersönlichkeiten der Weltgeschichte haben. Sie beendeten die Bürgerkriege, indem sie sich selbst die zentrale Macht erkämpften. Mit eiserner Hand sorgten sie dafür, daß in Zukunft niemand mehr den Frieden brach. Während die Schogune die weltliche Macht ausübten, lebte die verehrungswürdige Person des Tenno, ohne mit politischen Angelegenheiten befaßt zu werden, in Kioto, ganz kultisch-geistigen Verpflichtungen hingegeben. Die vorangegangenen Bürgerkriege um die Macht im Staat waren immer unter den Militärgruppen und Feudalherren ausgetragen worden. Niemals wurde dabei die Stellung des Tenno als des geistigen Vaters der japanischen Volksfamilie in Frage gestellt. Lediglich um die Person des Tenno wurde in diesen Kriegen gekämpft, als die Heere der Nord- und Süddynastie sich gegenüberstanden.

Jetzt führten die Tokugawa als Reichsstatthalter seit Ende des 16. Jahrhunderts das politische und militärische Regiment in Japan. Die politische Struktur, die sie dem endlich befriedeten Japan gaben, gehört zu den am sorgfältigsten ausgedachten und abgewogensten staatsmännischen Leistungen aller Zeiten. Den über 300 Landesfürsten wurde durch enge Verpflichtung an die Schogunatsregierung jede staatsgefährliche politische Betätigung unmöglich gemacht. Sie lebten von den Einkünften der Reisernten, die von den Bauern ihres Fürstentums als Pacht abgeliefert wurden und teilten wieder dem ihnen ergebenen Kriegerstand, den Samurai, die keinen eigenen Boden besaßen, den entsprechenden Reisanteil zu. Die staatliche Aufsicht über das Privatleben der 30 Millionen Japaner war während 250 Jahren so wirksam, daß auch alle Betätigungsmöglichkeiten des privaten Lebens ihre strenge Vorschrift hatten. Mit peinlicher Genauigkeit wurde die berufsständische Gliederung des japanischen Volkes in Krieger (Samurai), Bauern, Handwerker und ganz Zuletzt, als am meisten verachteter Stand, die Kaufleute, eingehalten. Jede staatsgefährliche Äußerung japanischer Staatsbürger wurde durch ein vorbildliches Überwachungssystem weitergeleitet und dadurch jede bedenkliche Betätigung schon im Keime erstickt. Jedem Japaner wurde vorgeschrieben, wie er sich kleiden, was er ausgeben und wie viel Kinder er in die Welt setzen durfte. Da der anbaufähige Boden des japanischen Reislandes begrenzt war, wurde eine Gesamtbevölkerungszahl festgesetzt, die der japanische Boden ernähren konnte, und die Geburten wurden entsprechend reguliert. So gelang es der japanischen Tokugawaregierung, den bevölkerungspolitischen Stand des Volkes durch Jahrhunderte künstlich auf derselben Höhe von etwa 30 Millionen Einwohnern zu halten. Das Tokugawasystem war das gründlichste und wirksamste staatliche Überwachungsystem, das in der neueren Weltgeschichte bekannt ist.

Die Samurai

Japan2.jpg

Der Kriegerstand der Samurai erhielt in dieser Zeit seine vollendetste ethische Form. Die Krieger, die das auszeichnende Vorrecht besaßen, Waffen zu tragen, waren nie Grundbesitzer. Sie erhielten ihre Reiszuteilung von den Landesfürsten, denen sie dienten. Ihre Vorrechte und Pflichten hoben sie als Stand weit über das übrige japanische Volk hinaus. Ihr Berufsethos war bedingungsloser Gehorsam und Ergebenheit den Befehlen der Landesfürsten gegenüber, Bedürfnislosigkeit in den äußeren Dingen des Lebens. Ständige Bereitschaft, das Opfer ihres Lebens für ihre Ideale zu bringen, die in rücksichtslosem kämpferischen Einsatz für die Sache ihres Herrn und auch in der Durchsetzung der sozialen Gerechtigkeit, der Hilfe für die zu Unrecht Unterdrückten und Entrechteten bestanden. Der Samuraistand Japans läßt sich am besten einem kriegerisch-kämpferischen Orden vergleichen, dessen asketischer Verzicht auf die Annehmlichkeiten des Lebens verbunden ist mit storischer Gleichgültigkeit dem Tode gegenüber, der Voraussetzung des heldischen Sterbens. Mit der hoch stehenden ethischen Auffassung, daß der Kampf, das rücksichtslose Dreinschlagen des Schwertes, nötig sei, um der sozialen Gerechtigkeit gegen alles Unrechte in der Welt zum Siege zu verhelfen. Ein geistig gelenkter Aktivismus mit hohen ethischen Gesichtspunkten war der Leitstern des japanischen Samuraistandes, der stolz darauf Anspruch erhob, die edelsten Ideale der japanischen Rasse in der Körperschaft einer Elite dem Volk vorzuleben. „Nach dem Kampf bindet den Helm fester und „Das Schwert ist die Seele des Samurai" sind Leitsätze des japanischen Samuraistandes. Kein Land der Welt hat ein derart ethisch hochstehendes und gleichzeitig wirtschaftlich anspruchsloses Rittertum hervorgebracht, das in manchen Zügen an das kämpferische, ideelle Rittertum unseres europäischen Mittelalters erinnert. So währte die berufsständische streng eingehaltene Gliederung des japanischen Volkes und seine Abschließung von der Außenwelt 250 Jahre. 250 Jahre lang durfte kein Japaner die Inseln verlassen. Was zwischen 1600 und 1850 in der großen Welt an umstürzenden weltpolitischen Ereignissen geschah, erreichte die japanischen Inseln nur durch das peinlich genau überwachte Sieb der holländischen Handelsniederlassung in Nagasaki. Gelangte wohl bis zur japanischen Schongunatsregierung, aber als sorgsam gehütetes Staatsgeheimnis nicht ins japanische Volk. In hermetischer Abgeschlossenheit lebte das japanische Inselvolk ungestört 250 Jahre lang. Es hatte dabei die einzigartige Gelegenheit, ohne von außen einströmende Einflüsse und Verdünnungen seine urjapanische Wesensart und seine eigene geistige Einstellung in komprimiertester Form zu entwickeln. Es war eine Blütezeit verfeinerter künstlerischer Kultur, aber auch ein gesammeltes Anstauen von Kräften, die erst später bei der Oeffnung des Landes für den Weltverkehr und mit dem Beginn seiner märchenhaften Machtausbreitung ihre vollen Auswirkungsmöglichkeiten finden und den Gang der Weltgeschichte entscheidend beeinflussen sollten.

Übergang zur Neuzeit

Durch Nagasaki, das offene Fenster Japans zur Außenwelt, drang zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer beängstigender Kunde ins japanische Volk. Die weißen Fremden, die von Japan so erfolgreich abgewehrt worden waren, begannen mit neuem Ungestüm in die Meere und Länder um Japan vorzudringen. Ihre Schiffe segelten durch die Wasserstraßen zwischen den japanischen Inseln. Die chinesischen Kaufleute, mit denen Japan einen streng kontrollierten und nur auf wirtschaftlichen Austausch abgestellten Handel trieb, erzählten Wunderdinge von diesen Fremden, die nicht mehr nur alte Feuersteinbüchsen besaßen wie die Portugiesen und Holländer, sondern sich ganze Teile Chinas als Kolonialgebiet angeeignet hatten. Und die Holländer unterrichteten die Schogunatsregierung laufend über den ungeheuren Aufschwung der Technik im Abendland. Die Führer Japans waren besorgt. Nicht nur wegen der von außen drohenden Gefahren überlegener Mächte, die eine furchtbare Bedrohung des in den Zeiten des Mittelalters stehen gebliebenen Japans bedeuteten. Sie waren besorgt auch wegen der inneren Unruhe und Gärung, die das japanische Volk zu ergreifen begann. Die Feudalfürsten im fern liegenden südlichen Japan befolgten nicht mehr das strenge Gesetz der Abschließung. Sie waren über die Unternehmungen und die Stärke der fremden Eindringlinge mindestens ebenso gut unterrichtet wie die Schogunatsregierung selbst. 'Und ihre Samurai studierten eifrig die technischen Mittel der Fremden. Mit ihnen war das ganze japanische Volk in fieberhafte Unruhe gerat en und verlangte immer stürmischer, daß auch Japan sich die moderne Technik aneignen solle, um die verhaßt en Fremden mit ihren eigenen Waffen abwehren zu können. Die Schogunatsregierung war anderer Ansicht. Sie war besorgt und eingeschüchtert durch das machtvolle Auftreten der westlichen Völker in Ostasien, und zum Nachgeben bereit. Die innere Spannung nahm zu. Daß man irgendwie die drohende Gefahr bannen müsse, darüber war sich ganz Japan klar, so klar wie zur Zeit der Mongolenbedrohung vor sechshundert Jahren. Aber über die anzuwendenden Abwehrmethoden gingen die Meinungen auseinander und prallten hart aufeinander bei der Leidenschaftlichkeit, die den Japaner bei Fragen von außenpolitischer Existenzwichtigkeit regelmäßig ergreift. Dornröschenschlaf, innere Unzufriedenheit, politische Spannung, Besorgnis und zugleich der unerschütterliche Glaube an die moralische Überlegenheit der japanischen Nation, das war der Geisteszustand des japanischen Volkes, als das folgenschwerste Ereignis der neueren japanischen Geschichte eintrat: die Landung des amerikanischen Geschwaders unter Admiral Perry. Im Jahre 1853 erscheinen die rauchenden Fregatten mit den Streifen und Sternen am Mast vor der japanischen Hauptstadt.[1] Die Öffnung des verschlossenen Landes für den Welthandel wird von den Amerikanern mit aller Entschlossenheit gefordert. Ein Gewaltakt des amerikanischen Imperialismus, der gerade von Seiten des Landes, das die Monroe-Doktrin erfunden hatte, unerwartet und unlogisch erscheinen mußte. Ohne über Nagasaki, die amtlich vorgeschriebene Eintrittstür nach Japan, zu fahren, trägt der Amerikaner seine Forderung direkt an die japanische Regierung heran und zeigt, um ihr Nachdruck zu verleihen, auf die drohend ausgerichteten Geschütze seiner modernen Kriegsschiffe. Unterdessen sind russische Kreuzer, mißtrauisch die Aktionen der Amerikaner überwachend, in japanischen Gewässern herumgekreuzt. Französische und englische Kriegsschiffe bombardieren Schimonoseki und Kagoschima, wo der örtliche Feudalfürst ihnen mit seinen veralteten Küstenbatterien die Durchfahrt verweigern wollte. So kommt es, daß bei der Rückkehr Admiral Perrys mit einem verstärkten Geschwader nach einigen Monaten die japanische Regierung seinem Verlangen nachgibt und den ersten Vertrag mit einer ausländischen Macht unterzeichnet. Sie erklärt sich bereit, ausländische Handelsniederlassungen auf japanischem Boden zu erlauben. Bald folgen ähnliche Verträge, von England, Rußland, Frankreich und Holland den Japanern aufgezwungen. Damit ist Japan dem Welthandel geöffnet. Sein selbst gewählter Dornröschenschlaf ist beendet. Trotz des noch bestehenden Ausreiseverbotes reisen immer mehr junge Japaner auf ausländischen Schiffen, als blinde Passagiere eingeschmuggelt, ins Ausland, nach England, nach Frankreich, nach den USA. Studieren dort eifrig und rastlos westliche Wissenschaft und Lebensgewohnheiten. Und jeder dieser jungen Japaner ist bei seiner Rückkehr nach den japanischen Inseln ein erbitterter Feind, ein nationaler Revolutionär gegen die schwächliche Schogunatsregierung geworden, die sich von einem in Japan als barbarisch verachteten Ausland entwürdigende Verträge hatte aufzwingen lassen, die von jedem nationalstolzen Japaner als Erniedrigung empfunden werden mußte. Jeder der aus dem Ausland zurückkehrenden Japaner war fanatisch von der Überzeugung durchdrungen, daß Japan seine nationale Unabhängigkeit nur durch schnellste Übernahme des westlichen technischen Vorsprungs bewahren könne. In dieser Zeit starb der fern der Tagespolitik nur als geistige Autorität des Landes in Kioto lebende Tenno. 1867 kam ein junger Mann, das später als Medschi Tenno bekannte Staatsoberhaupt Japans, auf den altehrwürdigen Thron, aufgeschlossen allen politischen Notwendigkeiten der Zeit, in jeder Beziehung eine Ausnahmeerscheinung und Führerpersönlichkeit, wie sie in dieser kritischen Stunde seiner neuen Geschichte dem japanischen Volk wie durch ein Wunder so zahlreich geschenkt wurden.

Der Aufbau des modernen Japans

Damit beginnt die Geschichte des modernen Japan. Um den jungen Tenno schart sich die erneuerungsfreudige und politisch lebendige Jugend des Landes. In seiner Person sieht sie alles verkörpert, was Japanischer Wesensart entspricht. Nach kurzem Bürgerkrieg gegen die wankende Schogunatsregierung zieht der Tenno in Tokio ein und übernimmt als erster Tenno seit 700 Jahren auch wieder die Ausübung der politischen Zentralmacht im Staat, die bisher die sich ablösenden Schogunfamilien innehatten. Freiwillig gaben die Landesfürsten ihre uralten politischen Vorrechte und ihre staatliche Stellung in die Hände des Tenno zurück. Die neue Zentralmacht unter der Leitung des Tenno war ebenso nationaljapanisch und fremdenfeindlich wie alle übrigen Japaner, indem sie die Versuche der Ausländer bekämpfte, Japan ungleiche Verträge aufzuzwingen und seine nationale Unabhängigkeit zu schmälern. Aber gleichzeitig war die neue Zentralmacht aufgeschlossen, fanatisch beseelt von der Absicht, in Japan so schnell wie möglich dieselben materiellen Dinge und Lebensgewohnheiten einzuführen, die es den westlichen Staaten ermöglicht hatten, zur Weltmachtstellung aufzusteigen. Die Einführung westlicher Zivilisation machte aber ein völliges Umstoßen des klug bis in die letzten Zweige ausgewogenen und durch Jahrhunderte bewährten japanischen Staatsgebäudes notwendig. Sie bedeutete eine grundlegende Revolution aller Lebensäußerungen, der staatlichen, der wirtschaftlichen und der sozialen. Die strenge ständische Gliederung des japanischen Volkes wurde aufgehoben. Die Landesfürsten waren Privatleute geworden, der hoch geachtete Stand der Krieger, der Samurai, verlor seine Vorrechte und ging in der großen Volksfamilie auf. Und da die neue Zentralmacht sich schnellste Industrialisierung des Landes als vordringlichste Aufgabe gesetzt hatte, kam der bisher letzte Stand, der Kaufmannsstand, zu sozial gehobener Bedeutung. Eine grundlegende Revolutionierung des gesamten bisherigen Volksgefüges also, noch dadurch verschärft, daß mit der schnellen Annahme ausländischer Zivilisation auch fremdes Geistesgut in Japan einzudringen begann. Nur der überragenden zentralen Leitung der japanischen Modernisierung, der staatsmännisch wahrhaft großen Weitsicht der führenden Männer war es zu verdanken, daß diese gewaltige Umwälzung auf allen Lebensgebieten ohne ernstlichen Schaden in kürzestem Zeitraum durchgeführt werden konnte. Daß das japanische Volk die neue Lebensweise so schnell und mühelos übernahm, spricht für seine beispiellose Anpassungsfähigkeit und geistige Lebendigkeit. Daß aber die Modernisierung des Landes nicht nur die Unabhängigkeit und die Gleichberechtigung Japans unter den übrigen Staaten der Welt sicherte, sondern weit darüber hinaus zum märchenhaften Aufstieg zur Weltgroßmacht führte, ist das Wunder klügster und logischster japanischer Staatsführung. Dem Tenno stand beratend ein Kreis von großen Führerpersönlichkeiten für alle Zweige des staatlichen Lebens zur Seite. Dieser Kreis, der Rat der alten Staatsmänner, lenkte den Aufstieg Japans, blieb verantwortlich dafür, daß beim Aufbau des neuen Staates nichts dem Zufall überlassen blieb. Während beim Aufbau anderer moderner Staaten die Kräfte oft ziellos auseinander gingen und hauptsächlich die private Wirtschaft und der Kapitalismus direkt gegen die Interessen des Staates gerichtet waren, blieb in Japan, das bei seinem Aufbau vom Nullpunkt anfangen mußte, die Leitung aller Unternehmungen immer zentral vereinigt in der Hand einer kleinen politischen Machtgruppe, die sich um das neue Zentrum des staatlichen Lebens, den Tenno, scharte. Diese Führergruppe bestimmte auch das Maß der ausländischen Beteiligung am Aufbau des modernen japanischen Staates. Ganz bewußt begegnete Japan von Anfang an den Gefahren, die sich bei der Modernisierung aus einer drohenden geistigen Überfremdung ergaben. Nie hat Japan ziellos nachgeahmt, immer hat es bewußt nur das Brauchbare ausgesucht und es seinen eigenen Bedürfnissen angeglichen. Mit aller Absicht wurde ein Gegengift gegen die Überfremdung angewandt in der bewußten und gewollten Betonung der eigenen, urjapanischen. Wesensart. Wenn wir Europäer heute stolz darauf sind, den Japanern unsere Zivilisation geschenkt und damit ihren Aufstieg ermöglicht zu haben, so dürfen wir dabei eins nicht vergessen: der Japaner betet nicht etwa unsere technische Zivilisation ehrfurchtsvoll an. Er betrachtet sie lediglich als ein brauchbares Werkzeug zum Aufstieg, letzten Endes eben doch nur als ein Produkt materialistischen westlichen Denkens. Und das materielle Denken der westlichen Völker hat der Japaner im Grunde immer verachtet und ihm seine eigene geistige Wesensart gegenübergestellt, die er westlicher Wesensart für turmhoch überlegen erachtet. So hat Japan auch bei der Einführung westlicher Technik die Gefahren erkannt und bewußt dagegen gehandelt. Gleichzeitig mit der Übernahme westlicher Zivilisation schuf Japan ein nationales Erziehungsprogramm, das von der Kindererziehung in der Familie und in den Volksschulen angefangen bis in die Hochschulen und bis in alle Berufszweige des sozialen Lebens hinein die typisch japanische Wesensart als allen anderen Weltanschauungen weit überlegen, zu betonen hatte. Die Urkräfte der japanischen Rasse, ihre als Volksfamilie gesehene Volksgemeinschaft, ihr Kulturgut, die einzigartige Staatsform des Tennoismus wurden durch klug gelenkte Volkserziehung bewußt den nach Japan einströmenden westlichen Lehren von Liberalismus, Materialismus und Demokratie entgegengehalten. Der Lehrplan der japanischen Volksschulen ist ein einzigartiger Beweis für diese bewußte Lenkung der Volkserziehung im Sinne der eigenen nationalen Werte und im bewußten Kampf gegen sofort als gefährlich erkanntes fremdes Geistesgut. Die Modernisierung Japans bedeutet einen plötzlichen Sprung vom feudalen Mittelalter in die Neuzeit. Viele Schäden Staaten wurden von den klugen Führern der japanischen Nation richtig erkannt und rechtzeitig beim eigenen Aufbau vermieden. Für den heutigen Japaner ist das zur Zeit seiner Großväter eingeführte westliche Gut ebenso japanisch, d. h. zum heutigen japanischen Gesamtleben gehörend, wie jahrhundertealte japanische Teeschalen und Holzsandalen. Wir in Europa fragen heute auch nicht, welcher Nationalität der Erfinder des Radio gewesen sei. Es ist Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Ebenso wenig fragt der heutige Japaner nach der Nationalität des Erfinders der Eisenbetonbauten, der elektrischen Bahnen oder des Grammophons. Diese Dinge gehören ebenso zum japanischen Leben wie das Holzhaus mit Strohmatten und der japanische Kimono. Den Japanern ist die großartige Vereinigung zwischen eigener Wesensart und übernommenem ausländischen Gut gelungen.

Trotz westlicher Zivilisation — der Geist der Samurai lebt

Wenn wir als westliche Menschen nach Japan kommen, glauben wir auf Schritt und Tritt im japanischen Leben Zwiespältigkeiten zu entdecken. Der japanische Angestellte, den wir kennen, lebt tagsüber in seinem Büro europäisch oder vielmehr amerikanisch. In modernsten Büroräumen, wie wir sie selbst selten im alten Europa, meist nur in New York finden. Er ist mittags ein „Lunch" mit Messer und Gabel und setzt sich wieder an sein Telefon. Abends aber fährt er mit der Schnellbahn nach hause. Brüht sich im japanischen Holzbad, zieht seinen Kimono an, hockt auf der Strohmatte nieder. Seine Frau vorneigt sich vor ihm und bedient ihn, er stellt das Radio an, geht in seinen sorgsam gepflegten Zwerggarten und bewundert ganz versunken den Mondaufgang zwischen Herbstgräsern. Aber auch während er im amerikanischen Geschäftsbetrieb arbeitet, ist seine Seele, sein Bewußtsein rein japanisch geblieben Auch im Sakko-Anzug und in Lederschuhen, auch in der Schnellbahn und bei Hunderten von Telefonanrufen. Was uns Europäern als Zwiespalt erscheint, ist in Wirklichkeit der Ausdruck japanischen Lebens, so wie es der Japaner, mit dem wir heute zu rechnen haben, täglich lebt. Er ist eine geglückte Synthese, eine Vermischung und Angleichung, deren für uns ins Auge springende Zwiespältigkeit dem heutigen Japaner nur noch selten zum Bewußtsein kommt. Wenn auch dem Japaner westliche Zivilisation zum selbstverständlichen Bestandteil seines heutigen Lebens geworden ist, so betrachtet er sie doch nur als notwendiges Werkzeug, als unentbehrlichen Faktor, um mit dem heutigen Leben Schritt zu halten, als ebenso zu seinem täglichen Leben gehörend wie seinen eigenen Jahrtausendealten Lebensstil. Die geistige Kraft seines Wesens aber zieht der Japaner nicht aus den technischen Errungenschaften des Westens, auch wenn er sie selbst dauernd auf Grund seiner ihm eigenen geistigen Regsamkeit weiter vervollkommnet und entwickelt, nicht aus Werkzeugmaschinen und fotomechanischem Gerät, die er heute ebenso souverän beherrscht wie wir, sondern aus der Urkraft seiner eigenen Wesensart, aus eigenem tausendjährigen Kulturgut, das er sich neben aller Modernisierung in unvermindeter Wirkungskraft treu und bewußt erhalten hat, das er für himmelhoch überlegen über alle westliche Zivilisation erachtet und 'nicht nur selbst lebendig erhält, sondern auch als Triebkraft seines Aufstiegs und seiner Zukunft auf immer neuen Wegen zu immer neuem Leben und neuer Entfaltungsmöglichkeit bringt.

Die Industrialisierung Japans

Die weit blickenden Führer Japans hatten also beschlossen, die Technik des Westens so schnell wie möglich selbst zu übernehmen. Fieberhaft wurde dieses Programm durchgeführt, denn die Zeit drängte. Die jung entstehende japanische Industrie mußte mit dem großen Wettrennen der Weltindustrialisierung Schritt halten, mußte vor allem den von den übrigen älteren Industrieländern erreichten Vorsprung von fast einem Jahrhundert schnellstens einholen. Nicht dem freien Unternehmertum wurde die erste Technisierung und Industrialisierung des bisherigen Feudalstaates Japan anvertraut. Der Staat, die Regierung behielt sich zunächst die zentrale Leitung vor. Der Staat war es, der die großen, schnell aufblühenden Unternehmungen gründete, Eisenbahnen, Werften, Schwerindustrien und Bergwerke. Der Staat, die kleine Gruppe starker, weit blickender Männer, die die ersten entscheidenden Schritte des japanischen Wirtschaftsaufstiegs lenkte, glaubte an die Planung des Aufbaus, wollte instinktmäßig, teils aus historisch anerzogenem Disziplinbewußtsein, teils aus der Intuition heraus, nichts dem Zufall überlassen. Und so wird beim Aufbau des modernen Japan in allen seinen Zweigen, dem politischen, dem strategischen, dem wirtschaftlichen, dem sozialen und ganz besonders dem vollerzieherischen nichts dem Zufall überlassen. Das Wunder des japanischen Aufstiegs ist eine Folge dieser planmäßigen Folgerichtigkeit. Sein atemberaubendes Tempo konnte nur dann gehalten werden, wenn die Planung eisern durchgeführt wurde, wenn trotz aller Hast, Fieberhaftigkeit und Ueberstürzung die zentrale Lenkung gesichert blieb. Der weitere industrielle Aufstieg Japans freilich wurde nach wenigen Jahrzehnten privater Initiative anvertraut. Amerika stand Pate bei diesem weiteren japanischen Industrieaufbau, Amerika, das Land des bisher Unerhörtesten industriellen Aufstiegs, wo binnen weniger Jahre durch private Initiative und rücksichtslose Geschäftsmethoden die größten, Weltbeherrschenden Industriekonzerne entstanden, wo der Zeitungsverkäufer zum Ölmagnaten aufstieg und der Hafenstauer zum Reedereibesitzer. Amerika mit seinen Riesentrusts, viel weitgehender noch als die älteren Industrieländer Europas, wurde das Vorbild der japanischen Industriellen und Unternehmer. Aber im Gegensatz zum amerikanischen Wirtschaftsaufbau ging der Japans auch unter der Leitung der Privatunternehmer gelenkt vor sich, immer im Hinblick auf die Notwendigkeiten des eigenen Landes und Volkes, nie mit der Ziellosigkeit und Raffgier, die amerikanische Geschäftsmethoden auszeichnet. Da die Industrialisierung Japans in das Zeitalter der freien Weltwirtschaft, des Merkantilismus fiel, wurde die gesamte japanische Wirtschaft auf diesem Grundsatz aufgebaut. Es sollten sich später, als diese Wirtschaftsform überholt. und überwunden wurde, für die japanische Wirtschaft manche Schwierigkeiten ergeben, um eine Umstellung auf die als notwendig erkannte Autarkiewirtschaft durchzuführen.

Japanische Großkonzerne

Es waren nur wenige japanische Familien, die infolge ihrer Kapitalkraft die vom Staat ins Leben gerufenen industriellen Unternehmungen übernehmen konnten, die der Staat nicht selbst unter seiner Leitung behielt, wie die großen Marinerüstungswerke. Die Mitsui, die Yasuda, die Sumitomo, die Okura, der Mitsubischi- Konzern. Ihre Geschäftsführer hatten in den Kontoren der Großbanken von New York und London, in den Maschinenfabriken der alten und der neuen Welt gearbeitet, waren in der neuen Welt den Trecks der Goldsucher und Oelbohrer bis in die entlegensten Bergwerkkamps gefolgt, hatten emsig, bienenfleißig, rastlos, verbissen lernend und notierend die Methoden studiert, mit denen die neue Welt wirtschaftliche Weltherrschaft anstrebte und durchzusetzen begann. Und sie kehrten mit reicher Erfahrung auf die japanischen Inseln zurück, wo zwischen Reisfeldern und Berghängen, an den Flußmündungen und in den kleinen Landstädten nach ihren mitgebrachten Plänen Werke entstanden und die Fabrikschlote sich zum Himmel zu recken begannen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, anzunehmen, daß die japanischen Studenten, die in alle Welt ausgesandt wurden, um die ausländischen Methoden zu studieren, später diese Methoden in Japan sinnlos nachahmten. Die Studenten der Medschizeit ahmten ebenso wenig das Ausländische sinnlos nach wie die japanischen Staatsführer der Narazeit chinesische Methoden und chinesische Kunst sinnlos kopierten. Sie übernahmen vielmehr und paßten das, was vom Ausländischen für japanische Zwecke geeignet war, den japanischen Notwendigkeiten und auch japanischer Geistesart an. Selbstverständlich wurde in der Eile der Modernisierung vieles übernommen, was später als ungeeignet wieder über Bord gehen mußte. Aber man muß heute angesichts der machtvollen Stellung, die Japan in wenigen Jahrzehnten sich erarbeitet hat, nur ehrfurchtsvoll staunen, mit welcher Instinktsicherheit und mit welchem Blick für das Wesentliche die ins Ausland entsandten Japaner das Ergebnis ihrer Studien in ihrer Heimat in die Tat umsetzten. Man lebte damals gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der ganzen Welt im Zeichen des freien Welthandels, des schrankenlosen Unternehmertums. Man glaubte an die ewig fortschreitende Prosperität, ohne sich irgendwelchen Schranken fügen zu müssen. Wer die am modernsten organisierte und konkurrenzfähigste Industrie besaß, hauptsächlich aber, wer die industriewichtigen Rohstoffe in greifbarer Nähe liegen hatte, sah damals auf der ganzen Welt keinen Grund für irgendwelche von oben nach höheren Interessen auferlegte Lenkung des Unternehmertums. Japan aber besaß auf seinen Inseln kaum irgendwelche nennenswerten industriewichtigen Rohstoffe außer Rohweide. Kaum Kohle, wenig Eisen, kein Öl. Es besaß aber einen Rohstoff, der in immer zunehmendem Maße ausschlaggebend für die Weltstellung der japanischen Industrie werden sollte: den unerschöpflichen Rohstoff der Arbeitskraft seiner sprunghaft zunehmenden Bevölkerung. Schon zu Beginn der japanischen Industrialisierung, als Japan nur etwa 30 Millionen Einwohner zählte, hatten sich die leitenden Staatsmänner damit abgefunden, daß der Bauernstand, der den weitaus größten Prozentsatz der japanischen Bevölkerung ausmachte, nach und nach infolge der Industrialisierung zurücktreten müßte. Dieser Stand von Reisbauern. der früher für den Grundbesitzenden Landesfürsten in feudalem Abhängigkeitsverhältnis gearbeitet hatte und dessen Lebensaussichten sehr viel schlechter geworden waren, seit die Landesfürsten abgedankt hatten, und der an sich schon kärglich bemessene Grund und Boden zum Gegenstand spekulativer Betätigung von Grundstücksmaklern und Bodengesellschaften und damit kommerzialisiert worden war. 'Der Bauernstand wurde die unerschöpfliche Quelle immer neuer Arbeitskräfte für die schnell aufblühenden japanischen Industrien. Denn wenn auch die kärgliche Scholle des bis aufs letzte in mühsamer Gartenarbeit ausgenützten Reislandes nicht mehr Reis und Verdienst hergeben konnte, um die neugeborenen Bauernkinder zu ernähren, so gab es doch immer neue Verdienstmöglichkeiten in den überall entstehenden Industrien, wo immer neue Kräfte gebraucht wurden, ungeschulte und daher billige Arbeitskräfte ohne Facharbeitsvorbildung aus dem Überschuß der Landbevölkerung. Junge Töchter, die sonst der verschuldeten Bauernfamilie zur Last fallen würden, junge Burschen, für deren Hunger der Reistopf nicht ausreichte, deren Arbeit auf den Feldern überflüssig war. Das Beispiel Englands, das der Industrialisierung seinen Bauernstand geopfert hatte, hat auf die industrielle Planung des modernen Japans stark eingewirkt. Aber Japan hatte seine Industrialisierung sehr viel später begonnen als England. Es konnte aus den Fehlern und hauptsächlich auch aus den sozialen Schäden westlicher Industrialisierung viel lernen und zahlreiche Mißstände Europas und Amerikas von Anfang an vermeiden.

Das Phänomen japanischer Bevölkerungszunahme

Und so trat das Phänomen ein, das entscheidenden Einfluß auf die Geschichte Ostasiens und damit der ganzen Welt haben sollte, das Phänomen der sprunghaften japanischen Bevölkerungszunahme, das die Welt in aussichten sehr viel schlechter geworden waren, seit die Landesfürsten abgedankt hatten, und der an sich schon kärglich bemessene Grund und Boden zum Gegenstand spekulativer Betätigung von Grundstücksmaklern und Bodengesellschaften und damit kommerzialisiert worden war. Der Bauernstand wurde die unerschöpfliche Quelle immer neuer Arbeitskräfte für die schnell aufblühenden japanischen Industrien. Denn Wenn auch die kärgliche Scholle des bis aufs letzte in mühsamer Gartenarbeit ausgenützten Reislandes nicht mehr Reis und Verdienst hergeben konnte, um die neugeborenen Bauernkinder zu ernähren, so gab es doch immer neue Verdienstmöglichkeiten in den überall entstehenden Industrien, wo immer neue Kräfte gebraucht wurden, ungeschulte und daher billige Arbeitskräfte ohne Facharbeitsvorbildung aus dem Überschuß der Landbevölkerung. Junge Töchter, die sonst der verschuldeten Bauernfamilie zur Last fallen würden, junge Burschen, für deren Hunger der Reistopf nicht ausreichte, deren Arbeit auf den Feldern überflüssig war. Das Beispiel Englands, das der Industrialisierung seinen Bauernstand geopfert hatte, hat auf die industrielle Planung des modernen Japans stark eingewirkt. Aber Japan hatte seine Industrialisierung sehr viel später begonnen als England. Es konnte aus den Fehlern und hauptsächlich auch aus den sozialen Schäden westlicher Industrialisierung viel lernen und zahlreiche Mißstände Europas und Amerikas von Anfang an vermeiden.

Das Phänomen japanischer Bevölkerungszunahme Und so trat das Phänomen ein, das entscheidenden Einfluß auf die Geschichte Ostasiens und damit der ganzen Welt haben sollte, das Phänomen der sprunghaften japanischen Bevölkerungszunahme, das die Welt in als Verwaltungsbeamte können die Japaner in geringen Mengen ins Ausland auswandern. Das schafft dem gewärtigen Bevölkerungsdruck kaum eine Erleichterung. Die große Masse des ständig zunehmenden Volkes aber muß auf den Heimatinseln ernährt werden. Der Hunger, der unerbittliche Kampf um die tägliche Reisschale für sein jährlich um 1 Million zunehmendes Volk treibt und zwingt Japan zur Ausbreitung. Nur ein feiges Volk läßt sich ersticken, wenn seine Existenz auf dem Spiele steht. Aber Feigheit ist ein Begriff, der gerade japanischer Wesensart am wenigsten entspricht. 1872 zählt man noch 33 Millionen Japaner. 1895 41 Millionen, 1914 54 Millionen. 1932 hat sich die 1872 noch 33 Millionen zählende japanische Bevölkerung auf 66 Millionen verdoppelt. Während in diesem Zeitraum für Europa 18 Geburten auf 1.000 Einwohner kommen, zählt Japan im selben Zeitraum 34 Geburten auf das Tausend seiner Einwohner. Kein Wunder also, daß die japanische Industrie immer neue Zuströme aus der zunehmenden Bevölkerung Japans erhält, aus einem lebens- und gebärfreudigen Volk, das den Überschuß seiner Bevölkerung nicht auf dem eigenen, schon seit Jahrhunderten bis zum letzten bebaubaren Winkel ausgenützten Reisland ansiedeln kann, dem Auswanderungsgebiete aus militärischen, politischen und klimatischen Gründen verschlossen blieben. Nur durch ständige Erhöhung seiner industriellen Produktion kann Japan seine Arbeiterheere ernähren, kann es seinen Wirtschaftshaushalt ausgleichen.

Die Zunahme der japanischen Industriebevölkerung ist aus folgenden Zahlen ersichtlich: Nach dem Russisch-Japanischen Krieg gab es in Japan 526.000 Industriearbeiter, davon 318.000 Frauen. Ende 1914 gab es 17.000 industrielle Betriebe mit 854.000 Industriearbeitern, davon 535 000 Frauen. Während des ersten Weltkrieges erfolgte der sprunghafte Aufschwung der japanischen Industrie, die mit Ausnahme von kleinen Betrieben die Zahl von 23.832 erreichte, mit 1.474.600 Arbeitern, darunter 824.000 Frauen. 1935 gab es 40.000 Betriebe und 2.700.000 Arbeiter. Von 1929 bis 1937 hat sich die industrielle Produktion Japans um 45 Prozent erhöht, der Exporthandel ist von 1929 bis 1937 um 115 Prozent gestiegen. Bei dieser gewaltigen Zunahme der japanischen Industriearbeiter muß man noch hinzurechnen, daß die japanischen Fabriken immer die neuesten Produktionsmaschinen aufstellten und verwandten, so daß zeitweise durch Rationierung der Produktionsmethoden auf manchen Gebieten sogar Arbeitslosigkeit auftrat.

Die Idee des autarken Großraumes

Zur Ernährung der zunehmenden Volksmassen ist die Einfuhr immer neuer Rohstoffmengen aus dem Ausland zur industriellen Verarbeitung auf den rohsioffarmen japanischen Inseln, ist eine immer gesteigerte Ausfuhr nach dem Ausland notwendig, tun dadurch wieder neue Rohstoffe einkaufen zu können. Hin Kreis ohne Ende, solange sich Rohstoff- und Absatzgebiete der japanischen Durchgangsindustrie im Ausland befinden. Im Ausland, das, wenn es unfreundlich gesinnt Ißt, die Rohstoffzufuhr Japans sperren und auch den Absaiz japanischer Waren durch Zölle und Tarife nahezu unmöglich machen kann. Trotzdem Japans Industrie auf dem Weltsystem des Freihandels aufgebaut war, begannen die Führer Japans die lebensbedrohenden Gefahren dieses Systems immer klarer einzusehen, und immer deutlicher formte sich im Gedankengut des japanischen Wirtschaftspolitikers, unterstützt von der Überzeugung der Wehrmacht, die Idee des autarken Großraums, in dem Rohstoffbezug und -absatz innerhalb des Machtbereichs der Führernation Japan liegen muß. Zwei Tatsachen haben die sprunghafte Industrialisierung Japans wesentlich erleichtert: Der Zustrom immer neuer billigster Arbeitskräfte mit relativ geringen Lebensbedürfnissen und die vorbildliche Exportorganisation dieser auf Export angewiesenen Industrie. Mit diesen zwei Faktoren hat Japans Industrie auf den Märkten Ostasiens die älteren Industrieländer Europas und Amerikas weitgehend aus dem Felde geschlagen. Japans Industrie fand immer neue und rationellere Wege der Produktion, um die immer höher werdenden Zollmauern wirtschaftsfeindlicher Gebiete zu überwinden. Die japanischen Industriemagnaten von Osaka entwickelten unermüdlich und zielbewußt arbeitend mit ihren billigen Textilwaren ganz neue Märkte, die für Europas Industrien und ihrer, infolge höherer Lebenshaltungskosten der Arbeiterschaft teureren Produktion unzugänglich waren. Japan entwickelte für seine Industrie den Massenabsatz unter den Millionenvölkern Ostasiens. Ein Baumwollhemd, ein Turbantuch, ein Fahrrad, eine Taschenlampe, vom europäischen oder amerikanischen Industriearbeiter hergestellt und auf langem, teuren Schiffahrtsweg nach Ostasien verfrachtet, wurde so teuer, daß kein Eingeborener Ostasiens jemals an den Kauf denken konnte. Aber plötzlich fand der indische Arbeiter, der malaiische Reisbauer, der chinesische Kuli, der philippinische Plantagenarbeiter im kleinen Geschäft seines Dorfes dieselben Waren, dieselben Hemden und, Taschenlampen, die für ihn bisher unerschwinglich gewesen waren, um einen bedeutenden Bruchteil des bisherigen Preises käuflich in fast derselben Qualität. Er beachtete zunächst gar nicht den Firmenstempel „Made In Japan" (Japanisches Erzeugnis), er kaufte einfach, weil er es sich leisten konnte. Hunderte von Millionen kauften, und hundert Millionen Japaner hatten wieder genug zu essen. Die Weltindustriemacht Japan, geographisch in nächster Nähe der Millionenvölker Ostasiens gelegen, kannte die Bedürfnisse dieser Bevölkerungsmassen, hatte sie in mühseliger Kleinarbeit und in weitsichtiger Planung ergründet, besaß die kürzesten Schiffahrtswege nach den dortigen Gebieten mit seiner staatlich unterstützten, großartig ausgebauten Handelsflotte. So wuchs Japan über die Eroberung der ostasiatischen Märkte zur Weltindustriemacht empor. Daß die alten Weltindustrien gegen diesen neuen, nicht tu schlagenden Konkurrenten auf den Weltmärkten Sturm liefen, ist selbstverständlich. Man beschuldigte die japanischen Industrieunternehmungen der Sklavenarbeit. Man verglich die sozialen Verhältnisse der japanischen Arbeiterschaft nach dem alle Völker gleichmäßig bewertenden Standard mit denen anderer Industrieländer und schimpfte auf die soziale Rückständigkeit Japans, wo noch keine organisierte Gewerkschaftsbewegung existierte. Man nahm sich gar nicht erst die Mühe, die besonderen sozialen Verhältnisse Japans oder die geistige Einstellung des japanischen Industriearbeiters in Betracht zu ziehen und erst recht nicht die Notlage eines Volkes ohne Raum, das um die Existenz seiner hungrigen Bevölkerung ringt. Der Stand der japanischen Industrie sah 1939 folgendermaßen aus:


Zahl der Fabriken Beschäftigte (in 1000) Produktionswerte in Mill. Yen
Gesamte japanische Industrie 137 3.700 24.000
Textilindustrie 37 978 4.791
Maschinenindustrie 23 847 5.421
Metallindustrie 12 375 5.472
Chemische Industrie 6 322 4.160

Die Zahl der Betriebe und Beschäftigungsziffern zeigten, daß die Textilindustrie an erster Stelle steht. Aber ihr Produktionswert hat nachgelassen. Metall- und Maschinenindustrie haben sie erheblich überflügelt und auch die rasch erstehende chemische Industrie ist in vollem Aufschwung begriffen. Während des ersten Weltkriegs nahm die japanische Industrie wohl den bedeutendsten Aufschwung ihrer kurzen Geschichte. Während die übrige Weltindustrie auf die Kriegsproduktion eingestellt war und die Exportindustrien jetzt die Gebiete Ostasiens vernachlässigten, arbeitete die japanische Industrie nicht nur ebenfalls für die Kriegsversorgung der Alliierten, sondern nützte auch das Fernbleiben der westlichen Exportwaren von den ostasiatischen Gebieten für eine ungeheure Steigerung japanischen Exports nach den Völkern Ostasiens aus.

Krieg mit China und Rußland

Im ersten chinesisch- japanischen Krieg von 1894-1895 bewährte sich zum ersten Mal die modernisierte Struktur Japans. Und schon wird Japan, der bisher abgeschlossene Inselstaat, expansiv. Und schon zeigt sich auch die außenpolitische Instinktsicherheit, die den gesamten Aufstieg Japans lenkt und mit eiserner Folgerichtigkeit begleitet. In diesem ersten Krieg des eben modernisierten Landes erkämpft sich Japan einmal auf dem asiatisch-chinesischen Festland Port Arthur, das ihm allerdings sofort durch internationalen Einspruch wieder abgejagt wurde, und die Insel Formosa, die Chinas Küste beherrscht und als Sprungbrett nach Süden weist. Japan sucht also auf dem Festland die Brückenköpfe, die seine Inseln vor der von dorther drohenden Gefahr schützen sollen, und im Süden die tropischen Zusatzgebiete für seine Wirtschaft. Und so ist es logisch während der gesamten weiteren Machtausbreitung Japans geblieben. Die Ausbreitung auf dem Festland in der Richtung Mandschurei und Mongolei gilt in erster Linie der strategischen Sicherung und erst in zweiter wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Der Vormarsch nach Süden aber wurde in erster Linie vom wirtschaftlichen Gesetz diktiert. Das Landheer hat die nordwärts gerichtete Ausbreitung auf sein politisches Programm geschrieben, die Flotte die südliche Expansion. Es ist wichtig festzuhalten, daß Japan vom Beginn seines Auftretens als außenpolitische Macht an gleich mit den drei stärksten politischen Mächten der Welt sich auseinandersetzen muß, den Vereinigten Staaten, dem Britischen Weltreich und mit Rußland. Mit dem jungen Japan schloß England 1902 ein Bündnis ab, denn für England schien Japan die geeignete Macht, um Rußlands asiatische und ostasiatische Ausweitungsgelüste, die britischen Interessen gefährlich wurden, erfolgreich zurückzudrängen. Als Rußlands Vorstoß nach Korea und an das Gelbe Meer für den Bestand Japans lebensgefährlich wurde, war für Japan die schwere Stunde zum Handeln gekommen. Gestützt auf das Bündnis mit England, besiegte Japan in zweijährigem blutigen Ringen das Zarenreich zu Wasser und zu Lande so nachhaltig, daß Rußland bis 1935 als militärisch ernst zu nehmender Faktor in Ostasien ausschied. Mühelos fiel das Agrarland Korea in der Folge dem japanischen Machtbereich zu. Etwas Unerhörtes war in der Weltpolitik geschehen. Das bisher von den übrigen Weltmächten gönnerhaft belächelte junge Japan hatte die stärkste Militärmacht der Welt besiegt. Hatte sie entgegen allen Voraussagen und Berechnungen der Militärfachleute entscheidend in Ostasien zurückgeschlagen. Mit einem Schlag war Japan anerkannte und gleichberechtigte Großmacht geworden. Es teilte sich mit den übrigen Westmächten in die Konzessionsvorrechte in China. Seine Kanonenboote und Garnisonstruppen standen neben denen der übrigen Konzessionsmächte auf chinesischem Boden, Japan hätte, so merkwürdig das auch heute scheinen mag, damals als gleichberechtigte Großmacht sich an den Kolonialerwerbungen der bei der Weltverteilung zu spät und zu kurz gekommenen jungen Großmächte beteiligen und z. B. Kolonien in Afrika beanspruchen können, denn es hatte in Formosa und im Kwantung- Gebiet Proben musterhafter Kolonisation gegeben. Japan arbeitete aber, teils bewußt, teils instinktmäßig, niemals auf ein über die Welt zersplittertes Reich hin. Gesunde militärpolitische Grundsätze lenkten die japanische Machtausbreitung auf einen um den Kern der japanischen Insel organisch sich ausdehnenden Großraum, der auch militärisch in seiner Gesamtheit verteidigt werden konnte. Die Expansion war für Japan jetzt eine Lebensnotwendigkeit geworden, denn die japanische Bevölkerung begann sich sprunghaft zu vermehren, ohne Auswanderungs- und Siedlungsmöglichkeiten zu erhalten.

Militärischer und politischer Machtzuwachs

Der Erste Japanisch-Chinesische Krieg (甲午战争|t=甲午戰爭 jiǎwǔ zhànzhēng, „Jiawu-Krieg“; jap. 日清戦争, nisshin sensō, „Krieg zwischen Japan und Qing[-China]“) fand vom 1. August 1894 bis in den April 1895 statt.

Wegen Streitigkeiten um Korea kam es 1894 zum Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg; eine offizielle, gegen China gerichtete Kriegserklärung erfolgte am 1. August jenen Jahres von Seiten des Kaiserreiches Japan. Die Chinesen unterlagen den Japanern in mehreren Kämpfen in der Nähe von Seoul und Pjöngjang. Infolge der wiederholten Niederlagen unterzeichnete das Kaiserreich China im April 1895 den Vertrag von Shimonoseki.

Nach dem Russisch-Japanischen Krieg von 1904 bis 1905 konnte sich das Japanische Kaiserreich territorial deutlich ausdehnen und etablierte sich zu einer ernstzunehmenden Ostasienmacht. So wurde z.B. Korea ein Protektorat Japans. Nach dem im Jahre 1910 erwirkten Rücktritt des koreanischen Kaisers wurde es als Kolonie dem japanischen Staatsgebiet eingegliedert.

Während des ersten Weltkriegs besetzt Japan die Inselgruppen im Pazifik und schiebt damit seine seestrategische Sicherung nach Süden bis an den Äquator vor. Es besetzt Tsingtau und faßt Fuß auf eigentlichem chinesischem Boden. Und es nimmt an der internationalen antibolschewistischen Expedition teil und schickt seine Truppenabteilungen nach Wladiwostok und bis an den Baikalsee in Ostsibirien. 1920 steht Japans Front vom Baikalsee bis an den Äquator. Die japanische Machtausbreitung war für die Angelsachsen zu stark geworden. Die Vereinigten Staaten erlaubten es England, das schon durch den ersten Weltkrieg in die Hörigkeit Washingtons geraten war, nicht, das Bündnis von 1902 mit Japan zu erneuern. Mit der Vorherrschaft Washingtons hatte der Prozeß begonnen, den Churchill, der Totengräber des Empire, vollendet.

Es bildete sich die antijapanische Front von Washington. Japan mußte, allein gegen die beiden stärksten Seemächte der Welt stehend, nachgeben, 'mußte Ostsibirien evakuieren, Tsingtau räumen und sich mit einer niederen Flottenstärke begnügen. Die Angelsachsen verfolgten im Pazifik die ihnen so bequeme Politik der Erhaltung des „Status quo", in völliger Verkennung der Tatsache, daß es einen „Status quo" nicht geben kann in einem Gebiet, in dem ein Volk wie das japanische jährlich um eine Million zunimmt. Dazu kamen die immer empfindlicheren wirtschaftlichen Drosselungsmaßnahmen gegen Japan. Die Kolonialgebiete der Angelsachsen im Pazifik, in denen sich Japan mit seinen billigen Exportwaren die Eingeborenen-Märkte erobert hatte, errichteten immer höhere Zollschutzmauern gegen japanische Einfuhr. Die Seeverträge von Washington aber lasteten auf dem japanischen Volk, das in nationalen Dingen empfindlich ist wie kaum ein anderes, mit ähnlicher Schwere wie das Diktat von Versailles auf dem deutschen. Japan wußte nun, wo seine wahren Feinde standen. Um diese Zwangslage zu durchbrechen, schaffte sich Japan 1931 gewaltsam Luft, marschierte und besetzte Mandschukuo, das Neuland für japanische Unternehmungen, Übungsfeld für japanisches Aufbauvermögen wurde. Der Völkerbund protestierte. Japan wußte, daß der Genfer Verein in Ostasien nichts unternehmen konnte als zu protestieren. Es trat aus dem Völkerbund aus, wurde damit frei in seinen politischen Entschlüssen, stand allerdings auch von jetzt ab isoliert da, bis es 1936 mit Deutschland den Antikominternpakt und 1940 den Dreimächtepakt abschloß und sich mit logischer außenpolitischer Überzeugung der Front der Aufbau- und Ordnungsstaaten anschloß.

Die wahren Feinde Japans

Da die Machtlosigkeit des Völkerbundes in Ostasien sich im Fall Mandschukuo erwiesen hatte, und auch Rußland damals zu einem Eingreifen gegen Japan in Ostsibirien nicht in der Lage war, benutzten die Angelsachsen das national erwachende China als Prellblock gegen weitere japanische Machtausbreitung. Mit allen Mitteln unterstützten sie den Aufstieg Chinas, nicht aus „Liebe zu chinesischer Unabhängigkeit, sondern um eine neue Macht gegen Japan auszurüsten. In der Folge brach 1937 der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg aus, welcher als Beginn des Zweiten Weltkrieges in Asien gilt. Während des Chinakrieges stieß Japan immer wieder auf die offene Feindschaft der Angelsachsen. Immer deutlicher erkannte das japanische Volk seine wahren Gegner, aber es erkannte auch die Schwäche ihrer militärischen Position in Ostasien. In Japan wußte man, daß diese schwachen militärischen Stützpunkte Englands und Amerikas dazu da waren, um die Abschließung der reichen Rohstoffgebiete durchzuführen, die vor den Toren Japans in greifbarer Nähe lagen, um Japans wirtschaft- liehe Erdrosselung, die schon durch die Rohstoffsperrung seitens Amerikas immer gefährlicher wurde, zu vollenden. Man wußte in Japan, daß Roosevelt entschlossen war, nicht nur die englischen Stützpunkte und die Fortführung der englischen Politik im Pazifik zu übernehmen, sondern darüber hinaus Japan offensiv einzukreisen und abzuwürgen. Seit der Besetzung Mändschukuos beansprucht Japan immer eindringlicher die Führung im ostasiatischen Raum und über die ostasiatischen Völker, denn die Japaner betrachten sich als ein auserwähltes Volk. Auserwählt, weil ihr Inselstaat nie zuvor von fremden Eroberern betreten wurde, weil sie in der Abgeschlossenheit ihre typischen nationalen Eigenschaften bis zur Vollkommenheit entwickeln konnten. Auserwählt auch, weil ihre Tennos in ununterbrochener Erbfolge in göttlichem Auftrag und selbst als Gottheiten über das Volk herrschen, und weil in Japan private Religionsausübung und Bekenntnis zum Staatsglauben ein und dasselbe war. Und nicht zuletzt hält sich der Japaner für auserwählt, zuletzt weil nie ein anderes Volk der Weltgeschichte einen solch märchenhaften Aufstieg zur Großmachtstellung sich erkämpft hatte wie das japanische. Die Ursachen dieses Aufstiegs sieht der Japaner in der Kraft des japanischen Geistes, der das vom Westen übernommene, das Materiell- Technische meistert und als Werkzeug benützt, ohne seine eigenen, urjapanischen Wesenszüge dabei zu verlieren, ja, diese dadurch noch steigert und zu höchster Entfaltung bringt. Aus diesem Bewußtsein der Überlegenheit seiner Weltanschauung und aus den bisher errungenen beispiellosen Erfolgen leitet der Japaner seinen Führungsanspruch über die ostasiatischen Völker ab, als geschlossenstes und am besten dazu vorbereitetes Führervolk Asiens. Und immer mehr Völker bekennen sich zu der von Japan verkündeten und geführten sozialen Völkerfamilie Ostasiens. Im chinesisch-japanischen Krieg finden die beiden außenpolitischen Stoßrichtungen des japanischen Heeres und der Flotte einen gemeinsamen Nenner. Das Heer dehnt die strategische Sicherung aus, die Flotte erhält neue wichtige Stützpunkte auf dem Weg nach Süden. Hongkong ist eigentlich schon gefallen, wie die Japaner 1938 das chinesische Kanton einnehmen und die britische Festung vom Lande her abschneiden.

Ein neuer politischer Großraum entsteht

Japanisches Filmplakat für den deutschen Film „Unternehmen Michael“ (1937)

Mit gewaltigem Sturmschritt geht Japans Machtausbreitung weiter. 1940 betreten die Soldaten des Tennos zum erstenmal als vertragliche Besatzungsmacht europäisches Kolonialgebiet in Ostasien und ziehen abmachungsgemäß in Hanoi in Französisch- Indochina ein. Wenige Monate später stehen sie in Saigon im Süden der französischen Kolonie, im wichtigsten Ausgangshafen für eine Expedition gegen das britische Singapur. Und wie Japan den Drosselungsversuchen der Angelsachsen zuvorkommt und in heroischer Selbstverteidigung im Dezember 1941 zu den Waffen greift. fallen die Machtstellungen der Westmächte im ostasitasichen Raum wie Kartenhäuser zusammen. Erst fällt Hongkong. Die Japaner ziehen friedlich in Bangkok ein, dessen Regierung sich zur Idee des großostasiatischen Reiches bekennt. Manila folgt und Singapur, Surabaja und Batavia, Guam und (wie Wake-InselnWake und Rangun. Unerhört ist diese blitzartige Machtausweitung des japanischen Reiches, wen unerwartet, aber in der eisernen Logik des Schlagwertes „Asien den Asiaten unter Japans starker Führung" schon seit Jahrzehnten festgelegt begründet. Die Grenzen dieses neuen Großreiches beginnen sich abzuzeichnen, seine wirtschaftliche Autarkie ist gesichert. Die Millionenvölker dieses Erdgebietes, ein Drittel der Gesamtmenschheit, wen unter Japans starker Führung geordneten, befriedeten Verhältnissen und einem ungeahnten Aufstieg entgegen. Sie sind nicht mehr koloniales Ausbeutungsobjekt raumfremder Mächte, sondern Teilhaber an einer gemeinsamen Wohlstandssphäre mit gewaltigen wirtschaftlichen Reichtümern geworden, die unter der bewährten Führung Japans ihrem Aufstieg als neuer aktiver Großraum dieser Erde entgegengeht.

Japan im Zweiten Weltkrieg

Textseite aus der japanischen Ausgabe von Alfred RosenbergDer Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts

Der Kampf um Pearl Harbor 1941 avancierte zwangsläufig zu einem der größten militärischen Mythen Amerikas. Nicht zufällig ist die Ansicht weit verbreitet, der japanische Überfall auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 sei gleichsam der „erste Schuß“ im Pazifikkrieg gewesen, der wenig später zum amerikanischen Kriegseintritt geführt habe. Beschäftigt man sich etwas genauer mit den Details, so ist diese Darstellung sachlich falsch. Das VS-Militär hatte vielfältige Hinweise auf einen bevorstehenden Aufmarsch der Japaner, verlegte ihr modernen und teuren Schiffe und tat weiterhin alles, um einen Angriff der Japaner zu provozieren und es wie einen feigen Überfall aussehen zu lassen. Etliche tausend Soldaten, Angehörige und Zivile fielen während der Kampfhandlungen. Zumindest letztere hätte das Pentagon durch eine rechtzeitige Reaktion auf die Japanischen Aktivitäten leicht vermeiden können.

In der Folge erzielten die Japaner zunächst einige Erfolge; erst mit der Schlacht um Midway 4. Juni 1942 wendete sich das Blatt im Pazifikkrieg. Die japanische Marine verlor vier Flugzeugträger. Im August 1942 verloren die Japaner bei Guadalcanal eine weitere wichtige Schlacht.

Am 27. November 1943 einigten sich VS-Präsident Franklin D. Roosevelt, der chinesische Generalissimo Chiang Kai-shek und der englische Premierminister Churchill in der Kairoer Erklärung darauf, gemeinsam gegen Japan vorzugehen und dessen Staatsgebiet auf seine vier Hauptinseln zu begrenzen. Zudem wurde Korea mit dieser Erklärung eine - von den VSA vielfach propagierte - Freiheit und Unabhängigkeit versprochen.

Die kaiserliche Armee war weit verteilt über das Riesenreich, ihr Nachschub anfällig für Angriffe durch Unterseeboote. Bis 1944 konnte sich die kaiserliche Armee dennoch gut halten. Aber mit zunehmendem Eintreffen von Truppen vom europäischen Kriegsschauplatz und aus den Vereinigten Staaten kam die alliierte Gegenoffensive ins Rollen. Südostasien wurde schrittweise besetzt und in einer Reihe amphibischer Operationen, die als „Inselhüpfen“ bekannt geworden sind, bewegten sich die VS-Streitkräfte auf die japanischen Hauptinseln zu.

Ab November 1944 begannen VS-amerikanische Truppen, die japanische Hauptinsel Honshū zu bombardieren. Am 5. April 1945 kündigte die Sowjetunion den sowjetisch-japanischen Neutralitätsvertrag. Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. und 9. Mai 1945 verblieb Japan als einziger noch ernstzunehmender Gegner der Alliierten. Einerseits war die Militärregierung unter Admiral Suzuki Kantarō noch nicht bereit aufzugeben, andererseits scheiterten Friedensbemühungen seitens der Japaner.

Am 26. Juli gaben die Republik China, die VSA und Großbritannien im Rahmen der Potsdamer Konferenz eine ergänzende Erklärung (Potsdamer Erklärung)zur vormals ratifizierten Kairo-Erklärung ab und stellten Japan ein Ultimatum zur bedingungslosen Kapitulation.

Bei erbittertem Widerstand fielen 1945 in den Schlachten um Iwojima und Okinawa die wichtigsten Verteidigungsstellungen der japanischen Streitkräfte. Trotz dieser aussichtslosen militärischen Lage und permanenter Bombardierungen waren die japanischen Militärs nicht bereit die bedingungslose Kapitulation zu erklären.

Daraufhin entschied das VS-amerikanische Oberkommando im August desselben Jahres, erstmals die Atombombe gegen ein wirkliches Ziel auf japanischem Territorium einzusetzen. Sonstige Alternativen, sei es z.B. die Anwendung konventioneller Waffen oder ein Verhandlungsvorstoß in Bezug auf veränderte Kapitulationsbedingungen wurden nicht ernsthaft thematisiert oder sofort verworfen.[2]

Das erste atomare Kriegsverbrechen wurde von den VS-amerikanischen Luftstreitkräften am 6. August 1945 mit dem Bombenangriff auf Hiroshima verwirklicht. Am 8. August erklärte die Sowjetunion Japan den Krieg, griff sodann mit der Operation Auguststurm auf dem asiatischen Schauplatz des Zweiten Weltkrieges ein und fiel mit der Roten Armee in die Mandschurei und auf den Kurilen ein. Am 9. August erfolgte der zweite atomare Bombenangriff auf Nagasaki. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki waren die ersten und bisher einzigen Kriegseinsätze dieser Massenvernichtungwaffe neuen Typs. Die Bomben ermordeten über 200.000 Menschen, mindestens noch einmal soviele wurden verletzt. Sie richteten schwerste Verwüstungen an, viele Menschen und ihre Nachkommen litten (und leiden heute immer noch an den Spätfolgen) unter den Folgen der Strahlenkrankheit (→Hibakusha). Diese verheerenden Ereignisse erzwangen die bedingungslose Kapitulation Japans, die Kaiser Hirohito am 15. August in einer Rundfunkrede verkündete.

Bereits am 14. August 1945 hatte der japanische Kaiser die Anerkennung der in der Potsdamer Erklärung vorgegebenen Bedingungen erlassen. Sodann trat am 2. September die Bedingungslose Kapitulation Japans in Kraft; die Unterzeichner der Kapitulationsurkunde waren der japanische Außenminister Shigemitsu Mamoru (sowohl im Auftrag und in Vertretung des Kaisers von Japan als auch der japanischen Regierung), der Kommandant der Kantōarmee, General Umezu Yoshijirō (im Auftrag und für die kaiserlich-japanischen Generalhauptquartiere) auf einem Marineschiff der VSA in der Sagami-Bucht bei Tokio. Für die VSA unterzeichnete nach General Douglas MacArthur, Flottenadmiral C. W. Nimitz, für Großbritannien Admiral Sir Bruce Fraser, für die Sowjetunion Generalleutnant Kusma Nikolajewitsch Derewjanko, für Frankreich General P. Leclerc, für Australien General Sir Th. Blamey, für Kanada Oberst Moore Cosgrave, für die Niederlande Admiral C.E.L. Helfrich, für China General Xu Yongchang und für Neuseeland Vizeluftmarschall Leonard M. Isitt.

Am 9. September 1945 kapitulierte noch die, zum Schluß etwa eine Million Mann starke, japanische China-Armee gegenüber den Nationalchinesen unter Chiang Kai-shek in Nanking und die japanischen Streitkräfte in Südostasien kapitulierten gegenüber den alliierten Streitkräften unter Lord Louis Mountbatten am 12. September 1945 in Singapur.

Besatzungszeit und Neubeginn

General MacArthur]] und der Shōwa-TennōVon 19451951 wurde Japan von den Alliierten (faktisch den Vereinigten Staaten) besetzt. Die Potsdamer Verträge reduzierten das japanische Territorium wieder auf die Hauptinseln, die Ryukyu-Inseln wurden US-amerikanisches Hoheitsgebiet (und blieben dies bis 1972).

Während der von General Douglas MacArthur, dem Oberkommandierenden der Pazifikstreitkräfte, geleiteten Besatzungszeit wurden umfassende Demokratisierungs- und Entmilitarisierungsmaßnahmen durchgeführt. Trotz allem blieb aber dem Kaiser eine Anklage in den Tokioter Prozessen erspart und ein Teil der alten Eliten wurde für die Errichtung einer neuen gesellschaftlichen Ordnung herangezogen. Dieses Vorgehen führte zwar zur Errichtung eines stabilen neuen Staatsgefüges (unter Beibehaltung des Kaisertums als tragenden Element).

Anders als in Deutschland wurde in Japan keine Reue gegenübern der Besatzer gezeigt. Alles in allem war die Erneuerung Japans aber ein Erfolg; große Konzerne, die am Krieg verdient hatten, wurden zerschlagen, eine neue Verfassung, die Demokratie wurde 1947 den Japanern aufgezwungen. Reformen im Schul- und Hochschulwesen sollten die Reste der nationalen Einstellung beseitigen. Hinsichtlich der Streitkräfte gab die Verfassung vor, dass nur Selbstverteidigungsstreitkräfte unterhalten werden dürfen. Die USA und Japan sind seither in einem Sicherheitspakt verbunden, der die Vereinigten Staaten zur Unterstützung Japans verpflichtet. 1951 schlossen im Friedensvertrag von San Francisco 48 Staaten offiziell wieder Frieden mit Japan, die Besatzung endete 1951/52.

Japan von den 50ern bis heute

Im Jahr 1956 nahmen auch die Sowjetunion und die VR China wieder diplomatische Beziehungen auf und ein rehabilitiertes Japan wurde Teil der Vereinten Nationen. 1955 etablierte sich ein stabiles System zweier Parteien, der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und der Sozialistischen Partei Japans. Das politische Gefüge ähnelte somit dem zahlreicher westlicher Demokratien. Mit Inkrafttreten des Grundlagenvertrags zwischen der Republik Korea und Japan am 18. Dezember 1965 kam es zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu Südkorea.

Das Land blieb nunmehr außenpolitisch zurückhaltend, aber sein wirtschaftlicher Aufstieg war unaufhaltsam. Automobil- und Schiffbau, später Elektronik wurden die Branchen, deren Exporte das japanische Wirtschaftswachstum der Jahre 1960 bis 1970 entscheidend befeuerten. Japan wurde in die Gruppe der G8-Staaten aufgenommen. 1985 wurde der bis dato vom Devisenmarkt getrennte Yen freigegeben, es kam zu einer Aufwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar. Diese Entwicklung dämpfte die japanische Wirtschaftsentwicklung, da die USA hauptsächlicher Absatzmarkt japanischer Exporte waren und sind.

1989 starb Kaiser Hirohito. Sein Sohn Akihito wurde 1990 Kaiser und damit begann die Heisei-Zeit, die von Beginn an überschattet wurde vom Platzen der Bubble Economy. Japan kam im folgenden Jahrzehnt nicht zur Ruhe. Die Wirtschaft geriet in eine tiefe Krise, mehrere Regierungen und Ministerpräsidenten scheiterten. In den Jahren 2000/2001 gab es erstmals eine Stabilisierung der Situation. Die 2001 gewählte Regierung um Premierminister Koizumi Junichiro war bis September 2006 an der Macht. Nachfolger Koizumis ist sein ehemaliger politischer Zögling Schinzo Abe. Japan ist nach der inneren Stabilisierung, beginnend mit der UNTAC-Mission von 1992, nun auch weltweit im Rahmen von friedenserhaltenden Maßnahmen der Vereinten Nationen aktiv.

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Christian Neeb: Brennende Schiffe am Horizont, Der Spiegel, 30. März 2016
  2. Barton J. Bernstein: Understanding the Atomic bomb and the Japanese Surrender: Missed Opportunities, Little-Known Near Disasters, and Modern Memory, in: Diplomatic History, 1995.